Skip to main content

Full text of "Paul Alfred Müller Welträtsel Universum 1949"

See other formats




P. A. Miiller-Murnau 


Weltratsel 

Universum 


Astronomie im Kreuzverhor 
Eine kritische Untersuchung 



Inhaltsverzeichnis 

Vorbemerkungen 7 

Weltratsel Universum [1949] 21 

Das Problem 23 

Zwischen den Epochen - Dcr Mensch als Nichts im Nichts 1st Dogma- 
tik in der Astronomic moglich? YVissenschaft als Glaube Zeugen ge- 
gen Kopernikus - Hohlwelttheorie contra Kopernikus Astronomische 
Aufienseiter. 

Die Mittel und Methoden der astronomischen Forschung 37 

1. Das Auge: Die optische Tarnkappc Radiosender im Weltenraum - 

Das Himmelsgewolbe Der Horizon t 37 

2. Fernrohre: Zur Helligkeitsverstarkung Zur VergroBerung 67 

3. Die kiinstlichen Augen: Selenzelle und Alkalizelle - Photographic - 

Das Spektrum Der Doppler-EfFekt 72 

4. Mathematik und Gesetze: Die Mathematik als denkbiirokratisches 

Hilfsmittel Die Grundgesetze des kopernikanischen Weltbilds von 
Kopernikus bis Einstein 85 

Schwierigkeiten der kopernikanischen Forschung 104 

Eine Handvoll Luft Die Extinktion Die Refraktion - Sternbcwegun- 
gen Parallaxen und Entfernungsmessungen Die Abberation Die 
Lichtzeitverschiebung Storfaktoren. 

Unbewiesene Voraussetzungen 124 

Primares Licht Athertheorien Die historische Zwangsjacke Gradli- 
nigkeit des Lichts - Radiophanomene - HeiBes Licht. 

Primare YVarme Jahreszeiten und Klimazonen. 

Bestandhafte Gaskugeln Die T ragheit Die Gravitation Die Gezeiten 

Astronomische Widerspriiche 156 

Der unendliche leere Raum Die Sonne Die Entstehung der Erde 
Das Alter der Erde Das Innere der Erde. 


5 



Im Namen der Wissenschaft 1 75 

Die andere Moglichkeit 182 

1st die Erdoberflache konkav gewolbt? 191 

Direktmessungen Lotmessungen Inklinationsnadeln Hohenstrah- 
len - Infrarotaufnahmen - Richtstrahlen Rundfunk Erdschein auf 
Mond. 

RuhtdieErde? 212 

Physik contra Astronomie Rotation gegcn Elektronenstrom Kreisel- 
kompaB Zcntrifugalkraft Luft und Wasser Schwermaterie Erde 
zerreiBt nicht - Erde verbrennt nicht. 

Kriimmt sich das Licht? 219 

Experimentell nachgewiesene Lichtkriimmungen - Astronomische Licht- 
kriimmungen Kraftlinien eines Magneten - Temperaturunterschiede. 

Die Hohlwelttheorie 228 

Vorfragen: Wie groB ist das Universum? Leben wir in der Erde? Was 
ist auBen? - Lichtwege der Erdwelt 'Pag und Nacht Die Jahreszei- 
ten Himmelsmechanik der Erdwelt Mondphasen und Finsternisse. 

Revolution des Geistes 242 

Literaturverzeichnis 250 

Anhang: Buchbesprechungen zt \Weltratsel Universum 252 

Kritik der Hohlwelttheorie [1940] 255 

[Einleitung] 257 

Die Idee der Hohlwelt 263 

1 . Die Lichtwege in der Hohlwelt 264 

2. Ist die Erdoberflache konvex oder konkav? 271 

a) Der Horizont - Photographie der Erdkriimmung - c) Winkel- und 
Positionsmessungen d) Direkte Messungen der Erdkriimmung 

3. Rotiert die Erde? 286 

4. Sonstige Kritik an der Hohlwelttheorie 290 

ZEITSCHRIFTENBEITRAGE 299 

Freder van Hoik [1955] 301 

Soli man Zukunftsromane lesen? [ 1 955] 305 

Zur Relativitatstheorie [1959] 309 

« 


6 


Das Problem 


D ie groBe Unruhe geht iiber die Erde. Die Krisen und Kriege dran- 
gen sich, und die Volker stehen unter auBergewohnlichen wirt- 
schaftlichen und politischen Spannungen. Staaten gehen zugrunde, 
Machtverhaltnisse verschieben sich, Kulturen zerreiBen und gesellschaft- 
liche Ordnungen losen sich auf. Hinter uns liegt das Grauen einer euro- 
paischen Katastrophe, vor uns das Grauen einer Weltkatastrophe. Die 
Kreignisse greifen weit iiber jedes ordiche und menschliche MaB hinaus 
und tragen den Geruch der Zersetzung. Was Millionen Menschen ver- 
nichtend trifft, erscheint nur noch als lokale Endadung innerhalb eines 
groBeren Geschehens und als Symptom einer tieferen Wandlung. 

So beeindruckend auch die politischen und wirtschaftlichen Koidlikte 
mit ihren Auswirkungen auf unser tagliches Leben erscheinen mogen — 
sie gehoren zur Oberflache. Ihre ortliche und zeitliche Wucht wirkt nicht 
iiber groBere Distanzen hinweg. Die wirklich bedeutsamen Veranderun- 
gen vollziehen sich im geistigen Bereich, also vor allem in den Wissen- 
schaften. Auch die Wissenschaften sind in Bewegung geraten — in eine 
ungewohnlich heftige Bewegung, die gelegendich von ihnen selbst als 
krisenhaft und umsturzlerisch empfunden wird. Vieles von dem, was 
noch um die Jahrhundertwende als ewige Wahrheit gait, ist heute bereits 
im Grundsatzlichen iiberholt, und die Pioniere der Forschung arbeiten 
sich verbissen durch das Dschungel des Uberkommenen auf ein Fernziel 
zu, das vor Jahrzehnten noch nicht einmal geahnt wurde. Fur die Physik 
bringt Prof. Dr. Eberhardt Buchwald in seinem Buch »Das Doppelbild 
von Licht und Stoff« (Fachverlag Schiele & Schon, Berlin 1947) diese 
Situation zum Ausdruck, wenn er auf Seite 9 ausfiihrt: 

„Was heiBt und zu welchem Elide studiert man Physik? Eine Frage, 
die sich jeder deutsche Physiker, von der altesten bis zur jiingsten Genera- 
tion, mitten in einer Krise vorlegen sollte, die zwei Kulturepochen des 
Abendlandes und mehr als das scheidet. Wenn die Spenglersche These 


23 


von < Irn aulbliihcnden und vcrwclkenden Kulturen richdg ist, wenn es in 
B< ■sondcrheit richdg ist, dal.i die Physik die representative Wissenschaft 
einer Kultur ist, so sollten die Physiker nicht noch einmal die Schlacken 
einer vergangenen Epoche zwei Jahrhunderte mit herumschleppen, wie 
wir das beim Ubergang vom Mittelalter zur Neuzeit selbst bei den erle- 
sensten Geistern beobachtet ltaben. Das Vergangene bleibt vergangen, 
und ging es »leuchtend nieder«, so ist es hochstens das Leuchten aus der 
Feuersnot unserer verlodernden Stadte. Es muss schon etwas Neues kom- 
men, und wir Physiker sollten uns Tag und Nacht iiberlegen, wie und wo 
wir, unsere Kultur und mit ihr unsere Wissenschaft aus der Verzweiflung 
des Sargassomeeres, in dem wir festsitzen, herauskommen konnen; wobei 
es nicht minder wichtig ist, die Forderung des Tages zu erfullen, zu er- 
kennen, wie heute und morgen die Segel zu setzen sind, als das feme Ziel 
ins Auge zu fassen, das es anzusteuern gilt, in direktem Anliegen oder im 
Kreuzen. 11 

Wir konnen in einer Krisenzeit wie der unsrigen keine allgemeinere 
und bedeutsamere Grundfrage stellen als jene, ob all die beobachtbaren 
Veranderungen einfach einem Chaos zustreben oder ob die Vernichtung 
des Bestehenden dem hoheren Ziel dient, einem Kommenden Raum zu 
schaffen. Gehen wir bloB einem Elide oder gehen wir auf einen neuen 
Anfang zu? Bedeuten die gegenwartigen Zustande die endgiiltige Aullo- 
sung unserer Kultur oder sind sie nur Ubergangserscheinung, die not- 
wendig mit dem Wechsel zwischen zwei Kulturepochen verbunden ist? 
Befinden wir uns heute etwa zwischen zwei Kulturepochen, sodaB damit 
die Umwalzungen und Katastrophen unserer Gegenwart ihre Begriin- 
dung fanden? 

Die Vorstellung von den sich ablosenden Kulturepochen verdanken 
wir nicht der freien Phantasie. Sie geht auf einige weitbekannte astrono- 
mische Tatsachen zuriick. 

Der Friihlingspunkt der Sonne durchwandert in rund 26000Jahren 
die zwolf Tierkreisfelder des Himmels. Diese Gesamtzeit - die astrono- 
mische Priizessionsperiode — ist ein kosmisches Jahr. Jedes kosmische 
Jahr besteht aus zwolf kosmischen Monaten von rund zweitausendjahren 
Dauer, die noch in kosmische VVochen unterteilt werden konnen. Jeder 
kosmische Monat wird von dem Tierkreiszeichen beherrscht, in dem sich 
der Friihlingspunkt befindet. Gegenwartig verlasst der Friihlingspunkt 
sein bisheriges Feld und geht in ein neues Tierkreiszeichen tiber. Das ist 
der niichterne astronomische Befund. Astronomisch gesehen leben wir im 
Ubergang zwischen zwei kosmischen Monaten, also nicht nur im Uber- 
gang zwischen zwei kosmischen Wochen. Mit uns endet eine zweitau- 
sendjahrige kosmische Epoche und mit uns beginnt eine neue zweitau- 
sendjahrige kosmische Epoche. Wir wiederholen also nicht allein jene 


24 


I, Phase des Wocheniibergangs vom Mittelalter zur Neuzeit wie 

I;;! ild offenbar —t, sondem unsere Vergleichszeit hegt beim 

sich zweifellos in erhebhch.i MaBe auf 

iiiiM'ie’ menschlichen Lebensbezirke aus. Jeder kosmische Monat pragt 
, cigene Kulturepoche, ja, jede kosmische Woche zeigt ihre besonde- 
Abweichungen. Der jetzige Ubergang des Fruhlingspunktes ein 
ni ,,,s Tierkreiszeichen bedeutet deshalb tatsachhch n.clits anderes, 

,|,B die bisherige Kulturepoche ihrem Ende zugeht und erne neue beg, 

""'Difaufsteigende Kulturepoche muB sich notwendig wesentlich von 
der versinkenden unterscheiden. Das Bestehende wird ungultig Neue 
|, Icon und neue Erkenntnisse, neue Werte und neue Gesetzhclrkei ten 
woUcn das Gesicht des kommenden Jahrtausends fbnnen Wir durf en 
nicht erwarten, dass das Zukunftigc dem Anerkatmten und Gewohnten 

entspricht Die Veranderung kann durchaus so stark sein, dass wi 

, Freiherrn v. Weizsacker (Zum Weltbild der Physik, S. Hirzel, Leipzig 
I Q43 S 1 64) formulieren diirfen: 

An einem Tage, von dem heute noch niemand sagen kann, o c 
nah Oder fern ist, wird vielleicht ein neuer Mensch die Augen oflnen 

sich mit Erstaunen einer neuen Natur gegenuber sehen. 

In unserer abendlandischen Kultur zeichneten sich die letzten Ja 
hunderte die die abschlieBende Woche der sich auflosenden Kulturepo- 
( he umfassten, durch einen charakteristischen Drang zur Expansion und 
Analyse, ErobLrung und Zerstdrung, Uferlosigkeit und Atomisierung aus. 
S,c zersprengten die raumliche Gebundenheit des europaischen Men- 
schen und brachten eine Expansion nach alien Erdtcilcn , ic os en it 
Kirchenbindungen und zielten einerseits auf den Freidenket, anderseits 
• lu f den Sektenwirrwarr. Sie begannen mit der legendaren Lrfindung 
its und naherten sich mit dem Zerstbrungswahnsinn des le z en 
Krieges ihrer grausigsten Grenze. Sie verursachten von Kopermku 

eine Is—Jche F.xpan.ion bis snr Uneneil.chk.i. en.es g.e„ze„ «en 
Weltalls und bis zur Vision eines explodierenden Umversums. S. ® 
ten die sozialen Ordnungen bis zum Klassenkampf und die wirtsch. 
chen bis zu privatkapitalistischem Freibeutertum und ^teka^ - 
scher Sklaverei. Sie zeugten eine analysierende Wissenschaft, die 
Objekte atomisierte, bis sie ihr nur noch statistisch erfaBbar erschienen, 
wahrend zugleich der Mensch selbst zum nur noch statistisch bemerke - 
werten Objekt einer krebsartig wuchernden Burokratie wurde. Sie brae 
ten eine uferlos spekulierende Philosophic, die sich m unverbindliche 
subjektive Meinungen und Begriffsbildungen aufloste, 

Medizin und eine atomistische Psychologic. Sie beuteten die Bodenschat- 


25 


ze bis zur nahen Erschopfung aus und vernichteten ganze Landschaften. 
Sie bewirkten eine geistige und seelische Zertriimmerung der Kultur, bis 
die Anhaufung beziehungsloser kultureller Mikrokosmen keine Kraft 
mehr besaB, den Durchbruch des Untermenschlichen zu verhiiten. 

Niemand wird zu behaupten wagen, daB diese Epoche die vollkom- 
menste sei oder gewesen sei, die einer Kultur geschenkt werden konne. 
Wir beftnden uns ja immerhin hinter Kriegen und Ereignissen, die uns 
geradezu als Ausdruck des Irrsinns erscheinen. Und vvir sehen ringsum 
nur noch Triimmer fruherer Ziv'ilisation, Kultur, Wirtschaft, Technik 
und Wissenschaft, ohne uns recht vorstellen zu konnen, wie sie sich wie- 
der zusammenfugen sollen. Wenn wir diese Triimmer den zerstorenden 
Gewalten verdanken, die zu einem grundsatzlich neuen Anfang hiniiber- 
fuhren sollen, so ware es sinnlos, sie wieder zu einem kulturellen Behelfs- 
heim zusammenzuflicken, mit viel Miihe und Geschrei aus guten Versatz- 
stiicken wie Goethe oder Beethoven eine Kulturbaracke aufzubauen, die 
im Ernstfall keinen FuBtritt aushalt. Wenn wir schon hoffen, uns im Be- 
ginn einer neuen Kulturepoche zu befinden, dann miissen wir nach neu- 
en Baumaterialien und Konstruktionsgedanken suchen, mit deren Hilfe 
sich ein echter Neubau auf dauerhaften Fundamenten ansetzen laBt. 

Und wir miissen finden, was wir suchen, denn wenn wir tatsachlich 
zwischen den Epochen leben, so miissen bereits jetzt aufsehenerregende 
Erkenntnisse und revolutionare Ideen vorliegen, derer wir uns nur zu 
bemachtigen brauchen. Wir miissen uns nur damit bescheiden, daB die- 
ses Zukiinftige dem Vorhandenen und Anerkannten nicht entspricht. Das 
licgt im Wesen der Sache. Wenn es uns fremdartig, ungewohnt und ab- 
seitig erscheint, so ist das eher ein Vorzug als ein Fehler. Und eine abfalli- 
ge Zensierung vom Giiltigen her besagt nichts iiber den Wert und die 
Gestaltungskraft dieses Zukiinftigen. 

Unsere Aufmerksamkeit gilt der Astronomie. Sie unterscheidet sich 
von alien anderen Wissenschaften durch ein auBerordentliches Behar- 
rungsvermogen. Alle ihre Aussagen, so neuartig sie im Augenblick auch 
erscheinen mogen, gehen auf die Thesen zuriick, daB die Erde eine Kugel 
sei, die um ihre Achse rotiere und zugleich um die Sonne kreise. Diese 
Thesen stammen von dem ostpreuBischen Domherrn Kopernikus, der im 
Jahre 1543 starb. Sie gelten noch heute als ewige Wahrheit und als zwei- 
felsfrei gesichertes astronomisches Fundament. Dafiir laBt sich in alien 
anderen Wissenschaften kaum eine Parallele finden. Vergleicht man etwa 
die heulige Physik mit der Physik desjahres 1543, so ergibt sich nicht nur 
quantitativ und graduell, sondern vor allem auch inhaltlich ein so unge- 
heurer Unterschied, daB die Vergleichsobjekte nichts miteinander gemein 
zu haben scheinen. In der Astronomic dagegen verstrebt sich jede heutige 
Erklarung immer noch gradlinig auf jene kopernikanischen Thesen, und 


26 


cinst Kopernikus im Schein des Butterlampchens zu erkennen glaub- 
„ j sl dem modernen Astronomen unabdingbare Voraussetzung seiner 

I icutigen Erkenntnisse. . ., 

Die kopernikanische Welt ist grenzenloser leerer Raum, in dem sich 
u, u voneinander entfernt Materieballe befinden. Das maBstabhche Bi c 
,.,.uibt Stecknadelkopfe in zwanzig Kilometern Entfernung, oder nach 
,,„Vm Vergleich Gamows (George Gamow »Biography of The Earth«, 
\rmed Sendee Edition 1941) ein Sandkorn auf je vier Kubikkilometer. 
Diescr leere Raum, der unendlich sein soli, reprasentiert ein absolutes 
Nichts Er besitzt keine physikalischen Eigenschaften. Auch seine Fempe- 
,,mr steht beim absoluten Nullpunkt, also nach unserer ublichen Rech- 
uung bei 273 Grad Kalte. 

In diesem eisigen, unendlichen Nichts also fliegen weit voneinander 
entfernt verhaltnismaBig sehr winzige Materiekugeln und Mateneballun- 
,„ n herum. Sie erscheinen am MenschenmaB gemessen groB jedoch 
bleibt selbstverstandlich auch die gesamte Masse all der Milharden tn- 
zelobjekte im Vergleich mit der GroBe des Raums unendlich klein. 

Eins der kleinsten Gebilde im Raum ist unsere Erde, milhonenfach 
und milliardcnfach kleiner als viele Sterne, die wir bei Namen nennen 
Sie rotiert mit 1600 Stundenkilometern fur jeden Aquatorpunkt, kreist 
mil rund 100000 Stundenkilometern um die Sonne und schieBt mit die- 
s<-r zusammen mit 72 000 Stundenkilometern einem femen Raumpun t 
zu wirbelt also in spiraligcn Kurven heimatlos durch die Eiskammer des 
leeren Raums. Auf dieser Erde lebt der Mensch, ein Geschopf weit unter- 
halb der kosmischen MeBbarkcitsgrenze, selbst in der Masse ein unend- 
lich winziges GeschmeiB auf dem luftiiberhauchten Hautchen ernes kos- 
mischen Mikrostaubchens. Er ist ein Nichts im Nichts, dessen korperliche 
Existenz nicht einmal gerechtfertigt erscheint, ganz zu schweigen von 
seinem Anspruch, zu denken, zu erkennen und die Krone der Schopfung 
zu sein Kein Wunder, daB wir beispielsweise bei Ench Schneider »Das 
naturwissenschaftliche Weltbild«, Buchergilde Gutenberg, Berlin 94o, 
au f S 44 lesen: „So nebensachlich erscheint also in der Sternenwelt das 
Leben! Nur durch einen Zufall, fast mochte man sagen durch em M.B- 
verstiindnis sind wir in diese Welt hineingeraten, die uns so femd hch ist 
und so garnicht fur das Leben eingerichtet zu sein scheint. Das Leben ist 
gleichsam nur eine Krankheit, die einen alternden Stern befallt, wenn er 
einmal einem anderen Stern zu nahe gekommen ist.“ 

Wir mochten unseren Astronomen nicht unterstellen, daB sie sich bei 
einer solchen Schau wohlfuhlen, obgleich sie diese vertreten. Anderse.ts 
diirfen wir nicht verschweigen, daB es Menschen gibt, die sich anihr be- 
zels tern. So erklart Bruno H. Bf.rgel in »Der Mensch und die Ster- 
ne« (Aufbau-V erlag, Berlin 1946) mit Nachdruck: ,Ja, es geht GroBes 


27 


von den Sternen aus. Zweierlei lehrt uns das YVeltengewimmel der Un- 
cndlichkeit: Bescheidenheit und VViirde! Bescheidenheit, die freihalt von 
armseliger menschlicher Uberheblichkeit und erkennt, daB wir im Grun- 
de alle nur zitternde Vogel sind am Weltenbaum. Aber auch eine reinli- 
che Menschenwiirde erwachst aus der Beschaftigung mit so groBen Din- 
gen, aus dem Wissen um ihre erhabenen Gesetze, eine VViirde, die tief 
wurzelt im Rechte, das mit uns geboren.“ (S. 21.) 

Und auf der nachsten Seite mahnt er: 

„Kosmisch denken! Das sei das Leuchtfeuer, dem das schwankende 
Schifflein menschlicher Geistesrichtung zustrebc. Erkennen, daB wir Pa- 

rasiten sind auf einem Sandkorn, umherwirbelnd in einem uner- 
meBlichen Getriebe von Millionen Weltsystemen.“ (Letzte Hervor- 
hebung vom Verfasser.) 

Die Bescheidenheit als padagogische Wirkung des kopernikanischen 
Weltbildes leuchtet uns ein, aber es bleibl uns unverstandlich, wie es ne- 
benbei auch noch zur Wiirde verhelfen soli. 

Diese kopernikanische Vorstellung vom Universum verfiigt zwar iiber 
ungeheuer viel Raum, aber sie laBt keinen Platz fur das, was uns men- 
schentiimlich erscheint und entwiirdigt alle unsere Werte bis zur absolu- 
ten Sinnlosigkeit. Wo ist Gott in dieser Eishalle, die bis in alle Unendlich- 
keil reicht? Was reden wir von Geist und Seele, soweit wir mehr darunter 
verstehen als SchweiBprodukte von Gchirnmaterie? Was will dieses Bak- 
teriengewimmel unterhalb der kosmischen MeBbarkeitsgrenze mit Kul- 
tur, Wissenschaft, Kunst, Religion, mathematischen, politischen und sozi- 
alen Systemen? Welcher Holm allein, von Individualist zu sprechen? 
Wer von diesem kopernikanischen Bild aus nach der Mahnung Bruno H. 
Biirgels folgerichtig denkt, der konnte sehr leicht dazu verflihrt werden, 
diese »Parasiten auf einem Sandkorn« bedenkenlos zu Millionen zu ver- 
nichten und sich nicht einen Deut um die Anspriiche zu ktimmern, die 
jeder einzelne dieser Parasiten auf Grund seines Menschentums sich zu 
stellen vermiBt. 

Wir meinen, dieses kopernikanische Bild ist entsetzlich, vor allem 
insoweit, als es die Stellung des Menschcn im Kosmos beschreibt. Wir 
linden, daB der Mensch hier auf grauenhafteste Weise degradiert wird 
und wahnen, daB schon das geringste SelbstbewuBtsein und erst recht ein 
Anflug von VViirde genugen miiBten, um eine solche Weltvorstellung ent- 
schieden abzulehnen. Dartiber hinaus scheint uns ein uniiberbriickbarer 
Gegensatz zu bestehen zwischen dem geschilderten Bild und der Tatsa- 
che, daB Menschen zu denken und zu erkennen vermogen. Es hieBe die 
Schopfung und den Schopfer lastern, wollte man unterstellen, absichtlich 
die Krone der Schopfung in ein derartig groteskes MiBverhaltnis gebracht 
zu haben. Und es hieBe die Dehnbarkeit der dialektisch-materialistischen 


28 


, ianglien uberziehen, zu behaupten, eben diese Ganghen hatten sic 

, cute naturliche kosmische Zuchtwahl, einen kosmischen Kampf urns 

I ) isein und eine Auslese der Besten unter dem MiheuemfluB des unendl 
, lien leeren Raums die Fahigkeit envorben, besagten leeren Raum erken- 

iii nd zu erfassen. _ , ,. 

So Oder so - wir haben AnlaB zu stutzen und uns zu fragen, ob dieses 

kopernikanische Weltbild denn auch das Universum wirklich nchtig e- 

" '"u’nsere Astronomen werden uberlegen lacheln und ohne Zogern aus- 
,,gen daB das kopernikanische Weltbild iiber jeden Zwetfel erhaben 
vv !hr sei. Falls diese Zusicherung nicht ausreicht, um uns zu beruh.ge , 
geraten wir in eine peinliche Lage. Wir wissen, daB die Astronomen ge- 
schulte Wissenschaftler sind und sich besser als wir in ihrem Spezialge 
mskennen. Erscheint uns ihr Weltbild nicht zulassig, so mussen wir sie 
irgendwelcher grundsatzlichen Irrtumer beschuldigen und ihnen zugletc i 
unterstellen, daB sie unfahig sind, diese Irrtumer zu erkennen. Und da 
wir mit unserem Verdacht nicht eine Einzelperson, sondern erne gauze 
Wissenschaft mit Tausenden von lebenden Astronomen treffen, sind wir 
weiterhin gezwungen, zu unterstellen, daB bei all diesen Astronomen eine 
gemeinsame dogmatische Bindung vorliegt, die ihnen d.e Einsicht in den 
lrrtum unmbglich macht. Wir mussen vermuten, daB eine Art religiose 
oder weltanschaulicher Fixierung vorliegt, von der aus ubereinstimmen 

die deichen Irrtumer vertreten werden. 

Darf man denn nberhaupt annehmen, dali W.ssenschaftle, dogma- 

tisch gebunden sind? .... 

Nun man darf es wohl schon. Fur die dogmatische Haltung von Wis- 

senschaftlern aller Sparten gibt es Hunderte und Tausende von Bcweisen. 
Wissenschaftler waren es, die das erste Dampfboot ebenso ablehnten wit 
die erste Gasbeleuchtung oder die erste Eisenbahn, die Galvam oder Ro- 
bert Mayer als irr verschrieen, Edison als Scharlatan verhohnten, Sem- 
melweis das Leben sauer machten, Justus Liebig emsperrten und nach- 
einander aUes Neue fur unmbglich erklarten, solange es nicht greifbar 
vorhanden war. Wir geben aus der Fulle des Matenals nur zwet Beispiele. 
Die Haltung der Astronomic zum Pendelphanomen zeigt recht em- 
drucksvoll, wie die vorgefaBte Meinung zum Auswahlpnnzip wird. 1 u 
Schwingungslinie ernes Pendels verschiebt sich bekatmthch am ^Nordpol 
im Sinne des Uhrzeigers. Wandert man mit dem Pendel nach Suden s 
wird die Verschiebung geringer. Sie hurt am Aquator ganz auf und g ht 
dann in Gegenuhrzeiger-Drehung iiber, die am Sudpo am staiksten . 
Soweit der sachliche Befund. Zu ihm haben viele Physiker Un^rsuc^ 
gen angestellt und Deutungen gegeben (Grant, Rttter, Schopffer, Blunt, 
Cox, Philips, Dufour, Martignac, Wartmann, Welter, d Oliveira, Ha 


29 


*"“*» Erie damit in Verbindung z„ bringen Die 

A,|, nalimen »o„ die.cn Mannern und ihren reck auf.chlulStii 

II Z d”p ZZr' ^ ■» »«l dfe” 

' Pk tL V ' 1 endd beharre gegenuber der Erdrotation und sei damit 

ritZdeZi Ro,a,,on dcr &d " 

I f T T iten BdSpiel biUen Wir ZU bed enken, in welchem Umfantr 
acht ", Pb ° t0graphle verbreit et ist und was ein wissenschaftlichcs Gut 
a hten wie das nachstchende fur einen lebenden Forscher oder Erfinder 
btdcuten wurde der heute der Welt etwas Neues zu bringen wunschtc 
. mag zugleich bedenken, ob sich die Herren Professoren m dem letzten 

lungen auszuslhlieflen" 0 tmSChcldcnd gCWandelt haben, urn Wiederho- 

k Prob ‘ ssorcn der Rechtsfakultat der Universitat GieBen die Zeitee 
* Mn<luns 

.Fltichtige Spiegelbilder festhalten zu wollen, dies ist nicht nur ein 

^ naCH ^ dlich - Untersu- 

ist einc i:;T StCl]t t" SOndern SCh0n der Wunsch ’ dies zu wollen, 
etne Got e.sla.sterung. Man muB sich doch klarmachen, wie unchrist- 

“e G Z “ ” d1 ' MeMChh “ ™ »W. - dch jedeZ 

, ' , ldba ' ZCn Seln b P le gclbild dutzendweise anfert.gen lassen kann 

U “ d ^ M “ JC Di,g ”' T ' in handenmal beZIZi, 

kZ„ “ %«selbilder auf Silbcrplatten fea.haten zu 

Konnen, so ist dies hundertmal eine infame Luge zu nen- 
nen. (Hervorhebungen vom Verfasser.) 

" t gehn, also kaum zu well, wenn wir allgcmein in den Wissenschaf 

“ vermuten. Wenn he„,"e„de 

W„se„sc , alder drese N**, erkann, haben und sie bekamnfen „ ehn 
s jene W.ssenschaltler und mack zugleich die Tiefe der gegenwartigtn 
w.n, dlungen deurheh. Zu den Ursachen und Auswirkungen ®, c h e r Z 
mank se, er aubt, den Grog, ei, eine, Aufsatze. zu i,berfeh m e„ de, efn 
gt. JVlitarbeiter lm 1. Fahrg - Nr 14 Hnr i *a fa- 
vom 15.4. IWverdlLich, >>D " K °“ d< ™ 

„E, ist eine eigen, Omliche Tatsaehe, dalj im gleichcn Malle wie der 

WisTen^chafTals * r , MenKhh ' i ' ««»-«■*» ist, der Glaube an die 
ssenschaft als letzte Automat zunahm. Junge Menschen die stolz auf 

geistige Freiheit und weltanschauliche Unabhangigkeit sind stellen 

zumeist, wenn ihnen eine geisdge Erkenntnis venmtSt wtrd lh ^ 

Frage nach den Grunden und Voraussetzungen dieser Erkenn^ sot 

un vie mehr die schhchte Frage: »I st das wissenschaftlich bewiesemV 

eser geforderte Nachweis der »Wissenschafdichkeit« aber befriedigt sie 


30 


■ ii, m mi wie den glaubigen Christen der Hinweis auf eine Bibelstelle. 
N u i il.idureh ist es moglich gewesen, daB naturwissenschaftliche Theo- 

mid I lypothesen in der Form gedrangter propagandistischer Schlag- 

i il< n von der gesamten zivilisierten Welt als letzte Wahrheiten iibernom- 

wcrden konnten und — obwohl sie in der eigentlichen Wissenschaft 

• limi liingst iiberholt sind — noch heute die Kopfe der »aufgeklarten« 
h n ,i Illicit fallen. 

Urispiel daliir sind die darwinistischen Abstammungsthesen oder auch 
'lie volkstiimlichen Atomtheorien, die Vitamin- und Kalorienlehre usw. 
W.ihrend namlich derartige »Entdeckungen« in unglaublicher Schnelle 
ill ii i Presse und Rundfunk den Erdball erobern, dringen die zumeist bald 
liili;riiden wissenschaftlichen Richtigstellungen, Einschrankungen, Wider- 
ipniche usw. kaum ins Volk, weil sie sich in ihrer Problematik und Kom- 
pli/irrlheit nicht in Schlagzeilen gieBen lassen. 

Auch noch in ciner anderen Flinsicht zeigt sich eine bemerkenswerte 
I’.it.illcle zwischen der ziinftigen Wissenschaft und der Haltung der Kir- 
i lie in friiherer Zeit. Wahrend namlich die junge Wissenschaft der begin- 
nriiden Neuzeit vor allem gegen die Intoleranz der Kirche zu kiimpfen 
li.itle, so hat sie im Laufe der Jahrhunderte die gleiche geistige Unduld- 
imkeit entwickelt. Leider wird nicht immer die Wahrheit zuerst gepriift, 
uiidcrn vor allem und manchmal allein die Frage, ob jener Mensch, der 
da vorgibt, eine Erkenntnis zu haben, ziinftiger Wissenschaftler ist oder 
nii lit, d. h. aber, ob cr als solcher anerkannt wird oder nicht. So manche 
Bauernweisheit ist lange von der wissenschaftlichen Welt als Aberglaube 
.ibgetan worden, bis sie plotzlich wissenschaftlich »wiederentdeckt« und 
damit hoffahig wurde. So wie sich in friiheren Zeiten das soziale Leben 
der Menschheit auf religiosen Offenbarungen aufbaute, so griindet es sich 
in der jiingsten Zeit mehr und mehr auf der wissenschaftlichen Erkennt- 
i lis einiger Auserwahlter. Bedeutende politische Bewegungen, wie z. B. 
der Marxismus kommunistischer Pragung, berufen sich gegeniiber ihren 
Anhangern nicht zuletzt auf die exakte Wissenschaftlichkeit ihrer Ideolo- 
gic als Unterpfand fur den »Glauben« an ihre Richtigkeit. 

Das bedeutet aber praktisch nichts anderes, als daB das als gewaltiger 
Fortschritt gegeniiber dem Glauben friiherer Zeiten gefeierte »Wissen« 
fur die groBe Masse der Menschheit auch nur eine Art Glauben ist, nam- 
lich der Glaube an das zuverlassige, wahrheits- und wirklichkeitsgemaBe 
Erkennen einzelner Menschen; wohingegen der religiose Glaube auf der 
Offenbarung gottlich-geistiger Wahrheiten durch bevorzugte Menschen 
beruht. Horen wir einen maBgebenden Vertreter dcr modernen Natur- 
wissenschaft selbst zu dieser Frage. Prof. Dr. Pascual Jordan, Gottingen, 
schreibt in einem Aufsatz iiber »Die Stellung der Naturwissenschaft zur 
religiosen Frage« (Universitas Nr. 5/1946): 


31 


,Die Versicherung, dal] die wissenschaftlichen Ergebnisse durch Er- 
fahrung gerechtfertigt seien, bleibt im Grunde ganz inhaltlos, solange 
nicht gesagt wird, wessen Erfahrungen maBgebend sind: In Wahrheit 
sind es doch nur die Erfahrungen weniger Auserwahlter, welche fur die 
Richtigkeit der wissenschaftlichen Lehren (im Gegensatz zu den Theorien 
zahlloser Quacksalber und Scharlatane) stehen — die librige Menschheit 
kennt nicht einmal die Laboratoriumstechnik, auf der die Erfahrungsbe- 
weise beruhen. Und jeder Wissenschaftler selber ist fur den groBten Teil 
der Ergebnisse, auf denen er fuBt, auf das gutwillige Glauben an die sei- 
nerseits ungepruften Mitteilungen anderer Forscher angewiesen. ... In 
alledem liegt aber kein Grund, das Zustandekommen religioser Erkennt- 
nis durch die an Auserwahlte erteilte Offenbarung fur etwas grundsatz- 
lich anderes zu halten, als das Zustandekommen wissenschaftlicher Er- 
kenntnis aus der Erfahrung der zu solcher Erfahrung befahigten und be- 
fugten Forscher." 

Wenn nun selbst von der Wissenschaft zugegeben wird, daB ein 
»Wissen« aus eigener Erkenntnis der groBen Masse der Menschen zumin- 
dest heute noch versagt ist, so diirftc die Frage berechtigt sein, ob die 
Erkenntnisse der Wissenschaft solcher Natur und so gefestigt sind, daB 
auf ihnen ein reiner Autoritatsglaube als Grundlage fur die Gestaltung 
des menschlichen Lebens aufgebaut werden kann. Denn das fordert ja 
die »aufgeklarte« Menschheit: Gestaltung des Lebens nach wissenschaftli- 
chen Grundsatzen. Noch vor 40 Jahren ware diese Frage wahrscheinlich 
von der iiberwiegenden Mehrzahl aller Wissenschaftler mit Ja beantwor- 
tet worden. Heute ist das nicht mehr so einstimmig der Fall, nachdem ein 
UbermaB an bitterer Erfahrung gelehrt hat, wohin ein solches wissen- 
schaftlich ausgerichtetes Leben fiihren kann. Prof. Jordan sagt in dem 
angefuhrten Aufsatz selbst: „Eine Zeit, die sich fortschrittsfreudig auf dem 
Wcge wahnte, durch Beherrschung der Naturkrafte den Menschen gliick- 
lich und frei zu machen, fiihrte in unvorstellbare Zusammenballungen 
der Zerstorung und des Verbrechens."" 

Der erste Weltkrieg hat den Glauben an die Wissenschaft als letzte 
Autoritat erschiittert, der letzte Krieg hat ihn zusammenbrechen lassen, 
und zwar bezeichnenderweise nicht einmal so sehr in den breiten Massen 
als gerade in den Kreisen der Wissenschaft. Es entspricht nur dent ehrli- 
chen Forscherwillen und der Wahrheitsliebe echter Wissenschaft, wenn 
heute die Grenzen materieller Erkenntnis offen erortert und die Unzu- 
langlichkeit naturwissenschaftlicher Methoden gegeniiber geistigen und 
moralischen Wirklichkeiten anerkannt werden. Zwei Tatsachen sind es 
insbesondere, die den Bruch in der naturwissenschaftlichen Forschung 
kennzeichnen: das Wiederauftreten des Menschen als eines iiber die 
Naturrciche hinausreichenden geistig bestimnrten Wesens und die Er- 


fundamentaler ^ naturwissenschaftlicher Prinzipien 

W" haf ' ? ” •» der 

' " V gilt der Astronomic. Wenn in to we^emli- 
. I, .gmatische Versteifungen aufgetreten sind, so durfte man an 

, irgendwem im Laufe diesetjahrhunderte berets aufgefallen 

,d dal) man bier und dor, Aussagen finden m„„e, dte gegat d» 

, h ache Wei, b, Id gerichtet stnd. T.bachl.ch hegen f 

, vnr Rpr-eits der danische Astronom Tycho Brahe, ae 

:i;;: ^eriL m,d ^ «***. * 

i. kopemikanischen Weltbildes und machte vor 

, | . „„ daB die Erde nicht urn die Sonne kreisen konne, da sonst auch 

die Kmneten rikklaufige Bewcgungen zeigen mitften t tber 

1 1 * Sl^eVdLn 

gegen die geschlossene Front 
H | pn Die Gesrnerschaft Strindbergs ist wohl <illge 

Uten Consens zu widersetzen den Mut hat.“ (Goethes samthche Wer- 
40 MnTen, Cottascher Verlag, 1858, Band 40, Seite 296.) Und Goe- 
ihe ist es auch, der unter der Uberschrift .Sprichwordtch^ sa^- 
sl , ukt der Babylon’sche Turm, sie sind mcht zu veremen. Ein jeder 

i,a, vt^r^rp“ri ^ ** «. ^ 

Von Edgar Allan roe n Pro f. EmiUo Ami- 

"ischen Wdtbild, eben»^Cy™R. ^ ^ ^ ^ mit 

(e^lrcZogony.. bereits nine neue Siehtmd^ichM, gibb In 
Deutschland behaupten Karl Neupert, Peter Bender und E™. Barthel 
,-ntschieden die Unrichtigkeit des kopemikanischen Welti ■ 
chS z B in »Die Erde als Grundkorper der Welt« (Ebertm-Verlag, 

Erfurt 1940,. Seite 6: ..Das btshertge System der 

nikus bis Eddington bento auf zusammenstimm enden ^ 
menschlichen Bequemltchkctt wider die Natur. .. 
hauptungen, auf denen alle Rechnungen beruhen. ... 

verso. - Rosario (Argentinien): Arpe, 1933. 


32 


Was besagen aber diese zum Tcil noch recht unsystematischen Angrif- 
fe gegen die Tatsache, daB im verflossenen Jahrzehnt ein geschlossenes 
Lehrsystem entstand, das nicht nur beweisend die Unrichtigkeit des koper- 
nikanischen Bildes behauptete, sondern auch zugleich eine ganz neue 
Schau des Universums vermittelte. Die »Hohlwelttheorie« Geokosmologie 
entspringt zweifeOos nicht einer religiosen oder weltanschaulichen Wirr- 
kopfigkeit, sondern liegt auf der Ebene des Geistes und reprasentiert eine 
echte Theorie im strengen wdssenschaftlichen Sinne. Sie wendet sich in 
erster Linie an den Verstand, arbeitet mit zahllosen Beweisen und erklart 
alle wesentlichen Phanomene. GcwiB stellt sic mit ihrer zentralen Vorstel- 
lung, daB das Universum ein raumlich sehr begrenzter und von der Erd- 
obertlache umschlossener Kugelraum sei — so daB war uns mit dem ge- 
samten Universum zusammen gewissermaBen im Innern der Erde befin- 
den — auflergewohnliche Anspriiche an alle, die aus langer Gewohnheit 
heraus die Welt nach dem kopernikanischen Bilde sehen, aber gerade die 
Fremdartigkeit sollte man dem Neuen niemals zum Vorwurf' machen, weil 
sie stets im Wesen einer zukunftweisenden Erkenntnis liegt. Wir halten es 
fur unverantwortlich der Offentlichkeit gegeniiber, wenn beispielsweise 
Robert Henseling in seinem auch sonst mehr als fragwiirdigen Buch 
»Umstrittenes Weltbild« (Philipp Reclam, Leipzig 1939) ein Kriterium 
aufwirft, das einen Sextaner zum Jammern bringen konnte, oder wenn 
etwa Bruno H. Burgcl die gutglaubigen Leser der Jugendzeitschrift »Start« 
zu der Meinung verleitet, fur die Hohlwelttheorie spreche nichts als die 
schiefgelaufenen Absatze. Die Hohlwelttheorie ist zu stabil, urn von einer 
Albernheit umgeworfen zu werden. Man wird sich der Miihe unterziehen 
miissen, sie kennenzulernen, bevor man iiber sie urteilt. Wir erwarten 
diese Bemiihung zwar nicht von Henseling oder Biirgel, wohl aber von 
den Wissenschaftlern und von alien geistigen Menschen, die sich emsthaft 
mit dem Problem des astronomischen Weltbilds befassen. 

Natiirlich Neupert und Lang sind AuBenseiter, und sie trifl't alles, 
was der gt.-Mitarbeiter der »Kommenden« zu diesem Punkte vermerkte. 
Waren sie Professoren und damit Auserwahlte, so stande die Autoritat fur 
sie. Andererseits sollte man bedenken, daB ein Mensch unserer Gegen- 
wart, der mehr als zwanzigjahre seines Lebens in strenger wissenschaftli- 
cher Arbeit diesen Problemen widmete, auch ohne Titel durchaus iiber 
das Wissen eines Gelehrten verfiigen kann. Im Mindestfalle diirfte er zu 
seinem Thema doch wohl erheblich mehr wissen als jener Kopernikus, 
der einst vor vierhundert Jahren die Grundthesen des heutigen astrono- 
mischen Lehrgebaudes verkundete. AuBerdem sollte sich herumgespro- 
chen haben, daB die groBen Wandlungen in der Wissenschaft recht hau- 
fig von AuBenseitern eingeleitet werden, da diese sich leichter den Blick 
fur das Ganze und das Wesentliche bewahren als jene, die durch Teilar- 


34 


gebunden werden. Um nnr einige landlauf.ge Beispiele 

, ,u ./ugreifen: Otto, der Erfinder des Verbrennungsmotors, handt 
,, | mini. inn mit Kattun und Litzen. Werner von Siemens, dem wir den 
mhen, den Dynamo und den Elektromotor verdanken, begann als 
illln n leutnant. Dr. Robert Mayer, der das Energiegesetz aufsteUte 
„ \m. Der beriihmte Faraday war cbensowemg mit akademisch 

n.msgezeichnetwie James Watt oder Edison. 

\|„ , halten wir uns getrost an die Astronomie selbst. Bruno H 
de, selbst als Arbeiter begann, nennt in seinem b ^ e ^ ahnten 
Uni |, cine Reihe astronomischer AuBenseiter. Da ist der Kuhhirte Weber, 

!,, , mm Sonnenforscher wird, neben ihm der Bauer Pa htzsch der den 
, Halley entdeckt. Da ist weiter der Schlosser Carl Batons, feme 

,|. r Musiker Herschcl, der Zimmermann Hall, der Uhrmac er ^ ansui, 

,|, , Sicuerbeamte Leverrier und viele andere. Alles AuBenseiter Und 
, , , 1,,-ini uns nicht mehr als gerecht, Neupert und Lang grundsatzlich die 
(dciehen Qualitaten und Mbglichkeiten zu unterstellen. Wenn sie die 
\ 1 1 onomie nicht in Gnaden aufnimmt, weil sie sich gegen das kopermka 
, | U . Weltbild und die herrschende Lehrmeinung stellen, so ist das eine 
m dcre Angelegenheit, die man nicht von der Person, sondern von der 

S H he aus priifen sollte. r 

Bleiben wir jedenfalls einstweilen vorurteilsfrei. Es kam uns nur darau 
,,, zu zeigen, daB dieses kopernikanische Weltbild doch nicht von alien 
Menschen unbestritten hingenommen wird und daB es ntutr mgs sogai 
cine wissenschafdiche Theorie gegen sich stehen hat, die ubngens gera c 
,|ic Stellung des Menschen im Universum in ausgezeichnete Uberemstim- 
™, Leren A„ S p,uch. n und den geisng-se.liechen Befunden bnngt. 
Wenn wir ein Urteil iiber die Richtigkeit oder Unnchngkerl des as 
nomischen Weltbilds gewinnen wollen, so genugt es nicht it ■> tnn 
nisfahigkeit, Zuverlassigkeit und Glaubwurdigkeit jener Manner zu pru- 
H die es geschaffen haben. So wenig man dem Einzelnen diese Eigen- 
sch’aften absprechen kann, so sehr hat sich doch erwiesen, daB sie keines- 
I ,||, die absolute Wahrheit des Ausgesagten verbiirgen. Die Geschichte 
clcr Wissenschaft ist zwar nach dem bekannten Wort nicht unbed.ngt die 
Geschichte ihrer Irrtumer, aber immerhin ist sattsam bekannt, daB sich 
die mittlere Erfolgslinie der Wissenschaft aus den irrenden Umwegen und 
Abwegen ihrer Diener ergibt. Wir mussen also unsere Untersuchung in- 
sofern beschranken, als wir uns nicht auf die personhehen Qttalitaten 

/C r mhssen'sie weiterhin in der Sache selbst beschrankem Wenn wir 
jede einzclne astronomische Aussage, die in Hunderten von Werken me- 
dergelegt wurde, auf ihre Stichhaltigkeit prufen wollen, so kamcn wir zu 
Sm ungeheuren und uniiberblickbaren Wust. Es hat deshalb wenig 


35 


Sinn, etwa die Zulassigkeit von Entfernungsbestimmungen durch die 
Cepheiden-Methode oder die einzelnen Deutungen zu jeder der 81 Sto- 
rungen des Mondes oder zahllose andere astronomische Spezialitaten auf 
ihre Bestandhaftigkeit abzutasten. VVir miissen uns vielmehr dem Grund- 
satzlichen vvidmen, in dem alle diese Einzelheiten zusammenlaufen bzw. 
aus dem sie erwachsen. 

Eine wissenschaftliche Aussage ergibt sich gemeinhin aus zwei Fakto- 
ren. Der eine Faktor ist die Realitat, die tatsachlich vorhandene Wirklich- 
keit. Das ware in unserem Falle das Universum, dessen reale Existenz wir 
trotz aller vergniiglichen Spielereien des Geistes unterstellen miissen. Den 
anderen Faktor bilden die Mittel und Methoden der wissenschaftlichen 
Forschung, mit deren Hilfe die Wirklichkeit zu erfassen versucht wird. 
Handelt es sich um ideale Mittel und Methoden, so werden sich die wis- 
senschafdichen Aussagen vollkommen mit dem tatsachlichen Befund 
decken. Sind die Mittel und Methoden unzulanglich oder gar irrefiih- 
rend, so diirf'te die Forschung zu Ergebnissen gelangen, die mehr oder 
weniger der Wirklichkeit nicht entsprechen. 

Wir schlagen deshalb vor, sachlich zu priifen, mit Hilfe welchcr Mittel 
und Methoden das kopernikanische Weltbild gewonnen wurde. Diese 
Priifung muB uns zeigen, ob gentigend AnlaB vorliegt, den astronomi- 
schen Aussagen zu vertrauen und das kopernikanische Weltbild fur wahr 
zu halten — oder eben das Gegenteil. 

Wer sich einen sproden wissenschaftlichen StofF gem lebendig und 
anschaulich nahe bringt, mag sich im Geiste eine prozessuale Untersu- 
chung vorstellen. Der Angeklagte ist das kopernikanische Weltbild. Be- 
achten wir jedoch, daB seine Unschuld einstweilen als vollig erwiesen gilt 
und daB die uberwiegende Masse aller Lebenden unseres abendlandi- 
schen Kulturkreises nicht im entferntesten an ihm zweifelt, daB Zehntau- 
sende toter und Tausende lebender Astro nomen - bcrufene Sachver- 
standige in dieser Angelegenheit mit allem Nachdruck die Unschuld 
des Angeklagten vertreten und daB Schule, Presse, Rundfunk, Staat und 
iiberhaupt alle offentlichen Gewalten eindeutig auf seiner Seite stehen. 
Die Anklage wird allein erhoben von unserem personlichen Selbstbe- 
wuBtsein, von unserem Anspruch auf Individualitat und von unserem 
Gefuhl, daB sich menschentumlichc Wertc wie Geist, Seele, Kultur, Gott, 
Wissenschaft, Ethik, Kunst und andere nicht mit jenem Weltbild vertra- 
gen. Die Anklage steht also auf schwachen FiiBen. 

Horen wir nun im Laufe der Verhandlung die Zeugen. Sie stehen 
unter Eid und diirfen nur aussagen, was sie wirklich zur Sache wissen. Es 
bleibt uns nichts als zu hoffen, daB es den Herren Geschworenen moglich 
ist, auf Grund der Zeugenaussagen zu einem Urteil zu kommen. 

0 


36 


Die Mittel und Methoden 

der astronomischen Forschung 


1 . Das Auge 


n ,. r Gesichtssinn ist von alien menschlichen Sinnen praktisch der ein- 
zige , der bei der Gewinnung des Weltbilds Hilfestellung geleistct 

li.il. Scin Werkzeug ist das Auge. oo % ihrer 

Die Astronomie ist eine optisch orientiertc nssc nsc a . 

Vlss ,, cn stutzen sich auf optische Eindrucke. Der Astronom befmdct 
„ |, nicht in der angenehmen Lage, beliebig im Universum herumreisen 

, ihn eben nur aus der Feme sehen. Damit ist er in hochstem MaBe 


ml das Auge angewiesen. Das gilt selbstverstandlich auch dann wenn er 
/wischen scin Auge und den Kosmos Apparaturen einschiebt die zwar 
brstimmte Qualitaten des Auges verbessern, das Auge selbst aber nicht 
liberfliissig machen. Wir werden spater sehen, daB betspielsweise der Em- 
s . ltz von Fernrohren aller Art nichts an der optischen Situation ande . 

Das Auge denkt nicht. Es mmmt Reize auf. Ihre Einordnung und 
Auswertung bleibt der Gehirnzentrale itberlassen, die alle einlaufenden 
Reizmeldungen auf Grund ihrer Erfahmngen und auf Grund der aus an 
deren Sinnesbezirken eintreffenden Meldungen deutet, verknupft, spr 
ST ^ert und revert. Die Situation DBt ^ 

Verhaltnissen in einem Tauchboot vergletchen, m dem die Befehis: 

nur indirekt durch den Beobachter am Penskop untemch ^^ dern im 
Es ist klar, daB eine Fehlerhaftigkeit des Auges zu Falschbildern 

Gehirn ftihren muB. MiBkrummungen von Hornhaut und 

gen Verzermngen und Verzeichnungen, das Versagen von Farbzaptche 

Farbblindheiten . Aber selbst unser normales, gesundes Auge zeichnet si 


37 


dutch bestimmte Unzulanglichkeiten aus, die zu Fehldeutungen fiihren. 
So ist beispielsweise die zeidiche Reaktionsfahigkeit des Auges recht be- 
grenzt. Laufen vor ihm mehr als elf Bilder in einer Sekunde ab, so ver- 
mag es diese nicht mehr voneinander zu trennen. Diesem Mangel ver- 
danken wir bekanndich die Illusion des Films. Es ist besonders bemer- 
kenswert, dad sie uns auch erhalten bleibt, obwohl wir iiber ihre Ursache 
genau unterrichtet sind. Selbst die starkste geistige Bemiihung ist auBer- 
stande, den optischen Eindruck zu korrigieren und hinter dem ablaufen- 
den Film die Wirklichkeit — namlich eine Aufeinanderfolge von Einzel- 
bildern — festzustellen. Wir unterliegen vollkommen der optischen Tau- 
schung. Ahnlich geht es uns, wenn wir an Eisenbahngleisen entlang bli- 
cken. Wir sehen, wie die Gleise in der Feme zusammenlaufen, obgleich 
wir genau wissen, daB sie ihren Abstand beibehalten. Einige weitere opti- 
sche Tauschungen, an denen wir messend die Gewalt des optischen Ein- 
drucks feststellen konnen, entnehmen wir aus Dr. Christof Wilsmann 
»Wunderwelt unter der Tarnkappe« (Fels-Verlag, Essen 1943). 

Wir erkennen leicht, daB das Auge keinen idealen Apparat darstellt. 
Es zeigt die Wirklichkeit nicht so, wie sie ist, sondern verfalscht sie auf 
Grund seiner besonderen Eigentumlichkeiten. Es ist also durchaus nicht 
alles wahr, was man sieht. 

Ist nun das Gehirn ausschlieBlich auf die Meldungen des Auges ange- 
wiesen — wie in der Astronomie so hangt es in seiner Urteilsbildung 
vollig von der Eigenart dieser Meldungen ab. Diese Einsicht bitten wir zu 
bedenken. Wiirde der Astronom beispielsweise eine Frasersche Spirale 
weit drauBen im Weltenraum entdecken, so rnufite er eine echte Spirale 
unterstellen, solange er nicht Verdacht auf optische Tauschung schopft 
und seinen optischen Eindruck entsprechend korrigiert. Merkwtirdiger- 
weise spielen die optischen Tauschungen trotz ihrer Haufigkeit in 


Die „Frasersche Spirale" 

Eine der uberraschendsten Einbet- 
tungstauschungen, die man kennt. Was 
wie eine Spirale aussieht, ist in Wirk- 
lichkeit ein Umeinander von geschlos- 
senen, in sich zuriicklaufenden 
Kreisen. 



38 


Das „Gottschaldtsche Muster' 


Je naher die Geraden an den Quellpunkt der 
Strahlen herankommen, desto verbogener 
sehen sie aus. 


Astronomie iiberhaupt keine Rolle. Ein Verdacht auf optische 
, .Hisrhung wird kaum jemals geauBert und nahezu alle optischen 
I indriicke werden so hingenommen, als bliebe das Auge des 
men von Tauschungen verschont. 

Wenn das Gehirn ausschlieBlich auf die Meldungen des Auges ange- 

ist, so erhalt es kein objckdves Btld der Wirklichkeit, sondern cm 

„|, |„ s das mil den Fehlern und Eigentumlichkeiten des Auges belastet 
, M ;l iso ein optisches Bild. Verkriimmt das Auge eine Lime, so regist- 
, „ , , das Gehirn eine reale Kriimmung, verfarbt es ein Licht so scheint es 
dun it. Wirklichkeit entsprechend farbig zu sein. Objekte, die das Auge 

-rschlagt, weil es sie nicht aufzunehmen vertnag, existieren fur das 

, h liirn nicht, wahrend es geneigt ist, die Welt nut Phanomenen zu fullen, 
die ihm nur das Auge vorzaubert. 

Das Auge vermittelt kein objektives Bild der Wirklichkeit, sondern 
ein optisches Bild. Das bedeutet in der Umkehrung: Das optische 
Bild ist nicht notwendig ein wahres Bild der Wirklichkeit. . 

Es ist also kaum zulassig, vom optischen Eindruck her eine astronomi- 
, he Aussage zu machen oder gar ein Weltbild zu gestalten, solange nicht 
/i ivor der schlussige Nachweis erbracht wird, daB objekttves und opU- 
s< hes Bild vollig iibereinstimmen. 




Die „Z611nersche Tauschung" 

Eine Einbettungstauschung, die es er- 
klart, warum girlandenumwundene 
Stangen schief zu stehen scheinen, ob- 
wohl sie ganz gerade im Boden stecken. 


39 


Kaum zu glauben! 


Die Lime a ist genau so lang wie die Linie b, obwohl die Linie b wesentlicli kiirzer zu 
sein scheint als die Lime a. Eine \\ i tikcl- und Streckentauschung. 


Unsere astronomischen Entlastungszeugen werden hier von einer 
doppelten Moglichkeit Gebrauch machen. Die einen werden behaupten, 
dab jene Ubcreinstimmung tatsachlich vorliege, da das astronomische 
Auge nicht an optischen Unzulanglichkeiten leide. Die anderen diirften 
die grundsatzliche Moglichkeit von Irrefiihrungen durch optische Unzu- 
langlichkeiten zugebcn, jedoch darauf hinweisen, daB die Eigentiimlich- 


Die „Heringsche Tauschung" 

Waren die geraden und parallelen 
Linien nicht in das Strahlenmuster 
eingebettet, wiirde man sie sofort 
als Gerade und Parallele erkennen. 



40 



Schon ist ein Zylinderhut! 

Aber er darf nicht genau so hoch sein we 
breit, sonst sieht er viel zu hoch aus. Unser 
Auge neigt dazu, die Senkrechten zu uberwer- 
ten. Bitte, messen Sie selbst nach! Der Hut ist 
grenau so hoch wie breit. 


k, urn und GesetzmaBigkeiten des Auges geniigend bckannt seien, so daB 
das optische Btld aus dem besseren Wissen heraus jederzeit entzer- 

ii n konne und tatsachlich entzerre. 

I ni beiden Einwanden gerecht zu werden, wol cn wit urn ,nu 
iiid'iihrlicher jenen Unzulanglichkeiten unseres Auges wtdmcn, die au 

,1, , brim Blick gegen das Universum bemerkbar machen. Wn untersu 
, also praktisch die Frage, ob im Auge Eigentumhchkeiten ’ 

i lie das objektive Bild des Weltalls zu etnem opmehen Scheinbdd ^ 

, Gleichzeitig wollen wir priifen, ob die Astronomie diese Unzulang 
hkeiten erkannt und aus ihrem Wissen um die optische Vexterung her- 

,i us berichtigt hat. 



Wieviel Wiirfel? 

So scheinen es sechs zu sein. Aber 
drehen Sie das Bild mal um. Schon 
sehen Sie sieben Wiirfel. Weifi ist im- 
mer oben fur das Auge. 


41 


a) Der Punkt im Auge 


er Bildschirm unseres Auges, die Netzhaut, ist sehr dicht mit Sehzapf- 
chen bedeckt. Man rechnet im gelben Fleck mit 14000 bis 15 000 Seh- 
zapfchen auf einen Quadratmillimeter, also auf eine Hache, die kleiner 
als der oftgenannte Stecknadelkopf ist. Sie sind naturlich entsprechcnd 
schmalhultig. Ihre Dicke ist mit 0,003 mm oder in der Winkelgrdfle mi, 
oU (lunfzig Bogensekunden) gemessen worden. 

Am Rande vermerkt: Urn den BegrifFder Bogensekunde zu verstehen 
stellen Sie stch am besten sinnfallig eine Torte vor. Urn den Mittelpunkt 
herum ltegen 360 Grad. Schneiden wir also die Torte in 360 spitze Stu- 
cke auf, so umfafit jedes Stuck einen Winkel von 1 Grad. Dieser wird in 
60 (sechzig Bogenminuten) unterteilt, eine Bogenminute wieder in 
' ( sec zl g Bogensekunden). Eine Bogenminute ist also der 21 600. Teil 
unserer 1 orte, eine Bogensekunde der 1 296 000. Teil. 

Jedes Sehzapfchen steht nun fur einen Lichtpunkt. Ein einzelnes Seh- 
zapfchen liefert ein Punktbild, das man mit dem Einzelpunkt eines Ras- 
ters vergleichen konnte. YVollen wir von einem Gegenstand mehr als nur 
ein Punktbild erhaltcn, so miissen wir schon mehrere Sehzapfchen in An- 
spruch nehmen, die dann freilich eine entsprechende Winkclgrofie bean- 
spruchen. Die untere Grenze liegt bei 75 Bogensekunden. Was unter ei- 
nem kleineren Winkel eintrifft, trifft eben nur ein einziges Sehzapfchen 
und erlaubt deshalb kerne Gestaltwahrnehmung mehr. 

Das bedeutet: 

Jedes behebige Objekt, das unter einem kleineren Winkel als 75" 
an I der Netzhaut abgebildet wird, erscheint uns als Punkt. 

Wichtig ist weiter: 

Ein Punkt im Auge sagt nichts iiber die wahre Gestalt und Gro- 
Be des Objekts aus. 

Und noch eins: Wenn ein Punktbild auf einem Sehzapfchen auftrifrt, 
so ist die Leitung besetzt. Alle Gegenstande hinter jenem Objekt, von 
dem unser Punktbild stammt, kommen optisch nicht mehr zur Wirkung 
alls sie nicht dank einer entsprechend starkeren Lichtstrahlung durch das 
erste Objekt hindurchzuschlagcn vermogen. 

Die Punktbilder der Nahobjekte verhindern die Wahmehmunt; 
der Fernobjekte. 


Auge 



42 


Du geringe WinkelgroBe, die zur Erzielung eines Punktbildes erfor- 
, 1 1 • 1 1|< I, ist, macht es verstandlich, daB Punktbilder bereits von den Verun- 

der Luft geliefert werden konnen, von Staubkornchen, RuB- 

II, „ ki hen, W assertropfchen u. a. m. ... Dazu braucht man kaum viel zu 
»,t|;en, denn jeder von uns ist wohl schon einmal durch Nebel oder durch 

Siaubwolke hindurchgegangen, die ihm die Sicht in die Feme ver- 

I mill haben. Bcdenken wir jedoch, daB iihnliche Wirkungen auch dann 
Miliieteu miissen, wenn Dunst und Staub weniger dicht um uns herum 
In gen. Um jeden von uns herum wimmelt es auch bei klarster Luft von 
Milliarden und Abermilliarden Fcinstteilchen. Die Nebclwirkung tritt 
, I. halb auch dann auf, nur wird sie starker zur Fragc der Entfernung. 
\\ as uns sonst auf kurze Strecke den Anblick eines Hauses oder eines 
It. mines verwehrt, fmden wir bei guter Sicht eben nur iiber Tausende 
tide i Zehntausende von Metern verteilt. 

1 )ie Wirkung muB notwendig die gleiche bleiben. 

Die Luft liefert Milliarden von Punktbildern, von denen bei 
ausreichender Sichtweite die gesamte Netzhaut abgedeckt 
werden kann. 

b) Das Gesetz der Linse 

I user Auge enthalt eine bikonvexe Linse. Eine dcrartige Linse sammelt 
dll- Lichtstrahlen, die aufihr eintreffen, und vereinigt sie in einem Punkt. 
I )as zeigt jedes Brennglas. 

Versetzcn wir uns jetzt einmal in den Brennpunkt und blicken durch 
i In Linse nach auBen, so gewinnen wir den Eindruck, daB die Linse die 
Lichtstrahlen nach alien Seiten verstreut. In dieser Situation befindet sich 
praktisch unser Gehirn. 

Machen wir nun ein Experiment: 



43 


c) Die Augenebene 


Wir legen uns flach auf den Riicken — irgendwo in der freien Ebe- 
ne — und blicken zum Himmel hinauf. Ein guter Freund von uns setzt 
quer iiber den Himmel cine Kette von Meterballons, und zwar jeden ein- 
zelnen haargenau so weit von der Oberflache unserer Augenlinse ent- 
femt, dab er uns eben als Punkt erscheint. Wir wissen bereits, dab er im 
idealen Falle dreitausend Meter Entfernung einhalten mub. Wir sehen 
jetzt also von ganz links bis ganz rechts eine Kette solcher Ballonpunkte 
iiber uns. 

1st diese Kette nun in Wirklichkeit gradlinig oder ist sie gewolbt? Nun, 
sie ist natiirlich real gewolbt. Die Wolbung der Linse mub sich in entspre- 
chender Vergroberung wiederholen, denn das Auge nimmt ja Gegenstan- 
de gleicher Grobe eben nur dann unter dem gleichen Winkel wahr, wenn 
sie den gleichen Abstand von der Einsenwolbung besitzen. 

Jetzt mag unser Freund in die Kette hinein weitere Ballons setzen, die 
zwei Meter Durchmesser haben, dafiir aber sechstausend Meter weit ent- 
fernt sind. Die Sehwinkel bleiben damit die gleichen. Auch diese Ballons 
erscheinen uns als Punkte und das Auge reiht sie in die vorhandene Kette 
ein, ohne iiberhaupt zu merken, dab sie andere Groben und Entfernun- 
gen vertreten! Treiben wir die Sache auf die Spitze. Wir lassen durch un- 
seren Freund jetzt Tausende von Ballons iiber den Himmel verteilen, alle 
mit ganz verschiedenen Groben und Entfernungen, aber in jedem Einzel- 
falle so, dab die Sehwinkel immer gleich bleiben, dab uns also der betref- 
fende Ballon eben als Punkt erscheint. Was sehen wir? 

Wir sehen einen gewolbten Ballonhimmel, der die Wolbung unserer 
Augenlinse riesenhaft wiederholt. Und wir bedenken zugleich, dab dieser 
Ballonhimmel in Wirklichkeit nicht gewolbt ist, da die Ballons in den ver- 
schiedensten Entfernungen stehen. Die Rolle unserer Versuchsballons 
wild alltaglich von jenen Milliarden Partikeln in der Luft iibernommen, 
die wir bereits erwahnten. Wenn wir zum Himmel blicken, so haben wir 
fortgesetzt einen solchen Ballonhimmel iiber uns, denn 1'iir das Auge ist es 
belanglos, ob die Punktbilder von Ballons oder Staubteilchen oder Was- 
sertropfchen kommen. Das gilt fur den idealen Fall vollig klaren Him- 
mels. Dab es erst recht gilt, wenn sich dort oben die Objekte als Wolken 
nebelartig drangen, ist selbstverstandlich. 

Es ergibt sich: 

Das Auge sieht ideale Fernsichten stets als flache Gewolbe. 

Das bedeutet umgekehrt: 

Wenn wir konkav gekrummte Gewolbe sehen, so brauchen die- 
se in Wirklichkeit nicht vorhanden zu sein. 


,.l, ll( I Vrnsichten erhalten wir nur, wenn wir zum Himmel blicken. Bn 
(jewohnlichen Blickrichtung beziehen wir die Erde mil ein u 
' „ dann Dinge in unmittelbarer Nahe und andere in groberer Ent er- 
' | ; rh Das Auge versucht natiirlich auch jetzt, jene Wolbung zu 

I ,, Vc/errungen. Wir muten ihm etwas zu viel zu. In der optiscne 
weit W,e moglich sehen, in den Randbezirken aber 
, „ h auch alle moglichen Gegenstiinde aufnehmen, die sich m u 
II rc r Nahe befinden. Das ergibt dann Kriimmungen, die sit i 
’ m , hr zu dner gleichmabigen Wolbung zusammenfugen lassen. 
I.',,, |, immerhin - wir konnen sie bei einiger Aufmerksamkeit sc on 

|;“zun,chst in einen Tunnel hinein. Rechts und links, oben 

1 in, ten stehen in geringer Entfernung Wande, Dedj» und Fah b 

m In der Feme liegt der Tunnelausgang als Heine, hell OBnur« m 
, „ , I,,,, Achse Wenn wir in der Hbhe der Augen ein Lineal haltcn, so 
h leicht feststellen dab sich alle Linien oberhalb der Augenho- 
I ' ""'nken wahrend alle Linien unterhalb unserer Augen aufsteigen. Bei- 
an *, Linealtan.e, also in der An g en„6„e, an- 

' ""stehen wir uns jetzt auf eine LandstraBe und blicken auf , hr entlang. 

Wi r wissen dab sie in Wirklichkeit vollig eben verlauft und nicht urn 
"II "isscii, uau sie- , „ ■ u:„ A.mrpnhohe an- 



44 


45 


real 



™ Slrailenrande klein.r warden 

“ auf jeder 

kurz 1 st. Es empfiehlt sich nur i mmer e in T in n ‘ cht gar zu 

ten. Dann fallt uns das Phim . n’ • unter dle Augen zu hal- 

haupt nicht mehr bemerken ' Hp V* "" ^ hebeF Gewohnheit uber- 
klar. Das Auge 7 ****** ^ Die U "ache ist 

Kraftcn ein und zentriert es auf d ^ gCSamte Slchtf< ' ld nat 'h besten 
bungen fallen ^ Ei >»v6I- 

ger interessant ab2 sic s J 7 r u Untereud ™* auch weni- 

d iesem Zusammenhang, da B Ts ^ ““ “ 

IT " as “ 

Einkriimmungen verhaltnfsm^ig'wTing "auf Wi/fh” ^ ^ * eidichen 
Ebenen, von denen die eine aufsteigt und die andere sich^nkt & ^ 

“ n rur das a - - — * - 
Au^r!: t ZZT a,s ideal ; Fernsicht glcic “ g » <«e 

achters in einer WbW d ^ 7 7 * ^ Stand P Unk ‘ Beob- 

ung, die sich umso starker der idealen Wolbung an- 



46 



Scheinwolbung des Meeres 


•li ii III, je hbhcr sich das Auge iiber der Erde befindet. Selbstverstiindlich 
I him niemand selbst in hochsten Hohen starkcre Wolbungen sehen, als 
'In I .insenwolbung hergibt, aber ein Flieger sieht das Land unter sich 
il.ii krr gekriimmt als ein Leuchtturmwarter und dieser wieder starker als 

i m Spazierganger. 

Nun mochten wir bedenken: 

Unmittdbar iiber der Erdoberflache befmden sich sehr viel Staubteil- 
■ lien, Wassertropfchen, RuBflockchen und andere Partikel, die vielc 
I’uiiklbilder zur Abdeckung der Netzhaut liefern und in hohcm MaBe die 
liinlcr ihnen liegenden Objekte abricgcln. Im Himmelsabschnitt dagegen 

ii hwcben die Partikel weniger dicht, sodaB sie erst iiber groBere Entfer- 
iiiing hinweg die optische Wand bilden. Das optischc Phiinomen miiBte 
. i Iso die vorstehende zeichncrische Darstellung linden. 

d) Das Strahlenende 

I Intersuchen wir nun eine weitere Eigentiimlichkeit unserer Augen. Wir 
nehmen von cinem Lichtstrahl, der auf die Netzhaut trifft, nur den End- 
reiz, also gewissermaBen den letzten Millimeter auf. Vielleicht konnten 
wir notfalls auch noch das kurze Stiick Strahl zwischen Netzhaut und 
I .inse iiberwachen, aber 

wie der Lichtstrahl aufierhalb des Auges verliiuft, bleibt unbe- 
kannt. 

Er kann gcrade sein, aber selbst wenn er sich in wilden Kurven kriim- 
men wiirde, vermochten wir das optisch nicht festzustellen. Das Strahlen- 
ende allein erlaubt keine Aussage. 

Das Auge verlangert das Strahlenende stets zu einer Geraden! Tra- 
fc also ein femes Licht auf krummen Wegen in unser Auge, so wiirde das 
Auge von der Kriimmung iiber ha up t keine Notiz nehmen, sondern den 
auftreffenden Lichtpunkt gradlinig in die Feme hinausprojizieren! 


47 



Damit abcr wiirde es dann die Lichtquelle an eincr ganz anderen Stellc 
als an ihrem wirklichen Ort sehen! 

Das Auge befindet sich damit in der Lage eines Mannes, der im dich- 
ten Nebel auf der LandstraBe geht und vor sich das Ende eines Seils 
schleifen sieht. Er wird wahrscheinlich folgern, daB das Seil an einem 
Wagen hangt. Es konnte aber auch sein, daB ein treibcnder Ballon das 
Seil nachschleppt, daB es also sehr bald eine starkere Kriimmung an- 
nimmt, als unser Mann im Nebel ahnt. GcwiB, unsere Alltagserfahrung 
scheint uns zu zeigen, daB die Lichtstrahlen gradlinig auf uns zukommen. 
Das besagt aber nichts iiber ihren Verlauf uber groBere Entfemungen 
hinweg. Wir konnen beispielsweise aus unserer Alltagsbeobachtung her- 
aus eine Verkriimmung von 3 mm auf tausend Meter optisch nicht fest- 
stellen. Ein Lichtstrahl mit einer derartigen Kriimmung wird von uns als 
durchaus gerade gewertet. Dieser gleiche Lichtstrahl konnte jedoch trotz 
seiner so geringen Kriimmung nie den nachsten Stern erreichen, sondern 
wiirde in der Bahn der Erde um die Sonne herumlaufen. 

Verzichten wir jedoch fur jetzt darauf, zu priifen, welchen Weg die 
Lichtstrahlen real nehmen. Wir miissen uns spater ohnehin ausftihrlich 
mit dieser Frage beschaftigen. Einstweilen gentigt die Erkenntnis, daB das 
Auge 

nur das Endstiick eines Lichtstrahls empfangt und nicht festzustel- 
len vermag, ob die Lichtstrahlen gradlinig oder gekriimmt durch 
den kosmischen Raum laufen. 



Hertzsthe Wellen 


S'chtbares 

Spekirum 


m -r >1 *'"■ 11 

\{ hwiogvHgM 


Punhen- 

Telegraphie 


i nd tux' flaschen 


T rn 

vh 


I I 1 1 1 - 1 11 1 


Ronlgen- wd 
Rad'umsfrjhlen 


ll I .... 1 


10.0"np} 


4 kifoinagnctischer Wellen 


nach Lc bedew. 1 Skalds, rich - 1 Ok, aw, fur 2» - 1024 is, 1000 gesetzt, 

e) Die Wellengrenze 


Wcsen des Lichts liegen zwei verschiedene wissenschafthche Theo- 

vor, die sich freilich wohl schon in absehbarer Zett zu einer etnztgen 

verschmelzen durften. Sowohl die Korpuskulartheone wte die 

\\ i II, iithcorie bnngen Belege zu ihren Gunsten. Diese physikahsche 
,,oblnmtik soil uns in dieser Untersuchung nicht beruhren. Wir nehmen 
1U , |, koine Stellung, wenn wir uns jetzt auf die Wellentheone beztehen. 

Das Licht gilt als Teilgebiet der elektromagnetischen Erscheinunge . 

/„ diesen rechnet man Funkwellen, Elektrizitat, Licht, Rontgenstrahlen, 

, , umnastrahlen und Hohenstrahlen, also Wellen von Kilometerlange bis 
ll Ihen, die nur winzigste BruchteUe eines Millimeters messen 
NVcllcnlangen miBt man gewohnlich in Angstrom-Einheiten. 1 AE ist 
h ./, oooooo mm. Eine Welle von 1 0 000 AE ist also Wo mm lang.). 

Das Auge nimmt nur elektromagnetische Schwingungen zwischen 
4000—8000 AE auf. 

Nur dieser schmale Schwingungsbereich ist sichtbares Licht und ist 
( |,, u A ug e zuganglich. Alle anderen elektromagnetischen Schwingungen 
, s.stieren fur das Auge nicht. Das ist eigentlich eine ungeheure Sache, die 

man sich recht bedenken sollte. 

Das Auge sieht nur einen Ausschnitt der Wirklichkeit. 

Von all den Wellen, die iiber die Erde und durch den kosmischen 
Raum laufen, nimmt es nur einen ganz geringen Anted wahr. 

f) Die optische Tarnkappe 

Lassen wir die Aussagen zusammen: 

Das Auge vermittelt kein objektives, sondern ein opUsches Bdd. Diese 
optische Bild braucht der Wirklichkeit nicht zu entsprechen. jedes Objekt 
wird bei einem kleineren Sehwinkel als 75 Bogensekunden zum Punk - 
Ein Lichtpunkt im Auge sagt nichts iiber die wahre Gestalt der Lichtq 

l( "ideale Ferns.chten erscheinen dem Auge stets als flache Gewblbe. Se- 
hen wir ein Gewblbe, so braucht dieses real nicht vorhanden zu sein. 

Himmel und Erde treffen fur das Auge stets annahernd m der Augen- 

ebene zusammen. 


48 


Insgesamt: Das Auge ist kein Burge fur die Wirklichkeif F, • , 

Damn liegt das Umversum unter einer optischen Tarnkappe' 

S e„«to‘ " W,r “ Mer »n,e, b«„„de re! I„,„e s . 

Je " en C -“ h ''‘ , “ d '" die ™ bereil, e,„ m al fo” . 

J£‘ die As,r„„„ mic * Frag*^;, des opd>chen Ei „ d „ cts er 
Hat sie die opiischen Uozulangiichkeiien beriicksichligt und ihre In, 

sagenme.brges.mtesWel.biidopdschneutralisier,? 

lid, Z “‘ halt k ° pernikanisc he Weltbild Aussagen, die auseehlieB 

Hch ^:r nde ' scin ' zus,ande ,,nd 

Dzese Feststellungen wollen wir jetzt nicht im einzelnen beleeen Wir 
werdeujed^h m weiteren Verlauf unserer Untersuchu ng ^Z e 

der Vergangenheit nich, so ausschlieBlieh opdseh oriendm hade 


50 


, l, i. Ill nwcise in der Lufthiille zu sekundaren Schauern verstreut- - im 

tv In lien iiberall auf der Erdoberflache mit gleicher Starke und verti- 

i 1 1 ,in sodaB der Eindruck entsteht, als befmde sich irgendwo da drau- 
II) II cine strahlende Kugelwand oder eine kugelschalige Schicht, von dor 

.In se Hohenstrahlen gleichmaBig von alien Seiten her zur Erdober- 
ll H In m hicBen. 

W ei. lies Weltbild ware wohl aufgestelll worden, wenn seinerzeit Ko- 

i is mit seinen Augen nicht die Lichtwellen, sondern diese Hbhen- 

.1 1 ,i I ilen wahrgenommen hatte? 

Heine weiB die Astronomie mit den Hohenstrahlen nichts Rechtes 
,,, ul. ingen. Sie lassen sich in ihr optisches Weltbild nicht einfugen. Die 

I i ut'e ist nur, was von beiden realer existiert - dieses optische Bild der 
\\ , 1 1 oder diese Hohenstrahlen mit ihren fiinfzig Millionen Elektrovolt. 

I >.i hat man weiter in den letzten Jahrzehnten die Rundfunkwellen 
, niilrekt, studiert und technisch ausgewertet. Wir werden spater zeigen, 
,|,il| sich die Rundfunkphanomene mit dem kopernikanischen Weltbild 
im In vereinbaren lassen. Rundfunkwellen sind elcktromagnetische Web 
leu, die bestimmten Ausbreitungsgesetzen unterliegen. Wir duiften sie 

I I mesf'alls iiber ganze Erdteile hinweg oder gar urn die Erde herum schi- 
.Mii konnen. Um den alltaglich iiberpriifbaren Behind zu erklaren, muB 
die Astronomie Erklarungen abgeben, deren Haldosigkeit sich leicht 
n. n hweisen laBt. Sie muB den langen Wellen zuschreiben, daB sie sich 
inn den Erdball herumkriimmen, und fur die kurzen Wellen muB sie eine 
I leaviside-Schicht erfmden, so daB sie sich im Zickzack zwischen Erd- 
oberllache und Heaviside-Schicht fortpflanzen konnen. Welches Weltbild 
h.itte Kopernikus wohl aufgestellt, wenn er nicht die Lichtwellen, sondern 
die Radiowellen gesehen hatte? Und welches Weltbild wiirde wohl ein 
modemer Astronom aufstellen, wenn er sich nicht allein auf seine Augen 
vcrlieBe, sondern auch die Radiowellen — ganz abgesehen von anderen 
Botschaften aus dem Universum — einbezoge? 

Wir bitten, diese Frage zu bedenken, wahrend wir P. Bellac’s Artikel 
» Radiosender im Weltenraum« in der »National-Zeitung«, Basel, in der 
Wiedergabe durch »Neue Auslese«, 3. Jahrgang, Heft 1, zitieren. 

Radiosender im Weltenraum. 

..Sir Edward Appleton, der beriihmte englische Physiker, dessen For- 
schungen den ersten AnstoB fur die Erfmdung der Radargerate gebildet 
haben, hat vor kurzem die Aufmerksamkeit auf einige Erscheinungen ge- 
lenkt, die schon seit geraumer Zeit von einem kleinen Kreis von Wissen- 
schaftlern verfolgt werden, aber jetzt erst ihrer Losung naherzukommen 
scheinen. Es handelt sich dabei um die Tatsache, daB im Weltenraum 
gigantische Radiosender schweben (diese und folgende Hervorhebun- 


51 


gen vom Verfasser), die uns mit ihren elektrischen Wellen standig bom- 
bardieren, ohne daB wir dies bis vor wenigenjahren wuBten. 

Um dasjahr 1930 beschaftigte sich der amerikanische Radiospezialist 
K. G. Jansky mit der Erforschung von atmospharischen Storungen. Um 
ihren Ursprung festzustellen, benutzte er besondere Antennen, mit denen 
er die Richtung der Storquellen mit groBer Genauigkeit angeben konnte, 
wie etwa die Lage einer Gewitterfront odcr anderer Naturerscheinungen, 
welche die Atmosphare elektrisch beeinflussen. An Tagen, an denen sich 
sonst keine atmospharischen Storungen meldeten, horte Jansky im Laut- 
sprecher seines Instruments ein zischendes Gerausch, das sich nur dann 
zeigte, wenn er bestimmte Stellen des Himmelsgewolbes anpeilte. Dabei 
wanderte die Storquelle in genau 23 Stunden 56 Minuten rund um die 
Erde, also im Intervall eines Stemtages. Die elektrischen Wellen konnten 
demnach nicht von der Sonne stammen, sondern sie kamen unmittelbar 
aus dent Weltenraum. Es dauerte einige Jahre, bis Jansky als »Stor- 
sender« die MilchstraBe feststellte, aber alle wciteren Bcmuhungen, den 
genauen Ausgangspunkt der elektrischen Wellen zu linden, waren ver- 
geblich. 

Das Interesse am »Storsender in der MilchstraBe« wurde erst wah- 
rcnd des letzten Weltkrieges wieder geweckt. Bei der Arbeit mit Radarge- 
raten im 5-Meter-Wellenband wurde namlich haufig das zischende Ge- 
rausch gehort, wenn man den Himmel nach Flugzeugen absuchte. Die 
inzwischen stark verbesserten Apparatc ermoglichten aber auch eine viel 
genauere Anpeilung des Himmels, sodaB nach Kriegsende die Forschun- 
gen Janskys mit Aussicht auf besseren Erfolg wieder aufgenommen wer- 
den konnten. Die beiden englischen Physiker Phillips und Parsons be- 
nutzten fur diesen Zweck ein umgearbeitetes 5-Meter-Radargerat, mit 
dessen Hilfe sie eine Himmelskarte anfertigen konnten, aus der die Inten- 
sity der aus dem Weltenraum eintreffenden Radiosignale zu entnehmen 
ist. Es hat sich dabei gezeigt, daB die stiirkste Radiosendung aus der Ge- 
gend des Sagittarius, die zweitstarkste vom Cygnus herriihrt. AuBerdem 
machte man noch eine weitere, interessante Feststellung. Wahrend die 
Radiostorung vom Sagittarius wahrend langer Zeitraume unverandcrt 
bleibt, weist jene des Cygnus deutliche Intensitatsschwankungen auf. 

Woher stammen nun diese Radiosendungen? Gehen sie von den Ster- 
nen der MilchstraBe aus? Wenn ja, dann miifite auch unsere Sonne sol- 
che elektrischen Wellen ausstrahlen. Tatsachlich wurde schon im Jahre 
1942 von einem englischen Radarempfangsgerat, das deutschc Bomber 
festzustellen hatte, ein deutliches Zischgerausch festgestellt, wenn die An- 
tenne die Sonne anpeilte. Ahnliche Beobachtungen hatten auBerdem be- 
reits 1937 Radioamateure gemacht. Es war aber erst in den letzten bei- 
denjahren moglich, dieser Frage auf den Grund zu gehen. 


M m kann ohne besondere Schwierigkeiten berechnen, ob ein gluhen- 
, Licht und Warme noch die langeren Radiowellen aus 

::: 

LI- » wenn die S „„nen«eeken auftauchen, wk » 

,|, , wieder mit ^qTe'an e^ner groBen Gruppe von Sonnenfle- 

fT Glekhzertig zeigte es stch aber, daB die aufgenommenen 
UdL^mtMt^^ lale Million sthrher waren, als die For- 
\ , . Berechnungen erwarten durften. Jeder Sonnen- 

-* *- r Ld!,unB nr dm 

‘ , tens einer Million Kilowatt (Hervorhebung P. Bellac) aus. 

S r “ dl, unsere Radios, anonen «e»de» 

, )mng in »Sonnenflecken« unwahrschetnlich, 

f LTd^S V t™der MilchstraBe, sondern 

tr ££ 

Wie d XkStladenen Molekiilen verschiedener Stoffe (womit P. 

Sr — entfernl sein. In der NdRe der groBer, 
stme 1 Mdehs.ndle sind s.e d.eh.er gesii, nnd geraien a„B„dem unier 

“ 

53 


52 


nahe kornmen, dann werden sie heftig angezogen, und dabei konnen 
elcktrische Wellen auftreten. Eddington hat auch die Geschwindigkeit 
bestimmt, mit der solche Teilchen sich im Weltenraum bewegen. Nach 
seiner Theorie ware aber die errechnete Intensitat der bei uns eintreffen- 
den elektrischen Wellen kaum den zehnten Teil so hoch, wie wir sie 
beim Empfang der Mile list raden-Signale tatsachlich messen. (Welches 
Gliick - sonst hatte vielleicht doch jemand die als absurd erweisbare 
Deutung Bcllac/Eddingtons ernst nehmen konnen. Der Verfasser.) 

Man steht heute also noch vor einem Ratsel. Vielleicht sind beide An- 
sichten ricluig, namlich, dab sowohl die Sterne wie die Elektronen- 
Materiewolken in ihrer Nahe sich als gigantische Radiosender betiitigen. 
Wir konnen diese Frage heute noch nicht klaren. Wir wissen nur, dab uns 
ohne UnterlaB kosmische Radiosignale erreichen, die im Bereich der 
Sterne der MilchstraBe von machtigen Elektronenwirbeln ausgestrahlt 
werden. Mit Lichtgeschwindigkeit reisen sie durch den Weltenraum, und 
einige dieser kosmischen Wellcnziigc verirren sich auch auf unseren win- 
zigen Planeten. Als leise zischendes Gerausch im Radioempfanger ver- 
nehmen wir dann ihre Botschaft, die heute noch voller Ratsel ist, uns 
aber vielleicht in naher Zukunft helfen wird, das kosmische Geschehen 
besser zu verstehen." 

Nach diesem Abstecher in das Vorfeld echter Forschung miissen wir 
nun zur Astronomie zuriickkehren. Wir haben noch zu priifen, ob die 
Astronomic wenigstens dort die optischen Bedingtheiten beriicksichtig- 
te, wo sie wirklich kaum zu iibersehen waren. Wir wahlen daftir zwei 
Beispiele, zu denen wir uns auf Grund des Vorangegangenen bereits ein 
eigenes Urteil erlauben diirfen. 

g) Das Himmelsgewolbe 

Wir stellten fest, da!3 das Auge beim Blick zum Himmel aus den Punktbil- 
dern der Milliarden Partikel in der Luft ein Baches Gewolbe schafft. Die- 
ses optische Gewolbe bezeichnen wir landlaufig als Himmel. 

Das Himmelsgewolbe ist ein rein optisches Phanomen! 

Es ist also keineswegs so, daB sich wirklich liber uns der Himmel 
wolbt, sondern diese Wolbung wird uns vont Auge nur vorgetauscht. Sie 
ist in Wirklichkeit nicht vorhanden. 

Ganz drastisch belegt das eine Wolkendecke, die man von unten 
und von oben betrachtet. Von der Erde aus sehen wir sie schiisselformig 
iiber uns gestiilpt, wahrend der Flieger in sie wie in eine Schiissel hin- 
einblickt. 

Da die Punktbilder der Luftpartikel die Netzhaut besetzen, ist das op- 
tische Himmelsgewolbe lur das Auge eine reale Wand, durch die es nicht 


54 





hmdurchzublicken vermag. Diese optische Wand deckt alles, was sich 
v, , drauBen befmdet, ebenso wirksam ab wie etwa eine Nebelwan . 

Was sich jenseits des Himmelsgewolbes befmdet, bleibt fur das Au- 

gc unsichtbar! 

Deshalb ist es einfach unmoglich, in das Universum hineinzu- 

blicken! 

Naturlich gleicht dieses optische Gewolbe nicht einem Gewolbe aus 
Mein oder Beton. Es besitzt mehr die Dichtigkeit eines Nebels Am besten 
(litrftc der Vergleich mit einer truben Mattscheibe oder Milchglasscheibe 

" 1 Diese gcwolbte Mattscheibe begrenzt unser astronomisches Sichtfeld. 
Sic crlaubt es nicht, Objekte jenseits im Raum noch wahrzunehmen falls 
nicht mit auBergewohnlicher Lichtstarke hindurchschlagen Objekte 
gcringer Leuchtkraft bleiben einfach unsichtbar, wie z.B. Dunkclsterne, 
Dunkelwolken, schwache Sterne. Anderseits erlaubt s.e infolge thru 
Durchscheinbarkeit ohne weiteres das Durchscheinen starker Lichter 
sofem diese uberhaupt nicht erst sekundar an ihr entstehen Wir konnen 
also Sonne, Mond und Sterne durch die gewolbte Mattscheibe hindurc t 
schen. Dabei ist allerdings damit zu rechnen, daB wir die konturen der 
Lichtquellen nicht mehr scharf erfassen konnen, da die Mattscheibe ebon 
doch triibt und verschleiert. 

Schon aus diesem Grunde haben wir zu bcfurchten, daB ^ 

die exakte Erforschung des Universums mit optischen Mit- 
teln unmoglich ist. 

Einen interessanten Beleg fur die Mattscheiben-Wirkung der ^opti- 
schen Wolbung scheint die Beobachtung zu bieten, daB Sonne, Mon 
und Sternabstande am Horizont wesentlich groBer erscheinen als im Ze- 
nith Das Phanomen wurde eine Erklarung fmden, wenn wir annehmen 
konnten, daB wir nicht Sonne und Mond selbst, sondern deren Bdder 
auf der Mattscheibe wahrnehmen. 

Wichtig ist nun noch ems: 

Das Himmelsgewolbe, das wir wahrnehmen, ist raumlich recht c- 
grenzt. Sein Durchmesser ist zwar groBer als der unseres Sichtleldes 


55 



(siehe Horizontzeichnung), aber dafur halt sich unser Sichtfeld auch in 
recht bescheidenen Ausmafien. Was wir normal von dcr Erdoberflache 
iibersehen konnen, sind in der Ebene einige Kilometer im Umkreis, von 
einem Turm oder einem Berg einige Dutzend Kilometer. Unsere optische 
Plattform ist cine kreisrunde Scheibe. Und iiber diese stiilpt sich, einige 
Kilometer weiter drauBen ansetzend, das Himmelsgewolbe. 

Setzen wir jetzt diesen Sichtraum zur ganzen Erde in Beziehung, so 
ergibt sich, daB er an dcr ErdgroBe gemessen sehr klein bleibt. Verklei- 
nern wir etwa die Erdkugel zu einer Kugel von zwei Metern Durchmesser 
und geben wir unserem Sichtfeld groBziigig zwanzig Kilometer Durch- 
messer, so erhalten wir aus dem runden Verhaltnis von 1 200000 Me- 
tern : 2 Metern einen MaBstab von 600 000 : 1. Unser Sichtfeld wiirde 
also an dcr 2-Meter-Kugel einen Durchmesser von reichlich 3 Millime- 
tern und zugleich das Verhaltnis, das nachstehende Zeichnung andeutet, 
crgeben. Uberraschend, nicht wahr? Dabei haben wir auch noch groBzii- 
gig gerechnet. Jcne poetische Darstellung, wonach der gleiche Himmel 
die getrennten Liebenden iiberwolbe, erweist sich als Irrtum. 

Der Himmel ist eine lokale Angelegenheit. Jeder Ort und jeder Be- 
obachter besizt seinen eigenen Himmel. Berlin hat seinen Himmel fur 
sich, ebenso Leipzig, Mfinchen, Rom, London - kurz, es gibt zahllose 
Himmel iiber der Erde. Nebenbei bemerkt: Das landlaufige ptolemaische 
Weltbild, das vor dem kopernikanischen gait, ist nichts anderes als das 
Weltbild dieses optischen Sichtbereichs. Seine Elemente sind ein schei- 
bcnfbrmiges, ebenes Stuck Erdoberflache und das Himmelsgewolbe, das 
sich daruber stiilpt und die kreisende Wanderung von Sonne, Mond und 
Planeten dahinter zu sehen erlaubt. Wir finden dieses ptolemaische Welt- 
bild heute diirftig, aber man hiite sich lieber, daruber zu spotten. Es 
konnte sich eines Tages herausstellen, daB es seine Existenz nicht einer 
Unfahigkeit oder einem Nichtwissen seiner Urheber verdankt, sondern 
einer bewuBten und bewundernswiirdigen Bescheidung. 

Hat nun die Astronomie all das erkannt, zugestanden und beriick- 
sichtigt? 

Unsere Antwort muB leider ein glattes Nein sein. 

Die Astronomie ist sich oflenbar nicht bewuBt, daB das Himmelsge- 
wolbe ein rein optisches Phanomen ist. 

Sic ist durchaus der Meinung, in das Universum hineinblicken und es 



Die Welt hinter der Welt 

S,, Stellte sich dcr mittelalterUche Zeichner das Weltgebaude vor, die Erde als “ 
.... ii t'.i..,i„ Himmrk rUihinter die verborgene andcre 


mi , optischen Mitteln exakt erforschen zu konnen. Diese Meinung war 
r |ic Voraussetzung aller Forschungsbemuhungen der letzten Jahrhu 

<lr ' Sie berucksichtigt femer nicht die lokale Begrenztheit des Himmelsge- 
wolbes und glaubt, der Himmel wdlbe sich urn die ganze Erde herum. 

■ Anmerkung der Herausgeber: Diese Abbildung (Hier ist ubrigens der Rand der On- 
uhrtlzeichntmg weggelassen worden.) frndet sich in Helen astronom.schen und the- 
' ndten BUchem mit dem Hinweis, es handele sich urn einen „mittelalter- 

Holzstich“, der das damalige Weltbild wiedergebe. Als Herkunftszeit wird 
weehselweise dcr Zeitraum zwischen dem 15. und 16. Jahrhundert angegeben. Tat- 
S ichlieh ist diese populate Darstellung, offenbar vom franzosischen Astronomen und 
Schriftstellcr Camille Flammarion (1842-1925) in Auftrag gegeben oder gar selbst 

„ babe den Punkt gefunden, wo dcr Himmel und die Erde sich beruhren ... ). Fruhe- 
.. i . n__. i ..nTiittplt werden. 


56 


57 



Noch mehr: Sie leitet aus diesem Irrtum eincn Beweis fiir die Ku- 
gelgestalt der Erde ab! Sie behauptet namlich, man konne schon dar- 
aus die Kugelgestalt der Erde ersehen, daB man von jedem Punkt der 
Erdoberilache in das Universum hineinsehen konne. Der Augenschein 
lehre bereits, daB die Erde vom Universum umgeben werde, also eine 
Kugel sei. 

Es ist besturzend, daB wir die Astronomie bereits in diesen Punkten 
des Irrtums und der Unzuliinglichkeit zeihen mussen. Die optischen Ge- 
setzmaBigkeiten und ihre Wirkungen sind sattsam bekannt, sodaB sich 
ihre Beriicksichtigung erwarten lieBe. 

h) Der Horizont 

Der Horizont ist, wie wir bereits sahen, jene Linie in Augenhohe, an der 
Himmel und Erde zusammenstoBen gewissermaBen unser Lineal, das 
wir vor die Augen hielten, in die Feme verlegt. Die linie entsteht dutch 
eine Ansammlung von Punktbildern und infolge der Wolbungstendenz 
der Augenlinse. Sie entsteht selbstverstandlich ganz unabhangig von 
der wirklichen Gestalt von Himmel und Erde allein infolge der Ei- 
gentiimlichkeiten unseres Auges, wiirde also auch entstehen, wenn Erde 
und Himmel dreieckig, achtkantig oder vollig eben waren. 

Der Horizont ist keine kosmische, sondern eine optische Erschei- 
nung. 

VV ir bitten, das sorgfaltig zu bedenken. 

Nun spielt der Horizont in der Astronomie eine nicht unerhebliche 
Rolle. Er hat unter anderem eincn der haufigsten und volkstiimlichsten 
Beweise fur die Kugelgestalt der Erde zu liefern. 

Wiirde man heute von den rund funfhundert Millionen Angehorigen 
des abendlandischen Kulturkreises einen Beweis fur die Kugelgestalt der 
Erde abfordern, so diirften 450 Millionen antworten: Die Erde ist eine 
Kugel, weil man ein Schiff am Horizont auftauchen und verschwinden 
sieht. 

Damit wird nicht etwa nur eine naive Volksmeinung geauBert, son- 
dern die offizielle Lehrmeinung der Astronomie und — was vielleicht 
noch schlimmer ist die fachliche Uberzeugung des heute leben- 
den, modernen Astronomen. Zum Beleg zitieren wir den Dozenten 
der Heidelberger Sternwarte Dr. Bohrmann aus seinem Aufsatz: »Ist das 
kopernikanische Weltbild falsch?« (Umschau 23/1937): 

„DaB die Oberflache konvex . . . ist, schlieflt man daraus, daB von ent- 
fernten Schiffen auf dem Meer nur die Masten, von entfernten Bergen 
nur die Gipfel zu sehen sind . . . “ 


58 



l Jnd diese Aussage eines modernen Astronomen kam nicht etwa bci- 
sondern im Zentrum einer Beweisfuhrung zugunsten des koper - 

1 ''''\V^Z^cTnnn urn das Schiff, das am Horizont auftaucht und ver- 
,< hwindet? Wir wiederholen unsere Horizontzeichnung und fugen on 

mit dent Oberbau erscheinen. Vor dem Oberbau 
err hultnismaljig wenigen, vem.reu.en 

vicl groBere Masse von Parukeln. Unnunelbar ube r dem’ 

Wasserdunst, Wassertropfchen und sonstige l eilchen < 

"l oben an wird die Dichtrgkeit imme, gednger Drasmch gesag, seben 
„ „ im Himmelsabschnitt weiler als unterhalb der Augenhohe. 

hall, sehen wir suers, den Oberbau. Und beim Vemchwmden »r 

Urn am langsten. Das scheint uns eine ganz emfache und klart Ang 
n heit zu sein, die mit einer Erdwolbung iiberhaupt mchts zu tun hat. 

' Urn Irrtumer zu vermeiden: Das Schiff wtrd nicht etwa am Honzom 
p , t ist e i n Schiff ublichen Formats zu groB — sonden 

::: c ^i7.r:chg»„a ^ 

" Wu sind also der Mdnung, daB sich mit dem auftauchenden Schiff 
keine Kugelgestalt der Erde beweisen lasse, ja, daB man mit d 

- — -- rr rt ksS 

1 lorizont ist nun einmal mchts, was 
dera eben eine optische Erscheinung. Vor allcm aber: 

Der Horizont ist keine reale Erdkrummung. 

Vielleicht gib. es eine derartige Erdkrummung in der Wirkhdrkc.t, 
vielleicht'zeichnet sich trgendwo die Erdkuge, 
mungslime gegen den Wel.enraum ab, aber geseh.n ha. 

Krummung noch kein Mensch. 


59 


Rakete 



Ganz recht: 

Noch kein Mensch hat die reale Rriimmungslinie der Erde wirk- 
lich gesehen. 

Es ist namlich unmoglich, sie zu sehen. 

Die Erklarung liegt darin, dad die Wolbung eincr Kugelobcrflache 
gegen den Mittelpunkt der Kugel nur am jeweiligen Grodkreis der 
Kugel wahrgenommen werden kann, niemals aber an einem Kleinkreis! 

YVir wollen uns das klarmachen: 

In der vorstehenden Zeichnung lassen wir eine Rakete nach den iibli- 
chen (falschen) Vorstellungen in der Tangente gegen die Wolbungslinie 
der Erdkugel photographieren. Die Rakete mag Tausende von Aufnah- 
men anfertigen, wobei sie sich langsam um ihre Achse dreht, so dad sie 
die ganze »Erdwolbung« um sich herum aufnimmt. Denken wir uns die 
Lichtstrahlen zwischen »Erdwolbung« und Apparat jetzt etwas massiver, 
vielleicht als Bleistifte, so haben die vielen Aufnahmen insgesamt einen 
Kiris auf der Erdoberflache beschrieben. Unsere gestrichelte Linie zeigt 
den Durchmesser dieses Kreises. 

Nehmen wir uns jetzt einen Apfel zur Hand und schneiden uns in der 
Durchmesserlinie ein Scheibchen weg, so zeigt uns das helle Fleisch des 
Apfels die Gesamtflache, die der Apparat bestrichen liat. Es handelt sich 
um eine Kreisflache. Die Randlinie ist eine Kreislinie. Selbst wcnn unser 
Apparat auf eine Aufnahme davon ein groderes Stuck bringen kann, er- 
halten wir nur eine Kriimmung gegen den Kreismittelpunkt, niemals 
aber gegen den Kugelmittelpunkt. Und das bleibt immer so, ganz 
gleich, aus welcher Hbhe man aufnimmt. Solange man nicht den einen 
Grodkreis der Kugel (den Aquator) fadt, photographiert man immer nur 
Kleinkreise, und diese Kleinkreise zeigen immer nur Verkriimmungen 
gegen den Kreismittelpunkt. 


60 





|)„- Situation wird klarer, wenn wir einmal andere Erdgestalten tm- 

I , ummungen gegen den Kreismittelpunkt zeigen. 

Woraufes ankommt, ist dies: , T , . 

In alien drei Fallen wiirden wir genau das gletche Erge nis 
. ; vcnn so i c he Falle praktisch iiberhaupt moglich waren. Erne Krum- 
-Ume auf ciner sole hen hvpothetischen Aufnahme ware immer nur 

,| i( . Erde konvex oder konkav oder iiberhaupt mch. gewolbt 

Niemals und unter keinen Umstanden kann erne Aufnahme 
vo „ heute oder morgen eine reale Wolbung gegen den Erdnut- 

telpunkt zeigen! 

, v • • Wir haben um dieser Klarung willen voriibergehend un- 

'* « ■ ^ 

l:Xl iJbS aus den op.ischen Eigensehaften des Lin- 

ran- x, Pr rlerkt Es ist ebensogut moglich, dad die opusene 

von, Laien herausfmden, erst rech, naturlieh vom Wrssenschal der,^ ^ 

eUemfeTdavo” togt dnd, d™ : Erdkmmmung photographieren an 
konnen? 

^^T*. Zeicbnongen -h an. — — 

Griinden oberhalb des Textes. 


61 


\v as soil man dazu sagen, wenn sie der gesamten breiten Offentlich- 
keit gegeniiber behauptcn, die Kugelgestalt der Erde durch direkte Auf- 
nahmen der Erdkriimmung beweisen zu konnen? 

Bosartig und unverantwortlich scheint uns eine Aufnahme zu sein, die 
wir der Bilderwoche »Wien« Nr. 15 vom 17. April 1947 entnehmen, 
ebenfalls wieder mit dem vorhandenen Begleittext. Diese Aufnahme und 
einige andere gleicher Art wurden in den letzten Jahren von alien groBe- 
ren Zeitungen und Bildzeitungen gebracht, sowohl in Amerika wie in Eu- 
ropa, wie in Australien und Siidafrika. Man bedenke die ungeheure Wir- 
kung auf die breite Masse einschlieBlich aller sogenannten Gebildeten, 
die sich gutglaubig auf das verlaBt, was ihr von der Wissenschaft geboten 
wird und nunmehr selbstverstandlich die Kugelgestalt der Erde als vollig 
bewiesen betrachtet. Man bedenke zugleich, welchc Riesenarbeit es erfor- 
dern diirfte, solche Irrtiimer und Verfalschungen wieder zu korrigieren — 
auch noch gegen die autoritative Gewalt der Astronomie. 

Doch zu unserer Aufnahme. 

Wir empfehlen, an die weifie Horizontlinie ein Lineal zu legen und 
zwar tiber die Strecke, wo sic wirklich weifl ist, also unter Auslassung des 
letzten Fiinftels rechts oben. Die Linie ist gerade!! 

Von einer Wolbung liegt nicht die Spur vor. Die Wolbung wird nur 
vorgetauschl durch den kleinen Knick, durch das Absetzen der Linie. 

Das wiirde aber nicht ausreichen, urn den gewiinschten Eindruck zu 
erzielen. Er wird hauptsachlich hervorgerufen durch die keilformigen hel- 
len Schattierungen auf der Aufnahme, die wohl Wolkenflachen (?) dar- 
stellen sollen. Wir bitten, sie versuchsweise abzudecken. Dieser Trick, 
durch entsprechende Schraffierung eine Kriimmungsillusion zu erzeugen, 
ist uralt. 

Als weiteres Hilfsmittel dicnt die schrage Einbettung des Bildes in den 
Rahmen. Auch dieser Trick ist nicht ganz neu. 

Rahmt man die Aufnahme anders und beseitigt man die hellen Keile, 
so wird so leicht niemand auf die Vermutung konnnen, die Aufnahme 
zeige eine Kriinrmungslinie. 

Wir unterstellen, daB wir diese Aufnahme einem sensationshungrigen 
Reporter verdanken. Es ware schlechthin unfaBbar, wenn Wissenschaftler 
in ihrer Verblendung, dogmatischen Gebundenheit und Verantwortungs- 
losigkeit so weit gehen wurden, bewufit solche frisierte Aufnahmen als 
Propagandamittel zuzulassen. Es muB allerdings gesagt werden, daB bis- 
her kein einziger Fall bekannt wurde, in dem irgendein Astronom 
gegen diese Art Aufnahmen protestiert hatte. 

Es bleibt uns nun noch zu beantworten, wieso an anderen Aufnahmen 
solcher Art iiberhaupt eine Kriimmung auftreten kann. 

Machen wir uns das auf einfachste Weise klar an einer Zeichnung, die 


62 


„„ ,, i|i, nines Lang »Dre Hohlwelttheorie« (Sclnrmer & Mahlau, Frank- 
Ihii Alain, 1938) entnehmen: 

Wir setzen den Rand einer Schiissel oder einer Tasse gegen te 
„ Wenn wir jetzt eine Kleinigkeit ankippen, sehen wtr am hmtere 



Die Bilder-Woche, Wien Nr. 15 v. 17. 3. 47 schreibt zu dieser Aufnahme: 

..Die Erde ist rundl Wer noch eines 

i-rlialt ihn durch die obrge Aufnahme au 150 000 ^ das kurzllch 

aulomatische Kamera zustande, die m en _ Rxmd der Erde“ ist der 

in Neu-Mexiko abgeschossen wurde.“ (Der dunkle Fleck am „Kmd 

Golf von Kalifornien.) 


63 




et"pnch', Kr ™ mUnS! “'' dieJ “ er auf der Aufhahm# 

u„ir z ^^rzr den — 
^zz;2:,T^z s seB ' n den Mi " dp ™ h * r ^ 

™rs«tt3^ie h ' T~T “ * *** 

PI ■• u . Erdlnue, sondern eben nur jenes rein optische 

Lassen wir es dabei bewenden 

dif..f • C- • . S unaet bie scheint uns damit schlecht fun 

uJ h s “ ei ' " sidl Au “ 

imJ£Z£ d j, “ ich : f dn “ ™» 

d ^| den V °* n °P t ' sc * len Eindmck 'her be^esen^erdeiT^ 

lassen uns befurchten, dafi g ^nzelf alien aufwtesen, 

da, kopemikanische Weltbild in alien P„„ lKn , in dene „ eJ sjch 
aul den optischen Eindruck stutzt, falsch ist. 

Und das kopernikanische Weltbild stutzt sich mit QQ »/ c • * 

gen auf den optischen Eindruck- SeUler AuSSa ' 

in den lei^Jabeen inimer w.ed, die 


64 



ii /i iischriften aller Erdteile hinweg ausgeblufft wurde. Einer unserer 
Mit.iibeiter im Forschungskreis des IN-Clubs, Herr E. Theodor Lassig, 

'I lien, hat sich der Miihe unterzogen, eine Aufnahme einmal zeich- 

Ii und rechnerisch durchzuarbeiten. Er hat dabei seine besondere 

\mIiiii i ksamkeit darauf gerichtet, ob die vorhandenen Rriimmungen 

der Voraussetzung einer kopernikanischen Erde iiberhaupt 

• nistehen konnten. 

\\ i i nehmen sein Ergebnis, das iiber alle Fehlermoglichkeiten hinweg 
i mdeutig genug ist, voraus: 

VVenn die Erde wirklich eine Vollkugel ware, so waren diese Auf- 
nnlimcn iiberhaupt unmoglich! Nur eine konkav gewolbte Erde 
U. inn solche Aufnahmen mit solchen Krximmungsverhaltnissen 
lie fern. 

,,Nach griindheher Vorarbeit konnen wir uns dem Kernproblem der 
l .nlkriimmung zuwenden. Wir wollen das Kriimmungsverhaltnis beim 
kopernikanischen Weltbild errechnen. 

Der Kreis um den Punkt Me (Erdumfang) hat die Mittelpunktsglei- 
i hung 

x 2 + y 2 = 6360 2 = 40449600 (M M) I.) 

M e = M e + ER = 6360 + 97 = 6457 (km) 

Von R aus legen wir eine Tangente an A (xo ; yo) 

xox + yoy = 6360 2 II.) 

Wir setzen die Koordinaten von R:X;y in die Gleichung ein: 
6457 xo + O yo = 40449600 

xo = 6264 (M e M) III.) 
yo = 1100 (AM) IV.) 

Die Strecke AB hat nach unseren Ergebnissen die Lange von 
2200 km. 

Um den Punkt M’ ermitteln zu konnen, mussen wir eine zweite 
Zeichnung anfertigen. 

RA hat den Richtungsfaktor tan Alpha = y °-~z. y = — 5,7 

X o X 

Wir nehmen Alpha deshalb mit 100 Grad an. 





65 


Der Winkel Beta betragt dann 140 Grad; Gamma hat 50 Grad. 

tan Gamma = 1,1918 V.) 

Fur die Strecke EE’ ergibt sich nun folgende Gleichung: 

EE’ = 1,1918 x — y — 7579,8480 = O VI.) 

Die Tangente RA hat folgende Gleichung: 

RA = 5,7 x + y — 36804,9 = O VII.) 

Aus den beiden Gleichungen konnen wir die Koordinaten fur E' 
errechnen und erhalten: 

xE’ = 6440 VIII.) 

yE' = 96,9 

Nun ist noch die Lange der Strecke EE’ fur uns wichtig; sie ist 
EE’ = ca. 123 km IX.) 

Das Krummungsverhaltnis betragt be? einer Aufnahmehohe von 
97 km: 

EM’ :AB = 123 :2200 = 1 : 17,9 X.) 

Zeichnung 3 zeigt die maflstabsgetreuen Verhiiltnisse. Die schvvarzen 
Fliichen sind eine Gegeniiberstellung des erhaltenen Kriimmungsbildes 
zum echten in der Vollerde. 

Da bei der Zusammensetzung des Panoramas aus den Einzelaufnah- 
men leicht Fehler entstehen konnen was ja verstandlich ist bei voraus- 
gesetzter konvexer Kriimmung — , wollen wir die Teilkurve BOM' unter- 
suchen und hier ebenfalls ein Krummungsverhaltnis aufstellen. 

Von der Photographic wissen wir, daB OF : BM' = 1 : 22 ist. 

Wollen wir jedoch die wahren Verhiiltnisse im kopernikanischen 
System kennen lernen, so miissen wir wieder eine Rechnung durch- 
fuhren. Die ganze Darstellung denken wir uns in ein Koordinatensystem 
gestellt. M' soil im Ursprung liegen und D und C auf der y-Achse. 


Lange der Strecke M'B 

MB = V123 2 + 1100* = 1107 (km) I.) 
Lange des Krummungsradius MM k : 

RichtungsfaktorM’B = — 8,9430 II.) 

„ FM k = 1/8,9430 III.) 

Aus den bekannten GroBen ermitteln wir die Gleichung von FM k 
und daraus die Koordinaten von M k : 

FM k = x — 8,9 y — 4980,2 = O IV.) 

Die Abzisse von M k ist: x Mk = 4980,2 V.) 

Nun haben wir noch die Lange der Strecke FM k zu bestimmen: 
F M^ = / (4980,2 — 61, 5) 2 + 550 2 = 4950 (km) VI.) 

Die Strecke OF betragt somit: 

OF = OM k — FMk = 4980,2 — 4950 =30,2 (km) VII.) 


66 


\Vi,- konnen nun auch hier das Krummungsverhaltnis fur den Bogen 
|\i i\T bestimmen: 

( )F : BM’ = 30,2 : 1 197 = 1 : 36,6. 

, F.rgeboisse zeigen «*, *6 <«t 

, .,. tar an derTatsache nicht* andern, dal! die P.noramaaufnah- 

kopernikanischen WeHbild nicht moglich «. Zwar sp.elen 

I, viiic Faktoren eine Rolle, die bei unsercn Messungen nicht beruc • 

konnten, doeh wind der Nenner des Krummungsverhalt- 

, nicht auf das fast Doppelte ansteigen." 

2. Fernrohre 

| in hi ■ i ■ i i idruckendsten Forschungsmittel der Astronomte sind die Fern- 
,,,1,,, Rcllektoren, Refraktoren und Spiegelteleskope nut all threm Zube- 
niter der aufgeschlitzten Kuppel des Observatonums D as groBte 

der Welt war bisher das 100-Zoll-Rohr der Lyck-Warte m Kali- 

In absehbarer Zeit durfte das 200 -Zoll-Rohr, das jetzt aui dem 

M, Palomar installiert wird, in Benutzung genommen werden. 

Du- technischen AusmaBe erzeugen leicht phantasttsche VorsteUun- 
.„ „ von den Moglichkeiten solcher Fernrohre und verfuhren zu der . 

„„„„ man kbnnc mit ihnen muhelos in die letzten Geheimmsse des Um- 
. , , , „iis eindringen. Viele Leute verwechseln das Fernrohr mit de m N 
„,k,.p und glauben, der Astronom konne mit seiner Htlfe jeden etnzc - 

urn Stern unter die Lupe nehmen. 

1 lbren wir die Aussagen der Fernrohre. 

Sachlich betrachtet handelt es sich urn Linsensysteme die zwar Wun- 
dnwerke der optischen Industne darstellen, aber doch nicht ganz fret von 
l n/ulanglichkciten und subjektiven Eigentiimlichkeiten sind. Sie lc 
|„ ispielsweise an spharischen Aberrationen oder an sekundaren Spek ren. 
|„ , ,,n einen Fernrohr erscheinen zwei verschiedenfarbige Sterne glei 
I:,, in einem starkeren Fernrohr nicht mehr (Purkrnsches Phanomen • 

I )icse Kleinigkeiten lassen wir aber als belanglos beiseite. Wichtig 

Fernrohre gleichen nicht etwa die Unzulanglichkeiten und opti- 
schen Eigenwilligkeiten des Auges aus. 

Sie wirken also grundsatzlich nicht etwa wie eine Brille, die eine Kurz- 
u htigkeit korrigiert. Auch das mit einem Fernrohr bewaffnete Auge u - 
,|,t Punktbilder, wblbt das Sichtfeld ein, bildet einen Honzont, empfangt 
„ m das Endstuck eines Lichtstrahls und nur Wellen zwischen 

11000 AE. 


67 


Die Fernrohre verbessern das Auge nur in zwei Punkten: 
bie verstarken die Punktheliigkeit. 

Sie vergroBern. 

Zur Helligkeitsverstarkung 

Je groBer die obere Offnung eines Fernrohres ist, desto mehr Licht drin« 

i!tjcdoch " J, 

Betrachten wir beispielsweise die Sonne, so haben wir es mil Flii- 
chenhcht zu tun, da wir die Oberflache der Sonne als Flache wahrneh 

cm'oder vo" 200 ° b ™ “ ^rnrohr von 20 
cm Oder von 200 cm Offnung gegen die Sonne richten. Wir sehen mi, 

e.den Rohren - wie auch mit alien anderen Rohren - die Sonne in der 

g lemhen Helhgkeit. Die Erklarung liegt darin, daB wir JtZZfjr 

Offnung die Sonnenflache entsprechend vergroBern und somit nur ein 

entsprechend klemeres Stuck Flache zu sehen bekommen. ErfaBt das 

e Rohr etwa zwei Milhonen Quadratkilometer Sonnenoberflache so 

V1 em mit d °PP elt s ° groBer Rohroffnung nur die Halite also 

nur eine Million Quadra, kilometer wiedergeben. ’ S ° 

Flachenhelligkeit wird also durch Fernrohre nicht verstarkt 
Die Flachenhelligkeit bleibt naturlich auch unverandert, wenn sich 
it • omit na ert oder entfernt. Wenn die Sonne nicht 150 Milhonen 
Kilometer von uns entfernt stehen wiirde, sondern sagen wir 4000 Kilo 
meter, so wurde sie auch nicht heller im Fernrohr erscheinen 

also bTallent 8 b « P “^lichte r n, praktisch 

also be. alien Sternlichtern, denn das Licht aller Sterne trifft bei uns als 

“::r enMgkat erhalt “ ^ - - Sonne, 

Fiir Punkthchter gilt eine n 'fache Helligkeitsverstarkung, wobei n der 
chmesser der Rohroffnung ist. Das heiBt: Wachst der Durchmesser 
< ff das Doppelte, so wird die Helligkeit 2 mal 2 mal 2 mal 2=16 mal so 

0ma^l^ S H h H U n d r *> ^mal 10 mal 

u mal 10 IQ OOOfache Helligkeitsverstarkung. 

J?:2 a t:rr ra **■"<*»»* « 

Millimeter. Der Durchmesser ernes Fernrohrs von 255 cm = 100 Zoll 

sprechend 322^= S 

Jenes Fernrohr nimmt also einen Stem rund 10000000000 mal so 
hell als das Auge auf! 

Nun erscheint ein Stem dem Auge immerhin bereits als ein beachtlich 


68 




Ip ii i Plinkl. Wird das bloBe Auge die in jenem Fernrohr konzentriertc 
ii Hi I ' ii iiberhaupt noch ertragen konnen? 

• mi, blicken wir getrost in das 255-Rohr hinein. Wir stellen zu unse- 
!■ . I Inii .ist hung fest, daB wir den Stern zwar ein gutes Stuck heller als 

Iilnllem Auge sehen, aber nur etwa 10 mal so hell. Von der berechne- 

i 1 ii \ ' isiarkung auf das Zehnmilliardenfache ist kaum eine bescheidene 
A'"!* lining zu entdecken. Wie ist das moglich? 

I I i da gibt es ein Gesetz — Fechners psychophysisches Gesetz — , 

1 1 miser Auge einen zehnfachen Lichtreiz nur doppelt, einen hun- 

lli nl . ii lien nur dreintal, einen tausendfachcn nur viermal so hell empfm- 

i Ii i mid so fort. 

V ii bewunderungswiirdig! Was durch das Gesetz der Helligkeitsver- 
inkiing ins Unertragliche gesteigert wird, findet sich durch Fechners 
in i i/ winder auf MenschenmaB zuriick. 

I in 1 iage ist nur, ob diese beiden Gesetze real geltende Naturgesetze 
a a I oiler ob sie nur aufgestellt wurden, um gewisse astronomische 
in i Iniiingen zu rechtfertigen. 

Wii haben diese Frage nicht zu untcrsuchen. Sic liegt zu weit abseits 

unserer Aufmerksamkeit. Wir mochten nur kurz darauf 

Imiweisen, daB Photoplatten, Selenzellen und Alkalizellen die behaupte- 
(* ii I Iclligkeitsverstarkungen noch bescheidener wiedergeben als das 
on iim hliche Auge. 

I In uns geniigt der tatsachliche Befund: 

Auch bei Punktlichtern beobachten wir nur eine maBige Hellig- 
keitsverstarkung. 

Zur VergroBerung 

I in GcsamtvergroBerung nines Fernrohrs ergibt sich aus dent Brennwei- 

ii nverhaltnis der verwendeten Linsen. 

Praktisch betragt die VergroBerung gewohnlich das Zwanzigfache des 
I >uri hmessers der Hauptlinse, so daB sich also bei 100 cm Durchmesser 
'.’OOOfache und bei 250 cm Durchmesser 5000fache VergroBerung ergibt. 

Wir fuhlen uns versucht, anzunehmen, daB die Sterne bei 5000facher 
VergroBerung bereits als ansehnliche Korper erscheinen miissen. 
Tatsachlich zeigt sich aber: 

Je starker ein Fernrohr vergroBert, desto kleiner werden die 
Sterne. 

Unmoglich? 

Durchaus nicht, 

denn wir sehen iiberhaupt keine Sterne, sondern Lichtbeu- 
gungserscheinungen! 


69 


Reole SonnengrSGe 


Beugungsscheibe dcr Sonne 

Wenn diese Aussage sensationell klingt, so zeigt das nur, daB die Ast- 
™° m,C bsher mehr mit ih > zuriickhielt, als im Interesse einer gesunden 
Meinungsbildung erwunscht gewesen ware. Die breite Offentlichkcit 
mmmt selbstverstandlich an, da B der Astronom die Sterne, iiber die er so 
genaue Angaben macht, auch wirklich sieht. In Wahrheit zeigt das Fern- 

r ° lr nicht dlC Wahre Gestalt des Sterns, sondern bildet nur - drastisch 
gesagt - die obere Rohroffnung ab. Befestigen wir auf dieser eine 
sechsstrahlige Blende, so sehen wir einen sechsstrahligen Stern, bei einer 
dreieckigen Blende einen dreieckigen Stern. Das Femrohr mit der kreis- 
runden Offnung bildet nur ein Beugungsscheibchen ab, ein kreisrundes 
Scheubchen bzw. Lichtpunktchen, das bei schwachen Rohren auch noch 
von Kmgen umgeben wird. 

Die GroBenbeziehungen zwischen Rohroffnung und Beugungsscheibe 
la.ssen sich ermitteln. Bei 5 cm Durchmesser der Rohroffnung besitzt die 
eugungsscheibe einen Durchmesser von 2,80 Bogensekunden, bei 50 
cm Durchmesser 0,28 Bogensekunden, bei 100 cm Durchmesser 0 14" 
und bei 200 cm Durchmesser 0,07". Wenn unsere Sonne auch nur im 
Abstand des allernachsten Sterns stande, so wurde sie mit 0,007 Bogen- 

f U n d n e nn 1 , m / ernr0hr erSchemen ’ im Sternabstand sogar nur 

nut 0,0001 Bogensekunden Durchmesser, also erheblich kleiner als 
die Beugungsscheibe, die unsere starksten Fernrohre liefern. 

Wir konnten die Sonne also selbst im zukunftigen 200-Zoll-Rohr nicht 
zu sehen bekommen, sondern wiirden nur ihre viel grbBere Beugungs- 
scheibe als 1 unktchen wahrnehmen. Wenn unsere Sonne im Abstand der 
nachsten Sterne stande und wir wollten sie in ihrer wahren Gestalt sehen 
so muGten unsere Fernrohre 1000 Meter Linsendurchmesser besit- 
zen! Das bedeutet: 


70 


Noch kein Astronom hat einen Stern wirklich gesehen! 

I ,,,| die Aussicht, jemals Linsen von tausend Metem Durchmesser 

Hen zu konnen, ist denkbar gering. Die Situation ist also in diesem 

I'mikt. lur die forschende Wissenschaft trostlos. 

Man hat versucht, mit einem Zusatzgeriit — Michelsons Interfero- 
m, 1 1 i voranzukommen und glaubt, mit seiner Hilfe zwar nicht die wah- 
i, ( ,, i. ill, wohl aber wenigstens die Durchmesser der Sterne ermitteln zu 

I I, eider scheint jedoch noch nicht einmal festzustehen, ob die be- 

i,|, a, hleten Effekte nicht auch wieder nur Beugungserscheinungen sind. 

Wii miissen jedoch einen grundsatzlichcn EntlastungsvorstoB unter- 
,n litiicu und bringen dazu eine Aufnahme des sogenannten »Pferde- 
I . ■.« im Sternbild des Orion, die wir dem Werk »Sterne, Welten und 

\ininr« von James Jeans, Professor an der Universitat Cambridge 
SniUgart/Berlin 1934) entnehmen. Die Aufnahme wurde mit dem 100- 
/ , .11 Rohr des Mount Wilson Observatoriums in Kalifornien gemacht. 

An dieser Aufnahme ist nafurlich das pferdekopfahnliche Gebildc am 
tnliTrssantesten. Es wird von der Astronomie als Dunkelwolke erklart. 
,mi laBt sich aber kaum vorstellen, daB eine solche Dunkelwolke im 
Kanin viele Jahrzehnte hindurch unverandert die gleichen scharfen 
Konturen behalt. AuBerdem fragen wir uns, was denn dieses Lichtband 
i lai siellt, das offensichtlich dicht hinter dem Pferdekopf entlang lauft? 
Man cntschuldige unsere Phantasie, aber uns scheint die Aufnahme wirk- 
|„ h mehr eine dunkle Wand zu zeigen — mit einem bizarr heraussprin- 
,i nden Wandstuck vor einem zerrissenen Felsband. 











71 


Vielleicht weniger interessant, aber fur uns bedeutsamer sind die gro- 
Ben weiBen Flecke 'mit den zerfaserten Riindem, die unbestimmt an 
weiBleuchtende Krater erinnem. 

Das sind Sterne und zwar offenbar nicht die Beugungsbilder von 
Sternen, sondern Sterne in ihrer wahren Gestalt! 

Wie ist das nun wieder mogiich? Wir stellten vorhin fest, daB wir Ster- 
ne in ihrer wahren Gestalt erst mit Riesenrohren von einigen hundert 
Metern Rohroffnung sehen konnten - und jetzt liefert bereits ein 1 00- 
Zoll-Rohr Sternbilder, die kaum mehr Beugungsscheiben sein konnen? 

Nun — es ist dann mogiich, wcnn die Sterne nicht Billiarden Kilo- 
meter weit von uns entfernt stehen, sondern nur einige tausend Kilo- 
meter weit! 

Verstehcn wir uns recht: Unsere vorangegangenen Berechnungen 
stiitzten sich auf das kopernikanische Weltbild. Wenn dessen Angaben 
stimmten, wenn die Sterne Billiarden Kilometer entfernt standen, dann 
konnten wir sie erst mit Linsen von mehreren hundert Metern Durch- 
messer sehen. Wenn die Voraussetzungen falsch sind, wenn sich die 
Sterne in erheblich geringerer Entfernung befinden, als die Astronomic 
angibt, dann konnen wir die wahre Gestalt der Sterne auch in erheblich 
schwacheren Rohren wahrnehmen. 

Unter diesen Umstanden ist es kein Wunder, wenn denkende Men- 
schen von einer solchen Aufnahme aus folgern: Da wir hier mit einem 
1 00-Zoll-Rohr bereits nicht mehr Beugungsscheiben, sondern offenbar 
Sterne in ihrer wahren Gestalt sehen, so mussen die astronomischen An- 
gaben fiber die Entfernung dieser Sterne falsch sein. 

Doch das nur nebcnbei. Wir haben uns mit dem kopernikanischen 
Weltbild zu befassen und fragen uns nun abschlieBend, was eigentlich bei 
Licht besehen von den Vorztigen der Fernrohre bleibt. 

Femrohre vergroBern die Flachenbilder von Sonne, Mond und 
einigen Planeten, jedoch ohne Helligkeitsgewinn. 

Fernrohre verstarken maBig die Helligkeit der Sterne, bilden aber 
nur deren Beugungsscheiben ab. 

Mehr nicht! 


3. Die kiinstlichen Augen. 

Neben Auge und Fernrohr stehen dem Astronomen als weitere For- 
schungsmittel Selenzelle, Alkalizelle, Photographic und Spektro- 
graph zur Verfugung. (Zusatzlich ware noch die Polarisation zu nen- 
nen, doch besitzt sie zu geringe Bedeutung.) 

Diese kiinstlichen Augen sind unpersonlich. 

Das verbiirgt nicht ihre Objektivitat! 


72 



Sh sind in ihrer Art nicht weniger subjektiv belastet als Auge und 

hr. Will man beispielsweise die Helligkeit des Mondes ermitteln so 

I, , man: Beim letzten Mondviertel betragt die Helligkeit 0,08 von der 

\ ullmondhelligkeit, wenn man sie mit dem Auge miBt, 0,10 nut der Se- 

lie und 0,16 photographisch-photometrisch gemessen. Beim ersten 

rrgibt sich bei Auge und Selenzelle ein Wert von 0,12, bei der 

.graphie von 0,10. Der real richtige Wert darf nach Belieben ausge- 

,in In werden. 

1 lie Verhaltnisse liegen eben so: 

\„f der Erdoberflache treffen Lichtreize ein. Sie enthalten keinc Aus- 
n uber Natur, Eigenschaften, GroBen und Entfernungen ihrer Quel- 
1, „ Sie werden durch eine Energieform hervorgerufen, deren Wesen und 
M.igliehkeiten noch mehr oder weniger unbekannt sind. Und sie zeic t- 
deb in Empfangern auf, deren Eigenarten und Gesetze noch der Er- 

I,,I eliung bediirfen. 

Deshalb mussen die Reaktionen dieser Hilfsmittel notwendig gedeu- 
werden. Das aber bedeutet die Einschaltung der Fehlerquelle 

Mt-nsch! ... c , 

Bei der Selenzelle andert sich die elektrische Leitfahigkeit emer Su > 

, ,„/ unter dem EinfluB von Licht. Man kann also einen durchlaufenden 
, lektrischen Strom durch einfallendc Lichtstrahlen narben und aus semen 
\ , i.mdcrungcn Schliisse ziehen. Bei der Alkalizelle andert sich dagegen 
die Anzahl der von einer Kathode ausgeschickten Elektronen unter auf- 
neffendem Licht. In bciden Fallen stoBt die Unbekannte Licht aul die 
llnbekannte Elektrizitat. Die erforderliche Anpassung an optische Ver- 
gleit hs-Feststellungen wird durch Schaffung neuer Gesetze vollzogen. 
lnwicweit bei dieser Angleichung an das selbst Unzulanglic e rrtumer 
unterlaufen, laBt sich schwer sagen. 

Selen- und Alkalizelle spielen bei der Vertretung des kopernikanischen 
Weltbilds nur eine bescheidene Rolle. Es sei deshalb erlaubt daB wtr uns 
nielu ausfuhrlich mit ihren Eigenheiten belasten und auf die Aussagen 

dieser Zeugen verzichten. 

Auch mit der Photographie wollen wir uns bescheiden, urn Spic - 
t.utm fur jencs Forschungsmittel zu gewinnen, das heute erne uberwertige 
R< die in der astronomischen Forschung spielt. 

Bei der Photographie wird durch den Lichtreiz eine chemische Vcr- 
, tide rung auf Platte bzw. Film ausgelost. Die Platte ist nicht wesenthch 
objektiver als das menschliche Auge und registnert mchts anderes als 
belle Punkte auf dunklem Grund, aber sie besitzt dem Auge gegen- 
iiber immerhin zwei bedeutende Vorziige. 

Sie sammelt Lichtreize unter Dauerbelichtung. 

73 


Sic empiangt einen groBeren Wellenbereich. 

Man kann cine Platte viele Stunden hindurch bclichten und dadurch 
sehr schwache, dent Auge nicht sichtbare Lichtquellen deutlich zur Er- 
scheinung bnngen. Die GesetzmaBigkeiten, die dabei cine Rolle spielcn 
sind freihch noch nicht recht geklart. Nach 2,5facher Belichtungszeit er- 
labt die Platte jedenfalls keine neue Sternldasse, wie sich nach den Fech- 
nerschen Gesetzen erwarten IieBe, sondern sie liefert nur ein Plus von 
0,6 — 0,8 Helligkeit. 

Die Empfindlichkeit der Normalplatte liegt im Bereich von 3000 bis 
5000 AE ' Sle nel ® t also stark zu Blau und wertet infolgedessen blaulich- 
weiBe Sterne bedeutend lichtstarker als rotliche. Die Infrarotplatte dage- 
gen ist bis zu 1 2 000 AE empfindlich und sieht deshalb noch Strahlen, die 
lur das Auge bereits unsichtbar sind. Mit ihrer Hilfe ist es gelungen, z’ahl- 
lose Dunkelsterne zu entdecken. 

Lichtsammlung und groBer Wellenbereich sind zwei beachtliche Vor- 
zuge. Sic scheinen freihch den Astronomen mehr und mehr in die peinli- 
che Rolle des Zauberlehrlings zu driingen, der sich des entfesselten Mit- 
lels nicht zu erwehren vermag. Die Kamera entdeckt so zahllose neue 
Sterne, daB es unmdglich wird, sie alle einzuordnen. Eine Inflation von 
Sternen uberschwemmt den Himmel! Da findet man beispielsweise hun- 
dert Kugelsternhaufen, von denen jeder einzelne Hunderttausende, wenn 
nicht gar Millionen ncuer Sterne enthalt. Im Orion-Nebel zahlt man auf 
einen Bczirk von einem Hundertstel der Vollmondscheibe 130 neue Ster- 
ne, m einem anderen Planquadrat auf einer Vollmondflache hundert Spi- 
ralnebel, von denen jeder einzelne Hunderte von Millionen Einzelson- 
nen umfaBt. Der Sternhaufen Nr. 2 in der Ursa major besitzt allein min- 
destens zweihundert solcher Spiralnebel, d.h. auf einem winzigen, dem 
Auge vollig unsichtbaren Fleckchen, befmden sich Funfzig bis hundert 
Milliarden Sonnen! Das Bild, das die Photographic vom Weltall zeigt, 
besitzt keine Ahnlichkeit mehr mit dem vertrauten Bild des gestirnten 
Himmels. Aus einer samtdunklen, mit glitzerndem Geschmeide iiber- 
spruhten Nachtvision wurde eine geschlossene Fliiche aus nahezu lucken- 
los nebeneinander sitzenden Lichtpunkten - eine weiB uberpunktete 
W and. Es fallt nicht leicht, sich zwischen und hinter diesen zahllosen 
Lichtpunkten, die alle in der gleichen Ebene zu liegen scheinen, noch 
Raum vorzustellen, unendlichen, leeren Weltenraum. 

Das Spektrum 

1 st nun jenes astronomische Forschungsmitte!, dessen Aussagen die 
groBte Aufmerksamkeit zu verdienen scheinen, weil sich die moderne Ast- 
ronomic in starkstem Mafle auf sie beruft und von ihm aus die bedeu- 
tendsten Erklarungen abgibt. 


74 



Ein Spektrum entsteht bekannthch durcli Zerlegung des weiBen 
I .ichts in seine Farben, also in seine verschiedenen Wellenlangen, mit Hil- 
lr von Prismen oder Gittern. Dabei tretcn jedoch nicht nur verschiedene 


75 


Verschiedene Spektren 


*» A 


Farben auf, sondern auch zahlreiche Linien verschiedenster Art, die man 
als Fraunhofersche Linien bezeichnet. Solche Linien bestimmtcr Eigenart 
beobachtet man nun im Spektrum irdischer Substanzen und Elemente. 
Stellt man die gleichen Linien im Spektrum eines Weltenkorpers f'est, so 
schliebt man, dab auf diesem Weltenkorper die gleichen Elemente und 
Substanzen zu finden sind. 

Das scheint eine ganz einfache Angelegenheit zu sein. Leider scheint 
es jedoch nur so. 

Zunachst miissen wir darauf hinweisen, dab unsere iiblichen Spektren 
nur von Gasen gewonnen werden konnen. 

Allc festen und fliissigen Korper scnden das gleiche Spektrum 
aus. 

Damit bleiben sie fur die Sternforschung uninteressant. 

Anders liegen die Verhaltnisse bei den Gasen. Diese liefern je nach 
ihrem chemischen Charakter und nach den besondcrcn Umstanden 
(Druck, Temperatur usw.) Spektren, die vom Sonnenspektrum abwei- 
chen. Es ist aber nun nicht so, dab jedes Gas sein subjektives, charakteris- 
tisches Spektrum besitzt, sondern 

zu jedem Gas gehoren mehrere Spektren und auberdem sind die 
Spektren auberordentlich verwickelt. 

Die verschiedenen Spektren mit ihren oft zahlreichen Linien stehen 
natiirlich in gewissen Bezichungen zueinander, aber es fallt nicht leicht, 
diese zu ermitteln und richtig zu deuten, da die Bedingungen, unter de- 
nen die Spektrallinien auftreten, sehr verschieden sind. 

Um wenigstens ein oberflachliches Bild zu bekommen, horen wir zu- 
nachst bunt durcheinander Bernhard Bavink aus seinem Werk »Ergeb- 
nisse und Probleme der Naturwissenschaften« (S. Hirzel, Leipzig 1944): 

S. 153: „Nichtsdestoweniger schien es eine Zeidang, als ob sie doch 
berufen sei, die Riitsel der Spektroskopie zu losen, da es mit ihrer Hilfe H. 
A. Lorentz, dem Urheber der Elektronentheorie, gelang, ein ganz neues 
Phanomcn quantitativ richtig vorauszusagen, dessen Entdeckung durch 


76 


Verschiedene Spektren 


Schuler Zeeman (1897) fur alle Zeiten zu den denkwurdigsten 

phen der theoretischen Physik gehoren wtrd. Lorentz sagte sich 

das umlaufende Elektron ganz ebenso wie ein tm Kathodenst 

durch Einwirkung eines auberen magnetischen bzw. 

, in n Feldes in seiner Bewegung musse beemflubt werden konnen. 

mere Uberlegung zeigt, dab ein solcher Einflub im f alle des Magn 

,, u, Unchter zu beobachten sein wtrd als in dem elektnschen (wte auch 
d, , Kathodenstrahlrohre) und dab der Erfolg in einer Frequenzande- 
, „„ K der Spektrallinien (Hervorhebung vom Verfasser) bestehen mu . 

| >„ Rechnung ergibt, dab statt des bisher von der betreffenden E e Uo- 

ausgesandten einfarbigen Lichts drei von etnander etwas ; verschte 

,1, in Wellenlangen, die ursprungliche und jc eine etwas kurzere und 
w ,S langere, au^gesandt werden und dab diese dret Anteile gletchzetUg ; m 
.limmter Weise »polarisiert« sein miissen. Der Nachweis, dab es sich 
i, klich so verhalt, gelang ein.Jahr spater Zeeman. 

S 154- Dabei stellte sich denn bald heraus, dab der von Lorentz 
un s, berechnete einfache Fall nur selten vorkommt. Die Einwirkung des 
M.ignetfeldes ergibt meist Aufspaltungen in mehr als dret Kompone - 
man hat bis zu 19 beobachtet." (Hervorhebung vom \ erfasser., 

S 1 34: „Eine ganze Reihe weiterer bedeutsamer Entdeckungen wur- 
dr gemacht, die die Theorie zu bestatigen schienen. So land Voigt baW 
ii, n li Zeeman die Umkehrung des Effckts, die magnetische Aufspaltung 
,|, i Absorptionshnien, einige Jahrc spater Macaluso und Corbino nac 
riner Theorie die Doppelbrechung gluhender Case im Mapirtfe de 
, „|i, nahe einer Spektrallinie, und schlieblich gluckte Stark (1913) die 

lanee gesuchte elektrische Aufspaltung der Linien. 

S 154: „Doch stellte sich immer wieder, vor allem bei cer n eisu- 
ehung des Stark-Effekts, heraus, dab in Helen Hinsichten die Theorie 
< niantitativ ganz anderes envarten iieb, als was die Beobachtung zeigte. 
legend etwas stimmte also daran noch nicht, und vor aUe^ kam nun die 
, ,| ,en erorterte ganz grundsatzliche Schwierigkeit hinzu, dab die Theorie 
gerade die erste und fundamentalste Tatsache der Spektroskopie, die Aus- 
sendung einzelner ganz bestimmter Farben, nicht erklaren wollte. 

S 155- Die Untersuchung des Zeeman-Effekts ergab nun sogleich 
die auffallende Tatsache, dab die Linien einer Sene stets den gleic ten 



77 


Zeeman-EfFekt zeigen, also z. B. alle in 5 oder 7 Komponenten gespalten 
werden oder auch in bestimmten Fallen alle den einfachsten Typus, das 
normale sog. Triplet, liefern. Hierin hat man dann, nebenbei bemerkt, 
ein sehr bequemes und viel angewendetes Mittel, um die Serien aufzufin- 
den, was bei Spektren mit vielen Tausenden von Linien (Hervor- 
hebung vom Verfasser), wie z. B. dem Eisenspektrum, keine lcichte Auf- 
gabe ist. Im letztgenannten Falle ist sie erst vor ein paarjahren gelost. Bei 
alledem blieb aber, wie erwahnt, das Flauptproblem, die Aussendung ein- 
zelner Linien, iiberhaupt ungelost. Warum WasserstofF gerade diese Se- 
rie, die Alkalimetalle gerade jene Scrie von Linien aussenden, woher 
iiberhaupt diese eigentiimlich komplizierte Erscheinung der Serien 
kommt ... das war einstweilen nicht zu beantworten." 

S. 163: „Die meisten Spektrallinien erweisen sich bei starker Vergro- 
Berung als mehrFache Linien. “ 

S. 164: „Es kommt weiter hinzu, daB auF dem neuen Boden die Erklii- 
rung des Zeemanschen Phanomens erheblich schwieriger und ganzlich 
unanschaulich wird.“ 

S. 178: „Nicht nur jedes Atom besitzt sein charakteristisches Linien- 
spektrum, sondern auch die Atomverbindungen, die Molekule, erzeugen 
ihre charakteristischen Lichtarten (Wellenlangen), die meistens sog. Ban- 
denspektren bilden, d. h. sehr dichte LinienFolgen, die fur das unbewafF- 
nete Auge einem Stuck kontinuierlichen Spektrums sehr ahnlich sehen, in 
Wirklichkeit aber doch aus einzelnen Linien bestehen.“ 

S. 179: „Der Raman-EfFekt besteht, rein experimentell gesprochen, in 
Folgendem: Man bestrahlt die zu untersuchende Substanz mit optischem 
Licht einer einzigen Wellenlange. Dann beobachtet man, daB sie neben 
dieser auch Licht einer bestimmten groBeren Wellenlange ausstrahlt 
(streut).“ 

S. 156: „Zunachst sind die Rontgenspektren im Gegensatz zu der ver- 
wirrenden Fiille der opdschen Spektren hochst einFach gebaut; sie beste- 
hen nur aus zwei oder drei Gruppen von Linien. Zum andern sind diese 
drei Liniengruppen . . . Fur alle Elemente die gleichen . . . und daB diese 
Gruppen sich mit wachsendem Atomgewicht ganz regelmaBig nach der 
Seite der kurzen Wellen hin verschieben.“ 

Horen wir nun weiter RudolF Hauschka in seiner »Substanz- 
lehre« (Vittorio Klostermann, FrankFurt/Main, 1946), S. 117/118: 

„Schaltet man in diesen Strahlengang (des Spektrums. Der Verfasser) 
ein GefaB ein, das mit einer Alaunlosung gcfii 1 1 1 ist, so verschwindet der 
Warmeanteil des Spektrums. Das InFra-Rot wird verschluckt, wahrend 
der Lichtteil und der chemische Teil des Spektrums ungehindert hin- 
durchgehen. Schaltet man aber ein GlasgefaB mit Jodlosung ein, so wird 
der gesamte Lichtteil des Spektrums verschluckt, wahrend wieder Warme 


78 


I ( Jhcmismus ungehindert hindurchgehen. Das Jod als Lichtdicb wu 

, 1 , I,, diesen Ausfiihrungen schon einmal erwahnt. Wird schliel c ein 
mit Aesculin-Losung, dem Glykosid der Kastaniennnde in den 
Su .ihlengang eingeschaltet, dann wird das Ultraviolett des Spektrums, 

,| rl Chcmismus, verschluckt, wahrend der Licht- und Warmeteil unge- 

1 1 1 1 idc'i'L passieren.“ , 

S 119: „Das lineare Spektrum verbirgt das eigentliche Wesen der 

welches zwischen materieller und unmaterieller Welt schwebt 

Goethe erzeugte den Purpur, indem er das rote Ende ernes Spek- 
limns auf das violette eines anderen fallen lieB (Hauschka lehnt m die- 
M . in Zusammenhang die linearen Spektren ab und fordert kreisFormige.) 
Nchmen wir noch einige bekanntere 1 atsachen dazu. 

I )ie Heliumlinie 4648 leuchtet nur auf, wenn man stark verdunntem 
||, Hum eine hohe elektrische Energie aufzwingt. Sie ist also etwa in der 
\ akutimrohre durch stark kondensierte elektrische Funken leicht hervor- 

Verdampft man ein Praparat in der Gas- oder Wasserstofl-Flamme 
nitstehen gewdhnlich nur wenige Linien im Spektrum. Verdampft 
m, m das gleiche Praparat im elektrischen Lichtbogen, so wachst die 
/ ,|,| der Linien betrachdich. AuBerdem treten Veranderungen in der 
M.uke auf. Starke Linien des Flammenspektrums werden schwacher, 
Hiiiwache kraftiger. Die Vcrdampfung im elektrischen Funken >nngt 
in nil intensivere Wandlungen, das Uberfunkenspektrum ergibt aber- 
ni.ils ein anderes Bild und das Spektrum, das der Atomphysiker sora 
gleichen Praparat gewinnt, unterschcidet sich abermals wesentlich von 

Bei der Nachahmung von Spektren im elektnschen Ofen fand man, 
,1,11 sich bcim Obergang von groBer zu geringer Stroms.arke manche 
| .mien verstarkten, andere ganz verschwanden, obwohl das Praparat das 

gleiche blieb. . T . , e 

Sehickt man weiBes Licht durch einen Raum m,t Natnumdampf, so 
,ndern alle Strahlen mit Wellenlangen in der Nahe der Natnumlime in 
i „ I starkerem MaBe als alle iibrigen ihr Spektralbild. 

Wir entnehmen weiter unter Verzicht auf den genauen Wordaut aus 
v j. Oparin »Die Entstehung des Lebens auf der Erde« (Volk und W,s- 
si-, 1 , Berlin/Leipzig 1947): 

Auf die Erdoberflache gelangen aus dem Weltenraum ultraviolettf 
Strahlen von 4000 AE Wellenlange. In groBen Hdhen finden wir bereits 
ultraviolette Strahlen von 2900 AE. Alle kurzwelligeren Strahlen werden 
von der Erdatmosphare absorbiert und kommen nicht mehr zur Oberfla- 
, he vor allem die jenseits der Atmosphare existierenden Strahlen von 
11)00 -2000 AE, die starke chemische Wirkung besitzen. Sie werden von 


79 


den Sauerstoffmolekiilen der Atmosphare absorbiert, aktivieren diese und 
rufen Reaktionen hervor, die zur Bildung von Ozon fiihren. In 30 Kilo- 
metern Hohe liber der Erde wurde denn auch einwandfrei eine Ozon- 
schicht nachgewiesen. 

SchlieBlich noch eine Nodz, die wir ebenfalls unter Verzicht auf den 
Wortlaut einem Aufsatz entnehmen, der in der Zeitschrift »Time« vom 
9.2.1948 erschien. Danach beschwert sich Humason, die rechte Hand 
des amerikanischen Astronomen Hubble (der Mann mit dem explodie- 
renden YVeltall, siehe spater, sowie E. Hubble »Das Reich der Nebel«, bei 
Friedrich Vieweg & Sohn, Braunschweig 1938), iiber die Beeinflussung 
seines Spektrographen und seiner Ergebnisse durch die vom Himmel zu- 
riickscheinenden Lichter der nahen Stadt Los Angeles. Sein Spcktro- 
graph zeigt beispielsweise hartnackig eine starke schwarze Linie, die vom 
Quecksilberlicht der Lichtreklame in Los Angeles herriihrt. Humason 
beklagt sich humorvoll, daB die Arbeit an seinem Spektrographen einem 
Studium des nachtlichen Los Angeles gleichzusetzen sei und daB sich so- 
gar die einzelnen StraBenbezirke und Viertel peinlich bemerkbar mach- 
ten. 

Lassen wir es dabei bewenden. Es kam uns nur darauf an, einen klei- 
nen Einblick in die Schwierigkeiten der Spektroskopie zu gewahren. 

Und nun wollen wir uns in die Situation des Astronomen versetzen. 
Er empfangt aus dem Universum Spektren, die er im Vergleich mit irdi- 
schen Spektren aufzuschliisseln versucht. 

Die kosmischen Bedingungen, unter denen diese Spektren entste- 
hen, sind ihm unbekannt und er besitzt keine Moglichkeit, sie 
nachzupriifen. 

Woher will er wissen, 

ob nicht Magnctfelder im Sinne des Zeeman- Effekts, 
oder elcktrische Rritfte im Sinne des Stark-Effekts, 
oder einzelne Wellenlangen im Sinne des Raman-Effekts auf sein 
Spektrum eingewirkt haben, 

ob er Atomspektren oder Molekiilspektren empfangt, 
ob Rontgenstrahlen oder andere, vielleicht noch unbekannte Ener- 
gien auf das Spektrum einwirkten, 

ob der Strahl nicht irgendwo im Raum durch Alaun oder durch Jod 
oder durch Aesculin hindurchgegangen ist, 

ob nicht sein lineares Spektrum iiberhaupt einen grundsatzlichen Feh- 
ler enthalt, 

ob das Helium im Raum eine geniigend starke elektrische Energie 
gefunden hat, um in Erscheinung zu treten. 


80 


„|, er sein Spektrum der Flamme, dem Lichtbogen, dem Funken, dem 

I I h i I'unken oder atomaren Energien verdankt, 

„|, nicht wesentliche Bcslande der Strahlung wie die kurzen ultravio- 
Strahlen unterwegs abgefangen oder erheblich verandert wurden, 

„|, er nicht etwa gar wie Humason zu leiden hat und ganz sekundare 
liiuwirkungen in den Weltenraum hinausprojiziert?? Die Unsicherhetten 

( Jefahrenquellen sind jedenfalls unwahrschemhch groB!! Es ist be- 

w underungswurdig, daB die Astronomie trotzdem bestimmteste Aussagen 
, lie Beschaffenheit der Sterne aus den Spektren ableitet. 

Wir furchten allerdings, daB diese Bewunderung wentger den Aussa- 
|, iV ls dem Mut zu solchen Aussagen zukommt. 

I m iibrigen ist weiter zu bedenken. 

|>as Spektrum erfafit nur die Oberflachenstrahlung ernes Gestirns. 
Sulbst bei einwandfreier Auswertung konnte es immer nur etwas uber die 
.mBere Gashiille aussagen, jedoch 

nichts iiber die Substanz des Weltenkorpers selbst. 

Ein Astronom auf dem Mars wurde beispielsweise spektroskopisch die 
I ulthulle unserer Erde erfassen und infolgedessen erklaren, daB die Er c 
.ms Stickstoff, Sauerstoffund einigen belanglosen Elementen bestehe. 

Vor allem aber: Die Spektrallinien der irdischen Grundstoffe, dercr 
ijiii der Astronom zum Vergleich bedient, gelten fur den Gluhzustand 

fur den Gluhzustand! Alle wissenschaftliche Forschung mit Hilfe 
,|,. s Spektrums erfolgt unter der stillschweigenden Voraussetzung, daB 
„ |, die Weltenkorper ebenfalls im Gluhzustand befinden. 

Die Natur kennt aber auch kaltes Licht! 

Wir erzeugen es beispielsweise in der GeiBlerschen Rohre und ver- 

wenden es praktisch in der Neon-Reklamerohre. 

Wie nun, wenn die kosmischen Spektren von kaltem Licht hervorge 

rufen werden? „ > Up 

Mussen dann nicht alle bisherigen Aussagen vom Spektrum her be- 

i i lls im Grundsatzlichen falsch sein? 

Nun, wir wissen es nicht, aber die Moglichkeit besteht. 

Sie besteht sogar in hohem MaBe. . 

Eine hochst interessante Verwendung fmdet das Spektrum in Verbm- 

dung mit dem 

Doppler-Effekt. 

Begegnen sich zwei Ziige unter Signalgebung, so steigen fur das Ohr die 
Si gnal tone bei Annaherung, wahrend sie bei wachsender Lntfernung sin 
ken. Der Effekt beruht darauf, daB bei der Annaherung mehr Schallwel- 


81 


len ins Ohr drangen, die einzelne Welle also kitrzer wird und einen hohe- 
ren Ton vcrtntt, wahrend sie sich im umgekehrten Falle dehnt und damil 
einen tieferen Ton gibt. 

Dieser »Doppler-Effekt« wurde auf das Licht iibertragen. Man beob- 
achtet namlich im Spektrum eine Verschiebung von Linien nach Blau 
Oder nach Rot und schlieBt, daB die Blauverschiebung durch sich anna- 
herndes, die Rotverschiebung durch sich entfernendes Licht verursacht 
wtrd. 1st dieser SchluB richtig, so kann man aus dem Spektrum ersehen, 
ob sich ein Stern auf uns zu bewegt oder von uns entfernt. Aus der GroBc 
dct Linienverschiebung kann man die Geschwindigkeit berechnen, mil 
der sich die Sterne bewegen. Da stellt man beispielsweise fest: 

Ein Spiralnebel besitzt eine Stundengeschwindigkeit von 3 600 000 
Kilometern. Die Gase der Nova Persei entwickelten sich mit 18000 000 
Stundenkilometern. Die Geschwindigkeit des MilchstraBensystcms crmit- 
telte man mit 36 000 000 Stundenkilometern. Ein Spiralnebel in Nr. 2 der 
Ursa major rast mit 144000000 Stundenkilometern. Das Licht eines Spi- 
ralnebels brauchte 200000000 Lichtjahre, urn zu uns zu kommen. Da 
sich der Nebel in dieser Zeit mit 40000 km/sek weiterbewegte, steht er 
jetzt 300 000 mal 60 mal 60 mal 24 mal 360 mal 200000000 plus 40000 
mal 60 mal 60 mal 24 mal 360 mal 200000000 Kilometer von uns ent- 
lernt. Hubble schatzt die Anzahl der Nebel auf mindestens 60 Millionen, 
von denen jeder durchschnitdich einen Durchmesser von 10000 Licht- 
jahren und eine Masse bis zu hundert Milliarden Sonnemassen besitzt. 
Den auBersten Nebel hat er in fiinfhundert Millionen Lichtjahren Entfer- 
nung entdeckt. Und alle diese Nebel entfernen sich mit riesiger Fluchtge- 
schwincligkeit — bis zu 40 000 km/sek — von der Erde weg. 

Nach Hubble ergibt sich das Bild eines explodierenden Weltalls, 
wobei der Mittelpunkt des Explosionsherds von der Erde gebildet wird. 

Gegen diese Vorstellung wird man einige Bedenken geltend machen 
mussen. Sie treffen selbstverstandlich nicht nur das explodierende Welt- 
all, sondern alle Entfernungs- und Geschwindigkeitsangaben der 
Astronomie, die auf Grund des Doppier-Effekts erfolgten! Wir be- 
tonen das nachdrucklich, weil es Astronomen und natiirlich noch mehr 
Laien gibt, die zwar den Behauptungen Hubbles miBtrauen, aber die mit 
dem gleichen Mittel und auf die gleiche Weise berechnete Entfernung 
eines Sterns fur richtig halten. 

Zunachst bleibt grundsatzlich zu bezweifeln - wie es iibrigens man- 
che Astronomen von Anfang an getan haben - ob es zulassig ist, das 
Dopplersche Prinzip auf das Licht zu iibertragen. 

Der behauptete Zusammenhang zwischen Linienverschiebung 
und Sternbewegung ist jedenfalls eine reine Annahme. Der Be- 


82 


weis daftir, daB den gemessenen Verschiebungen reale Geschwin- 
digkeiten entsprechen, steht noch aus. 

"inderbar erscheint auf jeden Fall, daB sich die behaupteten Bewe- 
m 1 11*1*11 nur in der Blickrichtung vollziehen, also nur im Doppler-Effekt 
In Mn tkbar werden. Qtier zur Blickrichtung scheinen alle Sterne unver- 
i im Uli.ir fest zu stehen. Kein einziger verrat auch nur eine schwache An- 
ili lining jener Geschwindigkeiten. Quer zur Blickrichtung zeigen die 
m im vielmehr nur scheinbare Eigenbewegungen von hochstens 0,22 
Itni'i usekunden (nur eine klcine Anzahl bewegt sich noch etwas schnel- 
li i il.is sind in 3600 Jahren erst 0,22 Grad. 

Vor allem aber ist der SchluB von den Linicnverschiebungen im 
■I" l imm auf Sternbewegungen wissenschaftlich nicht zulassig, solange 
im In rinwandfrei geklart wurde, 

ob nicht das Licht auf seinem Wege gasformige Materie, magneti- 
sche Felder oder Schwerkraftbezirke durchwandcrn muB, an de- 
nen es sich verandern konnte, und zweitens 

ob nicht das Licht wic jedc andere Wcllenbewegung ermiidet und 
mit nachlassender Kraft seine VVellen streckt. 

I ns scheint, daB Hubble mit seiner Theorie vom explodierenden 
I uiversum den Doppler-Effekt so nachdrucklich ad absurdum gcfuhrt 
I Ml, daB ihm selbst die Astronomie nicht mchr folgen kann. Seine Theo- 
in liihrt zwar auf der einen Seite zu dem Einsteinschcn »endlichcn« Uni- 
M'lsum, bei dem sich die Riickkehr des Erdlichts nach 300 Milliarden 
bit htjahren erwarten laBt, aber auf der anderen Seite legt sie die groBte 
Ni belentfernung mit zwei Milliarden Lichtjahren fest, da sonst die 
I lui htgeschwindigkeit die Lichtgeschwindigkeit iibersteigen wurde. Die 
I'.roBc Explosion miiBte also vor zwei Milliarden Jahren erfolgt sein. Da- 
ii lit ergibt sich jedoch ein uniiberbriickbarer Widerspruch zu den iibli- 
i lien Theorien tiber die Erdentstehung und das Erdalter, denn nach die- 
.I'li soil die Erde vor zwei Milliarden Jahren bereits ein aus der Sonne 
gerissener gluhendfliissiger Ball gewesen sein. 

Doch horen wir dazu Bernhard Bavink in seinem bereits zitierten 
Werk Seite 300/301: 

„Das Wichtigste und Interessanteste aller neueren Ergebnisse der Ne- 
belforschung ist nun aber dies, daB, wie bereits S. 202 erwahnt, das Licht 
aller entfernten Nebel eine Rotverschiebung zeigt, die systematised 
mit der Entfernung anwachst, und zwar ergibt sich, wenn diese Rotver- 
schiebung als Dopplercffekt gedeutet wird, daB die Geschwindigkeit, 
mit der sich ein Nebel von uns entfernt, einfach proportional seinem 
Abstand von uns ist. Fiir den Proportionalitatsfaktor ergibt sich der 
ebenfalls S. 202 bereits angefiihrte Wert von 163 km/sek. pro 1 Million 


83 


Lichtjahre Entfernung, was bei der oben erwahnten auBersten bisher ge- 
messenen Nebelentfernung von einer viertel MUliarde Lichtjahren zu ei- 
ner Geschwindigkeit von 250 mal 163 = rund 40000 km/sek. fuhren wiir- 
de, d. h. etwa Vi der Lichtgeschwindigkeit. Man erkennt sofort, daB (im- 
mcr vorausgesetzt, daB die Deutung der Rotverschiebung als Dopp- 
lereffekt iiberhaupt zutrifft [Hervorhcbung vom Verfasser]) es dann 
eine groBere Nebelentfernung als rund 2 Milliarden Lichtjahre iiberhaupt 
mcht geben kann, da bei Uberschreitung dieser Grenze, wenn das 
Hubblesche Gesetz weiter gilt, die »F1 uchtgeschwindigkeit« die Lichtge- 
schwindigkeit ubersteigen wiirde, was gemaB dem friiher Entwickelten 
unmoghch ist. Mit anderen Worten: Die GroBenordnung von rund 109 
Lichtjahren ware die groBte im Universum iiberhaupt denkbare Entfer- 
nung, was offenbar nur dann einen vernunftigen Sinn ergibt, wenn dieses 
im Sinne der allgemeinen Relativitatstheorie eine endliche GroBe bcsitzt. 

Wir stehen somit vor der Alternative, entweder (bei Anerkennung der 
Deutung der Rotverschiebung als Dopplereffekt) uns mit dem Gedanken 
an ein endliches (nichteuklidisches) Universum im Sinne der Riemann- 
schen Geometrie und der allgemeinen Relativitatstheorie vertraut zu ma- 
chen oder aber den Hubbleschen Ergebnissen doch eine andere Interpre- 
tation zu geben, wozu, wie schon S. 291 erwahnt, heute Hubble selbst 
eine gewisse Neigung zeigt.“ 

S. 291: „Hubble selber, dessen aufsehenerregenden Messungsergeb- 
nissen ja urspriinglich in erster Linie die Begriindung der Lehre von der 
Expansion des Weltalls zu danken war, ist neuerdings selber zweifelhaft 
gewoi den, ob nicht die beobachtete Rotverschiebung vielleicht doch an- 
ders zu deuten ist. Auch hat eine sorgfaltige Kritik seiner Berechnungs- 
methode durch ten Bruggeneate gezeigt, daB man aus den vorliegenden 
Daten doch nicht so eindeutig die fragliche Formel erschlieBen kann, wie 
zuerst gedacht.“ 

Soweit Bavink. Wir bitten unter anderem besonders die Feststellung 
zu beachten, daB die Geschwindigkeit einfach proportional dem Ab 
stand ist. Das heiBt, daB auch die Linienverschiebung proportional dem 
Abstand ist. Eine solche Proportion mit der Entfernung bzw. dem Quad- 
rat der Entfernungen kennen wir aber bereits aus dem Gesetz, daB die 
Energie im Quadrat der Entfernung abnimmt. Wie nun, wenn sich der 
Dopplereffekt hieraus erklaren lieBe? 

I atsachhch neigen heute bereits viele Astronomen dazu, die Rotver- 
schiebungen auf die Ermiidung des Lichts zuriickzufuhren. Zu diesen 
gehort Hubble selbst — wie bereits bei Bavink erwahnt. Die neueste Stel- 
lungnahme Hubbles zu dieser Frage frnden wir in dem bereits zitierten 
Aufsatz der »Time« vom 9.2.48. Danach erklart Hubble dem Sinne 
nach: 


.Nun, wenn ich mich geirrt habe und es kein explodierendes Weltall 
dii sondern eine Ermiidung des Lichts, so wird diese Ermiidung des 

I ii Ills eine ebenso groBe Sensation bedeuten.“ 

Wir fuhlen uns versucht, liber diese mit Achselzucken gegebene Erkla- 
niiig die Uberschrift »Wissenschaftliches VerantwortungsbewuBtsein« zu 
cl/.rn. Wahr oder unwahr, richtig oder falsch, wissenschaftlich einwand- 

I I * i oder — die Hauptsache ist die Sensation. 

Wir horen zum AbschluB noch Eberhard Buchwald in seinem bereits 
■ iwiihnten Werk Seite 126: „Sind auch die Mittelwertsgesetze wandel- 
I i.ii Dann miiBten sich Erscheinungen zeigen wie die, daB die Halb- 
"i ilszcit eines radioaktiven Stoffes sich im Laufe der Jahrhunderte lang- 
.im :inderte. Oder die, daB die Spektrallinien eines chemischen Ele- 
ments sich langsam wandelten (Hervorhebung vom Verfasser). Ware 
deni so, so hatte man fur die Rotverschiebung im Lichte der auBergalakti- 
i lien Nebcl ncben dem Dopplereffekt, der zur Konzeption des expandie- 
I'rnden Universums flihrt, und neben der Vorstellung, daB die Lichtquan- 
len auf ihrem Jahrmillionen oder gar Jahrhundcrtmillionen langen Wege 
•in Energie verlieren (Hervorhebung vom Verfasser) und damit die 
Si hwingungszahl andern, milder werden, roter werden, noch eine dritte 
I i klarungsmoglichkeit: vielleicht haben die Spektrallinien zu der Zeit, als 
das Licht von den Nebcin ausgesandt wurde, eine andere Lage im 
Spoktrum gehabt.“ 

Alles in allem: 

Die Wahrscheinlichkeit, daB sich die Astronomie mit dem Doppler- 
cllckt irrt, ist auBerordentlich hoch. Wenn sie trotzdem von ihm aus be- 
■aimmte Aussagen macht und diese als Sensationen im groBten Umfang 
popularisiert, so erscheint uns das nicht als besonders verantwortungsbe- 
wuBt, denn die heutigen Menschen nehmen nun einmal akademische 
Wiirden und mathematische Berechnungen fur Biirgen der wissenschaft- 
lichen Wahrheit. Wer unterstellt schon der Astronomie, vollig ungesicher- 
le Spckulationen als wissenschaftliche Ergebnisse zu verkiinden? Wir 
liirchten, daB sich die Astronomie nicht bewuBt ist, welchen bedenklichen 
Vorwurf sie sich mit solchen Methoden zuzieht. Es ist der Vorwurf, daB 
cine Wissenschaft zwar sich irren, aber keinesfalls tauschen darf. 

4. Mathematik und Gesetze 

Wir miissen nunmehr die Mathematik als Zeugen aufrufen — vermutlich 
zum E,ntsetzen aller Kleingartner der Kultur, vor allem der Studienriite 
und anderer beamteter Akademiker, die einige Jahre hohere Mathematik 
erleiden muBten und den iiberstandenen Schrecken damit auszugleichen 
suchen, daB sie jene Mathematik iiberwertig propagieren und sich damit 


84 


85 


ein bescheidenes Ansehen sichern. Die Wissenschaft gilt dem heutigen 
Schulgebildetcn als heilig — das Allerheiligste aber ist die Mathematik. Es 
erscheint geradezu als rcligibser Frevel, sie in eine Untersuchung einzube- 
ziehen und der Gefahr auszusetzen, kritisiert und bemangelt zu werden. 
AuBerdem ist die Mathematik die sicherste Barre zwischen dem gewolm- 
lichen Sterblichen und der Wissenschaft, in unserem Falle also der Astro- 
nomic. Sie beschrankt die ernsthafte Beschaftigung mit Problemen des 
Weltbildes auf einen geschlossenen Kreis von Gelehrten, die nur mathe- 
matische — sogenannte quantitative — Aussagen anerkennen und Urteil 
wie Kritik nur dem zubilligen, der gleich ihnen die mathematischen Me- 
thoden anerkennt und beherrscht. Die Mathematik ist das Absolute, viel- 
leicht sogar das Ewige und Gottliche schlechthin. 

Horen wir dazu zunachst C. F. Freiherr von Weizsacker in seinem 
bereits genannten Werk S. 162: 

„Aber so wenig wie einst Kepler haben wir eine empirisch-rationale 
Erklarung fur die Tatsache, daB gerade diejenigen Naturgesetze, die siclt 
in der Erfahrung bewahren, vor alien anderen denkbaren immer wieder 
durch einen besonders hohen Grad mathematischer Einfachheit ausge- 
zeichnet sind.“ „Tiefer dringt der an Kant ankniipfende Gedanke, daB 
Gesetzlichkeit die Bedingung fur die Moglichkeit von Erfahrung ist; daB 
wir ohne das Bestehen von Naturgesetzen nicht einmal die Begriffe bilden 
konnten, in denen wir nach ihnen fragen.“ 

Freiherr von Weizsacker ist kein kleiner Kathederprofessor, der Ange- 
lesenes an Studenten weitergibt, sondern ein namhafter Wissenschafder 
und Forscher. Er diktiert nicht, sondern sucht nach dem, was wahr sein 
konnte. Umso erstaunlicher bleibt, daB er die vermiBte empirisch- 
rationale Erklarung sowie die Ursache fur die Gesetzlichkeit iiberhaupt 
nicht in den Arbeitsgesetzlichkeiten unseres Gehirns zu fmden vermag. 
Immerhin kommt er auf S. 164 zu der Erkenntnis: 

„Erkenntnistheoretisch betrachtet ist die Trennung der Symbolik von 
der Naturwissenschaft (d. h. die Beschrankung der Naturwissenschaft auf 
mechanistisch-mathematische Methoden. Der Verfasser) also nur die Fol- 
ge des Entschlusses zu einer bestimmten Methode." 

Was fur Weizsacker Problem ist, hat sich offenbar bei dem beriihmten 
englischen Astrophysikcr Jeans, den wir aus dem Werk Bernhard Bavinks 
zitieren, bereits klar entschieden. Jeans sagt: „Und die Antwort, die wir 
erteilen miissen, lautet: Wellen in iiberhaupt nichts (Hervorhebung 
vom Verfasser), weil die Naturwissenschaft nichts iibrig gelassen hat, wor- 
in Wellen schwingen oder sich bewegen konnen ... die Wellen miissen 
also als rein mathematische Wellen angesehen werden. (Hervorhebung 
vom Verfasser.) Sie sind sozusagen nur noch deskriptiv und nicht eine 
korperliche Erscheinung. Wir konnen sie durch mathematische Gleichun- 


ausdriicken; aber wenn wir versuchen, daruber hinauszugehen und 
„ ,| s Wellen von etwas Dinglichcm auszudriicken, werden wir sofort in 

, in Gewirr von Sinnlosigkeiten und Widerspriichen (Hervorhebung 
Verfasser) gefuhrt. Genau so steht es mit der Elektnzitat selbst ... 
Wii durfen uns das Weltall (also) nicht mehr vorstellen wie eine groBe, 
kimstvolle Maschinerie, die uns durch ihr Gewicht erdruckt, sondern vie - 
„„ h, als eine Welt des Gedankens, die sich nur verstehen lafit, wenn wir 


iln i 


I ills C111C , ... 

nit dem Gedanken n alter rue ken. und zwar insonderheit mit jener 

i .1 . 1 (TJotnrm- 


liehung vom Verfasser) bezeichnen." 

Solche Emagungen finden auf einer tieferen Ebene dann jene Formu- 
la nmg, daB nur derjenige etwas von der Wissenschaft, bzw. von der Ast- 
tonomie verstehen konne, der in der hoheren und hochsten Mathematik 
hewandert sei. Der scharfste und zugleich wirksamste Vorwurf, der einen 
MiBliebigen treffen kann, ist der, daB er nichts vom »Geiste der Mathe- 
ma tik« verstehe und die mathematischen Methoden nicht beherrsche. 

Wir geben nun anschlieBend zwei Beispiele fur die Moglichkeiten, die 
jener wahre und echte »Geist der Mathematik« gewahrt. Das erste ent- 
nrhmcn wir wieder Bernhard Bavink, S. 205. 

„Wesentlich ist nun jedoch J ordans Hinweis darauf, daB die Zahl 
K/l = Ar = etwa 10 41 gar keine Konstante ist, sondern lediglich das 
ln u.ige Weltalter, gemessen in Elementarzcit r, darstellt. Wenn nun aber 
ilic obenerwahnte Beziehung, daB N (die Zahl der Protonen und Neutro- 
nen) ungefahr das Quadrat der ebengenannten Zahl ist, irgendwie in der 
Naturordnung selbst begriindet (kein Zufall) ist, dann wiirde das wie Di- 
rac bemerkt hat, bedcuten, daB demnach auch die Anzahl der E e- 
mentarteilchen in der Welt proportional dem Quadrat der Zeit 
anwiichse. Dem Energiesatz ... wird dabei insofern nicht widerspro- 
chen, als sich aus den zugrunde liegenden Gleichungen ergibt daB die 
gesamte Ruheenergie M ■ c 2 des Weltalls zahlenmaBig gleich dem Ge- 
samtbetrag der potentiellen Gravitationsenergie ist, diese letztere aber mit 
negativem Vorzeichen zu rechnen ist, so daB die Summe aus beiden also 
immer null (Hervorhebung vom Verfasser) ist. Die sog. »Gravitations- 
konstante« ware dann auch gar keine wirkliche Konstante, sondern wur- 
de sich ebenfalls mit der Zeit andern, namlich umgekehrt proportional 
der Zeit abnehmen. Die fortgesetzte Neuzeugung von Matene konnte 
irgendwie mit den ungeheuren Energien der kosmischen Hohenstra - 
lung in Zusammenhang stehen.“ 

Dazu sagt Bavink anschlieBend selbst: 

„Wie der Leser wohl schon selbst bemerkt hat, sind dies alles einstwei- 
len sehr luftige Spekulationen 


86 


87 


Trotzdem bitten wir den Absatz noch einmal zu iiberlesen und zu be- 
achtcn: erstens dab Jordan und Dirac beriihmteste Wissenschafder sind, 
zweitens dab die Mathematik erlaubt, das Anwachsen der Elementarteil- 
chen in der Welt proportional dem Quadrat der Zeit auszusagen, drittens 
die sonderbare Riickfiihrung auf die Hohenstrahlung, die selbst aus Pro- 
tonen und Neutronen besteht und insofern im N bereits enthalten sein 
mub, viertens die geringe Sorge um den realen Sachverhalt und funftens 
die alleinige Sorge um die mathematische Moglichkeit. Fur den »Geist 
der Mathematik« ist es eben durchaus belanglos, welche Sachverhalte 
nebenbei umgestiilpt werden, wenn nur die Rechnung aufgeht. Und in 
der Null geht sie immer auf. 

Das zweite Beispiel entnehmen wir George Gamow »Biography of 
The Earth« (Armed Service Edition 1941). Um des Verstandnisses widen 
miissen wir zuvor bemerken: Sir George H. Darwin, der Sohn des be- 
riihmten Abstammungstheoretikers Charles Darwin, lehrt, dab unser 
Mond triiher ein Bestandteil der Erde war und von dieser abgeschleudert 
wuide, als sie sich bereits umkrustet hatte. Die Verkrustung war immer- 
hm bereits soweit vorgeschritten, dab der Basaltmantel der Erde bereits 
existierte und von einem ca. 1 00 km dicken Granitmantel iiberlagert vvur- 
de. Die Mondmasse stammt — wie von Gamow ausftihrlich dargestellt 
wird - aus dem Gebiet des heutigen Pazifik und besteht hauptsachlich 
aus dem deckenden Granitgestein, das anlablich der Mondgeburt dem 
Pazifik entnommen wurde. Wohlgemerkt: Die annahemd 100 km starke 
Gramtschicht wurde aus dem pazifischen Gebiet herausgerissen und bil- 
dete den Mond. Um nun diese Mondgeburt zu erklaren, greift Darwin 
auf die freie Resonanz von Korpem zuriick (daher wird seine Theorie als 
Resonanztheorie bezeichnet) und erklart, dab die Abschleuderung der 
Mondmasse dann moglich gewesen ware, wenn die Erde als frei oszillie- 
render Korper unter der Wirkung der Rotation und der Sonnenanzie- 
hung zu immer hoheren, immer rnehr aufgeschaukelten Springfluten des 
feung-flussigen Inneren gekommen sei. Nun verhalt sich die Erde rechne- 
risch aber nur dann als frei oszillierender Korper, wenn sie cine Rotati- 
onszeit von vier Stunden und damit eine Gezeitenperiode von zwei Stun- 
den besitzt. Sir George H. Darwin mub also (unter Verzicht auf die ewige 
Tragheit Newtons) irgendwie auf diese Rotationszeit von vier Stunden 
kommen und behaupten, dab sich die Erde fruiter nicht in 24 Stunden, 
sondern in 4 Stunden einmal um sich selbst bewegt habe. Das geschieht 
nun nach Gamow S. 48 auffolgende Weise: 1 


1 Anmerkung der Herausgeber: Im folgenden und auch im weiteren Text werden aus 

satztechnischen Griinden die Briiche mil einem Schragstrich [z. B. “tiis] statt mit 

einem Bruchstrich [z. B. Ml] dargestellt. 


..At | iresent the Moon rotates around the Earth at a distance of about 
. 'I limes the Earth’s radius and makes a complete revolution in about 28 
d,i\ . When the matter comprising the Moon was part of the Earth, its 
in i age distance was evidently about half of the Earth’s radius. More ca- 
ii fill calculations, which also take into account the increase of density to- 
u .n il the centre of the Earth, give 0,55 of the Earth’s radius as the exact 
tine. 1’hus, at that time the distance of the Moon’s material from the 
... of rotation was 6 %.5s =110 times shorter than it is now, and its linear 
■ Im ily must have been 1 10 times larger, according to the law of conver- 
iiinii of rotational momentum, so that this matter made a complete re- 
, >1 1 it ion around the axis (1 10) 2 * = 12,100 times faster than the Moon does 
non . For the period of 28 /izioo days, or only 3*/2 minutes. This is 400 times 
l.i in than the Earth itself rotates now, and, as the Moon and the Earth 
i \ ' ii a single body at the time, the whole must have been rotating at so- 
on intermediate speed. This average speed, in which the rotation of the 
I .nlh and the Moon participated in proportion to their respective masses, 
i .m be calculated from the simple formula: (average speed of rotation) = 
i lie present speed of the Earth’s rotation) + Vsi (the speed of the Moon’s 
i nlation) = (1 + 40 %i) (the present speed of the Earth’s rotation) = 6 (the 
present speed of the Earth’s rotation). Thus the primitive Earth-Moon 
body was rotating around its axis six times faster than the Earth does 
ninv, making a complete revolution in four hours. The tides, which rise 
(wice during each revolution, must have had a period of two 
hours, thus coinciding with the period of free oscillation of the 
whole body.“ 

Wir geben anschliebend die Ubersetzung in die deutschc Sprache: 

„Gegenwartig kreist der Mond in einem Abstand vom 60fachen des 
Erdradius um die Erde und macht eine vollige Umkreisung in 28 Tagen. 
Als die Mondmaterie noch Teil der Erde war, betrug ihre durchschnittli- 
i lie Distanz offensichtlich ungefahr die Halfte vom Erdradius. Sorgfalti- 
gere Berechnungen, die die Zunahme der Dichtigkeit zum Erdzentrum 
bin einbeziehen, ergeben 0,55 vom Erdradius als den genauen Wert. Also 
war zu dieser Zeit der Abstand des Mondmaterials von der Rotationsach- 
se 60 : 0,55 = 1 1 Omal geringer als heute, und seine Bahngeschwindigkeit 
mub 1 lOmal grober gewesen sein, entsprechend dem Gesetz der Erhal- 
tung des Rotationsmoments, so dab diese Materie eine vollstandige Rota- 
tion um die Achse ( 1 1 0) 2 = 1 2 1 00 mal schneller beschrieb als der heutige 
Mond. (Zugrunde licgt offenbar Z = m-v 2 /r. Der Verfasser.) Fur die Um- 
kreisungsperiode erhalten wir 28 : 12 100 Tage oder nur 3,5 Minuten. 
Das ist 400mal schneller als die Erde selbst jetzt rotiert, und da die Erde 
und der Mond damals ein einziger Korper waren, mub sich das Ganze in 
irgendeiner mittleren Geschwindigkeit um die Achse bewegt haben. Diese 


88 


89 


und M H V S digkdt ’ 311 Wdcher die R ° tation von 
id Mond lm \ erhaltms zu ihren Massen teilhatten, kann durch die ei„ 

d ieit " eChnet WCrden: ( durchsc hnittliche Rotationsgeschn „ , 
digkeit) - (gegcnwarnge Geschwindigkeit der Erdrotation) + *, 
Geschwnichgken der Mondrotation) = (1 + (die gegenwartige (3 
schvv 1 „d lgk eit der Erdrotation) = 6 (die gegenwartige Geschwindigkeit do 
Erdrotation). Also war der einfache Erde-Mond-Kotper in der Rotation 
sechsma] schneller als die Erde heute und machte eine vollstandige LJ„. 
drehung m vier Stunden. Die Gezeiten, die sich zweimal wahrend jcl, . 
Umdrehung erheben, miissen eine Periode von zwet Stunden gehabt ha 

sa^teil 8 K^" einStimmUnS mU dCr frden ° SziUations Pe-de des ge 
W as zu beweisen war. 

Eine Kritik ntussen wir uns leider ersparen, da diese eine AbhandJung 

sam tjT WU ‘, dC ' Wlr maGhen nur am R:lllde darauf aufmerk 
sam dab die Distanz der zukiinftigen Mondmasse plotzlich - aufGruud 

sorgfaltiger Berechnungen (.-!) - mit f ast dcm haJ| | cn Erdradius 
m vvud, obgleich auf den Seiten zuvor ausfuhrlich beschrieben und be 

Ml' T ’ rf dK ' M<>ndmaSSe aus dem ca - '00 km starken Grand 

“If H T Mh ^ deS Erdradius d - R echnung abet 
t aaf - sondern eben nur mit 0,55. Weiterhin vermerken wir, daB nach 
dieser Darstcllung ein Stuckchen pazifischer Granit, das zu Haus blieb 
die gegenwartige Rotationsgeschwindigkeit besaB, wahrend das daneben- 
egtnde, das zum Mond flog, sich mit dem 81. Teil begnugte 
Aber wahrscheinlich fehlt uns der »Geist der Mathematik,,. 
ir o on, uns damn nicht in der schlcchtesten Gesellschaft zu befin- 
cn. Es sei uns erlaubt, einige Stimmen gegen die Mathematik zu zitie- 
ren Zunachst horen wir Prof. Dr. Ludwig Bertalanffy, Wien in einem 

^ ^ ^ ^ R und- 

nen’dnE^ TL™ C ‘ K ' V ° m Memchen geschaflene Symbolwelt sozusa- 
gen ein E, g enleben; sie wird kluger als ihr Schopfer selbst. So bedeutet 

das Zeichensystem der Mathematik eine ungeheure Denkmaschine, in 
\u t u , m gedanklicher Ansatz hmeingesteckt wird und durch den festge- 

— d CT kl 7 fUng V ° n S ^ le " «ch eine Lbsung 
herauslallt, die wir zunachst nicht vorauszusehen vermochten.“ 

tne« fOttoH r I! 0 "' W t WaltC ln Sdnem Buch >>K ' ad und Ener- 
gte« (Utto Hillmann, Leipzig, 1926) Seite 49/50: 

„SchlieBlich zeigte Helmholtz auch in seinen spatcren Jahren eine 

gewisse Gleichgul tigkeit gegentiber einer scharfen Vorstellung; denn er 

gctoite zu denjemgen, die der mathematischen Berechnung eine zu 

uberwiegende Bedeutung beilegen. Diese ist zwar imstande, bei einer be- 


90 


||tM Iiligen Vorstellung alle Folgerungen aus ihr richtig zu ziehen; 

t, * bei einer unrichtigen Vorstellung aus den Folgerungen die 

yi’tl), in 1 1 nil ableiten; aber sie ist nicht fahig, allein eine richtige Vor- 
•I II., nr iii der Physik zu liefem.“ (Herv^orhebung vom Verfasser.) 

|4 1 •• I , > 1 1 I lauschka fmdet in seiner bereits angefuhrten »Substanzlehre« 
ii.ii In ,ii n im hen Standpunkt aus: 

M in bekommt den Eindruck, daB diese iiberraschendc Entwicklung 

dm I anscheinend neuen BewuBtseinszustand der Menschheit cha- 

■lil isi. Schon im 15., 16. und 1 7. Jahrhundert beginnt sich die 

■I ii(M in i ile dieser neuen Geistesart mit Galilei, Newton, Kepler anzu- 

Die experimentale Forschung begann immer mehr, sich auf 

1 1 h 111 i, ire, Wagbare und in Zahlen Ausdruckbare zu beschranken. 

I III i i ns, haftliche Forschung erhielt immer mehr den Charakter des 
B}lHiilil.itivcn. Andererseits zieht man aus den Fakten des Experiments 
ll. IiIm i ilie alles im Bereich des Sichtbaren zu erkliircn trachten, zuletzt 
il.i i do, li zu Hypothesen und Theorien fuhren, die nicht mehr durch 
ih hili. in 1'atsachen bewiesen werden konnen. Auf diese Weise entsteht 
f|n Wi ltbild, das sich auf Hypothesen und SchluBfolgcrungen stiitzt, und 
d i rein mcchanisch und quantitativ (lies mathematisch. Der Verf.) ist.“ 
m Inn, 'ii wir gleich noch ein anderes Wort Hauschkas dazu, das wir 
im \ i H wort seines Werkes fmden: 

..Man vergiBt vielfach nur allzu leicht, die Giiltigkeitsgrenzen zu be- 
H lit, ii Ein Techniker, der die Tragfahigkeit eines Eisentragers kennt 
I i Limit rechnen wiirde, wenn auch das Material des Tragers bereits 

■ In i, 1 1 I litze in einen anderen Aggregatzustand iibergegangen ist, wiirde 
mu Recht als toricht bezeichnet werden. So aber verfahrt man heute, 

\\i mi ErdengesetzmaBigkeiten »Millionen Lichtjahre« weit in das 
W . hull hinausprojiziert werden." (Hervorhebung vom Verfasser.) 

I hid schlieBlich mochten wir noch auf Goethe verweisen. Er hielt die 
V.ilhematiker flir narrische Leute, die so weit entfernt seien, auch nur zu 

■ 1 1 1 n - it, worauf es ankomme, daB man ihnen ihren Diinkel nachsehen 

Er erklart recht nachdriicklich, daB ihm immer deutlicher werde, 

" .i er schon lange im Stillen gewuBt habe, daB niimlich diejenige Kultur, 
im Ii he die Mathematik dem Geist gebe, auBerlich einseitig und be- 
• In nnkt sei, ja, daB die Mathematik, wie Voltaire sage, den Geist da 

l.isse, wo sie ihn gefunden habe! f 

Nachdem wir die verschiedenen Aussagen gehort haben, wollen wir 
mis die Sache selbst klar machen. 

Zunachst die entscheidende Ausgangserkenntnis: 

Die Mathematik ist eine Denkform. Sie existiert nur im Gehirn, 
nicht in der Wirklichkeit. 


91 



Ob sich die Verhaltnisse in der Wirklichkeit mit dem, was sicli .mil 
den Ablaufen irn Gehirn ergibt, decken, ist eine zweite Frage. Wir lx ill I 
zen jedenfalls zunachst nicht die Berechtigung, zu untcrstellen, dali < In I 
mathematischen Begriffe und Beziehungen auch in der realen Welt bexli 
hen. Wir besitzen sie umso weniger, als praktisch alle Ergebnisse der mini 
demen Forschung, besonders der Atomphysik, darauf hinweisen, dali tin 
wissenschaftlichen Ergebnisse nicht den wahren Sachverhalt, sondern du 
Bedingtheiten der Apparaturen und Methoden widerspiegeln. Sachlii li j 
liegen die Dinge so, dab der Wissenschafder gewisse Beobachtungen vri I 
zeichnet. Diese versucht er in rechnerische Beziehungen zueinandcr yu I 
bringen, aus denen er Gesetzmabigkeiten ableiten kann. Er deutet also, I 
und schafFt sich aus seinen Deutungen einen Gedankenbau, wobei ilim 
infolge unzulanglichen Ausgangsmaterials, unzulanglicher Apparate mill | 
Methoden sowie Falschdeutungen durchaus Fehler unterlaufen konnen. 
Mathematische Gesetze sind also nicht unbedingt auch Nat in 
gesetze. 

Solche mathematischen Gesetze konnen in sich richtig sein, bran 
chen aber deswegen noch lange nicht mit der Wirklichkeit iibereinzu 
stimmen. 

Dafiir zur Kliirung einige einfache Beispiele: 

1 . Je defer man in die Erde eindringt, desto hoher steigt die Tempera- 
tur. Auf 30 m (friiher 40 m) Tiefenzunahme rechnet man 1 Grad Tempi- 
raturzunahme und bezeichnet dieses Verhaltnis als geothermische Tiefen- 
stufe. Nun schliebt man (praktisch messen kann man nur bis 3 km Tiefc): I 
Da auf 30 m Tiefenzunahme 1 Grad Temperaturzunahme zu verzeich- 
nen ist, mub die Erdtcmperatur in tausend Kilometern Tiefe 30 000 Grad 
betragen, in 3000 km Tiefe 90000 Grad, im Kern etwa 200000 Grad. 
(Die Kerntemperatur wird neuerdings nicht mehr behauptet, da man der 
Erde einen Stahl-Nickel-Kern zuschreibt.) 

Mathematisch ist die Rechnung zweifellos richtig, sachlich jedoch 
vermutlich falsch. Erstens widerspricht die Existenz von Materie bei zwei- 
hunderttausend Grad jeder irdischen Erfahrung, zweitens gilt die Erde als 
Magnet, und Magnetismus erlischt bereits bei 900 Grad Warme!! und 
drittens l'iihrt bereits ein geringer Gehalt von Radium in der Erdrinde zu 
einer ganzlich anderen Begriindung der geothermischen Tiefenstufe. 

Oder wie ware es mit der parallelen Rechnung: 

Ein Mensch wachst in den ersten zehn Jahren seines Lebens um einen 
Meter. Er wird also in lunfzig Jahren fiinf Meter grob sein. 

2. Ein Strabenbahnwagen fahrt aus dem Stillstand mit wachsender 
Beschleunigung an und verbraucht dabei Kraft. Nach einiger Zeit wird er 
mit entsprechend wachsender Verzogerung bis zum Stillstand abge- 


92 



gibt dabei genau soviel Kraft wieder ab, wie er zuvor aufge- 

5 |,at. Mathematisch gesehen ist seine Arbettssumme glereh 

kl ,sch ist er wunderbarerweise trotzdem um eine Haltestelle voran- 

rk 'l ’llrei Orte A, B und C lassen sich auf einer Kreislinie um den ^Mittel- 

, I, M nicht unterbiingen. Auf den Umfang enter Ellipse - £ Lt 

punk, lassen sie skh jedoch leicht verlegen, sofem man fur 

prrehende Grobe wahlt. Ein Kreis xst eben em verhaltmsma^g ^ 

, ,,,-s Gebilde, wahrend Ellipse, noch mehr Parabel und Hyper 

alike Moglichkeiten um den gletchen Brennpunkt herume^^ 

Man kann also mit ihrer Hilfe selbst die abseittgsten Orte ein 

hrmatischen Zusammenhang bringen. Ermittelt man etwa verschie- 

Siandorte eines Sternes, die sich nicht auf einer Kreislime unterbn - 
,, | ,. s ,„ so gelingt es vielleicht, eine passende Ellipse zu ihnen zu 
", „ „ her aber eine Parabel oder Hyperbel. Ob diese Emordnung dann 

«, hlich richtig ist, bleibt offen. 

Astronomische Ellipsen, Parabeln und Hyperbeln smd willkurli- 
che Anpassungen ohne Beweiskraft. 

Ilemerkenswert ist nun, dab _ 

die Bahnen der Wel.ed,dn»er durchgangig als Elbpsen Be- 

schrieben werden! 

Vielleicht ist das ein Zufall, aber eins steht zunachst fest: 

Alle diese astronomischen »Bahnen« sind rein mathematische ge- 
dnnkliche Gebilde. Sie werden aus 

,1 , uhend gedachten Koordinatensystem, einem himmhschen Gradnetz, 
Uonstruiert. Ob sie in der Wirklichkeit existieren, bleibt fraghch, solange 
,,, lu e i n deutige Beweise dafur vorliegen. Einstweilen ist es uns unbenom- 
zu vermuten, dab sich die Weltenkorper vielleicht ganzlich an er 

hewegen. 


93 



Bisher hat noch niemals ein Astronom die Bahn eines Himmels 
korpers wirklich beobachtet! 

Ubrigens sind selbst die Gedankengebilde haufig noch in sich un 
wahr. Man behauptet beispielsweise, daB die Bahn der Erde um die Son 
ne einc Ellipse darstellt. Tatsachlich ist diese Bahn aber selbst im ein 
fachsten Falle unter AuBerachtlassung aller Verwicklungen eine Schrau- 
benspirale, denn das Sonnensystem fliegt ja gleichzeitig mit 72000 Stun 
denkilometern durch den Raum. 

4. Erinnern wir uns an die Helligkeitsverstarkung von Punktlichtem 
im Fernrohr. Ein Licht, das tatsachlich lOmal so hell erscheint als ein an- 
deres, wild fur milliardenfach heller erklart. Im Ausgangspunkt stehen 
zwei Gesetze, mit deren Hilfe sich zwei behauptete Erscheinungen gegen- 
seitig bis zur wirklichen Beobachtung aufheben. 

Das eine besagt, dab im Fernrohr eine n 4 fache Helligkeitsverstarkung 
stattfindet, das andere, daB unser Auge eine Steigerung des Lichtreizes in 
geometrischer Progression nur in arithmetischer empfindet. Diese Geset- 
ze wurden nattirlich aus irdischen Beobachtungen abgeleitet. Ein echter 
Beweis dafiir, daB jener Stern wirklich milliardenfach heller leuchtet, liegt 
nicht vor. Es bleibt offen, ob die n 4 fache Helligkeitsverstarkung auch 
wirklich eintritt, ob sie nicht von einer gewissen Grenze an ganz anderen 
Gesetzmafiigkeiten folgt oder ob hinter ihr nicht iiberhaupt ganz andere 
Energieformen als das Licht stehen. Ebenso bleibt offen, ob unser Auge 
bci hoheren Werten nicht noch starker vom Fechnerschen Gesetz ab- 
weicht als etwa Selenzelle und Photographic. 

5. An den Gliihfarben, die Eisen beim Hiirten zeigt, studierte Kirch- 
hoff das Verhaltnis zwischen Strahlung und Temperatur eines Korpers. 
Daraus entwickelte sich das Stefan-Boltzmannsche Gesetz, wonach die 
Gesamtstrahlung eines absolut schwarzen Korpers nach der 4. Hochstel- 
lung seiner absoluten Temperatur geht. Steigt also die absolute Tempera- 
tur auf das Doppelte, so wachst die Gesamtmenge der ausgestrahlten 
Energie auf das 16fache, wahrend einer verdreifachten Temperatur eine 
81fache Gesamtstrahlung entspricht. Mit diesen Gesetzen kann man 
dann wechselnd Temperatur oder Gesamtstrahlung eines Himmelskor- 
pers berechnen. Leider muB jedoch darauf hingewiesen werden, daB die- 
se Gesetze zwar mathematisch als richtig gelten diiifen, aber nur in Be- 
zug auf Schmiedeeisen und andere Objekte real richtig sind. Sie be- 
weisen unter keinen Umstanden, daB das Verhaltnis zwischen Tempe- 
ratur und Gesamtstrahlung auch bei den Weltenkorpern der behaupte- 
ten Beziehung entspricht. Es kann vollig anders sein. Hatte Kirchhoff 
seine Studien nicht am gliihenden Eisen, sondern beispielsweise an einer 
Neonrohre vorgenommen, so ware er zu ganz anderen GesetzmaBigkei- 


I, ,, (ickommen. Oder mochte jemand behaupten, daB eine Neonrohre 
,|t, , .,1s ein gliihendes Eisen sei, weil es eine erheblich groBere Gesamt- 
•n ililung bcsitze? 

1 )icse Beispiele mogen genugen. 

Alles in aUem diirfen also mathematische Berechnungen und astrono- 
mi.hc Gesetze — mit denen fast immer jene »Gultigkeitsgrenzen« 

I Iiiiisi likas uberschritten werden — nicht als Beweise fur die Wirklich- 
f,„ .mgesehen werden. Sie stellen nichts anderes dar als gedankliche 
I'.mr.truktionen zur Ordnung und Systematisierung eines Beobach- 

.materials, sind also nicht mehr und nicht weniger als ein biirokrati- 

M lies Hilfsmittel! 

1 >ie moderne Tendenz aller Burokratie, selbstherrlich zu werden, Ei- 
zu beanspruchen und alles Seiende nach ihrem Schema zu be- 
lli! tschen und zu regieren, findet in der Mathematik cine wiirdige Paral- 


II II 

Su her benotigt der Berufsastronom die Mathematik als biirokrati- 
, hc s Hilfsmittel, aber ebenso sicher konnen die Erkenntnisse selbst 

I, ohne mathematische Bildung gewonnen werden. Nichts ist weniger 
hmvhtigt, als den Eindruck zu erweeken, astronomische Erkenntnisse 
i/i.-n eine griindliche mathematische Schulung voraus. Der Kosmos ist 
1 1 , , „iem Bau und seinen Wirkungsgesetzen auch dem zugangig, der kei- 

holiere Mathematik beherrscht. Der Nichtmathematiker lasse sich also 

k. ineslaUs ausblufTen. Wir wagen sogar zu behaupten, daB es umso 
, hlcchter um den wissenschaftlichen Wahrheitsgehalt einer Astronomie 
I p, stcllt ist, je mehr sie sich mangels anderer Beweismittel auf mathema- 
lische Ergebnisse stiitzen muB. 

Aber horen wir zum AbschluB noch den beriihmten englischen Astro- 
iii mien Prof. Arthur Eddington, den wohl niemand als Gegner der Ma- 
Miematik oder der kopernikanischen Astronomie verdiichtigen wird, in 
,1, , /itierung durch Dr. Erich Blumberg (Philosophic der Atomphysik, 

l, i iropaische Rundschau, Wien 13/47): 

„Ich glaube, daB alle Naturgesetze, die als fundamental klassifiziert 
werden konnen, vollig durch erkenntnistheoretische (Hervorhebung 
Mini Verfasser) Untersuchungen vorausgesehen werden konnen, sie basie- 
, ell auf einer Erkenntnis a priori und sind deshalb subjektiver Natur. 

Wir wollen nunmehr die Grundgesetze des kopernikanischen Weltbil- 
dcs einer kurzen Priifung unterziehen. Diese zielt jedoch nicht auf die 
I eststeUung, ob die Gesetze sachlich richtig sind. Was uns in diesem Zu- 
sammenhang interessiert, sind mehr die formalen Beziehungcn. \\ ir 
wollen untersuchen, wie diese Gesetze entstanden sind, und dabei Klar- 
l, e it gewinnen, ob wir ihnen den Rang von Naturgesetzen zusprechen 


94 


95 


9 h 


8 h 



diirfen odcr ob es gedankliche Konstrukdonen sind, von denen man nic lii 
ohne weiteres die Deckung mit der Wirklichkeit erwarten kann. 

Die heudge Astronomie wertet diese Gesetze als unabdingbare, real 
wahre und ewig giiltige Naturgesetze. 

Beginnen wir mit Kopernikus. Er behauptete: 

1. Die tagliche Umdrehung des Himmels ist nur scheinbar und wircl 
hervorgerufen durch eine tagliche Umdrehung der Erde urn eine durch 
ihren Mittelpunkt gehende Achse. 

2. Die Erde ist einer der Planeten und kreist um die Sonne als den 
Mittelpunkt der Bewegung. Das wahre Zentrum der planetarischen Be- 
wegungen ist also nicht die Erde, sondern die Sonne. 

Wie kam er zu diesen Behauptungen? 

Kopernikus beobachtete die Standorte des Planeten Mars im Laufe 
verschiedener Monate gegeniiber cinem gedachten himmlischen Grad- 
netz. (Dieses Gradnetz wurde als ruhend gedacht. Und die wahren Be- 
zugspunkte waren natiirlich keine Gradlinien, die es nun einmal am Him- 
mel nicht gibt, sondern die Sterne, die ebenfalls als ruhend gedacht 
wurden. Kopernikus nahm also in Widerspruch zu der alltaglich sichtba- 
ren Wanderung der Sterne von Horizont zu Horizont eine gedankliche 
Setzung von groBter Tragweite vor, ohne auch nur einen Schatten von 
Beweis dafiir zu haben, daB himmlisches Gradnetz und Sterne wirklich 
ruhten.) 

Kopernikus stellte nun fest: 

Im Oktober steht Mars bei Punkt 1 , im November bei 2, im Dezem- 
ber bei 3, im Januar bei 4, im Februar bei 5, im Marz bei 6, im April bei 
7, im Mai bei 8. Diese Feststellung geht in Ordnung. Nun verband er die 
verschiedenen Punkte durch eine Linie und dachte, daB diese gezeichne- 
te Linie die Bahn des Mars darstellen miisse. Dabei kam ihm aber nicht 
geheuer vor, daB der Mars eine Schleife durch das Universum ziehen sol- 
le, sich also einmal vorwarts und dann wieder riickwarts bewege. Er 
nahm an, daB diese Bahn eine Tauschung darstelle und suchte nach einer 
geeigneten Erklarung. 

Er folgerte: 


96 


Mars 



Wcnn sich die Erde in ausreichender Entfernung von der Sonne be- 
w , rrn wiirde (er schatzte die Entfernung Erde— Sonne auf sechs Mtllio- 
i>. n Kilometer — heute 150 Millionen Kilometer), dann miil3te man den 
Mb,, von der einen Seite der Erdbahn aus links von den Vergleichsster- 
n, n M-hcn, von der anderen Seite aus rechts. Wenn sich die Erde um die 
Hi iiuic bewegen wiirde, konnte also die beobachtete Erscheinung auftre- 
i, || ,|. h. der Mars scheinbar eine Schleife ziehen. 

Aus dicser Uberlegung heraus behauptete er: 

I )ir Erde kreist um die Sonne. 

Wohlgemerkt — er behauptete das. Er unternahm einen Deutungs- 
wi such. Irgendein greifbarer, handfester Beweis lag nicht vor. Und 
Kopernikus war sich auch zweifellos vollkommen bewufit, daB er seme 
I tiliiir Hypothese nicht beweisen konnte. 

It. i cits Tycho Brahe, der in der zweiten Halfte des 16. Jahrhunderts 
I, |,|,., stellte sich entschieden gegen diese Hypothese. Er wtes vor allem 
il.ii.mf hin, daB nach der kopernikanischen Auffassung auch die Kometen 
,1,-u Wechsel zwischen rechtlaufiger und ruckliiufiger Bewegung zeigen 
nniUtcn. Er betrachtete die Erde denn auch als ruhend und behauptete, 
i fill sich die Sonne mit den um sie kreisenden Planeten um die Erde be- 
-m im Diese Auffassung vermochte sich in der Folgezeit nicht durchzuset- 
„ doch bemerkt Erich Schneider (Das naturwissenschaftliche Weltbild, 
Um hergilde Gutenberg, Berlin 1945) ganz richtig: 

Das Tychonische System ist nach der heutigen Auffassung von der 
Bewegung nicht zu widerlegen, da nur relative Bewegungen einen angeb- 
luien Sinn haben, und die Frage, ob Tycho oder Kopernikus recht hat, 
demnach gegenstandslos ist.“ 

Auf Kopernikus fuBend verkiindete Kepler 1609 bzw. 1619 folgende 
, 1 1 1 i GesetzmaBigkeiten: 

1 . Die Wandelsterne bewegen sich in Kegelschnittlinien, in deren ei- 
nein Brennpunkt die Sonne steht. 

2. Der Leitstrahl eines Wandelsterns iiberstreicht in gleichen Zeiten 
gleiche Flachenraume. 

3. Die Quadrate der Umlaufzeiten der Planeten verhalten sich wie die 
Kuben ihrer mittleren Entfernungen von der Sonne. 


I 


97 



Dicse Gesetze fand Kepler nicht etwa im Universum, sondern am 
Zeichentisch und iiber dem Berechnungsblock. Sein Material waren dir 
Planetenorte am ruhend gedachten himmlischen Gradnetz, vor allem die 
Marsorte, die Tycho Brahe in sechzehnjahriger Arbeit ermittelt hatte, 
Kepler zeichnete sie sich auf und probierte nun alle moglichen Kurvcn 
unter den verschiedensten Voraussetzungen, bis er im Laufe von seel is 
Jahren eine passende Kurve gefunden hatte. Um uns gegen Zweifel zu 
schiitzen, zitieren wir noch einmal Schneider: „Wenn man aber den 
Kreis verlieBe, so lag jede andere krumme Linie ebenso nahe wie die 1.1 
lipse, und tatsachlich hat Kepler erst andere Kurven durchprobiert." 

Das ist es aber, was es zu begreifen gilt: 

Auch die Gesetze Keplers verdanken wir nicht einer Fiille von Beweis 
material oder durchschlagenden Zeugnissen der Wirklichkeit, sondern 
zeichnerischen und rechnerischen Deutungsversuchen. Kepler probierte 
solange, bis er eine passende Kurve gefunden hatte. Und er rechnete so- 
lange (sechs Jahre!), bis er eine mathematische Beziehung gefunden hatte, 
die auf die Beobachtungen paBte. Von irgendwelchen Beweisen kann 
nicht einmal andeutungsweise die Rede sein. Die Gesetze ordneten die 
Beobachtungen zwar in einen biirokratischen Zusammenhang ein, aber 
es blieb absolut offen, ob dieser auch den wirklichen Verhaltnissen ent- 
sprach. 

Im ubrigen zum ersten Gesetz: Was Kepler Kegelschnittlinien nennt, 
sincl Ellipsen, mit deren Hilfe sich bekanntlich die unmoglichsten Orte 
miteinander verbinden lassen, falls man die Ellipsen groB genug wahlt. 
Kepler hat diese Ellipsen natiirlich nie gesehen, sondern eben nur am 
Zeichentisch konstruiert. Wir wiesen bereits darauf ltin, daB er sich 
selbst in dieser Konstruktion irrte, denn selbst die gedachten Raumbe- 
wegungen der Planeten stellen keine Ellipsenbahnen dar, sondern im 
einfachsten Falle schon Spiralbahnen. 

Zum zweiten Gesetz: 



98 


IV. schraffierte Sektor A besitzt den gleichen Flachenmhalt wie der 
|„ Mm B. Nach Kepler braucht der Leitstrahl der Erde (die gerade Ver^ 

lung zwischen Erde und Sonne) fur die Durchmessung des Sektors A 

he Zeit wie fur die Durchmessung des Sektors B. Die Erde durch- 

| „,li also die Bahnstrecke a in der gleichen Zeit wie die Bahnstrecke b 

, ,1 ,r I diese langer ist. Die Erde fliegt also - wie auch alle anderen 

Han, t- n - bald schneller, bald langsamer durch den Raum. Sie er 
|t, K i also ihre Stundengeschwindigkeit und erhoht sie wieder, und zwa, 
l„, finer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 100000 Stunden 

an. Wir haben in diesem Zusammenhang nicht zu untersuchen ob 

,1,. 1( al moglich ist, aber wir miissen darauf hinweisen, daB diese Ge- 
i liu indigkeitsveranderungen nicht beobachtet und gemessen, sondern 

nur am Zeichentisch und Rechenblock berechnet wurden. 

|)as dritte Gesetz gibt einen Schliissel fur weitergehende Berechnun- 
f i ii von dem der moderne Astronom denn auch eifng Gebrauch mac 
Ml, a, lings ist bis heute vollig offen geblieben, ob das W:lU P® " ; 

zwischen Umlaufzeit und Entfernung iiberhaupt besteht AuBerdem 
|„ „ ja die realen Umlaufzeiten uberhaupt nicht vor, sondern einzig 

mi, I iillein Feststellungen, _ 

wann ein Planet wieder am gleichen Punkt des himmlischen 

Gradnetzes erscheint. 

Und das ist ein entscheidender Unterschied. Die gleichen Feststellun- 
„ konnen auch gemacht werden, wenn die Entfernungen und die rca- 
„ Umlaufzeiten vollig anders sind, als angenommen wird. Sie ergebe, 

„ 1, auch bei einem Zehntel oder einem Tausendstel der heute gu g 
W.a te, ja, treten in der Winzigkeit eines Planetanums genau so an wie 
an Kosmos. Es handelt sich um reine Verhaltnisbeziehungen, die 

in, I its Bindendes iiber die realen GroBen aussagen. 

Im ubrigen ist es fur eine strenge Wissenschaft durchaus nicht zu assig, 
aus dem Wiederauftauchen eines Planeten an einem besUmmten Pun t zu 
, hlieBen, daB er inzwischen einen Umlauf voUendet habe. Im Mindest- 
1 1 He ist der SchluB solange nicht zulassig, solange nicht mit anderen i 
„ In zweifelsfrei nachgewiesen wurde, daB der Himmel mit semem gedach- 
,rn Gradnetz wirklich ruht und daB sich die Erde wirklich bewegt. 

Der dritte Baumeister des kopernikanischen Weltbildes war Newton. 
Er berichtigte nebenbei das 3. Keplergesetz und unterbaute im ubrigen 
die Keplergesetze mit zwei Gesetzen, denen fundamentalste Bedeutung 

/ugesprochen wird. 

1 Das Tragheitsgesetz: Ein in Bewegung befindheher Korper auf de 
keine Kraft wirkt, bewegt sich gradlinig und mit gleichbleibender Ge- 
srhwindigkeit unaulhorlich fort. 




99 



dere mit einer Kraft an deren Crete d k ^ ^ ^ 
der Massen und umgekehrt prom t I'f' pr °P ortlonal dem Produki 
gen Abstandes ist. ? W dem ^rat ihres gegenseiii 

L’m iiber diese beiden hochberiihmten r 
gewinnen, stellen wir uns einen a h i i GeSe ze Slnnf allig Klarheit /i, 
,groJ3 en Saal, der nichts aber auch ° ^ vielleicht am 

Warme, weder Lichtlch S C 1 T7 ^ - Wed " Luft no, I, 
EJektrizitat, ja, selbst nicht emmal'die' And'-u^’ ' Rundfunkvve,len n< >< I, 
«en wir in diesen Saal einen Korper hinein - 7® Gedankens - S| " 
bewegt sich dieser eradlinio- i ■ , ■ a gen mr einen Tisch - so 

fort - bis in alie Ewigkeit Stolen S eichbleibender Geschwindigkeii 
Raum - sagen wir efnen ' T ““ “ Kd ^r in den 
mit gleichbleibender Geschwindiokcu ' ^ aUCh >? rad,illi « 

Stuhls die Holzmasse des Tisches an ’ U JCtZt Zleht dle Holzmasse des 
umso starker Je grofier die Mas ■ um g eke hrt. Die Anziehung isi 

*n Massen S* “ £* *"**" * E"* rau „ g de, li- 

machen sich daliingelicnd bemerkb,* ' daB T' S f gl '™ t ‘ 8 ' 11 Anzieh ‘'"K 

gradlinigen Bewegungen abgdenk, „„de„ De^ sTuhl T 
Tisch, um ihn herumzukreken 1 i Stuhl veranlaBt den 

Stuhl, ihn zu umkreisen. Diese kreiSe R ^ ^ ^ den 

einerseits an, der angeboren™ Tragi, e„, „££££?*”• *> 

Gravitation. suts aus der gegenseitigen 

7! u r S , WekaU dbertra S en ergibt sich: 
it \( Jtenkorper beweg'en sirh im t t * 
des Kopernikus und Kepler wei sf J UmVersum nad > den Lehrsatzen 

nenden Traghcit ewig grad] ini,, ,,!! 7 ■ “T 8 ? 18 mf ° lge einer innewoh- 
keit bewegen mochten, andemteils aber p™ bk ' lbender Geschwindig- 

Newfon d “ fch " k “" b - 

*n offenbar unverandert vollziehen' eT 5 '"' r" “ h .) ah "ausen- 
Ein Federwerk, ein Motor oder ein and 7^7’ Sle Slch zu erklaren. 
zustellen. Also muB in jedem Antn( ' h ^Ucl sind nicht fest- 

»Tragheit« stecken, die ihn zum k u ' besondere Eigenschaft 
-ner eine Eigenschaft -ht, 

Korper ermoglicht. dle ^ nzie hung anderer 

Selbstverstandlich hat Newton a || , , 

achtet - weder einen realen ih I ^ ^ ehrte ’ niemals beob- 

eine absolute K&peAeweJL l 7 Und faaflBfrd “ »aum noch 
tation. Er deutete nur unterSelfte a/ 106 ]? nOCh dne Gravi - 

— ,„e, 


100 


Iti /iigssystem und erhob dieses in den Rang von Naturgeset- 
#i •• Mlrulings blieb er vorsichtig genug, vor seine Thesen ein stilles 
» 'I, /u setzen. Er selbst erkliirte es fur Unsinn, anzunehmen, daB 

Hp 1 "i\ ii .i I ion als reale Kraft tatsachlich existiere. Seine Nachfolger wa- 
ft ii I' i'li i wrniger vorsichtig.) 

w 1 1 m deutete von den geistigen und technischen Voraussetzungen 
■ iih i /■ u aus. Er konnte sich deshalb von bemerkenswerten Irrtiimern 
|«i' la ln iliallen. Soweit diese fur die weitere Entwicklung der astronomi- 
M III II S\ lematik bedeutsam wurden, seien sie kurz gestreift: 

I I, in rotierender Korper entwickelt Fliehkrafte (Zentrifugalkraft). 
P " Ii Newton ist die Rotation eines Korpers im Raum eine Wirkung der 
1 1 ii 1 lieii , die Zentrifugalkraft jedoch eine Wirkung des absoluten 

ft ■;! Kin absolutes physikalisches Nichts erzeugt also eine Fliehkraft. 

I lli ■ llchauptung erschien selbst den Bewundercrn Newtons so widersin- 
i ' i ' d ill sie sich veranlaBt sahen, eine Korrektur vorzunehmen und zu 

ill , daB die Zentrifugalkraft eine Folge der Massenanziehung after 

men Planeten kreisenden Korper sei - womit vermutlich der Teufel 

dun Ii den Beelzebub ausgetrieben wurde. 

Nach Newton sind Tragheit und Schwere zwei verschiedene, von- 
ilii.mdri unabhangige Eigenschaften der Materie. Das bedeutet dras- 
n ' 1 1 Nehmen wir von einem Pfund Zucker 499 Gramm trage Masse 
e -ii blcibt das restliche Gramm immer noch ein Pfund schwer. 

I I )ic Gravitation ist eine Kraft ohne Kraftquelle im technischen Sin- 
iii Sie breitet sich auf vollig unfaBbare Weise ohne Strahlen, ohne Wel- 
I' a und ohne Trager im absolut leeren Raum aus, bewirkt iiber cndlose 

■ in. mine hinweg gewaltige Bewegungen riesiger Weltenkorper und 
iiimmt trotzdem nie ab. Das bedeutet einen Kraftverbrauch ohne Kraft- 

■ 1 1 >i .inch — der iibrigens mathematisch durchaus moglich ist, wie un- 

■ i 1 1 iiher angeliihrtes Beispiel vom Strafienbahnwagcn zeigt. 

1 )iese und andere Folgerungen aus den Gesetzen Newtons fuhrten in 
den \ ergangenenjahrzehnten dazu, daB die Astronomic die Unzulanglich- 
l.i ii der Newtonschen Gesetze erkannte. Die Wandlungen, die dadurch 

glich wurden, verdanken wir der allgemeinen Relativitatstheorie. 

Einstein wies daraul hin, daB Newton die Zeit iiberhaupt nicht bzw. 
I.ilsch eingesetzt habe und daB es keine absolute, sondern immer nur eine 
i dative Geschwindigkeit im Raum geben konne. An Hand von Bcson- 
i b rlieiten der Lichtausbreitung konnte der Nachweis erbracht werden, 
il.ili die Galilei-Newtonschen Transformationsformeln nicht stimmten. 

I .insteiii stellte zwei neue, fundamentale GesetzmaBigkeiten auf: 

1 . Den EinfluB, den ein Gra\itationsfeld auf irgendeinen Vorgang 
ausiibt, wurde jeder Beobachter auch wahrnehmen, wenn er ohne An- 


101 



nahme des Wirkens dieses Gravitationsfeldes sein Bezugssystem in tin 
Beschleunigung versetzte, die fur das betreffende Gravitationsfeld am ( )n 
des Vorgangs charakteristisch war. 

2. Jeder Korper bewegt sich unter dem EinfluB der Tragheit unci 
Schwere langs einer »geradesten Bahn«. 

Mit dem ersten Gesetz Einsteins werden also die Gravitationen, jene 
geheimnisvollen Anziehungen Newtons, zu Beschleunigungen, und das 
ganze Gravitationsprinzip zu einem Bewegungsprinzip. Dieses Bewc- 
gungsprinzip aber — das zweite Gesetz - besagt, daB sich jeder Korpei 
in einer geradesten Bahn bewege. Gegen diese Behauptung einer gera 
desten Bahn stellte die Astronomie den Einwand, daB sich die Planetcn 
doch ofiensichtlich in gekrummten Bahnen bewegen. 

Dazu meint die Relativitatstheorie: 

Wieso offensichtlich? Wer hat diese gekrummten Bahnen schon ein- 
mal wirklich gesehen? Wer kann ihre reale Existenz schliissig und un- 
umstoBlich beweisen? Wenn die Astronomie solche Bahnen berechnet, 
so liegt der Fchler eben bei der Berechnung!! Die Planeten bewegen sicli 
nach eurer Rechnung nur deshalb in gekrummten Bahnen, weil ihr mit 
der euklidischen Geometrie arbeitet. Und diese euklidische Geometric 
ist eben fehl am Platze! Die Relativitatstheorie licfl denn auch folgerich- 
tig die euklidische Geometrie fallen und iibernahm die spharische Geo- 
metrie Riemanns, mit deren Hilfe ihre Gravitationsgleichungen aufgin- 
gen. Das war der Sieg des reinbliitigen Mathematikers, dem die Welt als 
Realitat belanglos und die Mathematik alles ist. Was Kopemikus er- 
schaut, Kepler erzeichnet und berechnet und Newton begriindet hatte, 
das endete bei Einstein als mathematische Fehlspekulation, als Rechen- 
fehler auf Grund falscher MaBverhaltnisse. Einstein hatte vielleicht auch 
zwischen einer anderen Mathematik und einer anderen Welt wiihlen 
konnen. Die entscheidenden Unstimmigkeiten brauchten namlich nicht 
unbedingt aus der Unzulanglichkeit der euklidischen Geometrie zu kom- 
men. Ebensogut konnte der sachliche Vordersatz — die These des Ko- 
pernikus — falsch sein. Auf diese Vermutung kam Einstein jedoch iiber- 
haupt nicht. Seiner mathematischen Veranlagung gemaB suchte er den 
Fehler allein in der Mathematik. 

Kopernikus — Kepler — Newton — Einstein — das sind die groBen 
Namen und die groBen Gesetze der modernen Astronomie. Fur die 
Schulastronomie, der die breite OfFentlichkeit ihre unbestimmten Vor- 
stcllungen vom Universum verdankt, zahlen nur die ersten drei. Sie sind 
heilig gesprochen und ihre Gesetze gelten als ewige Wahrheiten und ab- 
solut gtiltige Naturgesetze. Wir haben gesehen, daB sich eine solche 
Rangerhohung vom Formalen her wissenschaftlich nicht vertreten lallt. 


102 


fundamentalen Gesetze der heutigen 

u.ihmslos Deutungsversuche und gedankliche Konstrukt 
nen, die an sich keine Beweiskraft besitzen. 

, | ,,, ibt offen, zu vermuten, daB hinreichend sachliche Bewetse vor- 

I;, denen hervorgeht, daB sich diese theoretischen Setzungen nut 

5.J U „ Uichkeit decken. Ob diese Vermutung zutrifft, wtrd stch im weite- 

„ „ \ , rlaufunserer Untersuchung ergeben. 

ft 

| wir nun znsammenfassend die Mittel nnd Methoden der 

i .houomischenForschung, so ergibtsich: 

I Aussagen der Astronomie stutzen sich auf Auge, Fernrohr, Photo- 
dir Spekirnnr, Mathetnahk nnd Gesetze, neben denen Selenzeiien, 

Ml ilizellen und Polarisationsfilter eine bescheidene Rolle spielen. 
AndereErkenntnismittelbesitzt die Astronomie nicht. 

Keines dieser Erkenntnismittel ist zuverlassig. Sie vermttte n alle 
Sleder ein falscbes odor ein mebrdeutiges Bild des Umver- 
sums. Ihre Fehler berichtigen sich nicht gegenseitig, son tin n 
gen zur Summierung. 

/u diesem sachlichen Behind muB nun leider erganzend fcstgestdh 
, I ,, daB sich die Astronomie seiner offenbar mcht bewuBt ist. Sie 
: ;:^rf T Lhungen m den Rang wissenschaftlicher Wahrhei- 
„ sic untersteUt den Fernrohren Forschungsmoglichkeiten, die ube 
I, u ; pt n i c ht vorliegen, sie deutet Photographien und Spektren w.llku.hch 
,; |S pbt mathematische Spielereien als echte Wahrheiten aus und mad 

P'dankliche Konstruktionen zu Naturgesetzem , S heute 

Mies in allem haben wir AnlaB zu dem Verdacht, daB dieses het 
KiilOge kopemikanische W.ltbild nicht da, wahre DM des Un, verst, m , 
vcrmittelt, sondern eine Illusion. 


103 


Schwierigkeiten der 
kopernikanischen Forschung 


N achdem wir festgestellt haben, daB die Mittel und Methoden dci 
astronomischen Forschung unzulanglich sind, lal.it sich erwarten, 
dall der Vertreter der Astronomie einen grundsatzlichen Entlastungsvor 
stoB unternimmt. Er konnte \delleicht formulieren: 

„Nun, vielleicht sind unsere Forschungsmittel noch nicht ideal, viel 
leichi konnten sic zu Irrtumern verfiihren; aber was will das schon besa 
gen? Das Universum ist so muhelos und so leicht erforschbar, daB es sich 
auch mit schlechten, irrefuhrenden Mitteln und Methoden erfassen laBt.“ 
Wir miissen uns bemiihen, diesem VorstoB gerecht zu weraen. Wir 
haben also zu untersuchen, ob das Universum tatsachlich so leicht zu 
ganglich und erforschbar ist, daB die Fehlerhaftigkeiten der Forschungs- 
mittel belanglos bleiben — oder ob etwa Forschungserschwerungen auf- 
treten, die sclbst bei vollkommenen Mitteln die Forschung unmoglich 
machen wiirden. Dabei mochten wir beachten: 

Das Objekt unserer Kritik ist das kopernikanische Weltbild oder an- 
ders gesagt das Universum, wie es nach der Darstellung der kopernikani- 
schen Astronomie beschaffen sein soli. Das reale Universum steht 
nicht zur Diskussion. Wir lassen die Frage, ob sich W'eltbild und Wirk- 
lichkeit deckcn, offen und halten uns ausschlieBlich an das Weltbild. Die 
dargestelltcn Forschungsumstande und Forschungserschwerungen existic- 
ren also zunachst nur im Weltbild, nur in der Theorie. Ob sie in Wirk- 
lichkeit vorliegen, bleibt offen. 

Wir werden beispielsweise darauf aufmerksam machen miissen, daB 
die Erforschung des Universums infolge der Lichtzeitverschiebungen 
praktisch unmoglich ist. Damit soil nicht gesagt werden, daB sich der rea- 
le Kosmos nicht erforschen laBt. Die Unmoglichkeit trifft allein das ko- 
pernikanische Universum, denn nur in diesem entstehen Lichtzeitver- 
schiebungen. In einem anderen Universum treten sie vielleicht iiberhaupt 
nicht auf und verhindern deshalb auch nicht die Erforschung. 


104 


NS ,, vrrmcrken darum uber diesem Teil unserer Untersuchung: 

\V, .in das kopernikanische Weltbild nchtig ware ... 

dann crgaben sich, abgesehen von der Luft, die wtr als reales Fo - 
.lundernis betrachten miissen, folgende Forschungserschwerun- 

Hi h 

1. Eine Handvoll Luft 

, , unserer Erdoberfliiche Uegt die Luft. Sie verdunnt sich mit zuneh- 

Hohe. In hundert Kilometern Hohe diirften bereits kerne nen- 

wn ten Spuren von Luft mehr zu fmden sem. Die atembare Lu t 

„ „ nur bis zu 5-6 Kilometer Hohe hinaus. Ste lieBe sich au cmc 
| ull ug.i von zwei Metern Durchmesser nur eben noch als femer Hau 

" Nndercrsehs - alle Forschungsinstrumente der Astronomie befindcn 
h inncrhalb dieser diinnen Schkht, gewohnlich sogar m den ^ urferen 
„ k , n Zwischen ihnen und dem Universum liegt die voile Luftschicht, 

her hundert Kilometer Hohe und mehr. Die L ^^ast ^tan ig 

, Unruhe. Eine absolute Storungsfreiheit tntt praktisch kaum je 
m ,, rm . Einesteils schieben sich fortgesetzt in den verschiedensten Ho- 

Suomungen verschiedener Luftschichten gegeneinander, andcmte.ls 

,.,1.1. •„ sich Schlieren, die wie die bekannten Blasen m Fensterscheiben 
V , , . . i rungen hervorrufen. Bei der Beobachtung mit dem Aup ^konnen 
, Storungen leidlich beriicksichtigt und ausgeschieden werdem Die 
Bhuioplatte fixiert sie jedoch, und deshalb gilt es als schw.eng, emwand- 
Photographien von Himmelserscheinungen zu erhalten • 

1 )as lieBe sich tragen, solange es nur auf den Bildwert der Aufnahm 
ink.ime. Nun werden solche Himmelsphotographien jedoch als E me - 

Messungen benutzt, bei denen es auf Tansendstel von Milli- 

inctern ankommt. Von solchen Tausendsteln von Milhmetern aus wir 
,| mu auf die Entfernungen und andere GroBen im Raum gese 
| srs Verfahren wird jedem als gewagt erscheinen, der Umgang mit ho- 
lograpWen hat. An enter Aufnahme Tansendstel von Milhmetern genau 
„ bestimmen und dann daraus durch Multiplikaticm nut Tnlbartei und 
M icrtrilliarden eine Wirklichkeit zu konstruieren - dazu gehort Mu . 

Noch mehr Mut gehort wohl zur Ausdeutung von Spektralaufnah- 
ti ihnen ko m „h c, na.nhch - Million*,, und Zeh„ m .U.„„, d 
.•lues Millimeters an. Dabei ist dieses Licht, das m solche wmzigste 
Ibuchteile aufgespalten wird, vorher durch mindestens hundert Kilo me 
,,, stets unruhige Luft hindurchgeschlagen! Nun, man konnte vielleicht 
:,,h das noch hinnehmen. Zu schwereren Bedenken fuhren folgende 

Erwagungen: 



105 


Im Alltag scheint uns die Luft ein Nichts zu sein. Sitzen wir jedocl 

lT c rTe^“d 0der T S ft m e r m ° ffCnen F1UgZCUg ’ S ° Spilren d -"' 

sr ,n iYh d fr dle Luft aUCh ZU einer recht dichten und recht wid. , 
standsfahigen Masse werden kann. Wir wiirden ihren Widerstand I, , 

^^r end St — - Geschwindigkeit nicht 

Gr,T r Tl Smd SCh ° n taUSend Stunden ki'°meter? Wir haben da e J 
Wln ; g C ! t V “ rUnd 1000000000 Stundenkilometem. Mit dies, , 
Geschwmdigkeit schlagt namlich ein Lichtstrahl in unsere Lufthulle hi„ 

Kne Milliarde Stundenkilometer! MiiBte die Luft nicht bei sold., , 
Geschwmdigkeit w.e erne Stahlplatte reagieren, oder besser wie cine Plai 
c aus emem Material, das tausendmal dichter und barter als Stahl isi ' 
MuBte nicht das Licht an diesetn Widerstand einfach funkelnd ze.ch, I 

dastcht der t ^ ^ ^ ” nur ** fringe Dichte, abet 
Astronomie^ T ~ dcn der kopemikanischen 

t ut ieeren Raum> aus ^ ****&«**■» 

Wchts, das kune Spur von Matene enthalt, also weder Protonen nod, 
Neutronen noch Elektronen, weder Atome noch Molekeln Die I uft da 
g e gen enthalt aufeinen einzigen Kubikzentimeter, also aufein v t 
der G.oBe ernes Daumengliedes, rund 27 Trillionen Molekeln. ^ 

Im kosmischen Raum 0,0, in der Luft 27 Trillionen Molekeln - das 

™ I'™ d! Er 1St S ° riesi§ ’ daB es dafdr uberhaupt keine techni 

e Vergleichsmoglichkeit gibt. Und er ist aufjeden Fall groB genug um 
erwarten zu lassen, daB sich das Licht beim Obergang in das 2 nen 
fach dichtere Mittel erheblich verandert! 

Nai *J* ™ .o groB, doll es als cine reichlich ubermebenc 

. ; “ “ , "” 1 d " Astronom annim™, er erlla |, e das ^ d 

Sterne in Onginalabfiillung. 

Der Ubergang in das trillionenfach dichtere Mittel muB seine Wir- 
ungen zeigen, ob man nun das Licht als Korpuskel oder als Welle sieht 
dK Ko^Puskulartheone bedarf das keiner weiteren Begriindung 

^ Wde 'dT W ** ^ -rden aber auch 

beeinl uB H Well «»heone genau wissen, daB WeUen nicht un- 

heTltn UnVEra m m dn tnlIi ° nenfaCh dlChte - Mi -1 uberge- 

So oder so - wenn die Dinge so liegen, wie sie von der kopemikani- 

U :^WT t bCSChnCben WCrden ’ S ° ddrften die ^onomen das 
Licht der Weltenkoiper entweder uberhaupt nicht sehen oder nur in ei 

nem stark veranderten Sekundarzustand, von dem aus beim gegen- 


106 


k linn n Stand der Forschung keine Riickschliisse auf den originalen 
•t, I, miiI erlaubt sind. Wenn das Licht aus einem absolut Ieeren Raum in 
till iiilliiiuenfach dichtere Luft iibergehcn muB, so sind die heutigen ast- 
i, , l,m Angaben iiber das Universum und seine Inhalte unzuver- 

I ' ii'egen kbnnte man einwenden, daB wir ja immcrhin das Licht von 

A Mimd, Planeten und Sternen tatsachlich sehen. Der Einwand hat 

», i ili'llos seine Berechtigung, aber — wer ihn erhebt, greift damit die 

\ I,- lie an einem empfmdsamen Punkte an. Er behauptet namlich 

u ni Einwand nichts anderes, als daB die von dcr Astronomie gcge- 

h in a Voraussetzungen falsch sein miissen. 

■i Ibslverstandlich verandert sich die Situation weitgehend, wenn der 
i lie Raum kein absolut leeres Nichts ist — wenn das Licht nicht in 

■ in inllionenfach dichteres Mittel iibergehen muB - wenn die Lichtaus- 

mg im Kosmos anderen Gesetzen gehorcht als innerhalb der Luft- 

Imlle wenn das Licht im Universum uberhaupt kein Licht ist, sondern 
.inders geartete Energieform. Wer aber hat den Mut, der Astronomic 

a 1 1 1 1 , ihre Thesen vom absolut Ieeren Raum oder vom primaren 
I H hi .eien falsch? Und welcher Astronom wiirde die Unrichtigkeit dieser 
h" 'men eingestehen und damit tragcnde Pfeiler des kopernikanischen 
Hi llbildes offentlich zerbrechen? 

I men bemerkenswerten Beitrag zum Thema liefcrt ein ganz moder- 
iH i I orschungszweig — die Ionospharenforschung, die sich den Grenzbe- 
/ii Ken unserer Lufthulle widmel. Sie vollzieht sich zum Teil unter 
Vi ism liluB der Offentlichkeit und wird ebenso mit den Unzulanglichkei- 

lei Forschungsmittcl wie mit dem Wunderglauben der Forschenden 

l" I. islet, aber immerhin darf man als sichcr iibernchmen, daB sich die 
Viillenbezirke unserer Lufthulle im Zustand volliger Ionisierung befinden. 
Die Dematerialisierung und Ionisierung der Luft wird durch von auBen 

■ null ingcndc Energien bewirkt, die zugleich selbst am materiellen Wider- 
i. mil zerschellen und sich in sekundare Formen umwandeln. (Ein einfa- 

i In s Beispiel liefert die bereits friiher erwahnte Bildung der Ozonschicht 
m 10 km Flohe unter dem EinfluB kurzer Ultrarotstrahlung, die mit der 
Bildung dieser Schicht zugleich ihr materielles Ende findet.) 

Schon heute ist kein Zweifel mehr moglich, daB zwischen den im kos- 
niischen Raum flutenden Energien und den auf der Erdoberflache cin- 
iieHendcn Energien wesentliche Unterschiede bestehen. Es ist weiter 
I mm mehr zu bezweifcln, daB wir an der Erdoberflache nur Sekundar- 
/ustande der kosmischen Energien empfangen. Und schlieBlich steht so 
"ill wie alles daflir, daB diese an der Erdoberflache eintreffenden sekun- 
daren Energieformen erst in dcn Grenzbezirken unserer Lufthulle entste- 
hcn — eben durch die Umwandlung der kosmischen Primarformen. 


107 


Das trifft selbstverstandlich auch das Licht. Allc bisherigen Ergebnissi 
der Ionospharenforschung lassen heute schon mit einer an Sicherhrit 
grenzenden Wahrscheinlichkeit aussagen, dal? das Licht erst in der l<> 
nosphare entsteht, also Sekundarform ciner noch unbekannten kos 
mischen Energie ist. 

Das bedeutet praktisch: 

Alle bisherige optische Forschung der Astronomie reicht nicht weit' i 
als bis zur Grenze unserer Lufthiille. 

Allc Aussagen der Astronomie beziehen sich nicht auf die kosnii 

sche Wirklichkeit, sondern auf die sekundaren Lichter, die in 

der Ionosphare entstehen. 

Fine wahrhaft ungeheuerliche Folgerung, denn sie macht alles zm 
Fata Morgana, was die Astronomie bisher lehrte — die gesamte erdrn 
ckende f'iille von zahllosen prazisen Angaben iiber GroBe, Gestalt, Ent- 
fernung, Geschwindigkeit und Substanz von Weltenkorpern sowie dir 
gesamte Darstellung vom Bau, den GesetzmaBigkeiten und der Entwick 
lung des Universums. Und doch laBt sich nicht viel gegen sie sageu. 
Wenn der Kosmos so beschaffen ist, wie ihn das kopernikanische Well 
bild beschreibt, dann vernichtet bereits diese Handvoll Luft iiber uns na 
hezu alle Forschungsmoglichkeiten und degradiert die Wissenschaft Asi 
ronomie zur phantasicvollcn Marchentante. / 


2. Die Extinktion 


Das Licht der Gestirne ist am starksten, wenn es senkrecht von oben, also 
aus dem Zenith kommt. Je weiter sich die Gestirne zum Horizont senken, 
umso schwacher wire! ihr Licht. Man bezeichnet diese Erscheinung als 
Extinktion (Ausloschung). Sie ist nahezu der Tangente der Zenithdistanz 
proportional, besitzt also um den Zenith herum sehr geringe Werte, steigt 
aber am Florizont so scharf an, daB tatsachlich eine Ausloschung zahllo- 
ser Sterne erfolgt. Wir sehen also viele Sterne, die wir im Zenith noch gut 
wahrnehmen, in Horizontnahe nicht mehr. 

Die Ausloschung erreicht betrachtliche Werte. Fur die Photoplatte ist 
sie sogar doppelt so groB wie liir das Auge. Das diirfte damit zusam- 
menhangen, dal? parallel zur Extinktion eine starke Rotverschiebung 
des Lichts eintritt (Morgenrot und Abendrot), sodal? die Blauanteile des 
Lichts, fur die die Platte bckanntlich besonders empfmdlich ist, starker 
zuriickgehen. 

Die Extinktion wild von der Astronomie mit der Absorption, also mit 
der Verschluckung des Lichts durch die Lufthiille, erklart. Nichts dage- 
gen - obgleich sich auch noch andere Ursachen denken lieBen — aber 


108 


L nun schon die Luft das Licht verschluckt, wieso darf dann der As - 

diese Lichtverschluckung im Zenith gleich Null setzen? MuB 

i,i .nu ll jenes Licht, das senkrecht von oben einfallt, die gesamte Lu t- 
l,„M, uber hundert Kilometer und mehr lrinweg durchschlagen. Jn 
die Luft nicht auch in diesem Falle ihre verschluckende Tatigkeit 

" I I, scheint, dafi wohl auch das senkrecht einfallende Licht eine Ex- 
Unklinu erleiden muBte. Ihr AusmaB ist unbekannt und schwer bestimm- 
L „ / weilellos wird aber das Licht der Sterne geschwacht. Wenn nun der 
IVlmuom auf Grund des einfallenden Lichtes absolute Gesamtstrahlun- 
„ mid von diesen aus Temperaturen und anderes berechnet, ohne das 
uiibekaunte ExtinktionsmaB einzusetzen, so irrt er sich eben in semen 
Lr. hnungen. Seine Angaben besitzen nur bedingten Wert. Das bisher 
,,1,1,1 1,«- Verfahren, die Extinktion im Zenith einfach gleich Null zu set 
„„d damit den grundsatzlichen Unsicherheitsfaktor in den Berechnungen 
nil , hweigend zu ubergehen, ist kaum besonders wissenschaftlich. 

3. Die Refraktion 

M Refraktion bezeichnet man die Lichtbrechung durch die Luft. Bei 
urodatischen Messungen mit dem Prazisionstheodohten erscheint ein er- 
/.iclobjekt, etwa ein Berggipfcl oder ein Stern, nicht dort, wo ei er- 
„ heinen muBte, sondern ein Stuck hoher, ein Stuck naher am Zenith 
, )icse Beobachtung erklart man damit, dal? der Lichtstrahl mnerhaft 
,|, , Lufthiille infolgc der verschiedenen Dichte der verschiedenen Luft- 
, |„, burn abgelenkt und gekrummt werde. Da wir bckanntlich nur das 
l .ndstiick eines Lichtstrahles empfangen, nehmen wir die Krummung 
„„ h. vvahr und verlegen den Zielpunkt gradlinig in die Verlangerung 


# schelnbarer Ort 

/ 

/ 



109 



dcs Strahlcnendes. (In diesem Falle weiB das sogar die Astronomic. Es n 
aber auch der einzige Fall, in dem sie es zu wissen scheint.) 

Praktisch bedeutet das: 

Wir sehen die Sterne nicht dort, wo sie wirklich stehen, sondern an 
ihrem scheinbaren, durch die Refraktion bedingten Ort. 

Das AusmaB dieser Refraktion wild verschieden angegeben. Marcuse 
bezifFert ihren Grenzwert am Horizont auf fast 35 Bogenminuten, an 
dere finden ihn bereits bei 8 Bogenminuten. Im Zenith ist er immri 
gleich Null. Allgemeinverbindliche Werte liegeti nicht vor, da eine zuvti 
lassige Berechnung nicht moglich ist. Die Geodasie begniigt sich mil 
Erfahrungswerten. 

Da eine zuverlassige Berechnung der Refraktion unmoglich ist, ist es 
selbstverstandlich auch unmoglich, den wahren Ort eines Sternes genau 
zu bestimmen. 

Das wiire nicht schlimm, wenn es auf einige Bogenminuten mehr odei 
weniger nicht ankame. Wir haben aber bereits gehort, daB bei astronomi 
schen Messungen an der Photoplatte Tausendstel von Millimetern und 
damit Bruchteile von Bogensekunden eine Rollc spielen. 

Wie vereinbart sich das? Auf der einen Seite erweist sich eine Ortsbr 
stimmung selbst auf die Genauigkeit von Bogenminuten als unmoglich, 
auf der anderen Seite publiziert die Astronomie prazi$e_Angaben, die auf 
Bogensekunden zuriickgehen. 

Nun - die Astronomie gebraucht einen sehr einfachen Trick, um das 
eine mit dem anderen zu vereinbaren. Die Astronomie bejaht zwar die 
Refraktion, aber sie verhalt sich so, als befanden sich zwischen den Fern- 
rohren und den Sternen keine Luftschichten und als wiirde das Licht der 
Sterne nicht abgelenkt, kurz — 

als gabe es iiberhaupt keine Refraktion! 

Auch diese Verhaltungsweise scheint uns nicht ubermaBig wissen- 
schaftlich zu sein. 

Im iibrigen mochten wir die Refraktion benutzen, um wenigstens an 
einem Beispiel - und nicht dem einfachsten — ausfiihrlicher zu zeigen, 
wie solche Phanomene vom gesamten Lehrsystem her bedingt werden. 

Astronomisch gesehen, wird die Refraktion durch eine Lichtbrechung 
vcrursacht. AufFallig ist jedoch zunachst, daB sie dicht am Horizont blitz- 
artig so hohe Werte erreicht. Es ist nicht recht einzusehen, warum sie sich 
zwischen 88 — 90 Grad verdoppelt. Femer miiBte die Lichtbrechung doch 
wohl auch in waagrechter Richtung auftreten, denn die Lichtstrahlen, 
die aus grofier Entfernung zu uns koramen, miissen ja auch in der Hori- 
zontalen durch Luftschichten verschiedener Dichte hindurchgehen. (Die 


1 10 


| „i, besitzt iiber Sandllachen andere Dichte als iiber einem See, uber 

Wald andere als iiber einer Stadt usw.) 

Es gibt aber keine horizontale Refraktion! 

S .ironom wie Landmesser wissen naturlich, daB eine >>Lkhtbre- 

ebensogut die horizontalen Lichtstrahlen wie die vertikalen tre - 

und daB das Fehlen der horizontalen Refraktion vermuten 

|, , 11 , daB die Erklarung »Lichtbrechung« falsch ist. Wenn sie trotzdem an 
,|, , Refraktion festhalten, so geschieht das unter dem Zwang des koperni- 

Ihiiii ii hen Dogmas. . , , n ■ r 

( iehen wir auf die Bcobachtung zuriick. Beobachtet wird, daB c 

/ielobjekt nicht dort erscheint, wo es erscheinen muBte. \\ohcr 
man denn nun, wo das Zielobjekt - etwa ein ferner Berggipfel - 

, im Ini non miiBte? . 

,e,/t treffen zwei Faktoren zusammen. Erstens besitzt man die Mog- 

„.„Lii der direkten Hohenmessung. Man miBt also den Abstand des 
|l. iggipfels von der benachbarten Ebene, bzw. vom Nonnabuveati un 
, di beispielsweise 3000 Meter. Zweitens weiB man, daB sich die 

rflache wblbt, daB also der Berggipfel in entsprechender Entfernung 

versinken miiBte, so daB er etwas defer als die Visierhme auf 3000 

m ll< ihe erscheinen miiBte. , 

I ,er Landmesser visiert den Berggipfel A an. Nach seiner Vorberech- 

(Hohe iiber N.N. + Beriicksichtigung der Erdwolbung) muBte der 

IF, ggipfel etwas unterhalb der Visierlinie bei A erscheinen. Iatsachu i 

, i , heint er jedoch etwas hoher bei B. . , ,. F 

Dir schwache Stelle liegt offenbar in jener Annahme, daB sich die 

wolbc. Wenn diese Annahme nicht autnfft, dan,, benongen 

koine Lichtbrechung, um die Refraktion an crklarcn Wenn stch d« 

I idnberflache etwa nicht abwarts wblbt, sondern eine Ebene 1 st od 
„ |, gar aufwarts wblbt, dan,, mul) die beobachtete Ersche.nung 

„„ h ohne Lichtbrechung auftreten. 

Es konnte also sein, daB die Refraktion als reales Phanomen ga: 
nleht existiert, sondern nur ein rein gedankliches, theoretisches Phano- 
ist, das sich aus der Annahme einer konvexen Wolbung der Erd- 

iibrrflache ergibt. 



Ill 


Es konnte sein damit wollen wir uns begniigen. 

Der Astronom unterstellt jedenfalls als unumstofiliche VVahrheit dal] 
sich dic Erdoberflache abwarts wolbt. Deshalb muB er die Refrakdon rnit 
der Lichtbrechung begriinden. Diese Begrundung ist ihm zwar selbs, 
mtht recht geheuer, aber sie besitzt auf jeden Fall den Vorzug, nicht mil 

emer fundamentalen Behauptung seines Weltbildes in Widerspruch /a 
stehen. 1 ' | 

4. Sternbewegungen 

De ^f t n men WCrd o n h ° he Geschwindi S ke iten von Hunderttausenden 
unc Milhonen von Stundenkilometern unterstellt. Diese Geschwindigkei 
ten warden fre.hch nicht im technischen Sinne gemessen, sondern aus 
bestimmten Beobachtungen gefolgert und berechnet, und zwar erstens 
aus den Rotverschiebungen des Spektrums nach dem Dopplersatz, zwei 
tens aus den sogenannten »Eigenbewegungen« der Sterne. 

Zu den Rotverschiebungen haben wir bereits die erforderlichen Aus 
sagen gehort. Wir bitten, diese noch einmal nachzulesen. 

Als »Eigenbewegung« bezeichnet man die seitliche Verschiebung von 
Sternen am gedachten himmlischen Gradnetz. Diese »Eigenbewegun- 
gen« stnd aufierordentlich gering, so gering, daB sie normal die MeBbar 
keitsgrenze unterschreiten, also prakdsch nicht feststellbar sind Bei 
wenigen Dutzend - tibrigens sehr schwachen - Stamen ermittelte man 
une »Eigenbewegung« von mehr als zwei Bogensekunden jahrlich 
wahrend man bei der Masse der Sterne, bei denen iiberhaupt cine »Ei- 
genbewegung« festgesteUt werden konnte (es handelt sich urn einige tau- 
send unter Milliarden), auf Werte von weniger als 0,20 Bogensekunden 
ja rhch kam. Nach dem Vorangegangenen werden wir es zu bewundern 
wissen, daB die Astrono.nie diese winzigen Werte mit solcher Sicherheit 

roooonot n T Ve r ag ' H ° gellSCkund(n sind J a immer hin rund der 
b 000 OOOste Teil ernes Kreiswinkels. 

0,20 Bogensekunden jahrlich ergeben erst in 3600Jahren 0 20 Grad 
aEo erst nach 3600 Jahren den zweitausendsten Teil eines Kreiswinkels’ 
Diese Veranderung ist selbst iiber die Jahrtausende hinweg so winzig, daB 
uns die Sterne unverriickbar fest am Himmel zu stehen scheinen. 

Die Bezeichnung »Eigenbewegung« konnte Ieicht zu der irrigen Mei- 
nung fuhren, daB es sich urn eine echte Bewegung von Sternen handle 
Es kann erne echte Bewegung in ihr stecken - bei der envahnten kleinen 
f uPPe mit mehr als zwei Bogensekunden jahrlich diirfte das der Fall 
sem — aber im allgemeinen umfaBt diese »Eigenbewegung« alle mogli- 
c hen Bedmgtheiten und ist nur eine scheinbare Bewegung. In diesen 
>>Eigenbewegungen« sind Aberration, Lichtzeitverschiebung, Storungs- 
aktoren, Erdflug, Flug des Sonnensystems u. a. m. enthalten. 


112 



B 


Im iibrigen ist esjedoch nicht unsere Aufgabe, zugunsten des koperni- 
l mi i hen Systems zu pliidieren und nachzuweisen, daB sich die Sterne 
ut. In I icwegen. Wir haben vielmehr die astronomischcn Aussagen zu 
nl.. nieliincn und festzustellen: 

Wenn sich die Milliarden Sterne im Raum bewegen, wenn sie wirk- 
1 1 * h mil unvorstellbaren Geschwindigkeiten durch das Universum ra- 
ii Milliarden Sterne mit Milliarden verschiedenen Geschwindigkei- 
li n , dann ist die Erforschung dieses Universums ungeheuer schwierig. 
I ilui fte vollig unmoglich sein, die sich mit jeder Sekunde andernde 
I ni. ile dieses Universums, in dem sich infolge der schnellen Sternbewe- 

i n unablassig alle Entfernungen und alle Beziehungen zwischen den 

\\ i llenkorpern iindern, jemals wissenschaftlich zu erfassen. 

5. Parallaxen und Entfernungsmessungen 

I’m i der Berechnung astronomischer Entfernungen spielen Parallaxen ei- 
i if uiehtige Rollc. Um MiBverstandnisse zu vermeiden, haben wir zu- 
ii . ii list den Begriff»Parallaxe« zu erklaren. 

Siellen wir uns in unserem Dreieck an den Punkt C, so sehen wir die 

■ I'cniiberliegende Strecke A— B unter dem Winkel C. Die beiden Win- 
kellinien fassen die Strecke A — B ein. Man kann vereinfacht sagen: Der 
Winkel bei C ist die Parallaxe der Strecke A— B. 

Will man die Parallaxe C ermitteln, so braucht man sie nicht zu mes- 

■ ■ n. Es geniigt, die beiden Winkel A und B von 180 Grad abzuziehen, 
■ If i in die gesamte Winkelsumme des Dreiecks betragt 180 Grad. 

I Jbertragen wir das jetzt auf astronomische Verhaltnisse: 

An die Stelle unserer bisherigen Strecke A — B setzt der Astronom den 
I lalbmesser der Erde. Steht der Mond bei C mit einer Parallaxe von 57 
Bogenminuten, so heiBt das: Der Mann im Mond sieht den Erdhalbmes- 
scr unter einem Winkel von 57 Bogenminuten. 

Praktisch ermittelt wird dieser Winkel dadurch, daB man die beiden 
Winkel bei A und B, also an zwei gegeniiberliegenden Punkten der Erd- 
oberflache, miBt, sie von 180 Grad abzieht und den Rest halbiert. 


113 


c 



Als Grundstrecke A — B kann man auch die Entfernung Sonne — Erde 
nehmen. Man spricht dann von einer Jahresparallaxe. Wird also bei- 
spielsweise die Jahresparallaxe eines Sterns mit 0,28 Bogensekunden an 
gegeben, so heiBt das: Die Entfernung Erde- Sonne erscheint vom Stern 
aus unter einem Winkel von 0,28 Bogensekunden. Praktisch erfolgt die 
Feststellung auch diesmal wieder dadurch, daB man die Sichtwinkel an 
zwei gegeniiberliegenden Punkten der Erdbahn, also ira-Abstand eines 
halbcn Jahres, miBt, von 180 Grad abzieht und den Rest halbiert. 

Die Parallaxe eines Weltenkorpers wird also nie direkt gemessen, 
sondern aus den Sichtwinkeln bestimmt. 

Die Bedeutung solcher Parallaxen liegt nun darin, daB man mit ihrer 
Hilfe die Entfernungen der Himmelskorper berechnen kann. Ein Drei- 
eck wird durch eine Grundstrecke A B und die beiden Winkel an ihr so 
vollkommen bestimmt, daB man die Entfernung bis zur Spitze C berech- 
nen kann. Kennen wir also den Erdhalbmesser und die Parallaxe des 
Mondes, so ist die Entfernung Erde — Mond leicht zu ermitteln. Das gilt 



114 


•l,. I, hit die Entfernung eines Sterns, sobald wir die Entfernung Erde— 

fc kennen und wissen, unter welchen Sichtwinkeln der Stern lm 

|| .lb|,ihrsabstand erscheint. 

In Entfernungsberechnungen setzen natiirlich voraus, daB die 
| „ hun.ihlen genau so gradlinig verlaufen wie die Dreieckseiten. Es ist 
1 1 ,i. il.iB die geringste Kriimmung und Abweichung zu falschen i- 

1 . (uhren muB. Lassen wir jedoch diese Voraussetzung emstweilen 

mil M .i hriinkt gelten. 

M.iihematisch ist es sehr einfach, Parallaxen und Entfernungen zu 
|„ iiumncn. In der praktischen Astronomic entstehen jedoch Schwieng- 
k, ,, vor allem deshalb, weil die Parallaxen sehr kleine Werte besitzen. 

Parallaxen eines Sterns (also auf den Erdhalbmesser bezogene 

Parallaxen) gibt es iiberhaupt nicht. 

Solche Parallaxen konntc man nur fur Sonne, Mond und eimge Pla- 
ermitteln. 

I lie Jahresparallaxen (also in Bezug auf den Abstand Erde— Sonne) 

, eine genaue Kenntnis der Entfernung Erde-Sonne voraus. Diese 
Ml „|| selbst erst berechnet werden. Das geschah in jungster Zeit wieder 
, 1 1 | mal uber relative Parallaxen des kleincn Planetcn Eros hinweg, dcr 
l'l'iO/31 der Erde bis auf 22 Millionen Kilometer nahe kam, und zwar 
unter Mitwirkung von 24 Sternwarten bei einem Einsatz von dreiBig pho- 
logi aphischen Instrumenten, dreitausend Aufnahmen und sechzehn Jah- 
,, „ Korschungsarbeit. Die wichtigsten Etappen, in denen sicli diese Er- 
mildung der SonnenparaUaxe und damit der Entfernung Erde-Sonne 
vollzog, seien nachfolgend kurz angefuhrt, well sie zeigen, welchcr Auf- 
wand erforderlich ist, urn auch nur eine einzige, sehr naheliegende 
I ntfernung im Raum sicher zu bestimmen, und wie solche Parallaxen- 
b/.w. Entfernungsmessungen iiberhaupt vorgenommen werden. 

1 . Zunachst wurde die Bahnbewegung des Planeten Eros neu berech- 

nct und festgelegt (die gedachte Bahnbewegung natiirlich). 

2. Die genauen Orte zahlreicher Anhaltssterne auf dem himmhschen 
Gradnetz wurden neu ermittelt. Bahnberechnungen allein sind nicht zu- 
verlassig genug. Die genaue Ortsbestimmung eines beweghchen Gestirns 
kann nur dadurch erfolgen, daB der jeweilige Abstand zu den Orten sehr 
bcnachbarter Fixsterne bestimmt wird. Dabei setzt man die Sterne als 
unbewegliche Festpunkte ein. 

3. Von den Orten der Vergleichssterne fertigte man Kataloge an, die 
durch photographische Kataloge besonders lichtschwacher Sterne er- 
ganzt wurden. 

4. Wahrend der Erdnahe des Eros, also 1930/31, nahmen zahlreiche 
Sternwarten in alien Teilen der Welt photographische Beobachtungen 
und Ortsbestimmungen vor. 


115 


5. An Hand des so gewonnenen Materials wurde die Lage des punki 
formigen Planetenbildes auf den Photoplatten gegen die ebenfalls pm ik t 
formigen Bilder der Anhaltssterne (genauer: die Beugungsschciben!) ge 
messen, wobei es auf Tausendstel von Millimetem ankam. (Diese (Jr 
ringfligigkeit der Differenzen macht es begreiflich, daB man die Anhalt 
sterne ohne Riicksicht auf »Eigenbewegungen« als Festpunkte einseizru 
sowie Refraktion und andere Storquellen einfach iibergehen muBte, weim 
man uberhaupt zu einem Ergebnis gelangen wollte. 

6. Aus diesen Abstandsmessungen auf den Photoplatten ergaben sieh 
die scheinbaren Orte des Planeten, die je nach dem Beobachtungsort cl 
was verschieden lagen. 

7. Aus den Unterschieden bestimmte man die Richtungsunterschiede 
der Sehrichtungen, also der Sichtwinkel. 

Jetzt sei eine Zwischenbemerkung erlaubt: 

Bis hierher konnte die gesamte Arbeit auch einem kleinen irdischen 
Objekt gelten, etwa den Darbietungen eines Planetariums oder den 
Lichtveranderungen auf einem nachtlichen Giiterbahnhof. Tatsachlich 
gemessen wurden ja nur winzigste GroBcn mit Tausendsteln von Milli- 
metern auf Photoplatten. Nichts deutet bisher auf kosmische AusmaBc 
hin. 

Jetzt unterstellte man einige vollig unbewiesene Voraussetzungen, 

vor allem jene, daB sich ein Lichtstrahl iiber vielc MiHiflhen Kilometer 
hinweg absolut gradlinig bewege und berechnete 

8. die verschiedenen Entfernungen des Planeten fur die einzelnen Be 
obachtungsorte und danach 

9. mit Hilfe des 3. Keplcr-Gesetzes die Entfcrnung Erde — Sonne aul 
149,7 Millionen Kilometer. 

Soweit das angewandte Verfahren. Was an ihm iiber den Einzelfall 
hinaus fur die Messung von Sternparallaxen bedeutsam ist, sei noch ein- 
mal herausgestellt: 

Sternparallaxen werden als relative Jahresparallaxen ermittelt, also 
im Vergleich zu Anhaltssternen. Die Anhaltssterne werden als Festpunk- 
te eingesetzt. Der Vergleich erfolgt durch Messung auf der Photoplatte. 
Die MeBwerte sind sehr gering. Die Entfernungsberechnung erfolgt un- 
ter bestimmten, bisher unbewiesenen Voraussetzungen, z. B. der absolu- 
ten Gradlinigkeit des Lichts und der Richtigkeit des 3. Kepler-Gesetzes. 

Diese Voraussetzungen werden zwar von der Astronomie bejaht, aber 
die Kleinheit der Winkel wird doch allgemein als Unsicherheitsmo- 
ment anerkannt, so daB man die Zuverlassigkeit bei vielen Stemparalla- 
xen zu bezweifeln geneigt ist. Man muB sich klar machen, daB z. B. die 
Parallaxe von Beteigeuze mit 0,05 Bogensekunden ungelahr dem Winkel 


.M | ,, i. hi, in dem wir ein Pfennigstiick aus hundert Kilometern Entfer- 
iii i in ’ zu sc hen bekamen. 

I . hi Wunder, daB die astronomischen Entfernungsangaben — erst 
n.lii naliirlich mittelbar berechnete Werte wie GroBen, Massen und 

I in liicn stark schwanken. So wird beispielsweise die Entfernung des 
\ 1 1 1 1 1 o i neda-N ebels von dem amerikanischcn Astronomen Hubble mit 
1111111011 Lichtjahren angegeben, wahrend der deutsche Astronom Set li- 
nn (lie gleiche Entfernung mit der gleichen astronomischen Priizision auf 
Hill I .ichtjahre festlegt. 

Hill Eichtjahre und 900 000 Lichtjahre - die Astronomie scheint die 
. nl i .igr Fehlergrenze weiter zu spannen, als einer Wissenschaft sonst 

I I l.mbt ist. 

I m nun ein Urteil iiber den Wert solcher Entfernungsmessungen mit 
Hill' der Parallaxe zu gewinnen, mtissen wir uns zunachst einmal die 
I . n .i hungssituation des Astronomen klar machen. 

I )cr kopernikanische Astronom befmdet sich aul der Oberflache einer 
l.ii' cl, die sich mit sechzehnhundert Stundenkilometern fur jeden Aqua- 
1 , iipmikt urn ihre Achse dreht. Er wird also mit tausend Stundenkilome- 
icm oder mehr je nach seinem Brcitengrad — herumgeschleudert. Da 

i, 1 1 nun weiter diese Erdkugel urn die Sonne bewegt, schieBt er gleichzei- 
n,. mil rund hunderttausend Stundenkilometern durch das Universum. 
Niillcrdcm fliegt er aber auch noch in der Bewcgung des gesamten Son- 
nciisystems mit rund 72 000 Stundenkilometern auf einen fernen Ziel- 
|nmkl im Raum zu. Er beschreibt also cine verwickclte Bewcgung, die 
in. in sich am besten deutlich macht, wenn man cine Heizspirale abermals 

u einer Spirale zusammendreht. Aus dieser sonderbaren Bcwegung ber- 
ms beobachtet er Millionen Sterne, von denen nun jeder einzclne wieder 
, Ibst ahnliche verwickclte Bcwegungen mit nicht geringeren Geschwin- 
digkeiten vollzieht. Dabei ist die Raumveranderung des Astronomen kei- 
ncswegs gleichformig und stetig. Er bewegt sich mit der Rotation bald 
mil, bald gegen die Flugrichtung dcr Erde urn die Sonne und mit dieser 
u iederum bald mit, bald gegen den Raumflug der Sonne, wobei die um- 
kreisende Erde nach dem 2. Kepler-Gesetz bald schnellcr, bald langsa- 

ii, cr fliegt. Scin Beobachtungsort unterliegt weiter einer Reihe von Veran- 
ilcrungen aus Priizession, Nutation und anderen Ursachen heraus. Seine 
Ergebnisse werden weiterhin gefahrdet durch die Luftunruhe und durch 
die Veranderungen des Lichtstrahls an dcr Lufthulle, durch Extinktion, 
Refraktion, Lichtzeitverschiebung, Ablenkung des Lichtstrahls im Mag- 
netfeld der Erde usw. 

Trotzdem miBt der Astronom Sternparallaxen auf 0,20 Bogen- 
sekunden und weniger, also auf den sechsmillionsten Teil eines Kreiswm- 
kels und weniger, haargenau. 




116 


117 


Das ist wunderbar! 

Prazisieren wir das Wunder wenigstens an einem groben Beispieh 
Im Jahre 1938 visiert der Astronom einen Stern an und erhalt einen 
bestimmten Grundwinkel an der Erdoberflache. Im Jahre 1948, also zchn 
J re spater, hat sich die Erde infolge der Bewegung des gesamten Son 

ST 7 d Kitano we,, JL dJait; 

, lm RaUm Cntfernt Visiert jetzt der Astronom den gleichen Stern 
wiedcr an, so muBte er zweifellos einen anderen Grundwinkel erhal.ru 

des^ dbah* d l DlfferenZen V ° n der Gr ° Be deS Erddurchmessers ode, 
des Erdbahndurchmessers Abweichungen ergeben sollen. Er miiflte T „ 

sac ich erhalt er jedoch genau den gleichen Winkel. Und nach hum 

dert jahren wurde er immer noch den gleichen Winkel erhalten. Das is. 
eDen wunderbar. 

zumLfr We " ” r **“ hin ” chn ’“- « - * Astronomic 

zumutet, so mussen wir doch wenigstens in zwei Punkten einwandfreie 
wissenschafdiche Beweise fordern. 

Zum ersten: Das einzige, was die Astronomie wirklich miBt, ist der 
Wmke an der Erdoberflache. Diese Erdoberflache gilt ihm als konvex 
gewolbt. Aber ist ste auch wirklich konvex gewolbt? Diese Frage mull 
te wissenschaftlich zweifelsfrei beantwortet werden. Es genugt unter kei- 
nen Umstanden, einfach zu behaupten, die Erde sei eine Kugel, oder da- 

gle te U DaT Sen ’ R- ^ Schlff an der Erdwolbuhg herauf- 

f “ e “ en Eiesenunterschied ausmacht, ob der Winkel an einer 

onvexen oder konkaven oder ungewdlbten Ebene gemessen wird miis- 

” r ur dlesen Beweise fordern. Und bisher liegei leTder 

solche Beweise nicht vor. 5 

Wir begnugen uns fur jetzt mit dieser Andeutung, da wir spater aus- 
uhrlKhe Untersuchunge,, zu diesem Punkt anstellen mussen. Zum zwei- 
ten. Die Astronomie muB unbedingt einen Beweis dafur liefern, daB sich 
das Lieht wmkheh absolut gradlinig durch den Raum bewegt. Bei allcr 
Gutglaubigkeit - die unvorsteflbare Kuhnheit dieser Behauptung daB 
sich e,„ Lichtstrahl uber Trilliarden Kilometer hinweg ohne das geringste 
Millimeterchen Verkrummung bewege, uberschreitet ihre Mdglichkeifen 

mittLl S lU ^ iSt ^ SChliel3HCh aUCh kdn wisse nschaftliches Beweis- 

Auch zu diesem Punkt mussen wir spater noch ausfuhrlich verhan- 
ui jetzt sei nur kurz darauf hingewiesen, daB der Physiker diese 

der absoiut ******* 

des Lichts fur falsch halt. Er kann im einfachen physikalischen Experi- 

pcr\nd ' E T; Memen LlthtC|Uelle ’ einem schattenwerfenden Kdr- 
per und einem Schtrm zeigen, wie sich das Licht krummt. Eberhard 


118 


III., Inv ild stellt beispielsweise in seinem bereits genannten Werk auf Seite 
in .«< Iilicli Test: 

I >K gradlinige Ausbreitung des Lichts, die alte Hauptstiitze der Kor- 
|iu I, l.iufl'assung, ist demnach gar nicht vorhanden . 1 (Hervorhcbung 

Wrlasser.) 

Alli-s in allem: 

Selbsl wenn man die Vordersatze der Astronomie billigt, ergeben sich 
i , di n Entfemungsbestimmungen mit Hilfe von Parallaxen betrachtli- 

• 1 1 , St liwierigkeiten, die es — allein schon infolge der Kleinheit der Win- 
i , I der Astronomie unmoglich machen, die Masse der kosmischen Ge- 
lulili zuverlassig zu erfassen. Bejaht man die Vordersatze nicht, wcil diese 
m. It. wissenschaftlich bewiesen sind, so werden diese astronomischen Be- 
n i limingen iiberhaupt hinfallig. 

6. Die Aberration 

■ i linien wir an, daB wir in einem Zug sitzen. DrauBen regnet es in 
Si luiiiren. Die Regentropfen laufen ungefahr senkrecht an der Scheibe 
In uniter. Setzt sich jetzt der Zug in Bewegung, so rinnen die Tropfen 

■ hriig fiber die Scheibe, und der Regen scheint schrag von vorn zu kom- 
ini'ii. Wir sehen nicht mehr den wahren Fall der Regentropfen, sondern 

• im Bewegung, die aus der Geschwindigkeit des Regens und des Zuges 
ii'Miltiert. 

Ahnliche Vcrhiiltnisse treten beim Licht auf, wenn die Erde nicht rulit, 
miidem sich im Raum bewegt. Wir sehen die Lichtstrahlen nicht in ihrer 
u.ihren Richtung, sondern unter einer Verschiebung, die sich aus dem 
Wrhaltnis zwischen Lichtgeschwindigkeit und Erdgeschwindigkeit ergibt. 

Diese Erscheinung bezeichnet der Astronom als Aberration. Sie laBt 
iieh berechnen. Der Ablenkungswinkel betragt 20,6 Bogensckunden. 
Praktisch wirkt sich die Aberration so aus, daB ein Stern von der Erde aus 
gi -sehen im Laufe eines Jahres cine Ellipse mit einer groBen Achsc von 
1 1 ,2 Bogensekunden zu beschreiben scheint. 

Ein Stern steht also nie dort, wo er unter Wirkung der Aberration 
gesehen wird. 

Die strenge GesetzmaBigkeit der Erscheinung erlaubt jedoch eine 
Ausmerzung. Fraglich blcibt allerdings, ob ihre Deutung richtig ist. Die 
Aberration gehort zu den mehrdeutigen Erscheinungen. Sie wiirde bei- 
spiclsweise auch auftreten, wenn die Erde ruhte und sich statt dessen der 
I lintmel bewegte. 

Als der Interferenzversuch Michelsons seinerzeit versagte und sich 
Michelson damals vor die flirchterliche Notwendigkeit gestellt sah, evcn- 
luell erklaren zu mussen, daB sich die Erde nicht bewege, wich er mit ei- 



119 


ner neuen Hypothese aus. Er behauptete namlich, dab dann eben dcj 
Ather nicht ruhen konne, sondern sich mit der Erdgeschwindigkcit bcvvc 
gen miisse. Dabei dachte er jedoch wohl kaum an die Aberration, dcini 
diese setzt einen ruhenden Ather voraus. Befindet sich der Ather in Beuc 
gung, so ist die astronomische Erklarung der Aberration hinfallig. Ixi 
rentz meinte deshalb, der Ather ruhe zwar, aber die Beobachtungsinslm 
mcnte erfiihren eine Volumenanderung. Leider unterzog er sich nicht (lei 
Miihe, die mit einer solchen Volumenanderung verbundene Energievci 
lagerung nachzuweisen. Einstein wies dann auf einen anderen Ausweg 
hin — die Relativierung. Wir sehen, daB selbst die so einfach erscheincn- 
de Aberration ihre Tiicken hat. 

7. Die Lichtzeitverschiebung 

Das Licht breitet sich mit 300 000 Kilometern pro Sekunde im Raimi 
aus. Trotz dieser hohen Geschwindigkeit benotigt es Zeit, um die riesigen 
Entfernungen im Weltall zu uberwinden. Die Entfernung Sonne— Erde 
durchwandert es in 500 Sekunden, aber vom allernachsten Stern bis zur 
Erde braucht es bereits iiber vier Jahre, von den Sternen im mittleren 
Abstand 10— 20 Jahre, von fernen Sternen 1000— 10000 Jahre und von 
den Nebeln Millionen jahre. 

In der Zeit, in der ein Lichtstrahl durch den Raum eilt, bewggt sich 
der Stern weiter. In jener Sekunde, in der der Lichtstrahl unser Auge er- 
reicht, steht der Stern, von dem er ausgegangen ist, bereits an einem ganz 
anderen Platz. Wenn wir heute feststellen, daB ein Stern funfhundert 
Lichtjahre von uns entfernt ist, so stimmt das nicht mehr. Er stand vor 
funfhundert Jahren an jener Stelle, an der wir ihn heute sehen, also noch 
vor Kolumbus. Seitdem hat er sich um Milliarden von Kilometern in un- 
bekannter Richtung entfernt. 

Das bedeutet: 

Wir sehen keinen einzigen Stern an seinem wirklichen Stand- 
ort! 

Das ware vielleicht nicht so schlimm, wenn die Veranderung gleich- 
maBig alle Sterne trafe. Nun ist aber die Verschiebung der Lichtzeit fur 
jeden Stern verschieden! Jeder Stern bewegt sich mit einer anderen 
Geschwindigkeit von seinem besonderen Ort zu einem neuen besonderen 
Ort hin und hat seine besondere Entfernung von der Erde, damit seine 
besondere Lichtzeit. Der Astronom sicht sich also Millionen von Objek- 
ten gegeniiber, von denen jedes einzelne anders qualifiziert ist. Fiir einen 
einzelnen Stern ware die Berechnung, die zu einer Ausmerzung der 
Lichtzeitverschiebung fiihren konnte, zwar theoretisch moglich, fiir die 


Ithtii .i der Sterne ist sie jedoch praktisch vollig unmoglich. Infolgedes- 
, m 1,,-rrscht vom Standpunkt des rcgistrierenden und ordnenden Astro- 

n aus gesehen im Universum allein schon aus Griinden der Licht- 

. ii wischiebung ein anarchisches Durcheinander, dem die Astrono- 
praktisch vollig hilflos gegeniibersteht. 

I 1 st einfach nicht wahr, daB in diesem kopernikanischen Universum 

\M-ltweise Ordnung regiere — jene Ordnung, an der sich beispiels- 

. i ' Bruno H. Biirgel immer wieder publizistisch begeistert. Diese Ord- 

muB \ielmehr erst kiinstlich vorgetauscht werden, und zwar da- 

• Ii ii tit, 

d a B die unberechenbaren Lichtzeitverschiebungen einfach als 
nicht vorhanden betrachtet und die Sterne als Festpunkte einge- 
setzt werden. 

I lie Erschwerung der Forschung iibersteigt jedes astronomisch ertrag- 
l.,ne MaB und erzwingt den glatten Verzicht auf wissenschaftliches 
Wrhalten. 

I Im so erstaunlicher ist freilich, daB der Astronom trotzdem minutio- 
v \ussagen iiber Eigenbewegungen, Entfernungen, GroBen, Massen und 
( .i .ivitationsbeziehungen macht, obgleich solche Aussagen entscheidend 
mi, wahren Raumort eines Sterns abhangcn. Wir sind uns nur nicht 
i,„ hr sicher, ob wir den Mut zu solchen Aussagen noch bewundern diir- 
ten. 

8. Storfaktoren 

I in Erforschung des Universums wird weiterhin dadurch erschwert, daB 
jedes einzelne Gestirn einer Reihe von Storungcn unterworfcn ist. Diese 
mil bci jedem einzelnen Gestirn verschieden, so daB sic als subjektive 
I i gentiimlichkeiten auftreten und sich nur miihselig oder uberhaupt nicht 
bercehnen lassen. Die bekannten Planetenbahnen sind Eselsbriickcn - 
mehr nicht. Tatsachlich beschreibt kein Planet jene Ellipse, die offcnthch 
\ ertreten wird, sondern bewegt sich in verwickelten Kurvcn, die sich fast 
dent Vorstellungsvermogen entziehcn. Das gilt auch fiir die Sterne. 

Die Forschungssituation des irdischen Astronomen wurde bereits be- 
m hrieben. Er muB aus einer verrlickten, drehwiirmigen und unsteten Be- 
wegung heraus andere Weltcnkorper erfassen, die selbst wieder eigenwil- 
ligste und verschrobenste Bewegungen ausfiihren. 

Beobachten wir bcispielsweise den Mond. 

1 . Er dreht sich um sich selbst, und zwar so langsam, daB er der Erde 

immer die gleiche Seite zuwendet. 

2. Er umkreist die Erde mit rund 3600 Stundenkilometern. 

3. Er umkreist die Sonne mit rund 100 000 Stundenkilometern. 


120 


121 


4. Er begleitet die Sonne mit rund 72 000 Stundcnkilometern. 

5. Seine Bewegung verschiebt sich mit der Prazession um jahrlich 
50,2 Bogensekunden. 

6. Sie schwankt in einer Knotenlinie, da die Umlaufebene Mond 
Sonne gegenuber der Umlaufebene Erde — Sonne um 5 Grad, 8 Minutcn 
und 40 Sekunden verschoben ist. 

7. Der Knotenumlauf verandert sich infolge einer Verschiebung, die 
der Prazession entspricht. 

8. Der Mond bewegt sich aus Erdnahe in Erdferne in einer Apsidenli 
nie, die in neun Jahren rechtlaufig um die Mondbahn wandert. 

9. Die Sonne andert fortgesetzt die Krcisabweichung der Mondbahn. 
Diese »Evektion« betragt im Hochstfalle plus/minus 1 Grad 16 Minutcn 
in Lange und plus/minus 9 Bogenminuten in Breite. 

10. Die »Variation« ist ebenfalls eine Storung durch die Sonne, die in 
der Lange plus/minus 40 Minuten und in der Breite plus/minus 33 Se- 
kunden ausmachen kann. 

1 1. Die Abweichung der Erdbahn vom Kreis bedingt einen Wechsel 
der Geschwindigkeit des Mondes um plus/minus 1 1 Bogenminuten. 

12. Aus der starkeren Anziehung des Neumondes durch die Sonne 
entsteht die parallaktische Gleichung. 

13. Eine weitere Abweichung ergibt sich daraus, daB die Erde nicht 
genau eine Kugel ist. 

1 4. Die »sakulare Akzeleration« ist ein Vorlauf des Mondes um sechs 
Bogensekunden in hundert Jahren. 

Das mag geniigen. Insgesamt erleidet der Mond 81 Storungen! Des- 
halb gilt die genaue Darstellung der Mondbahn auch als eine der schwie- 
rigsten Aufgaben der Astronomie. 

Das bedeutet freilich nicht, daB die anderen Himmelskorper weniger 
verwickelte Bewegungen ausluhren. Die elf Monde des Jupiter beispiels- 
weise bewirken Storungen und Komplikationen, die sich iiberhaupt 
nicht mehr aufschliisseln lassen. Die Verhiiltnisse liegen nur so, daB 
Erde und Mond die Storwirkungen zu deudich in Erscheinung bringen, 
um eine AuBerachtlassung zu erlauben, wiihrend sie bei alien anderen 
Himmelskorpern schon eher stillschweigend iibergangen werden konnen. 
Auf jeden Fall ist es 

einfach unmoglich, die Stormomente aller Planeten und Sterne 
zu ermitteln und zu beriicksichtigen. Die Astronomie verhalt sich 
deshalb so, als seien sie iiberhaupt nicht vorhanden. 

Diese Verhaltungsweise ist wiederum nicht gerade wissenschaftlich, 
muB aber wohl aus der Zwangslage der Astronomie heraus entschuldigt 


. ,<h n. Nicht entschuldbar und vollig unzulassig scheint uns jedoch zu 

• III 

einesteils Bewegungen und Storbewegungen zu behaupten, andern- 
i, ,|, diese aber nicht in Ansatz zu bringen — einesteils die Erforschung 
,,, , rl Hlicher Einfliisse zu unterlassen und andernteils den Eindruck zu 
1 1 >' ei ken, als seien die gemachten Angaben absolut zuverlassig. 

Im iibrigen muB vermerkt werden, daB alle bisher ermittelten Storfak- 
mieii mehrdeutige Phanomene sind. Sie konnen auch auftreten, wenn 

l, | rde ruht und der Himmel sich bewegt, wenn die Sonne um die Erde 
kieist und der Mond sich nicht um die Sonne dreht. Die astronomische 
I >' ulung ergibt sich ausschlieBlich aus dem kopemikanischen Gesamt- 
•yntem. 

Das System ist jedoch kein Beweis fur die Einzelerscheinung, wie 
umgekehrt die Einzeldeutung kein Beweis fur das System ist. 

I )amit kehren wir zu unserem Ausgangspunkt zuriick. 

Wenn das Universum so aussieht, wie es vom kopemikanischen Welt- 
| ,, |, | beschrieben wird, dann miissen Lufthiille, Extinktion, Refraktion. 
Sie rnbewegungen, Entfernungen, Aberration, Lichtzeitverschicbung und 

■ laktoren zu Forschungserschwerungen werden, die die astronomische 

I him hung einfach unmoglich machen. 

Wenn die kosmische Wirklichkeit dem kopemikanischen Bilde ent- 
I h i, ht, dann sind die Aussagen der Astronomie auBerst fragwiirdig 
und konnen wissenschaftlich nicht verantwortet werden. Trotzdem 

m. ieht die heutige Astronomie genaueste Angaben iiber Entfernungen, 
t icsehwindigkeiten, Standorte, GroBen und Massen von Weltenkorpern. 

* 


122 


123 


Unbewiesene Voraussetzungen 


D'1 A — St0tZt Skh auf eine Reihe von Annahmen, vor allem 
p lysikalischer Natur, deren ubereinstimmendes Merkmal darixi 
icgt, daJ3 sie ausnahmslos unbewiesen sind oder sogar im Gegensatz zu 
c en sonstigen Bcfunden der gegenwartigcn Wissenschaft stehen Diesc 
unzulassigen Voraussetzungen sind so zahlreich, daB wir sie im Rahmen 
dieser Untersuchung nicht alle behandeln kbnnen. Wir miissen uns dami. 
)t gnugen, emige von ihnen herauszugreifen. 

1 . Das Licht 

Du- Astronomic unterstellt, daB wir primares Licht aus dem Thhversum 
erhalten. Sie behauptet damit, daB das Licht bereits an seiner Quelle 

berdtS ^ dektr ° magnetiSChe Schwi « -n 

Ein Beweis fur diese Behauptung liegt nicht vor. 

Das Licht ist in erster Linie ein physikalisches Problem, und zwar 
ein noch ungekliirtes physikalisches Problem. Das macht es schwer et- 
was Bmdendes auszusagen. Die physikalischen Verhaltnisse liegen viel 
omphzierter, als landlaufig und auch von der heutigen Physik angenom- 
men vvird. M.t den beiden bekannten Begriffen »Wellentheorie« und 
»Korpuskulartheorie« ist nicht viel gesagt, zumal sich diese ja ohnehin 
nicht auf das Wesen, sondern mehr auf die Fortpflanzung beziehen. 

Urn wemgstens insoweit einen EinbHck in die Problematik des Lichts 
zu geben wie in Verbindung mit der angeschnittenen Frage wiinschens- 
\vert erscheint, entnehmen wir einige Absatze aus Prof. Dr. W. Waite 
»Kraft und Energie!« (Otto Hillmann, Leipzig 1926), Seite 1 70/172: 

"'tnnnnoT 1110156 BeWegUn S der Elektronen mit ihrer Geschwindigkeit 
v on 300 000 km im Weltenraum soil plotzlich ubergehen in eine krumm- 
lrnige in Form ciner Ellipse, die im untersinnlich kleinen Gebiet ein Atom 


124 


Mini i’ i i n soil; und es wird nicht der geringste Versuch gemacht, diese 
jilt *i In lie Veranderung der Bewegung auch nur annahernd durch einen 
1 1 1 1 1 1 1 1 Inn Vorgang in der Natur verstandlich zu machen. Ebenso soil ein 
I I. I iimi, das ein Atom umkreist wie in den gliihenden Korpern, aus de- 

I ii htquanten abgesondert werden, plotzlich in die gradlinige Bewe- 

H 1 1 1 1 c von 300 000 km ubergehen. Solange dieser Vorgang nicht als me- 
h mi • h moglich erfaBt werden kann, ist er als ein unbegreifliches Wun- 
I. i ,iii/usehen, das aber in der Wissenschaft keinen Platz haben darf. 

\iii zwei Moglichkeiten, eine Erklarung zu suchen, scheinen mir vor- 
1 1 1 1 1 gen: entweder ist die Energie des Elektrons bei seiner Bewegung um 
I i um einen idealen Mittelpunkt schwingende Atom des gliihenden Kor- 
| ii i . si lion ebenso groB gewesen, wie sie das Elektron nach dem Verlas- 
ii n .mlweist; oder sie ist ihm von dem Atom im Augenblick der Loslosung 
ill >i itragen worden. Im ersten Falle muB das Elektron die Ellipsenbahn 
In n ils mil 300 000 Kilometern durchlaufen und dabei eine »Zentrifugal- 
1 1 . 1 1 1 « entwickeln von der GroBe m -v 2 /q, wo q der Radius vector der 
I'mIiii isi, und die nur durch stiindige Aufwendung von Energie unschiid- 
ln 1 1 gemacht werden kann. In Wirklichkeit ist diese Energie selbst 
in v 2 /q, was man sofort einsieht, wenn man hier Q nicht als Strecke, 
H H idem als MaBzahl einer Strecke auffaBt. Nun ist die Masse des Elekt- 
n ms klein, die Lichtgeschwindigkeit v sehr groB, 3' 10 11 mm per Sekun- 
• I- so daB m-v 2 eine sehr betrachtliche GroBe darstellt. Femer ist Q in 
Mini sehr klein und zwar kleiner als der halbe Abstand zweicr Atome eines 
■ • 1 1 il h - nden Kbrpers, da sich sonst die Bahnen der Elektronen bcnachbar- 
l e i Atome gegenseitig storen konnten. Der mittlere Abstand zweier Gas- 
mi ilekeln bei Normaldruck und -temperatur wird zwischen 3 und 4 Milli- 
mislel Millimeter gerechnet; demnach muB der halbe Abstand kleiner als 
' 10 mm sein. Die Masscn des festen Kbrpers liegen mindestens 
lOOOmal so dicht; demnach sind die Abstande der kleinsten Teile lOmal 
so dicht und geringer als 2-10 1 mm. Da nun das sehr groBe m-v 2 durch 
dir sehr kleine MaBzahl 2 • 1 0 / dividiert werden muB, so erhalt man als 
■•/entrifugalkraft« cine ganz ungeheure GroBe, die einfach unvorstellbar 
ist. Zu demselben Ergebnis gelangt man, wenn man die Zahl der Umlau- 
lr des Elektrons um sein Kematom in 1 Sekunde berechnet. Der Weg des 
Elektrons in 1 Sekunde ist 3 • 10" mm, die Lange eines Umlaufs = 2 TO. 
wo Q den mittlercn Radius vector bedeutet, also kleiner als 12,56-10 ‘ 
nnd kleiner als 1,5- 10 demnach muB das Elektron das Atom in 1 Sek. 
mehr als 2-10 17 umlaufen. (Also pro Sekunde 100 000 000 000 000 000 
l r mlaufe. Der Verfasser.) Diese Folgerung auf Grund der uns bekannten 
I >aten zeigt, daB die Annahme unhaltbar ist, die Geschwindigkeit des 
Elektrons ware bereits vor seiner Absonderung aus dem Atom der Licht- 
geschwindigkeit gleich gewesen. “ 


125 


„Es bleibt nun iibrig, die zvveite Moglichkeit zu betrachten, daB dein 
Elektron die Lichtgeschwindigkeit erst beim Austria aus dem Atom erteili 
wild. Die erforderliche Energie kann dann nur dem Atom entzogen wer 
den, also seiner kinetischen Energie. Die gliihende Masse, aus der die 
Elektronen ausgestoBen werden, wird selbst fur die Sonne nur auf 6000 
Grad angenommen. Eine hohere Temperatur ist auch kaum wahrschein- 
lich, da sie den Ubergang vom fliissigen zum gasformigen Zustand it 
moglichcn wiirde; und man darf wohl die Sonne ansehcn als sich befin 
dend in einem Gleichgewichtszustande von sich von ihr ablosenden und 
an sie wieder anlagernden Atomen des Weltenraumes. Nun hat ein fester 
Korper einen groBeren Energiemangel als ein flussiger und dieser als ein 
gasiger und weiter als ein solcher im Atomzustande. Daher kann die 
Energie in einem nicht gasformigen Zustande nicht so groB sein, als wenn 
alles als Gas auftreten wiirde. Nun kann man die Geschwindigkeit eines 
Gases berechnen, auch fur eine Temperatur von 6000 Grad Celsius. 
YVasserstoffhat bei Normaldruck und Temperatur die mittlere Geschwin- 
digkeit von 1,844 km/Sek., bei 6000 Grad l,844mal Wurzel aus 1 + 6000 /273 
= 8,84 km/Sek., die iibrigen Gase mit groBerem Molekulargewicht ent- 
sprechend weniger. Da Wasserstoff bei dieser Temperatur im Atomzu- 
stande ist, wachst die Geschwindigkeit des Atoms auf 12,5 km/Sek. Wie 
soli aber dieses Atom imstande sein, einem in ihm mitschwingenden 
Elektron die Geschwindigkeit von 300 000 km zu verleihen? Man konnte 
nun vermuten, daB das H-Atom seine ganze Energie a u facias Elektron 
iibertragen konnte; und wenn man annahme, daB sich von Anfang an die 
Energien im Verhaltnis der Massen auf Atom und Elektron verteiltcn, 
dann wiirde, wenn sich die Masse des Atoms zu der des Elektrons wie 
1 800 : 1 verhalt, die Geschwindigkeit des Elektrons sich im Verhaltnis 
Wurzel aus 1801 : 1 vermehren und auf 530 km steigen, aber nicht auf die 
Lichtgeschwindigkeit. Aber dieser Vorgang ist gar nicht moglich; denn 1. 
wiirde das Atom fast seine ganze Energie verloren haben, was mit dem 
Energieprinzip nicht vereinbar ist, nach welchem in der Natur immer 
nach einem Energiegleichgewicht gestrebt wird; daher hatte die auf das 
Elektron iibergetretene Energie sofort zuriickflieBen miissen; und 2. hatte 
zwischen Atom und Elektron eine Beriihrung stattfinden miissen, damit 
die Energie iibertreten konnte. Aber diese Beriihrung ist durch die An- 
nahme ausgeschlossen, daB das Elektron auf einer Planetenbahn das 
Atom umkreist." 

Das mag geniigen, um zu zeigen, daB nicht einmal die fundamentalste 
astrophysikalische Frage beantwortet werden kann, namlich die Frage, 
wieso aus der gliihenden Masse eines Weltenkorpers iiberhaupt Licht mit 
einer Sekundengeschwindigkeit von 300 000 Kilometem herauskommen 
kann. 


126 


\iiunen wir einen anderen Punkt dazu: 

Fm Stern, der hundert Lichtjahre, also ungefahr tausend Billionen 
| if ii 1 1 , ter von der Erde entfernt steht, sendet elektromagnetische WeUen 
v ,, 1000 8000 AE aus. Sie wandern uber tausend Billionen Kilometer 

,, durch ein Nichts, denn der Weltenraum gilt ja als absolut leer. 

h. mi entstehen aber WeUen iiberhaupt nur an einem Widerstand. 

l ine Wellenbewegung im Nichts ist cine Unmoglichkeit, ein Wi- 
derspruch in sich. 

1 )ie I’ortpflanzung des Lichts durch einen leeren Raum ist undenkbar 
I |., „au so sinnlos wie etwa die Fortpflanzung von Wasserwellen olme 

\\ , ii i oder des SchaUs durch ein Vakuum. 

I i, sere braven und stets gutglaubigen Physikstudenten werden jetzt 

111.. ,li gen liicheln und unter Zitierung verschiedener moderner Physikcr 
,| ,, ,„r verweisen, daB ja das, was wir im Bilde der Welle erfassen, nichts 

sci als eine fortschreitende Zustandsanderung. Zu diesem 

, w |ven Einwurf, der ein leeres Wort fur den Inhalt nimmt, laBt sich nur 
d, verweisen, daB die unabdingbare Voraussetzung einer Zustands- 
doch wohl ein Zustand sein muB und daB irgendwann doch 

nlil einmal gesagt werden muB, was da seinen Zustand andert oder we- 

lens welcher Zustand sich andert. 

Si hlicBlich konnten wir mit der Korpuskulartheone auch annehmen, 

,| ,|| (| as Licht keine Wellenbewegung, sondern etwa ein gleichlormiger 
„ mm von Lichtquanten ist. Dann ware dcr kosmische Raum aber nicht 

1. . . , sondern im Mindestfalle von den zahllosen, quantitativ zu erfassen- 
,|,. n | lichtstromen von Sonne und Milliarden Sternen durchsetzt, die phy- 
mk.ilisehe Wirkungen ausuben miiBtcn. Vor allem ware dann auch eine 

, ilustfreie Bewegung der Gestirne nicht mchr moglich, und das Umver- 
,„m liiittc im Laufe der Milliarden Jahre, die man ihm zubilligt, schon 

l.ingst zum Stillstand kommen miissen. 

Weiter konnte man von der WeUentheorie aus - wie es wohl die 
mcisten Astronomen tun - als Trager der Wellenbewegung den Ather 

.iiisehen. 

Ather ohne physikalische Auswirkungen ist aber ebcnfalls eine Un- 
moglichkeit. 

Entweder gibt es einen Ather — oder es gibt einen absolut leeren 

Raum. Beides zusammen vertragt sich nicht. 

Wie vollig hilflos die kopernikanische Astronomie diesen Problemen 
gegenubersteht, zeigt sich gerade an der Hypo these des Athers. Um eine 
rigene Urtcilsbildung zu ermoglichen, bringen wir verschiedene Aussagen 
uber den Ather. 

Wir horen zunachst noch einmal W. Waite zur Athertheorie Lenards. 


127 


„Neben dem Urather wird ein Sonnenather angenommen, der sit li 
weit fiber das Gebiet des Planetensystems erstrecken soil; die Erde fiihrt 
daneben ihren besondercn Ather mit sich, der sich ebenso vveit erstrecken 
diirfte, wie sich Storungsbewegungen in anderen Planetenbahnen untci 
dem EinfluB der Erde geltend machen. So dark man aus Folgerichtigkeii 
auf dem Mond einen Mondiither und jedem auf der Erde sich bewegen 
den Korper seinen ihm zugehorigen Ather zuschreiben. Alle diese Ather 
sollen sich teilweise iiberdecken und ihren EinfluB gesondert geltend ma- 
chen; und dabei sollen sic die wesentlichste Eigenschafl der Materie nicht 
besitzen, daB zwei verschiedcne Massen nicht an derselben Stelle sein 
konnen. Diese Annahmen muten uns recht willkiirlich an 

Im iibrigen weist VV. Waite auf Seite 123 ff. ausfuhrlich nach, daB alle 
bestehenden Athertheorien unhaltbar sind und zu grobsten Widersprii- 
chen fuhren. Er zeigt, daB bei einer Annahme von festem Ather die Erde 
bereits nach 5093 km Entfernung zum endgiiltigen Stillstand kommen 
iniiBte, daB fliissiger und gasformiger Ather ebenso unmoglich sind und 
daB sich weiter die Annahme von Elektronen nicht mit der Annahme ei- 
ner Atherexistcnz vertragt. Wir miissen uns leider die Zitierung diescr 
Darstellung versagen und auf das Original werk verweisen. 

Aus Bernhard Bavinks bereits erwiilintem Werk entnehmen wir: 

S. 9 1 : „Damit gewinnt der »Ather« der Huygensschen Lichttheorie 
cine neue Bedeutung; er erscheint nunmehr als das elektromagnetische 
Feldmedium, also als Trager der fraglichen »Felder«, die man sich als 
ebenso real in ihm existierend zu denken hat wie z. B. die^Spannungszu- 
stande, die an jeder Stelle eines gedehnten oder zusammengepreBten Stii- 
ckes Kautschuk vorhanden sind.“ 

S. 100: „ und da nun solche Felder ja zweifelsohne auch im leeren 
Raum bestchen konnen, so erschien entweder dieser selbst wie ein rea- 
les Etwas (Hervorhebung vom Vcrfasser), oder er muBte mit einem rea- 
len Etwas, das »Trager« dieser Felder war, erfiillt gedacht werden. Der 
»Ather« der Lichttheorie feierte also, wie schon erwahnt, als elektromag- 
netisches Medium seine Auferstehung." 

S. Ill: „Sobald man sich dies klar macht, sieht man ein, daB dem- 
nach die Relativitatstheorie darauf hinauslauft, diesen Dualismus 
zwischen »leerem Raum« und »Ather« als uberfliissig zu erklaren: 
warum soil — so fragt sie — , wenn denn schon im »leeren Raum« sich die 
elektromagnetischen Storungen mit dieser Geschwindigkeit c fortpflan- 
zen, diese Eigenschafl noch extra einem den Raum ausfullenden, aber 
doch wieder hartnackig sich jeder Erfassung durch die Physik cntziehen- 
den StoiF »Ather« zugeschrieben werden?" 

Ernst Barthel sagt in »Die Erde als Grundkorper der Welt« S. 20: 

„Der leere Raum hat eine physikalische Existenz. Denn er hat Eigen- 


128 


, „ „ .Ue mit der Tragheit, mit der Elastizitat, eine Verwandtschaft 
' ' n Ir" nennt man den leeren Raum - der also auch dort ist, wo 

. 11( . nde K6r per sind - den Ather. Der Ather tst der leere Raum 
JJJ"" '| )e r Ather oder der Raum ist ein Kraftfeld ... Er hat eine Struktur 

„„ Ivleiuen und Kleinsten wie ein Kristall ..." 

\u Johannes Lang»Die Hohlwelttheorie« entnehmen wir: 

, ()1 d Kelvin sieht im Ather einen elastischen, festen Korper. Si 
J' odgr sagt in seiner Schrift »Die Dichtigkeit des Athers<c »Eme 
| „ M111 g auf das geringste MaB beschrankt, wurde ergeben, daB die 
hi, des Athers ungefahr zehntausendmillionenmal groBer ist als ie 
: ,.Uin,« Nach dem Munchener Physiker Professor ^nmBtn 
i It ncrel aus Ather 10 Millionen Kilogramm wiegen. Dr. P. Kothne 
o'i'i,, i„ seiner »Chemie des Unbegreifbaren«: „Ganz unerklarliche 
J ' . lvl ften miissen wir aber diesem Weltather beilegen. Absolut rci- 
K< mu B er sein, weil an der Umlaufszeit der Planeten wahren 
nicht * geringste Vemdgerung entdeck, warden tst, » 

, di c Vorstellung eines absolut leeren Raumes verstandlich wird, 

, '7,, muB er Masse besitzen, weil die Molekularbewegung der Mate- 

.! Rewegungsenergie des Athers umgewandelt wird." Sir Oliver Lodge 

' ' i n jedem KubikmilUmeter des Raumes (Stecknadelkopf) ware ant 
<«- rrleich einer Million Kilowatt, fur 30 Millionen Jahre Ab- 
p i be d' luer lufgespeichert. Ein Kubikzentimeter »Lichtather« soil 1 Milb- 
(|1| l onnen wiegen und 1 Milliarde Pferdekrafte an Energie enthalten 
. , () \iiHionen Jahre arbeiten konnen. Lord Kelvin dagegen ist auc 

I, Freund 'der IroBen Zahlen, aber auf der anderen Seite, und gesteht 
n sc lben Kubikzentimeter Ather nur das winzigste Gewicht des hun- 
ilrrtbiHionsten Teils eines Milligramms zu. (Und das ganze Sa* 
nn Widerspriichen nennt man dann »exakte Wissenschaft< .). 
,,m r h ^en diesem Urteil nichts zuzufugen. Die astronomische These 
m nnmaren Licht findet jedenfalls in den unterschiedlichen und einan- 
I jdersprechenden Theorien vom Ather kaum eine Unterstutzung. 

' ' ' Wir haben uns allenfalls noch zu fragen, warum sich die Astronomic 
, doumatisch auf den primaren Gharakter des Lichts versteifte. 
Wrlebenden neigen durchaus dazu, Licht als Sekundarstrahlung die 
, ,S, im Erdbereich aus einer kosmischen Energie entsteht, fur moglich zu 
l, Transformierungen, Energieumwandlungen und Energieubergan- 
JL* Alltagscrfahrungen. Wir iinde„ es sdbs.ver- 
l ' V ,, daB „ ir elcktrischen Strom in Licht oder Whrme umwan- 
Inten *» ** ^ ^ *• Cm- 

on der I ufthiille in groBem AusmaBe m Licht umsetzt. 

” eirtmal darmtf htn. M ** die ^tronomie 


129 


den sich alle Berechnungen, Schliisse und Aussagen der Astronomic- mu 
aui mittelbare Botschaften aus dem All beziehen. Sie kdnnten nur bis /„ 
jener Stclle gelten, an der das Licht entsteht, nicht dariiber hinaus. Him. , 
dem Licht stande eine Energieform, von der man weder Starke nodi 
Spannung noch Wellenlange, weder Charakter noch Eigenschaften nod, 
' lesetzmaBigkeiten kennen wiirde. 

Aik astronomische Forschung wiirde dort enden, wo das Licht 

beginnt. 

Will also die Astronomic nicht auf die Ergebnisse von vierhundcri 
Jahren Forschungsarbeit verzichten, so muB sie den primaren Charakte, 
des Lichts behaupten. 

Gut, aber warum entschied sie sich nicht vor vierhundert Jahren Hu 
c ie andcre Moglichkeit, die ihr heute die Obereinstimmung mit der phv 
sikahschen Forschung erlauben wurde? 

Die Frage stoBt zum Kern. 

Kopermkus besafl keine Ahnung vom Wesen des Lichts. 

Er und alle Astronomen der spateren Jahrhunderte vertraten das 
Licht als kosmische Konstante, als Geschenk Gottes. Sie forschten bci 
Butterlampchen und Kerzen, wuBten nichts von Elektrizitiit, elektromag- 
netischen Schwingungen oder Energieumwandlungen. Fur sie war dieses 
Licht aus dem All einfach ein Ding an sich, ein absoluter Wert, auf dem 
sie lhre I liesen aufbauen konnten. 

Weil aber die Astronomen der Gegenwart diese Thesen noch heute 
als ewig giiltige Naturgesetze betrachten, mussen sie auch de<n Voraus- 
setzungen bejahen - auch wenn sie sich tausendmal an ihrer eigencn 

• chreibtischlampe die sekundare Entstehung von Licht vorfuhren kon- 
nen. 

Die Astronomic steckt in einer historischen Zwangsjacke. 

Auf diese Erkenntnis stofit man immer wieder, wenn man die Vorder- 
satze der Astronomic- uberpriift. Alle diese unbewiesenen Voraussetzun- 
gen alle diese willkurlichen Annahmen lassen sich historisch erklaren 
Lnd man kann sicher verstehen, wenn die Astronomie urn der Tradition 
wil en an ihnen fcsthalt, nur durfte sie dann eben nicht den Anspruch 
stellen, als Wissenschaft zu gelten. Ein Forscher begibt sich seines inners- 

Uesens und seiner Bcrufung, wenn ihm der Mut fehlt, die Wahrheit 
zu suchen und um der Wahrheit willen notfalls noch einmal von vorn zu 
beginnen. Wenn der Astronom nicht die Kraft aufbringt, sich von einem 
offenbar unnchtigen Vordersatz zu befreien, so verdient er als Hiker lie- 
ber Ennnerungen und geschichtlicher Uberlieferungen hochste Wert- 
schatzung, aber er darf nicht erwarten, daB man ihn zu den forschenden 
Wissenschaltlern zahlt. 


I in pliantastischste Voraussetzung, auf die sich die Astronomie stiitzt, 
In' Pi' Vnnahme der absoluten Geradlinigkeit des Lichts. 

I in- Astronomie unterstellt also, daB sich ein Lichtstrahl liber Trilliar- 
i " Kilometer und iiberhaupt fiber jede beliebige Entfernung hinweg 
liu , I il l.i i i/t, ohnc auch nur die Andeutung einer Verkriimmung zu er- 
i nil n Es ist klar, daB sic diese Voraussetzung wiederum bejahen muB, 

line sie ware ebenfalls alles falsch, was in den letzten Jahrhunder- 

ti H .in F< irschungsergebnissen zusammengetragen wurde. 

' Ibsiverstandlich liegt auch fur diese Annahme nicht der geringste 
It ui is vor. Es laBt sich im Gegenteil mit den Mitteln der modernen Phy- 
il I' n lit /.eigen, daB von einer gradlinigen Fortpflanzung des Lichts kei- 

Ki-de sein kann. Wir werden uns spater noch etwas ausfiihrlicher die- 
- in Piinkt widmen mussen und begniigen uns deshalb jetzt damit, noch 

■ iiiiii.il auf unser friiheres Zitat aus Eberhard Buchwald zu verweisen. 

I mi Gegensatz dazu betrachtet die Astronomie ihre These von der 
i .1 idlinigkeit des Lichts als bewiesen. Sie sieht einen Beweis darin, daB 
• I i I ii lit der Sterne trotz der gewaltigen Entfernungen die Erde erreicht. 
Linen weiteren Beweis fmdet sie darin, daB sie erfolgreich mit einer Ge- 
liittiigkeit bis auf Tausendstel von Millimetern Parallaxen zu messen und 
ni .ii den Stand von Gestirnen vorauszuberechnen vermag. 

I .eider diirftcn diese »Bcweise« kaum ausreichen. 

I )as Licht der Sterne erreicht zwar tatsachlich die Erde, aber erstens 
1 1 unite es das auch, nachdcm es zuvor einige Purzelbiiumc geschlagen 
li.it , und zweitens existieren jene groBen Entfernungen ja nur in der 
Aussage der Astronomie. Eine Annahme wird aber durch eine weitere 
\iiu;ihme kaum bewiesen. 

I’arallaxenmessungen und Vorausberechnungen beweisen erst recht 
im Iits. denn sie sind auch bei gekriimmten Lichtwegen moglich. Sie ge- 
I ini ja keine absoluten Werte, sondern allein Verhaltnisbeziehungen 
•u ischen zwei Lichtstrahlen an, also Winkel, hinter denen sich jede be- 
liebige Wirklichkeit verbergen kann. Das wird am sinnfalligsten deutlich, 
m ini man sich vor zwei Vexierspiegel stellt, von denen der cine die eige- 
iii l .rscheinung lang und diinn, der andere kurz und dick zeigt. Man er- 
kennt sich selbst kaum wieder und fmdet es sonderbar, daB beide Bilder 
dri cigenen Person, also einer wiederum ganz anders gearteten Wirklich- 
keit, entsprechen sollen. Tastet man sich jedoch mit der Hand ab, so be- 
iiicrkt man, daB hier wie dort die Verhaltnisse richtig aufgehen und daB 
brispielsweise die Fingerspitze genau dann auf die Nase trifft, wenn man 
die Berfihrung eben spurt. Ahnlich ergeben sich auch astronomische Par- 

■ illaxen und Vorausberechnungen als reine Verhaltnisbeziehungen, ohne 
( laB damit etwas fiber die Wirklichkeit gesagt wird. Einer Sonnenparalla- 


130 


131 


xe von 8,79 Bogensekunden braucht nicht notwendig eine Entfemuni’ 
von 149,7 Millionen Kilometern zu entsprechen. Sobald die Lichtstrah 
len nicht gradlinig verlaufen, kann sich die gleiche Parallaxe auch bri 
einer Million oder auch nur bei tausend Kilometern Entfernung ergebru 
Ebenso kann die Wanderung eines Gestirns natiirlich auch dann vorau - 
berechnet werden, wenn die Lichtstrahlen nicht gradlinig verlaufen. Dir 
Kriimmungen wiirden sich j a nicht willkiirlich in jeder Sekunde veriin 
dern, sondern bestimmten GesetzmaBigkeiten unterliegen und damn 
konstant sein. Ob sich ein Stern am Ende eines geraden oder eines ge 
kriimmten Lichtstrahles verschiebt, bleibt in bezug auf die Verschiebujig 
zunachst ebenso gleichgiiltig, als ob man eine Laterne an einem geraden 
oder einem krummen Stock schwenkt. Deshalb sind die relativen Bewc 
gungs- und Abstandsverhaltnisse noch am leidlichsten gesichert. Sir 
konnen aber keinesfalls als Beweis fur eine Gradlinigkeit des Lichts in An 
spruch genommen werden. 

Licht gilt bekanntlich als elektromagnetischc Schwingung von 4000 
8000 AE. Elektromagnetische Schwingungen pflanzcn sich nach Mei 
nung der Schulbuch-Physik absolut gradlinig fort — die forschende Phy 
sik ist bereits wesentlich anderer Meinung, wie wir an Buchwald zeigten. 

Rundfunkwellen sind ebenfalls elektromagnetische Wellen und 
miiBten sich ebenfalls absolut gradlinig fortpflanzen. Werden sic von ei- 
nem Sender ausgestrahlt, dessen Antenne sich beispielsweise in hundert 
Metern Hohe befmdet, so miissen sie in weniger als hundert Kilometern 
Entfernung die kopernikanische Erdwolbung iiberstreichen ujjd dann 
gradlinig in den Weltenraum hinausgehen. Wir haben also nicht die ge- 
ringste Aussicht, in Berlin Funkwellen zu empfangen, die in Miinchen 
oder Frankfurt oder gar in London und Rom gesendet wurden. 

Bitte noch keinen Proteststurm! Bernhard Bavink wild Ihnen bestati- 
gen, daB Sie nach Fug und Recht der Wissenschaft allenfalls Ihren Orts- 
sender horen ditrfen. Er schreibt auf Seite 318 seines bereits wiederholt 
angefiihrten Werkes: 

„Es laBt sich theoretisch leicht iibersehen, daB die tatsachlichc Emp- 
fangsmoglichkeit um die halbe Erde herum schon fur die gewohnlichen 
Wellen von der GroBenanordnung einiger 100 m (z. B. Koln = 456 m), 
erst recht aber fur die sogen. Kurzwellen (einige Dezimeter oder Zentime- 
ter Wellenlange) in keiner Weise bestehen konnte (Hervorhebung vom 



V, ,1a er), wenn sich diese Wellen einfach in einem freien Luftraume, der 
„„ |, obcn ohne Grenze in den Weltraum iibergeht, ausbreiteten. Die 
U, ||, nenergie miiBte dann zum weitaus groBten Teil in den letzteren 
t, 4 »«li allien und nur von den ganz langen Wellen witrde ein winztger 

m il »um die Ecke gehen«, d. h. der Kriimmung der Erdoberflache 

I. ,l,.i n wahrend man mit Kurzwellen nicht wesentlich wetter reichen 

,|, .,1s wie auch die optische Sicht, d. h. die in der Hauptsache (!!) ge- 

sich ausbreitende Wellenenergie des gewohnlichen Lichts, 

*■ a lit." 

\lso verehrter Rundfunkhorer? 

Nun Sie wissen naturlich, daB Sie bei geeigneten Empfangern uber 
l„ li, bige Reichweite verfugen. Wie ist das moglich? Im Falle der langen 
I mikwellen wird die Ubereinstimmung zwischen Theone und Praxis f a- 
,|u„ 1. erreicht, daB die Physik erkliirt, diese langen Funkwellen pflanzten 
,|, |, ,-bcn doch nicht absolut gradlinig fort, sondern kriimmten sich ent- 
bend der Erdwolbung und konnten dadurch um die Erde hcrumlau- 
|, „ Nichts gegen die Kriimmung, aber wir fragen uns, mit welchem 
|<e r |u dann andererseits weiterhin die absolut gradlinige Ausbreitung 
, li kiromagnetischer Wellen behauptet wird. Wir fragen uns vor allem, 
u die absolute Gradlinigkeit des Lichts weiterhin behauptet wird. 
S, .11 te man nicht wenigstens annehmen, daB auch das Licht unter dem 
| mlluB der Erde eine Kriimmung erfahrt und mit den langen Wellen 

die gewolbte Erdoberflache hinwandert? Und sollte man nicht auch 

nmiehmen, daB dieser kriimmende EinfluB auch auf jenes Licht einwirkt, 
d,i . aus dem Universum zu uns kommt? 

Doch weiter. Diese Kriimmung im Erdfeld erschien der Physik wie 
,1, , Astronomie immerhin so bedenklieh, daB sie im Wiederholungsfalle 
liebrr zu einer anderen Begriindung griff. Man belieB es bei den kurzen 
und ultrakurzen Wellen lieber bei der Gradlinigkeit und postulate dafur 
, me Heaviside-Schicht, cine Schicht ionisiertcr Luft, die m etwa hundert 
Kilometern Hohe liegen und die Funkwellen reflektieren sollte. Man be- 
b.mptete, die Kurzwellen wanderten zwischen Erdoberflache und Heavi- 
ide-Schicht um die Erde herum. Da das naturlich nicht in Form eines 
krummlinigen Umlaufs geschehen durfte, blieb praktisch nur die Annah- 
„,e einer fortgesetzten Spiegelung zwischen Heaviside-Schicht und Erde, 
d. h. die Kurzwellen miissen im Zickzack hin und herlaufcn. 



132 


133 


Zu dieser Hypothese der Heaviside-Schicht die nicht etwa mil <lrf 
Ionosphare der heutigen Forschung gleichgesetzt werden darf - li. llc 
sic h sehr viel sagen, was auBerhalb einer wissenschaftlich zulassigen Alt*, 
drucksweise steht. Wir bescheiden uns damit, wenigstens kurz auf folgi n 
des hinzuweisen: 

Erstens empfehlen wir eine ungefahre maBstabliche Vorstellung von 
den behaupteten Verhaltnissen. 

Wir ersehen aus der Zeichnung, dab eine solche Welle recht oft ini 
Zickzack zwischen Heaviside-Schicht und Erde hin und hergehen nuilit. 

Zweitens bleibt zu bedenken, dab eine derartige Fortbewegung einru 
ungeheuerlichen Energieverlust mit sich bringen wiirde. Fur das Ausblei 
lien dieses Yerlustes fehlt einstweilen jede wissenschafdiche Begriindung, 
Man stelle sich vor, daB eine solche Welle zuniichst in die Heaviside 
Schicht gerat, die - wenn man die Ergebnisse der heutigen lonospharen 
lorschung unterlegt — aus mehreren Schichtcn in verschiedenen Hohen 
besteht, die lhre Hohenlagen fortgesetzt wechseln und auBerdem nicht 
geschlossene Schichten darstellen, sondern eben bewegliche Zonen ioni 
sierter Luft. Welche riesigen Verluste miiBte die Welle erfahren, denn 
selbstverstandhch konnte die allgemeine Ionisierung nicht ohne Einflull 
auf die elektromagnetische Welle bleiben - man fuhlt sich versucht, an 
einen Stahlstab zu denken, den man in fliissigen Stahl hineinstoBt und 
weiterhin ist ja eine solche Schicht alles andere als ein Spiegel, sondern 
die Welle mull in sie eindringen. Die Wahrscheinlichkeit, daB sie beim 
1 1 sten Auftreffen auf ein Luftion sofort umkehrt, ist denkbar gering. Wei 
ter ist zu berucksichtigen, daB die Welle dann - soweit sie der Ion#spha- 
re wieder entronnen ist - auf die Erde stoBt. Die Erde ist aber wiederum 
alles andere als ein idealer Radiospiegel. Es besteht nicht der geringstc 
AnlaB, anzunehmen, daB sie von den Funkwellen mehr reflektiert als bei 
spielsweise von den elektromagnetischen Lichtwellen, namlich nur einen 
ganz winzigen Bruchteil. Und dieser Bruchteil wandert nun wieder zur 
Ionosphare und wieder zuruck zur Erde und so unentwegt fort. Trotzdem 
empfangen wir Kurzwellen Qber weiteste Entfernung hinweg. Das bleibt 
das Wunder aller Wunder, solange die Physik ihre Annahme nicht sorg- 
faltiger und ausfuhrlicher als bisher zu begriinden vermag. 

Drittens kommt nun dazu, daB solche Radiowellen offenbar auch 
duuli die Heaviside-Schicht hindurchgehen konnen. Wir bitten, den 
1 ruher zitierten Aufsatz »Radiosender im Weltenraum« nachzulesen. 
Nach ihm kommen pldtzlich Radiowellen aus dem Universum - und wir 
haben keinen AnlaB, die Richtigkeit der Beobachtung anzuzweifeln. Ist 
nun in diesem Falle die Heavisideschicht nicht vorhanden oder verhalt sie 
sich den kosmischen Radiowellen gegeniiber anders als gegenfiber den 
lrdischen? Vielleicht konnte man das letztere vermuten, doch dagegen 

134 



i" ' lien wieder Beobachtungen fiber Radio-Echos, also fiber Radiowel- 
li n, i lie man von der Erde wegschickte und die anscheinend aus dem 

I zurfickkamen. Darfiber berichtet Johannes Lang in »Die Hohl- 

n lit li«-oric« Seite 42 ff. Die Zitierung miissen wir uns aus Raumgriinden 
I' el. i versagen, empfehlen jedoch, die Ausffihrungen Langs nachzulesen. 
K lilieltlich miissen wir noch auf die Radarwellen verweisen, mit denen 

den Mond angepeilt haben will, die also offenbar auch nicht von 

I leaviside-Schicht reflektiert werden. 

Doch genug. Es kam nur darauf an, zu zeigen, wie verworren und 
...•I. ilbar die heutigen Erklarungen noch sind, und zwar schon im Falle 
.1. . Kundfunkwellen, in dem ausgedehnte technische Realisierungen vor- 

1.. .., 0. W ir meinen, daB sich jene absolute Gradlinigkeit des Lichts zwar 

1., li.mptcn laBt, daB aber eine solche Behauptung bis zum eindeutigen 
II. ". is und bis zur Widerlegung der modernen Gcgenbewcise nicht er- 

,ii ti n darf, ernst genommen zu werden. 

Auch die astronomische Untcrstellung, daB das aus dem Kosmos 

i nende Licht heiBes Licht sei, diirfte eine reine Annahme sein. Nach 

|.li\ ik.ilischen Anschauungen bringt die fortgesetzte Erwarmung eines 
Ki.ipers dessen Molekfile zu immer heftigeren Schwingungen. Je holier 

1., I'emperatur steigt, umso kfirzer werden die Wellenlangen der 
Iiu ingungen. Bei rund 3500 Grad strahlt der erhitzte Korper nach ei- 

... ni Durchgang durch einen nur photographisch erfaBbaren Bezirk eine 
Wrllrnlange von 8000 AE aus, die unser Auge als Licht wahrnimmt. 
Steigt die Temperatur holier, so verkiirzen sich die Wellenlangen entspre- 
. In nd. Unterschreiten sie 4000 AE Wellenlange, was bei rund 7000 Grad 
I lil/.c eintritt, so gehen sie in ultraviolette Bereiche fiber und werden ffir 
il.is Auge wieder unsichtbar. Zwischen Lichtstrahlung und Temperatur 
besteht also ein enger Zusammenhang, der dahingehend ausgedriickt 
werden kann, daB Temperaturen zwischen 3500 — 7000 Grad sichtbares 
I n lit erzeugen und daB umgekehrt sichtbares Licht auf Temperaturen 
\ on 3500 — 7000 Grad schlieBen laBt. 

I )iese Anschauungen hat sich die Astronomie zu eigen gemacht. Sie 
iniierstellt also, daB das Licht der Gestirne durch entsprechende Tempe- 
i.ituren ausgelost wird, und schlieBt zugleich aus den Lichterscheinungen 
•ml die Temperaturen der Gestirne. 

Man konnte vermuten, daB dann kein Gestirn heiBer als 7000 Grad 
. in konnte. Tatsachlich aber schreibt die Astronomie den Weltenkorpern 
rrhcblich hohere Temperaturen zu. Sie erklart den scheinbaren Widcr- 
spruch damit, daB die Lichtstrahlung ja nur von der Obcrflache der Ge- 
tirne stamme. Deren Temperatur halte sich natiirlich unter 7000 Grad, 
•iber sie besage nichts iiber die Warmegrade im Inncrn der Weltenkorper. 
So sei die Photosphare der Sonne wohl nur 6000 Grad hciB, aber diese 

135 



verhaltnismaBig niedrige Tcmperatur werde erst sekundar hervorgerulrii 
durch cine Art Rontgenstrahlung von 30 AE Wellenlange, die aus dele 
ren, viel heiBeren Bezirken der Sonne stamme. (Temperatur des Sonnen 
kerns 4 540 000 Grad, nach anderen Quellen bis zu 1 0 000 000 Grad.) 

Leider gibt es keinen Beweis dafiir, daB die genannten Temperaturni 
real existieren. Die Grenze unserer technischen Temperaturen liegt ini 
allgemeinen schon bei 3500 Grad. Im Labor kommt man mit Hilfe von 
Hochstrom-Kohlebogen bis auf 10 000 Grad, doch werden diese Tempo 
raturen im schwierigen Deutungsverfahren unter Anwendung des 
Spektrographen festgestellt. Es konnte leicht sein, daB man keine Tempo 
ratur rnehr miBt, sondern den ElektronenausstoB einer anderen Energic 
form. Ein Beweis, daB im sog. Gasschlauch des Hochstrom-Kohlebogens 
10 000 Grad Hitze herrschen, kann mit dem Spektrographen kaum or 
bracht werden. 

Vor allem aber liegt nicht der geringste Beweis dafiir vor, daB die 
Weltenkorper die ihnen zugeschriebenen Temperaturen wirklieli 
besitzen. 

Im Mindestfalle miiBte die Astronomie beriicksichtigen, daB die Na- 
tur auch kaltes Licht erzeugt, daB also die Beziehung zwischen Licht und 
Temperatur nicht unabdingbar ist. Die Astronomie konnte bisher nicht 
die Moglichkeit ausschlieBen, daB das Licht der Gestirne auf ahnliche 
Wcise entsteht wie etwa das Licht in einer Ncon-Rohre. Dabei sprechen 
verschiedene Feststellungen durchaus fur diese Moglichkeit. So kann bei- 
spielsweise das Licht von Nordlichtern, das sich im Vergleich mit einem 
Hitzespektrum nicht aufschliisseln laBt, cxperimentell dadurch e/zeugt 
werden, daB man Stickstolf mit positiven elektrischen Strahlen zum 
Leuchten bringt. Ferner erscheint das charakteristische Spektrum der Ko- 
meten - das Swan-Spektrum — nicht im Gliihvergleich, wohl aber, 
wenn man Kohlenmonoxyd durch elektrische Erregung zum kalten 
Leuchten bringt. Auch der Zeeman-Effekt in den Sonnenwirbeln, bei 
dem sich Spektrallinien unter Einwirkung eines Magnetfeldes aufspalten, 
ware in diesem Zusammenhang zu erwahnen. 

2. Die Warme 

Die Physik sieht das VVesen der Warme in einer Molekularbewegung der 
Materie. Fiir die Astronomie ergeben sich daraus wie beim Licht zwei 
Moglichkeiten. Sie kann die Warme als Originalstrahlung der Gestirne, 
also hervorgerufen durch die Molekularbewegung der Gestirnmaterie, 
betrachten, oder annehmen, sie entstehe erst an der Erde dadurch, daB 
eine Energiestrahlung X die Molekule der Erdmaterie erregt. 


136 


I lie Astronomie entschied sich dafiir, daB Warme als Pnmarstrah- 
l„,„. von den Gestirnen komme und daB infolgedessen die Sonne, die ja 
,11, i„ in nennenswertem Mafie Warme liefert, ein riesiger Glutgasball set. 

I In Entscheidung ftel naturlich ebenfalls schon vor Jahrhunderten, a s 
i n der Warme noch ein konstantes Gnadengeschenk Gottes sah.) 

Ein Beweis fur die astronomische These liegt nicht vor. 

Zu bedenken ist vielmehr: 

Die Sonne befmdet sich rund 150 Millionen Kilometer von der Erde 
, ntl.nit. Die Sonnenwarme muB also iiber diese riesige Entfernung hin- 
w , u zur Erde wandern. Zwischen Sonne und Erde befmdet sich leerer 
It mm, also materiefreier Raum. Nun ist die Warme aber Molekular- 
|„ vvegung. Der materiefreie, leere Raum enthalt iiberhaupt keine Mole- 
I , |n. Eine Molekularbewegung ohne Molekeln ist offenbar ein Unding, 
i hi Widerspruch in sich. 

Line Molekularbewegung kann niemals durch einen molekelfreien 
Raum von 150 000 000 km hindurchwandern. 

Das ist wohl so selbstverstandlich, daB der Verfasser in den Verdacht 
ruten konnte, sich auf liingst historisch gewordene und lieute uberfaUi- 
Mcinungen zu beziehen. Es sei deshalb erlaubt, eine wissenschaftliche 
Mrllungnahme aus demjahre 1948 zu zitieren. Dr. Lauter,ung vom Phy- 
.ik.ilischen Institut Koln schreibt in einem Gutachten uber das But 
.Soimenmotor Nr. 1« von Freder van Hoik uber die Physik betreffende 

^Es gibt Transport von Warmestrahlung durch den Weltraum. Sie 
,M »Primarstrahlung«. Es handelt sich urn elektromagnetische 
Schwingungen, denen die Temperatur von -273 Grad Celsius nichts 
.mhaben kann.“ (Hervorhebungen vom Verfasser.) 

Da haben wir also die primare Warmestrahlung im Weltenraum, die 
Molekularbewegung ohne Molekule, schamhaft auf elektromagnet.sch 
,, unit, und den kosmischen Eiskeller, dessen absolute Minustemperatur 
iicbenbei bemerkt nichts anderes ausdriickt als das Fehlen jeglicher o- 

lekularbewegung. 

O wunderbare Wissenschaft! 

Es lohnt sich kaum, sich mit Herrn Dr. Lauterjung ausemanderzuset- 
, ii. Wir nehmen an, daB er nur gedankenlos nachbetet, was er einmal in 
der Schule lernte. Bedenken wir lieber weiter: Die Sonne rast durch einen 
U.u.m von 273 Grad Kiilte. Sie ist im Kern einige Millionen Grad heiB, 
der Photosphare nur noch 6000 Grad, kuhlt sich also auf ihre Halb- 
messer-Entfemung von rund 700 000 Kilometern urn einige Millionen 
( h ad ab. Selbst wenn wir jetzt die Existenz von Molekeln im Weltenraum 
und damit die Molekularbewegung einmal unterstellen, so ist es klar, daB 


137 


diese Oberflachenhitze umso starker abnehmen muB, je weiter wir un . 
von der Sonne entfernen. Die Temperatur muB unter der Einwirkung d( i 
Weltraumkalte abnehmen — sehr schnell sogar— und bald den absohilrii 
Nullpunkt erreichen. Es ist auf keine Weise einzusehen, vvie auch nur (lit 
geringste Spur von jenen 6000 Grad bis zur Erde gelangen sollte. Nimmi 
man aber an, daB die Warme doch nicht so schnell erlischt, sondern wun 
derbarerweise mit einem Rest zur Erde gelangt, so gibt es im Bereii li 
Erde— Sonne keine Weltraumkalte, sondern cine von etwa zehn Grad 
allmiihlich zur Sonnentemperatur ansteigende Warme. Da dieser Raum 
aber physikalisch als Nichts gilt, hatten wir dann damit gliicklich ein hci 
Bes Nichts. 

Verneint man diese phantastischen Moglichkeiten, so bleibt nur die 
Vorstellung, daB unmittelbar an der AuBengrenze der Photosphare dit 
Weltraumkalte ansetzt, gewissermaBen nur durch ein unsichtbares Sri 
denpapier von den 6000 Grad Hitze der Photosphare getrennt. Die Wun 
der wiirden freilich in diesem Falle nicht bescheidener sein. Es lage narti- 
lich nicht nur eine gewaltige Tcmpcraturdifferenz oltne Geflillc vor, son 
dern daneben bliebe dann noch immer die Frage offen, wie denn dann 
die Warme durch den riesigen Eisschrank des Raums hindurchwandert. 

Neuerdings erklart man gelegendich, der Weltenraum sei temperatur 
los, weil er leer sei, und konne deshalb auch keine Abkiihlung verursa- 
chen, weil ja nichts vorhanden sei, was Warme aufnehmen konne. 
Nun — wenn man schon endlich entdeckt hat, daB im temperaturlosen, 
leeren Weltenraum nichts sei, was Warme aufnehmen konne — namlich 
keine Molekiile — so ist doch wohl die einzig mogliche Konsequenz, daB 
ein Transport von Warmestrahlung durch den Weltenraum unmoglich 
ist. 

In enger Verbindung mit der These von der primaren Sonnenwarme 
steht die astronomische Erklarung der Jahreszeiten und Klimazonen. Das 
sind Dinge, die man in der Schule lernt — und liber die das Wissen um 
das Universum selten hinausgelangt. Sie gelten als so selbstverstandliche 
und gesicherte Wahrheiten, daB man sich nicht mehr mit ihnen auseinan- 
dersetzt. Vorsichtshalber zitieren wir jedoch modernste Erklarungen. Ro- 
bert Henseling schreibt 1939 in seinem Buch »Umstrittenes Weltbild«, 
Seite 168: 

„Der alljahrliche Rliythmus der Jahreszeiten und seine Verschieden- 
heiten nach Klimazonen erklaren sich aus der Kugelgestalt der Erde und 
aus der schiefen Stellung der Erdachse zur Erdbahnebene." 

Bei Bruno H. Biirgel linden wir in »Der Mensch und die Sterne« aus 
demjahre 1946 auf Seite 66 wie folgt: 

„Es gabe keine Jahreszeiten, keinen Friihling, Sommer, Herbst, Win- 
ter, es bliebe immer das gleiche Einerlei, wenn nicht der groBe Kreisel 


138 


| , , |, , iu f dem wir leben, schief auf seine Achse aufgesetzt ware, sondern 
kiM/cngcrade. So aber ist bald der Nordpol, bald der Siidpol tmjahres- 
I ml der Sonne etwas mehr zugekehrt, steht also die Sonne bald iiber dci 

Hi, hen, bald iiber der sudlichen Halbkugel der Erde hoher, kann sie 

,|| ,„chr wiirmen und leuchten, und so kommt es, daB wir im Norden 
Hummer haben, wenn in Sudafrika Winter ist, und daB wir den Pelz an- 
lieu, wenn die Leute in Kapstadt im lcichtcsten weiBen Sommerrock 
„ liwciBtriefend umherlaufen.“ 

I lie Jahreszeiten und Klimazonen entstehen also, weil die Sonnen- 
,, ,|,|en bald auf der nordlichen, bald auf der sudlichen Erdhalfte senk- 
i, , lii< i auftreffen. 

Bcdenken wir die Angelegenheit etwas: 

/.unachst fallt uns auf, daB doch wohl - falls die Sonne primare War- 

/ur Erde schickt - jeder Punkt der Erdoberflache im Laufe ernes Jah- 
i, die gleiche Warmemenge erhalten miiBte. Ganz abgesehen davon, 
,|.,|l die Erde der Sonne gegeniiber ein punktformiges Gebilde darstellt, 

I ili-il ,t zu bcrucksichtigen, daB die Polargebiete gleich ein halbesjahr lang 
i , 1 1 1 , , 1 1 vierundzwanzig Stundcn Sonnenbestrahlung genieBen, so daB 
|„ i pielsweise zur Zeit der Sommersonnenwendc der Nordpol mehr War- 

erhalten miiBte als irgendein anderer Punkt der Erde. Es ist also nicht 

,, , |u dnzusehen, wie die betrachtlichen Klimadifferenzen entstehen kon- 

Die Herren Henseling und Biirgel diirften dagegen zunachst einwen- 
.1, ii, daB die den Polargebieten zugedachte Warme durch die Luftmassen 
milgefangen wird. Die Warmestrahlen zunt Pol mtissen durch mehr Luft 
I li u dure hwandern als die Warmestrahlen zunt Aquator, und die Luftmas- 
, ii nehmen eben die Warme weg. Angenommen, es ware so, so muBten 
in den Euftraumen der Polargebiete offenbar betriichtliche Warmestau- 
ungen erfolgen und liber den Polen muBten gliihende Luftmassen he- 
Nun gehort es jedoch zu unseren Alltagserfahrungen, daB die Luft 
keine Warme verschluckt. In den oberen Luftschichten ist es keinesfalls 
warmer als in den unteren, auf den Bergen keinesfalls warmer als in der 
I bene. Die Verhaltnisse liegen vielmehr genau umgekehrt als die ge- 
machte Voraussetzung erwarten laBt. Wenn die Luft Warme verschlu- 
, ken witrde, miiBten die Gipfel die meiste Warme empfangen, die Taler 
und Ebenen die wenigste. Tatsachlich liegt der ewige Schnee auf den 
Gipfeln, wahrend es unten heiB und schwiil wird. Auch in den I ropen 
liegt ewiges Eis iiber den Bergspitzen, wahrend die Dschungel dampfen. 
1 Jnd die Flieger wissen schon, warum sie heizbare Anziige uberziehen, 

wenn sie in groBe Hohen aufsteigen. 

Diese Tatsachen sind so bekannt, daB sie sich auch in einer sog. wis- 
senschaftlichen Auseinandersetzung nicht mehr ableugnen lassen. Sie ste- 


139 


hen aber zugleich lm absoluten Widerspruch zu der Annahme, da II 
von der Sonne primare VVarme komme. Es ist ja klar: Wenn von der Son 
ne pnmare Warme kame, so miiBte sie umso starker auftreten, je mein 
wir uns der Sonne nahern. Auf den Bergen oder gar in der Stratosphere 
nniBte es also heifler sein als in der Ebene. 

Der vorsichtigc Astronom oder Physiker wird denn beim Anziehrn 
dieser Argumente auch sofort ausweichen und erklaren, daB die Warme 
erst an der Erdoberflache, also als Schwingung der Molekiile der Erd 
oberflache, entstehe. Damit sagt er aber nichts anderes aus, als daB die 
VV arme kerne pnmare kosmische VVarme ist, sondern die an der Erdobei 
flache entstehende Sekundarform einer andersgearteten kosmischen 
Energie. Sieht sich der befragte Wissenschaftler einem Laien gegentibei , 
so wird er lhn damit auszubluffen versuchen, daB er sagt, die primare 
Warmestra hlung der Sonne setze sich eben an der Erde in VVarme urn 
ungefahr nach dem Verfahren Dr. Lauteijungs. Peinlich wird die Angelc- 
genheit jedoch, wenn der Laie intelligent genug ist, zu fragen, wo denn 
der l nterschied zwischen VVarme und Warmestrahlung liege und wieso 
erne Warmestrahlung ohne Warmeerscheinungen - und nebenbei olnie 
Matene und Molekeln — moglich sei. 

Doch bleiben wir bei den Jahreszeiten und Klimazonen. Wenn die 
Behauptung, daB die Euft die Warme verschlucke, nicht durchzieht, wer- 
den uns die Herrcn Henseling und Biirgel erklaren: Die Temperat'urun- 
terschiede der Klimazonen ergeben sich daraus, daB die Sonnenstrahlen 
am Aquator senkrecht auftreffen, an den Polen dagegen schrag. 

Diese Erklarung verzichtet bereits auf die These von der p/imaren 
VVarme, denn bei dieser bleibt es belanglos, ob sie gerade oder schrag auf- 



ih l.mgcn wird. Sie hat nur dann eine gewisse Bedeutung, wenn die War- 
im eben erst beim Auftreffen entsteht. Ware sie richtig, so miiBte man 
i' i . voile Sonnenwarme erhalten, sobald man die Sonnenstrahlen win- 
l • In i lit auflangt. Wir brauchten also nur auf Gronland oder Spitzbergen 

I I, idle so aufzustellen, daB die Sonnenstrahlen senkrecht auf ihr auf- 

ii' lien. Das ware eine ideale Sache. Leider beweist die Erfahrung, daB 
I' i u unschenswerte Effekt nicht auftritt. 

I . isl also keinesfalls wahr, daB die klimatischen Unterschiede durch 

■ I i inehr oder weniger schrage Auftreffen der Sonnenstrahlen verursacht 
"i i drii. Wodurch aber sonst? 

Nun, man konnte vielleicht noch vermuten, daB die aquatorialen Ge- 
• ■mil'll deshalb warmer sind, weil sie sich naher an der Sonne befinden 
il i In Polargebiete. Der Aquator wolbt sich ja gegeniiber dem Pol im- 
iiirrhin um rund 6000 km vor. Wenn man schon die Differenzen fur aus- 
n ii lirnd halt, die durch das verschieden schrage Auftreffen entstehen, so 
I • mute eine solche Entfernungsdifferenz erst recht ihre Wirkung haben. 

I )cr Astronom ist im allgcmeinen vorsichtig genug, sich nicht darauf 
zu biTiifen. Die Erde niihert sich namlich in unserem nordlichen Winter 

■ I'l Sonne um rund fiinf Millionen Kilometer, steht ihr also ein gutes 
Stuck naher als im Sommer. Wiirde sich jemand aufjene 6000 km Diffe- 
i' 11 / der Kugelwolbung bcrufcn, so erhielte er mit Recht sofort die Ant- 
mu I, daB dann die Erde in unserem Winter einfach verbrennen miiBte. 

Wir sehen, daB kcine astronomische Erklarung der Jahreszeiten und 
klimazonen standhalt selbst bei bescheidenen Anspriichen nicht. Was 
i i das aber lur eine sonderbare Wissenschaft, die noch nicht einmal die 
alli.iglichsten Beobachtungen zu deuten vermag? Vor allem aber: Was ist 
das lur eine sonderbare Wissenschaft, deren Vertreter sich geistig irgend- 
iiii liinfhundert Millionen Lichtjahre von der Wirklichkeit entfernt im 
absoluten Nichts tummeln und offenbar gleichzeitig iiberhaupt nicht wis- 
i ii, daB zu den sinnfalligsten Beobachtungen und den primitivsten An- 
l.mgen ihrer Wissenschaft Erkliirungcn abgegeben werden, die mit Wis- 
rnschaft iiberhaupt nichts zu tun haben und allenfalls mit dem Marchen 
Mini Storch gleichgesetzt werden konnten? 

Sicher mag es eine liebe Beschaftigung sein, einen Spiralnebel auszu- 
punkten, die Cepheiden-Methode anzuwenden oder ein Planquadrat XY 
auszuzahlen, aber zuvor sollten sich unsere Astronomen doch wohl erst 
mimal jenen Erscheinungen widmen, die auch dem gewohnlichen Sterb- 
lu lien auffallen. Und sie sollten zu diesen wissenschaftlich einwandfreie 
I u'klarungen abgeben, die wir unseren Kindern weiter vermitteln konnen, 
ohne im BewuBtsein der Liige und der Marchenhaftigkeit erroten zu 
miissen. Die Jahreszeiten und Klimazonen sind zweifellos vorhanden. Es 
l.iBt sich nachweisen, daB die Warme nicht primar von der Sonne 




141 


kommt, sondern sekundar an der Erdoberflache oder innerhalb der Lull 
hiille entstehen muB. Ferner ist ausreichend bekannt, daB eine Energic 
im Quadrat der Entfemung abnimmt. Diese Bestimmungsstiicke soli leu 
den Ansatz zu ciner wissenschaftlich vertretbaren Erklarung bilden 
selbst wenn sich diese Erklarung nur unter Verzicht auf die iiberkomme 
nen astronomischen Thesen finden laBt. 

3. Bestandhafte Gaskugeln 

Case neigen bckanntlich dazu, sich auszudehnen, soweit sic nicht duri li 
dichtere Mittel daran gehindert werden. Lassen wir ein Gas in einen lull 
leeren Rauin ein, so wird es sich gleichmaBig in diesem verteilen. Nach 
unseren physikalischen und technischcn Erfahrungen ist es unmoglicli, 
daB Case inmitten eines Vakuums in Kugelform zusammenbleiben kon 
nen. 

Die Astronomie halt Gaskugeln im Weltenraum, also in einem absolu 
ten Vakuum, fur naturmdglich und bestandhaft. Sie sieht einen groBen 
Teil der Gestirne als Gaskugeln an. Der Stern Beteigeuze beispielsweisc, 
der mit 450 000 000 Kilometern Durchmesser (Erde 12 750) eine beachl 
liche GroBe besitzt, hat nur eine Dichte von einem Tausendstel der 
Luft, besteht also aus einem sehr dtinnen Gas, das trotzdem mitten im 
Vakuum Kugelform innehalten soil. Die Nova Hercules besitzt gar nur 
eine Dichte von einem Milliardstel der Luft. Dabei soil sie ubrigens 
auch noch 35 000 Grad heiB sein. Bei derartig geringer Dichte stehen dir 
Feinteile der Materie kilometerweit auseinander. Zwischen ihnen tfefin- 
det sich der Weltenraum mit 273 Grad Kalte. Trotzdem soli das Gas 
35 000 Grad heiB sein und eine Kugel bilden. 

Die Beweise fur solche auBerordentlichen Behauptungen ist die Astro- 
nomic bis heute schuldig geblieben. 

4. Die Tragheit 

Die Astronomie unterstellt, daB die Umlaufe der Planeten wie iiberhaupt 
alle Gestirnbewegungen ohne Arbeit und Verlust stattfinden. Dafiir 
braucht sie zwei Voraussetzungen: einmal die absolute Leere des Raums 
und zum andern die Existenz einer an sich vorhandenen, evvigen Bewe- 
gungskraft, der »Tragheit«. 

Mit dem Begriff »Tragheit« stehen wir an der Grenze zwischen 
Verstand und Glauben, zwischen Wissenschaft und Religion. Selbst wenn 
man einen ewigen Drang der Himmelskorper, gradlinig durch den Raum 
zu fliegen, bejaht, wird man nach dem ersten AnstoB fur diese Bewegun- 
gen fragen miissen, denn die Tragheit verleiht ja keine Geschwindigkeit, 


142 


erhalt nur die vorhandene. Irgendwann muB also dieser gewalti- 

, Mrchanismus Universum in Bewegung gesetzt worden sein, irgend- 

„ muB jeder Planet und jeder Stern die ihm eigentiimliche Geschwm- 

, 1 , 1-1 rit erhalten haben, die er nun dank seiner Tragheit gleichbleibend 
I dnt. So ist es letzten Endes die Frage nach dem Finger Gottes, die 

tulri worfen wird. . 

Wahrscheinlich wird der forschende Mensch immer irgendwo aul ei- 
( ,,,-nze stoBen, liber die hinaus er nicht mehr weiB, sondern vermuten 
„„d I'lauben muB. Deshalb laBt sich im Grundsatz nichts dagegen sagen, 

die Astronomie eine rational nicht faBbare Tragheit als Urgeschenk 

u ,„| m sprungliche Gnade Gottes setzt. Andererseits sollte es jedoch dem 
| ni si henden Auftrag sein, die Grenze zwischen Wissen und Glauben so- 
UMt vvi( . moglich hinauszuverlegen. Die schlichte Uberzeugung, daB ein 

li, lies Wesen die Welt regiere, erspart es wohl dem emzelnen, Tatbe- 

,i„ IK |, und Gese tzm aBigkeite n , Ursachen und Wirkungen im Weltall zu 
, ,,-iunden, nicht aber der Astronomie. Sie muB iiber den kindhehen 
( .l uibcn hinaus ins Unbekannte vorstoBen und es entschleiern oder - 
I ills man es so lieber hort - an ihm die Weisheit und Vollkommenhcit 

ittlichen Setzung aufweisen. Dieser Forderung cntspricht aber die 

I ,.,gheit« keinesfalls. Sie liegt im Bereich sehr enger Grenzen und ist I 
.,,.1,1 so ziemlich die billigste Annahme, die sich finden lieB. 

AuBerdem ist die Wissenschaft stets insofern gebunden, als sie nichts 
rtlni'm unerforschlichen RatschluB zuschreiben darf, was mit alien sonsti- 
„ Erfahrungen im Widerspruch steht. Auch das Absolute und Gottli- 
, l.r hat seine inneren GesetzmaBigkeiten! Keine Schopfung kann 
lot, ile Widerspriiche gegeneinander stellen. Wenn sich auf Erdcn keme 
\ibeii ohne Energieaufwand vollziehen kann, so liegt die Vermutung na- 
|„., daB dies auch im Universum gilt. Die Behauptung, daB Weltenkorper 
der Masse und GroBe der Erde mit rund tausend Milliards Kubik- 
kilometern Inhalt - ganz zu schweigen von der Sonne und groBeren Gc- 
i irucn - ohne Antrieb und ohne Kraftverbrauch ewige Zciten lang 
durch den Raum rasen, laBt sich mit unseren irdischen Erkcnntmssen 
nicht vereinbaren und miiBte ausdrucklich iiberzeugend bewiesen wer- 
dc„. Wenn also schon eine Ursetzung vorgenommen wird, so sollte man 
„jcht strukturell hoch entwickelten Riesenmassen eine geheimmsvolle Ei- 
censchaft verleihen, sondern besser in Ubereinstimmung mit den sonsti- 
wissenschaftlichen Erkenntnissen der Gegenwart einem strukturell 
n nl'ac hen Objekt des mikrokosmischen Bereiches konstante Eigenscha - 

ten zuschreiben. r 

C. F. von Weizsacker schreibt in seinem bereits genannten Werk aut 

s - 144: 

In der Physik hat sich statt dessen die Lehre Newtons durchgesetz , 


143 


welche der Ortsbestimmung grundsatzlich ihren absoluten Sinn zu m 
chern sucht durch die Einflihrung einer neuen physischen, aber immalr 
riellen Realitat: des »absoluten Raumes«. Ein entscheidendes .Argument 
iiir diesen BegrifI war das rein physikalisehe, daB nur er eine einfache 
Formulierung des Tragheitsgesetzes und des Begriffs der Beschleum 
gung gestattete. Die Herkunft des Begriffes aber liegt zugestandenermn 
Ben im religios-symbolischen Denken.“ (Hervorhebungen vom Verfas 
ser.) 

Da haben wir den religiosen Ursprung, der natiirlich die Tragheii 
noch mehr trifft als den nachgeordneten absoluten Raurn. 

W ir zitieren nun der Einfachheit halber Bernhard Bavink mit ver 
schiedenen Stellcn seines bereits crwiihnten VVerkes und bitten im voraus 
um scharfste Aufmerksamkeit, damit wir dann genau wissen, was untei 
dem BegrifF»Tragheit« zu verstehen ist. 

S. 41: „Er sagt bekanntlich aus, daB ein keinerlei Einwirkungen von 
auBen unterliegender Korper eine einmal vorhandene Bewegung unver 
andert beibehalt, d. h. sich in gerader Linie mit gleichformiger Geschwin 
digkeit bewegt. Tut er dies nicht, so muB also irgendetwas aul'ilm wirken, 
und dieses Etwas, also alles, was eine Abweichung von der Bewegung gc- 
maB dem Beharrungsgesetz zu veranlassen imstande ist, heiBt in der Phy- I 
sik Kraft. Der KraftbegrifT ist sonach sozusagen die Kehrseite des 
Beharrungsgesetzes. Es stellt sich dann sogleich hcraus, daB noch ein 
weiterer Grundbegriff aufs engste mit ihm zusammenhangt, der BegrifI' 
der Masse. Die Erfahrung lehrt namlich, daB bei gleicher auBerer Ein- 
wirkung (z. B. der gleichen Pulverladung) verschiedene Korper verschie- 
den stark beschleunigt werden. Man schreibt ihnen demgemaB einen ver- 
schiedenen »Tragheitswiderstand« zu und nennt das physikalisehe 
MaB desselben gewolmlich die »Masse« (genauer: trage Masse) des 
betreffenden Korpers." 

S. 46: „Da ist zunachst schon der BegrifI' der Geraden, von dem ja das 
1 riigheitsgesetz Gebrauch macht. Woher kommt dieser? Ist die Gerade 
ein empirischer BegrifI? Eine Idealisierung empirischer Vorstellungen? 
Eine logische Konstruktion? Eine Denknotwendigkeit?“ 

S. 47: „Das Tragheitsgesetz spricht von einem Korper, der »keiner 
iiuBeren Einwirkung unterliegt«. Das kann er aber offenbar nur dann, 
wenn andere Korper iiberhaupt nicht anwesend sind, denn wir wissen aus 
der gesamten Physik, daB eben alle Korper immerfort Wirkungen aufein- 
ander ausiiben. Sind aber keine solchen da, so ist auch kein Bezugskor- 
per da (Hervorhebung vom Verfasser), von dem aus ich die Bewegung 
beurteilen konnte, und dann hangt also die ganze Aussage des Satzes von 
der gleichformigen, gradlinigen Bewegung in der Luft.“ 


S 50: „Unter Masse eines Korpers andererseits versteht man, wie 
•l hii schon kurz erortert wurde, den Tragheitswiderstand dessel- 
I ■■ 1 1 II ervorhebung vom Verfasser). 

S >1; „Schwere und Tragheit sind also einander proportio- 

Hftl 

S »2: „Masse oder Tragheit ist Widerstand gegen das Bewegt- 
• M iden, Schwere ist Gravitationskraft zwischen dem fraglichen 
It in per und der Erde.“ 

S 55: „Wir konnten den Newtonschen Grundsatz der Mechanik 
In nii so formulieren, daB die Beschleunigung der Anzahl der in dem 
bpIrelTenden Korper enthaltenen Protonen bzw. Neutronen umge- 
Iwlirt proportional ist. Praktisch 1 af.lt sich diese aber auch heute auf 

I andere Weise bestimmen als durch die Messung des Gewichts 

I I rvorhebung vom Verfasser) bzw. der damit proportionalen Trag- 
lu it.“ (Hervorhebung vom Verfasser.) 

S. 118: „Die Losung dieses Problems ergibt sich durch die Aufstellung 
if sog. »Aquivalenzprinzips«, d. h. durch die These, daB Tragheit 
und Gravitation, die ja nach Newton stets miteinandcr proportional 
uilircten, im letzten Grunde ein und dasselbe seien ...“ 

S. 118:,,... daB ganz grundsatzlich alle Gravitationswirkungen 
.nu ll als Tragheitswirkungen und umgekehrt gedeutet werden 
Imiinen ...“ 

/itieren wir weiter aus dem cbenfalls bereits erwiihnten Werk von W. 
Waite: 

S. 158: „Fiir mich ist die Tragheit eines Korpers die Energiemenge, 
i In er aufnehmen muB, um mit dem zweiten Korper zum Energiegleich- 
gcwicht zu kommen." 

S. 181: „Es gibt demnach zwei verschiedene m (m = Masse = Trag- 
licii. Der Verfasser), einmal das m Lavoisiers, das vermittels der Waage 
hrstimmt wird und die Voraussetzung unseres ganzen Vcrstandnisses der 
t hemic ist, und ein metaphysisches m, welches das Ergebnis der Division 
t on c 2 in E ist und von Null verschieden sein soli, wahrend das entspre- 
i licnde Lavoisiersche m nach Einstein Null, nach Lenard noch etwas ganz 
I nbestimmtes ist. Es ist daher auch kein Wunder, daB dieses metaphysi- 
i lie m noch einen anderen Namen, den der Tragheit, erhalten hat.“ 

Das mag geniigen. Die Tragheit ist also bald Beharrung einer bereits 
vorhandenen Bewegung, bald W'iderstand gegen das Bewegtwerden, bald 
M asse, bald Gravitation, bald Energiemangel, wobei es verschiedene 
M assen gibt, von denen nach Waite nur die metaphysische eingesetzt 
werden diirfte, wahrend bei Bavink die aus Protonen und Neutronen be- 
stchende Masse eingesetzt wird. 


144 


145 


Alles klar? 

Wir haben nur noch zu erganzen, daB zwar das ganze kopernikain 
sche System zusammenbricht, wenn man ihm die Tragheit nimmt d.i 
dann namlich die Gestirnbewegungen nicht mehr begriindet werden k< m 
nen — , daB aber andererseits die Astronomie selbst Falle ziticrt, in den, n 
die angeblich ewige Tragheit vermindert oder vernichtet wurde. Das lie 
kannteste Beispiel bietet der Mond. Er soil sich friiher sehr lebhalt utn 
seine Achse gedreht haben. Heute rotiert er so langsam, daB er der Erdc 
immer die gleiche Seite zukchrt. Die Ursache der Verlangsamung sielii 
man in den Gezeiten des Mondes. Der Mond habe einst Wassermasseii 
getragen. Diese seien infolge der Erdanziehung (der Erdgravitation) im 
Umlauf zu gewaltigen Ringfluten herausgewolbt worden, hiitten zu Rci 
bungen gefuhrt und damit die Rotation des Mondes fast bis zum Still 
stand abgebremst. Das heiBt also: Am Mond ist die ewige Urbewegung, 
die Tragheit, dutch die Gravitation eines anderen Weltenkorpers ausgc 
loscht worden. Es ist aber nicht einzusehen, warum dieser Einzelf ill 
nicht verallgemeinert werden diirfte. Wenn die Gravitation der Erde ge 
gen den Mond iiber Ebbe und Flut zum Stillstand gefuhrt hat, so katin 
die Gravitation von Mond und Sonne gcgen die Erde auch nicht ohnc 
Wirkung bleiben. Ebenso muB auch die Gravitation zwischen anderen 
Weltenkorpern im Sinnc einer Kraftvernichtung wirken, so daB die An 
nahme einer »Tragheit« und einer verlustfreien Bewegung im Raum 
schon von der Gravitation her ihren Sinn verliert. 

Fur den Fall der Erde dtirfen wir in diesem Zusammenhang an 
George Gamow erinnern, aus dem wir friiher zur Resonanztheorie des 
jiingeren Darwin zitierten. Wir bitten, dort noch einmal nachzulesen, daB 
die Erde einst eine Rotationszeit von vier Stunden besaB, wiihrend sic 
heute 24 Stunden fur eine Rotation benotigt. Die gotdiche Konstanlc 
»Tragheit« ist also recht wandelbar. 

5. Die Gravitation 

Die Gravitation ist nach Newton eine Kraft, die jedes Masseteilchen im 
AH im Verhaltnis zu Masse und Abstand ausiibt und zugleich erleidet. 
Diese Kraft ist eine unbegrenzte Fernkraft, die mit uncndlicher Ge- 
schwindigkeit- nach neueren Aussagen allerdings nicht schneller als das 
Licht— bis in die fernsten Raume des Alls eilt. 

Flinter dieser Gravitation steht die »Anziehung«, die gewohnlich mit 
ihr gleichgesetzt wird, hinter der »Anziehung« die alltagliche Beobach- 
tung, daB ein Gegenstand zur Erde lallt. Diese Beobachtung wird damit 
gedeutet, daB der Gegenstand von der Erde »angezogen« werde. 


146 


I her scheint uns bereits der Kardinalfehler zu liegen. Die »Anzie- 

ist bis heute noch ein mystischer Begrifi. Eine echte wissenschaftli- 

| lt | a klarung liegt nicht vor. Wir konnten auch einen Wasserhahn auf- 
,1,, In n und sagen: Das AusguBbecken zieht den Wasserstrahl an. 

I las Vorhandensein der allgemeinen Anziehung ist cine unbestreit- 
l,n. I atsache ...“ erklart Bernhard Bavink auf Seite 35, ohne sich damit 
hi I ii schweren, was diese »Anziehung« ist. 

\\ Waite weist auf Seite 136 darauf hin: 

I las Riitsel der Schwerkraft ist bisher nicht gelost worden: die Aufga- 
| N Ih steht darin, das Newtonsche Gravitationsgesctz, daB die Anziehung 
mi n i Massen diesen Massen direkt und dem Quadrat der Entfernung 
iimii-, kehrt proportional ist, mechanisch zu erkliiren, also eine fur uns 
in acllbare Bewegungsursache zu finden.“ 

Aus Johannes Lang »Die Hohlwelttheorie« entnehmen wir die Stel- 
luii.Miahme von Dr. Carl Schopffer (Die Widerspriiche der Astronomie, 
Hrilin 1869): 

. Nun frage ich Sie, ob damit die Newtonsche Gravitation nicht fak- 
n i Ii uufgegeben ist? Die Gravitation geht von der Attraktion (Anziehung. 

I », i Yerfasser) aus, die Attraktion ist eine Kr aft der Masse. Das Fallen der 
at i ahicrten Korper nach den attrahierenden ist die Gravitation. Die 
« .. is nation ist also das Sekundare, gewissermaBen das Geschopf der Att- 
i iktion. Und nun stellt man mit einem Male die Gravitation als das Pri- 
tii.ii , auf; die Gravitationsrichtungen aller zusammengehorigen Kor- 
l„ i l.illen in einen Punkt, von dem es gleichgiiltig ist, ob er in einen Kor- 
l„ i oder in den leeren Raum trifft, und dieser Vereinigungspunkt der 
( ,i avitationsrichtungen erhiilt dadurch die Kralt dcr Attraktion! Ich 
mo, hie jeden Astronomen auf sein Gewissen fragen, ob er eine solche 
\ i i kehrtheit mit seinem Verstande begreifen kann.“ 

Man wird diese Entriistung Dr. Schopffers begreifen. Es sind schon 

lerbare Taschenspielereien, die sich da vollziehen. Das unbestreitbare 

I alien von Gegenstanden zur Erde wird mit »Anziehung« gedeutet - 
I ii idistwahrscheinlich sehr zu Unrecht. Die »Anziehung« wird als eine 
l .igenschaft der Masse erklart, gleichzeitig auf »Gravitation« getauft. 

I lu se Gravitation tritt jedoch gleich darauf nicht mehr als Massewirkung 
.ml, sondern als Wirkung eines immateriellen Punktes, der notfalls auBer- 
li.ilb jeder Materie liegen kann. 

Um ein praktisches Beispiel zu geben: 

I )er Stern Algol besitzt einen Durchmesser von 2 300 000 km. Er hat 
■ ineii dunklen Begleiter von 1 800 000 km Durchmesser. Beide Sterne 
ii hen nur funf Millionen Kilometer voneinander entfernt. Trotz der un- 
- 1 n siellbaren Schwerekrafte, die diese Riesenmassen besitzen, stiirzen sie 
m, lit gegeneinander. Ihr Schwerpunkt liegt zwischen ihnen im leeren 


147 


Raum, so daB also ein Punkt im Nichts eine Kraft ausiibt, die groll i 
nug ist, diese Riesenballe zu dirigieren. 

Als zweites Beispiel wahlen wir unsere Erde. Nach dem Gravitation** 1 
gesetz miiBte jcdcs Brockchen Erdmaterie das andere anziehen und von I 
jedem anderen angezogen vverden. Rechnet man sich aber den Kill 
dutch, so erhiilt man das iiberraschende Ergebnis, daB sich die Gravitali 
onskrafte iiyder Erde einfaeh aufheben miiBten und die Erde iiberhuiipi 
koine nach'auBen wirkende Gravitation, also keine Schwerkraft, belli 
zen diirfte. Da nun jedoeh andererseits der beriihmte Apfel offensichtlit It I 
zur Erde fallt, behauptet die Astronomie, die Erde stelle eine Ausnahfflf 
dar. Bei der Erde ziehe wohl die innere Masse die auBere an, nicht abet 
die auBere Masse die innere. 

Der groBe Brockhaus (Leipzig 1 934) sagt dariiber aus: 

„Auf einen Punkt innerhalb der Erde wirkt die diesen Punkt umsclilie 
Bende auBere Sehale nicht, sondern nur der innere Erdkern, woraus folgt, I 
daB innerhalb der Erde die anziehende Wirkung proportional der Entfei 
nung vom Mittelpunkt ist.“ 

Und bei W. Waite linden wir auf Seite 73: 

„Der Newtonschen Gravitationstheorie liegt die Vorstellung zugrun 
dc, daB der Sitz der Anziehungskraft der Erde im Massenmittelpunkt der 
Erde ruht, wahrend die Wirkung sich am fallenden Apfel an der Erdober 
flache, ferner in der Bahnbewegung des Mondes und auch an entf’ernte 
ren Punkten des Weltalls zeigt.“ 

Die Astronomie sieht sich also gezwungen, einem faustgroBen Kern- 
stuck, ja, einem millimetcrgroBen Piinktchen im Erdkern samtliche Gra- 
vitationskraftc der Erde zuzuschreiben. Das ist - phantastisch! 

Aber noch schlimmer: 

Das Gravitationszentrum der Erde liegt im Erdmittelpunkt. Das Gra- 
vitationszentrum lur das Gravitationssystem Erde Mond liegt dagegen 
rund tausend Kilometer unter der Erdoberflache. In der Erde befinden 
sich also zwei verschiedene Gravitationszentren, zwei verschiedene 
Piinktchen X, die unerhorte technische Leistungen vollbringen. 

Das konnte bereits geniigen, aber horen wir getrost noch einige weite- | 
re Aussagen von Sachverstandigen. Man soil uns nicht vorwerfen, dall 
wir Wichdges vorenthalten haben. Zunachst noch einmal Bavink auf Sei- 
te 118: 

„ ... daB Tragheit und Gravitation ... im letzten Grunde ein 
und dasselbe seien ...“ 

Von Weizsacker horen wir auf S. 74/75, daB die Gravitation, bisher 
eine geheimnisvolle, immaterielle Fernkraft, auch Masse transportiert: 

„Nehmen wir einmal an, bei der Emission des Elektrons verschwinde 
am Ort des Kerns ein gewisser Energiebetrag spurlos. Damit verschwin- 



h eine gewisse Masse. Also wird sich auch die Gravitationswir- 

| , Kerns auf seine Umgebung vermindern. Da sich nach der spe- 

. 1 , 11 , M Relativitatstheorie keine Wirkung schneller ausbreitet als nut 
I „ 1 , 1 ,., s, hwindigkeit, muB auch die Anderung des Gravitationsfeldes, die 
|, di. se Massenanderung bedingt ist, als Welle mit (hochstens) Licht- 
r , hwindigkeit nach auBen laufen. Versucht man nun nach irgendeiner 
| i,n, ,, utialgleichung fur das Gravitationsfeld diesen Wellenvorgang zu 
l„ .l.tchon, so zeigt sich stets, daB er Masse transportiert (Hervor- 
|„ hnih. vom Verfasser. Nebenbei: Masse auch gleich Tragheit!). In der 
U, II, 1 1 hint ebensoviel Masse nach auBen, wie im Innern verschwunden 
m Sumit hat die Wellengleichung die Annahme cines Energieverlustes 

n.itiseh korrigiert. Wenn irgendwo Energie unkompensiert ver- 

Im hi, l, t, muB sie in der Form einer Gravitationswelle wieder auftreten, 

«!• lli tcht ist das Neutrino das der Gravitationswelle zugeordnete I ell- 
1,, n Selbstverstandlich ware es moglich, auch die Gravitationstheo- 
,„ ,,, abzuandem, daB sie diesen Massentransport nicht enthiel- 
i, " 1 1 ervorhebung vom Verfasser.) 

W elches Gliick, daB es nach Belieben mit oder ohne Massentransport 

lit MV I It! 

Aber die Gravitation verfiigt uber noch ganz andere Moglichkeiten. 

Wir entnehmen einer Zeitungsnotiz, deren Herkunft sich leider nicht 
ni, l, r cinwandfrei ermitteln laBt, daB der Physiker Dr. Hermann Fricke 
in, iimerikanisch lizenzierten Urania-Club, Berlin, einen \ ortrag uber 
, in, von ihm aufgestellte Sonnentheorie gehalten hat. In diesem Aufsatz 
I it, htet der Reporter: 

Kr bestreitet, daB die Schwerkraft eine Massenanziehung sei, und 
nkl.irl sie mit einem atmospharischen Strahlungsdruck. Dadurch seien 
,|i< I’emperaturen der Sternatmospharen der jeweils dort herrschenden 
Si hwerkraft proportional ..." 

I )ie Gravitation ist also keine Massenanziehung mehr. 

Nun, daB mit der Schwerkraft etwas nicht in Ordnung ist, fiel schon 
icicn Geologen auf, die mit der Pendelablenkung die Gravitation von 
( iebirgsmassen festzustellen hatten. Die Werte, die man erlnelt, waren 
n heblich geringer, als man nach Newton erwarten durfte. Beim Mount 
Everest erreichte die zu erhoffende Gravitation nur den dritten Teil, und 
die Pyrenaen zeigten iiberhaupt keine Gravitation, sondern stieBen das 
I’endel ab, anstatt es anzuziehen. Daraufhin erfand man Bugs jene Eiei- 
m halenhypothese, wonach die Gebirgsstocke wie hohle Eierschalen auf 
dem Grund sitzen, also Luftraum umschlieBen und infolgedessen wemger 
Masse besitzen, als man zunachst annimmt. Tunnelbauten zeigten dann 
allerdings, daB diese Eierschalenhypothese nicht zutreffend war, worauf 


148 


149 



Il III 
/Ul I 


man zu dor heute gultigen Einsenkungshypothese griff - denn Pen, 

St wi den aVltatl ° n dUlften ^ d0gmadschen G ™ d » nicht be 

tenkonx : rnich! CmhCU m ' Gravitation Hegt woh] darin, dab sie die VVr I 
tkorper nicht nur anzreht, sondern gelegentlich auch abstdBt! In W, 

bntdung nnt der Resonanztheorie Sir George H. Darwins ergibt rich , 

der t:2::c: r der abs,oBend “ wirkung g ^°» ~ 

Horen wir dazu George Gamow .Biography of The Earth,,, S.5I II 
„ln tact tt „ obvious that the Moon must have been revolvhu 

.almost within touch,, of the Earth', tturface immediately after the" 

ton, and rear ed i„ present comparatively large distance „"„g m I 

di, gTpL oTb h T, ,,ng r “ W “ y a " d * “ m0ve *-* an 

g spiral orbit. These forces must undoubtely arise in the gravitati,,,, , 

interaction of two bodies, but who would ever imagine that armt-ui 

“the 0Uld PUSh a T hing away? -as shown 

satellite to' ^ ° f ^ Eaith CaUSed ( and sti11 is causing) 

satellite to move steadily farther and farther away through a ra h« 

complicated mechanism of tidal action. “ ugh a rath, , 

^schliefiend zeigt Gamow, wie sich die Rotation der Erde im I at.fi 
V1Cr lhardetlJahrCn durch Gezeitenreibung von vier Stunden 


Ul .1 
( r* 
ill 



•l i i . i imdcn verlangsamt (siehe unseren friiheren Auszug) und fahrt 

lli.nil Imt: 

I In lengthening of the day produced by lunar tides certainly cannot 

■ without consequence to the motion of the Moon itself. We have 

din ul, i, Irrrcd to the fact that, according to one of the fundamental laws 

III h, mies, the total rotational momentum of a mechanical system (in 

||t , , ,im the Earth-Moon system) must always remain unchanged. Thus, 
II ile I .Mill’s rotation begins to slow down because of the action of the 
It I I Ik* Moon itself must gain in angular velocity. This acceleration 

• a il,, Moon’s rotation must have forced it to recede steadily 
I .1 , lie i and farther away from the Earth and brought it to its pre- 
ii ul i omparatively great distance. “ 

i >n the other hand, the two tide crests produce certain gravitational 
iiii.ii non forces on the Moon itself, the force b’ being greater than the 

1 1 The combined effect of these two forces will be a drag along the 

|^‘l orbit, causing the acceleration of its rotation around the 

I mil. Easter rotation results, however, in greater centrifugal force, and 
.In Moon slowly recedes from the Earth, moving along a spiral orbit." 

I >.i/u die Ubersetzung: 

In der Tat ist es offensichtlich, dab sich der Mond unmittclbar nach 
,1, i liennung »fast auf Tuchfiihlung« mit der Erdoberflache bewegt ha- 
1,, n mub und seine heutige verhaltnismabig grobe Entfcrnung nur infolge 
im Kriiften erreichte, die ihn langsam abstieben und ihn zwangen, cine 
ulli nr Spiralbahn zu beschreiben. Diese Krafte mubten aus den Gravita- 
iiiinsbeziehungen der beiden Koqjer entstehen, aber wer wtirdc jemals 
i l.inbcn, dab die Gravitationsanziehung ein Objekt abstoben konnte? 
I loi/.dem wurde durch Darwin gezeigt, dab der Gravitationsstob der Er- 

■ I,' den Satelliten veranlabte (und noch vcranlabt), sich stetig weiter und 
im Her zu entfernen, dank eines ziemlich verwickelten Mechanismus der 
i ii'/.e itentatigkeit." 

..Die Verlangerung des Tages, die durch die Mondgezeiten verursacht 
wurde, konnte sicherlich nicht ohne Folgen fur die Bewegung des Mon- 

• li s selbst bleiben. Wir haben bereits zu der Tatsache berichtet, dab ge- 
in. ill einem der grundlegenden Gesetze der Mechanik das gesamte Rota- 
lionsmoment eines mechanischen Systems (in dicsem Falle des Erde — 
Mond-Systems) immer unverandert bleiben mub. Also, wenn sich die 
I rdrotation infolge der Einwirkung des Mondes zu verlangsamen be- 
i,innt, mub der Mond selbst an tangentialer Geschwindigkeit gewinnen. 
Diese Bcsthlcunigung der Umkreisungsgeschwindigkeit des Mondes 
inubte ihn veranlassen, sich stetig weiter und weiter von der Erde zu 
entfernen und ihn zu seiner heutigen verhaltnismabig groben Entfer- 
iiung bringen." 


150 


151 



„(Zur Zeichnung.) Auf der anderen Seite erzeugen die beiden Gr/cl 1 
tenberge gewisse anziehende Gravitationskrafte, die auf den Mond sclliii 
wirken, da die Kraft b' groBer als die Kraft c' ist. Die vereinte Wirkuii(| 
dieser beiden Krafte ergibt einen Zug in Richtung der Mondbahn, die < li< 
Beschleunigung seiner Erdumkreisung bewirkt. Schnellere Umkreisimn 
jedoch verursacht groBere Zentrifugalkraft, und der Mond entfernl sn li 
langsam in einer spiraligen Bahn von der Erdc.“ 

Damit haben wir das Wesentlichste zur Gravitation gehort. Sic isi 
bald Eigenschaft und Wirkung der Masse, bald Wirkung eines masselosrl 
Punktes, bald Anziehung, bald AbstoBung, bald immatericll, bald masse* 
transportierend, bald vorhanden, bald in ungenugendem AusmaBe mid 
bald iiberhaupt nicht vorhanden. Widmen wir uns nun noch einem 1 ><• 
sonderen Gravitationsfall, der uns als Erdbewohner lebhaft interessiert. 

Die Gezeiten, also Ebbe und Flut, werden durch den Mond hervoi 
gerufen. Wie sich das die kopernikanische Astronomie vorstellt, entncli 
men wir vorsichtshalber dem Werk »Umstrittenes Weltbild« von Robcn 
Henseling, das nun einmal eine Fundgrube der Naivitaten ist. Henseliug 
schreibt auf S. 176 ff.: 

„Die Wirkung einer anziehenden Masse hangt in der Weise vom Ab 
stande ab, daB sie bei doppeltem Abstande Vi, bei zehnfachem Vioo wild 
usw. . Sonnen- und Mondanziehung machen sich am starksten fur dii 
Stelle der Erdoberflache geltend, von der aus gesehen Sonne oder Mond 
im Scheitelpunkt des Himmels stehen. Am schwachsten wirken sie aul 
den gegentiberliegenden Oberflachenort der Erde ein. Die Unterschiedc 
gegeniiber derjenigen Anziehungswirkung, die der innerste Kern der 
Erdkugel (Hervorhebung vom Verfasser) erleidet, sind fur die beiden 
beschriebenen Erdorte ungefahr gleich, aber entgegengesetzt gerichtel. 
An beiden Stellen der Erdoberflache muB daher ein gleiches Streben 
vom Erdmittelpunkt fort in Erscheinung treten. Der durch die Verbin 
dungsrichtung Erdmittelpunkt— Gestirn bezeichnete Erddurchmessei 
dehnt sich ein wenig (Hervorhebung vom Verfasser); die dazu senk 
recht stehenden Erddurchmesser miissen entsprechend kleiner werden. 
DaB der Erdkorper als Ganzes elastisch genug ist, um diesen gestaltan- 
dernden Einwirkungen nachgeben zu konnen, hat man mit Hilfe des au 
Berst empfmdlichen Horizontalpendels nachgewiesen. Es ergab sich eine 
Dehnungswirkung bis zum Betrage von etwa 20 cm. Die ozeanische Was- 
serhiille der Erde gibt der Sonnen- und Mondanziehung in viel hoherem 
Grade nach als der feste Erdkorper; in den offenen Meeren erfolgt ein 
Gcsamthub von durchschnittlich etwa 75 cm.“ 

Zum gleichen Thema auf Seite 178: 

„ ... die verursachenden Schwerkraftunterschiede sind doch an sich 
auBerst klein. Sie betragen beim Monde nur ungefahr den neunmilli- 


152 


L der Sonne den neunzehnmillionsten Teil der Kraff mrt der 

|„ | „|. an ihrerOberflache einen freifallenden Korper anzie • 

von Mond und Sonne gemeinsam erzeugten Hoch- und N 
, , unterschieden sich dabei aber um wemger als Ao mm. 

; , ten Sat7 mu B erganzend vermerkt werden, daB dre »Micro- 

M Michelsons nach Gamow eine Fluthbhe von 0,0004 cm 
E.I „ miii '/,.,o mm ergaben, von denen nur 69% fur das Wa^e r , der Res 
I, | rdllut zu rechnen sind. Gamow setzt denn auch erne I luthohe 

, , cn im freien Ozean und 35 cm Fluthohe der festen Erdkruste aia. 

I |i.. Huthohen sollen aus den winzigen Millimeterbetragen dumh A - 
I | . . n t> entstehen. Doch beschranken wir uns auf das Wichtigste. 

ST * ****** G » mows ™ 

"""I CMond zieht die mit dem Keets da^es, elite Erde als Ganzes ei„ 

I sich heran und dehnt sie gleichzeitig etwas, so daB im Groben 
I , r Korner entsteht. Die Wassermassen bei c geben dem Zug 

; ,*"d flul am weitesten heraus. Bei a bleiben die Was- 

"" n die infolge ihrer grbBeren Entfernung vom Mond die genngs- 
ungeL an ihrem urs^unglichen 
ich deshalb nach links heraus, well ja der ganze Erdkorper 

' ' ' ' 1 'h ese ^ojxrmikaiiische Deutung der Gezeiten ist zumindestens mso- 

Meisterwerk, als e, schwe, fallen durlie, m.he 

,.inen Punkt zu konzentrieren. Sie gehort zu den luder nicht se 

\ussagen, die es fast unmogUch machen, m der Astronomie cm 

zu nehmende Wissenschaft zu sehen. 

^e — sen des Ozeans wirkt von ^ " 

nn/.ichung ein. Jetzt kommt vom M, ond^der neuntml ^ 

ni iTsSr^s die voile Erdanziehung und wolbt gegen diese die Hu- 
ll n hoch. 



153 


Wunder Nr. 2 ist toller: Dieses winzigste Miickenkraftchen von cinriii 
Neunmillionstel der Erdanziehung zieht die gesamte Erdkugel, die vrr 
schiedene Billionen Tonnen Gewicht besitzt, an sich heran, obgleich .11 
dank der Rotation die Stabilitat eines Kreisels besitzt und auBerdent mil 
der UbergeschoBgeschwindigkeit von rund 100 000 Stundenkilomclrm 
durch den Raum fliegt. Eins pliantastische Vorstellung! 

Noch schlimmer: Der Erdkern soil in ungefahrer GroBe der halhetl 
Erdmasse aus Stahl und Nickel bestehen, ein Raumgewicht von mein .il« 
zehn besitzen und unter einem Druck von etwa fiinf Millionen Alum 
spharen stehen. Was besagt das aber schon? Dieses Muckenkraftchni 
vom neunmillionsten Teil der Erdanziehung bringt es trotzdem fertig, 
diesen Erdkorper um mindestens 20 cm zu dehnen. Vielleicht .1111 
schlimmsten: Die Wassermassen der Nadirflut sollen gegeniiber der wcg 
gleitenden Erde im Raum zuriickbleiben und sich dadurch aufwolbcn 
Bei Beginn der Aktion werden nun diese Wassermassen doch sicher n .1 
einmal durch den Mond angezogen, wobei die Anziehung durch den 
Erdkorper hindurchwirkt. Sie miiBten sich also eigentlich um die ubliche 
Fluthohe einbuchten. Sie tun es freundlicherweise nicht, weil die Erde 
entsprechend weit ausweicht. Nun betriigt die durchschnittliche Fluthd 
he 75 cm. Setzen wir die Hohe der Nadirflut nur mit 50 cm an, so muBle 
die Erdkugel mindestens 125 Zentimeter ausweichen, um das Phano 
men zu ermoglichen. 125 Zentimeter! Wir fragen uns, wieso dann nicht 
auch Blatter, Steine, Tiere und Menschen um die Nadirflut herum 125 
cm hoch in die Liifte steigen, wenn sich die Erde so weit mondwiirts emp> 
fiehlt? 

Ganz iibel aber wire! uns schlieBlich, wenn wir bedenken, was wohl im 
zweiten Akt des Dramas mit dieser deformierten, aus ihrer Balm gezoge- 
nen Erde geschehen wird. Da die Gezeiten einen stetigen Ablauf haben, 
kann man nicht erwarten, daB die Erde zwischendurch schnell zu ihrer 
urspriinglichen Gestalt und Bahn zuriickkehrt, sondern die Wirkung setzt 
sich nun am bereits deformierten und aus der Bahn gerissenen Korper 
fort. Das ergibt dann — auch wenn die mathematische Betrachtung mit 
Null aufgeht die sonderbarsten Weiterungen. 

Alles in allem — wir konnen beim besten Willen nicht finden, daB mit 
der »Gravitation« ein Begriff vertreten wird, den wir als wissenschaftlich 
oder gar als verantwortbar bezeichnen konnen. 

Und das gilt so ungefahr fur alle diese astronomischen Annahmen, die 
wir als Beispiele fur eine ganze Gruppc herausgriffen — fur jene Thesen 
vom Licht, von der Warme, den bestandhaften Gaskugeln im Raum, der 
Triigheit und der Gravitation. Alle diese Thesen sind unabdingbare 
Voraussetzungen der kopernikanischen Astronomie, d. h., wenn man 
auch nur cine von ihnen streicht, so bricht das ganze System zusam- 


154 


| );| S kopernikanische Weltbild kann ohne Gravitation oder Trag- 

H 11 to wenig existieren wie etwa ohne primares und gradliniges Licht. 

\\ 11 mochten dem Urteil nicht vorgreifen, aber uns scheint, daB ein 

misches Weltbild sehr wenig wissenschaftlichen Wert besitzen 

l ,,,,, , |.is von derartigen Voraussetzungen getragen wird. 

* 


155 



Astronomische Widerspriiche 


W,‘ r Stdlen " achf olgend einige Widerspriiche zusammen, wobei vvi, 
A betonen, dai3 es sich abermals nur um eine Auswahl handelt I )„ 

, US ';:" :; ur f' VOn der Erw ^ n g bestimmt, daB es wunschenswen s, , 
das Btld der kopermkanischen Wei, mdglichst weitgehend abzurunde,,' 
Vorsorghch betonen wir, daB wie bisher die zitierten Zeugen - a ,„ I, 
wenn sie sich einander widersprechen - fast ausnahmslos entschiedene 
enschafthche Vertreter des kopernikanischen Weltbilds sind. 

1 . Der Rau in 

Der astronomische Raum ist ein realer. unendlicher und absolut leerer 

Bei Weizsacker lesen wir Seite 130: 

“ hei "‘ “ *** “"> S n-ers t andIich, dal) der Raum an del, 
™” “ ch wen " “ "“f endliche Keeper »en,hal,e„« soUte 

v “ ‘ “ °" Begriffvom Raum als einem an dch, u^bhangig 

vou der Ma,ene vorhandeneu Eneas, eine modeme und keinesveep 
denknotwendige Vorstellung.“ 

S. 142. „Die aktuell unendliche Welt bleibt eine unerfullbare Forde- 
rung an unser Vorstellungsvermogen.“ 

S :. 144 - ” D ; e des Begriffs aber liegt zugestandenermaBen ini 

rehgios-symbolischen Dcnken. Bei Newton und seinen Vorlaufern er- 
scheint der unendliche absolute Raum als das physische Abbtld oder auch 
ais aas »Sensorium« Gottes.“ 

Aus Bavink, Seite 124, entnehmen wir: 

a ” u ' , dal !r,r h bd dCm ganZCn Pr ° blem um drei durchaus auseinan- 
derzuhaltende Begriffe von »Raum« handelt. Zuerst um den rein forma- 

len Raum des Mathematikers, das ist die eben charakterisierte »Mannig- 
faltigkeitsordnung« im rein abstrakten Sinne, die man ebensogut auf Far- 


156 


h ■ l one oder Gleichungen wie auf Punkte, Linien usw. anwenden 

■ /weitens um den Raum der Anschauung, der einerseits einen 

1 1 '• i.ill.ill dieser allgemeinen Mannigfaltigkeitsordnung, und zwar ein 
m I" iilimensionales euklidisches Kontinuum« darstellt, auf der anderen 

I in den Anschauungen von Punkt, Ebene usw. ein Element 

t",'li ill. das ganzlich jenseits dieser Ordnung liegt und sich iiberhaupt 

r fjiio i rxakten mathematischen Definition vollig entzieht, da man es nur 

[fl wie Farbe, Ton usw. erleben kann. Endlich drittens den physika- 

ll«< lieu Raum, d. h. die wirkliche, durch die Gesamtheit der physikali- 

II In ii Erfahrungen zu bestimmende Ordnung der Weltdinge (-ereignisse), 

V"'i dei erst noch ausgemacht werden muB, ob sie die euklidische oder 
in leinc andere Ordnung ist.“ 

S 301: „Die GroBenordnung von rund 10 S. * * * 9 Lichtjahren ware die 
Hi "lllr im Universum iiberhaupt denkbare Entfernung, was offenbar nur 

I inen vernunftigen Sinn ergibt, wenn dieses im Sinn der allgemei- 

im ii kelativitatstheorie eine endliche GroBe besitzt." 

S. 135: „Das enthalt die unmittelbare Folgerung, daB es demnach ei- 
iH ii materiefreien Raum (und Zeit) ebensowenig gibt wie umgekehrt Ma- 
li ne ohne Raum und Zeit.“ 

S 297: „Die bekannten dunklen Stellen in der MilchstraBe sind nicht, 
mi man vordem zeitweise meinte, sternarmere Gegenden, wir haben 
n Irnehr gute Griinde zu der Annahme, daB hier nur das Licht der in 
|i m i (legend liegenden, an sich ebenso dicht wie anderswo in der Milch- 
H.ille vcrteiltcn Sterne durch davorliegende nicht leuchtendc Gasmassen 
ilii eschirmt wird.“ 

In »Das naturwissenschaftliche Weltbild« von Erich Schneider lesen 
u ii auf Seite 53: 

In der Ebene der MilchstraBe befmden sich riesige Staubmassen und 
i liwiichen das Sternenlicht, das zu uns kommt.“ 

1 nd schlieBlich heiBt es in dem bereits erwahnten Aufsatz »Radio- 
ii'iider im Weltenraum«: 

„l)er Raum ist namlich gar nicht so leer, wie wir meist glauben. Er ist 

■ diillt von kosmischem Staub, Elektronen und elektrisch geladenen Mo- 
ll luilen verschiedener Stoffe.“ 

Das mag geniigen. Es ist also erstens iiberhaupt eine Frage, ob der 
n ale Raum der Astronomie wirklich existiert — vor allem, ob er nicht 
eiwa nur jener mathematische Raum Bavinks ist — , ferner ist dieser un- 
i iii Niche Raum nicht unendlich, sondern endlich, und schlieBlich ist der 
lerre Raum nicht leer, sondern enthalt Gaswolken, Staubmassen, Elektro- 
nen und Molekeln. 

Die neueste Sensation ist, daB der Raum auch Reibung enthalt. Wir 
entnehmen einem Aufsatz »Die Weltraum-Reibung: die neue Weltraum- 

157 


Theorie von morgen« in der Zeitung »Neues Europa« vom August I ' i III 
daB der Schweizer Ingenieur Carl Kutter drauf und dran ist, das kopri m 
kanische System mit einer neuen Variante zu begliicken. Er hat entdn kl, 
daB nur die Halfte der Erdmasse mitziehend auf den Mond vvirkt. Wot t 
lich heiBt es dann weiter: 

„Diese neuartigen und doch so einleuchtenden Entdeckungen grin it 
uns den Beweis in die Hand, daB eine Weltraum-Reibung vorhandt it 
ist, entgegen der heute herrschenden, allgemein gelehrten Weltanseluu 
ung, daB Lm_ We I tall sich alles vollkommen reibungslos verhalten soil 
Wenn eine berechenbare, positive Kraft den Mond um die Erde mitzielit, 
miifite sich dieser mit der entsprechenden Geschwindigkeit um die Enlt 
bewegen. Dies ist aber nicht der Fall, die Erde muB 27 1 /2mal rotierrn, 
bis der Mond einmal seine Bahn um die Erde vollendet hat. Wir konst. i 
tieren also eine betrachtliche Verzogerung des Mondes in seiner Balm 
bewegung und diese kann allcin in einer vorhandenen Weltrauin 
Reibung ihre Ursache haben. YVie groB ist diese Weltraum-Reibung? 
Fiir 1000 kg Erdmasse ist der Widerstand rund 70 kg oder die Sonin 
muB 70 kg Kraft aufbringen, um je 1000 Kilo Erdmasse in ihrer Balm 
um die Sonne mitzuziehen." 

Wie wunderbar! 

Da die Erde eine Masse von rund 1 000 000 000 000 Kubikkilomr 
tern besitzt, ergibt sich folgende Rechnung: 1000 Milliarden mal 1000 
Millionen ergibt 1 Trilliarde Kubikmeter mal 5500 gibt 5500 Trilliardcn 
kg Gcwicht der Erdkugel. Das bedeutet einen Kraftaufwand der Sonne 
von 5,5 x 70 = 385 000 000 000 000 000 000 000 Kilogramm. Ihm ent- 
spricht die Reibung, nur daB diese noch erheblich groBer sein muB, da ja 
die Erde sehr, sehr viel langsamer um die Sonne kreist als diese rotiert. 
Aber bescheiden wir uns, so erleidet die Erde in jedem Augenblick einen 
Reibungswiderstand von 385 Trilliarden kg im Weltenraum. Fragen wir 
uns nun, woher . . . 

Nein, fragen wir lieber nicht. Soviel Unfug macht leicht unhoflich. 
GenieBen wir lieber den SchluBsatz des Aufsatzes: 

„Ohne Ubertreibung dtirfen wir schon heute sagen, daB dies die bc- 
deutendste Entdeckung darstellt, die seit dem Bestehen der wissenschaftli- 
chen Physik in den vergangenen Jahrhunderten gemacht wurde und die 
einem Schweizer zufallt." 

2. Die Sonne 

Die kopcrnikanische Sonne ist ein Riesenball aus feuerfliissiger Masse mit 
gasiger Oberflache, der Licht und Warme zur Erde schickt. 


158 


Itm.nk S. 305: „ daB demnach die Sonne innerhalb einer solchen 
|ll( |„ mini Gashulle einen vermutlich feuerflussigen Kern haben musse. 

It, mink S. 306: „Die neueren Sonnentheonen nehmen uemt i a e 

von auBen nach innen an Dichte abnehmenden gluhenden 

, , |, ,|| an, der hbrigens keineswegs eine regelmaBtge, sondern erne ganz 
.gelmaBige und fortwahrend wechselnde Begrenzung e 

him I lervorhebungen vom Verfasser.) 

WVi/siicker S. 145: „In ihrem Mittelpunkt muB nach emer gut e- 
Inn, thermodynamischen Abschatzung eine Temperatur von etw 

ii Millionen Grad herrschen." 

S. 70: ..... und wir miissen uns vorstcllen, daB sowohl die 
, t.ugkci, wie die Temperatur dieser Ob.rffichenschtchten der Sonne 

ist verglichen mit der Materie im Innern des Balles. 

Um gel S. 70: „Es entstehen kuhlere, dichtere, schwerere, medersm- 
knnlr Gasstrome, und aus dem Sonneninnem aufwarts steig end e, het 
„ sirbme ... Noch sehr wenig aufgeklarte Strbmungserscheinungen be- 

In cr Art erzeugen nun gewaltige Wirbel in den oberen 

... Diese Wirbelsturmgebiete auf der Sonne sind die beruhmten 

‘.iinnenflecken ...“ 

I )r. Lauteijung vom Physikalischen Institut Koln: 

Die Sonne schickt keine Elektronen zur Erde.“ 
it. Bellac in der »Nationalzeitung Basel« in seinem Aufsatz: >>Radto- 
i udcrim Weltenraum«: 

Wenn ja, dann muBte auch unsere Sonne solche elektnschen Wellen 
msstrahlen ... Man hat solche trotzdem aufgenommen, und zwar m,t 
liber alles Envarten groBen intensitat. Sie entstammcn allerdmgs 
|„ d er Sonnenoberflachc, sondern groBen Sonnenfleeken wenn die- 
, direkt gegen die Erde gerichtet sind. Das zischende Gerausch thret . ig- 
IM lc wird horbar, wenn die Sonnenfleeken auftauchen. ... 

Und noch aus einem Zeitungsbericht uber den Vortrag des Physikers 

l)i Hermann Fricke im Urania-Club, Berlin. 

Danach ist die Sonne nur auBen von einer gluhenden Atmospham, 
der Photosphare, umsehlossen, wahrend sich darumer kuh^ «*■ 
ihnliche, bewohnbare Welt, die dureh Wolken vor der Glu.hulle ge 
.ehiitzt ist, betindet Dr. Frtcke ist der AulTassu,* did, ^Sonnevon^ 
ner Meerwasserschicht umgeben ist, die verhinder , a . . , 

i das Innere dringen kann. Die SonnenOecken en.spraohen trdrsehen 
/.vklonen wobei glithende Wasserstoffntassen d.e Photosphare aufnssen 
und das als kalt naehweisbare Innere durehsehimmem ^ 

die Blitze der Sonnengewitter in den Fleeken bcobachten. Diese Bhtze 
"ei trUinmerten mi, ihren ungeh.nren elek.dsehen Spannungen Atome. 


159 



wobei korpuskulare Strahlen entstanden, die unser Erdgeschehen bcmi 
ruhigten. Meteorologische Vorgange — unseren Hagelgewittern aim 
lich — kiihlten das Sonnenmeer standig mit Eis, sodaB es kiihl und l>« I 
wohnbar bleibe.“ 

Diese Bliitenlese aus Veroffentlichungen dieses Jahrzehnts mag cben 
falls geniigen. Wir stellen fest, dab die Sonne bald ein feurigfliissiger Glut 
ball, bald eine gliihende Gaskugel ist, daB diese Gaskugel bald nach deni I 
Innern zu dichter, bald weniger dicht vvird, daB die Sonne bis zu zwanzig j 
Millionen Grad heiB ist und daB sie zugleich einen kuhlen, bewohnban n 
Korper darstellt, daB die Sonnenwirbel einmal aus Gasstromungen vei 
schiedener Temperatur entstehen, zum anderen einen Blick auf die kiiiilr 
Sonnenoberflache gewiihren, zum dritten offenbar elektromagnetischn 
Natur sind, daB von der Sonne keine Elektronen ausgesandt werden, abi i 
gleichzeitig doch Radiovvellen von der Sonne kommcn und auBerdem 
korpuskulare Strahlen von ihr ausgesendet werden. 

Wir bescheiden uns mit dcm Wenigen, urn etwas Spiclraum fur den 
Weltenkorper zu erhalten, der uns nun einmal am nachsten liegt. 

Nur eine neueste Sensation sei auch hier uns zu bringen crlaubt. Wii 
finden sie in der Zeitung »Neues Europa« vom 15. 1.49 unter der Uber 
schrift: 

Die Sonne — ein bewohnter Stern? von Otto Gernat. 

Darin wird ausgefiihrt, daB die Heaviside-Schicht die Erde wie eine 
riesige kristallene Kugelschale umhiille und daB man logischerweise Ahn- 
liches bei alien anderen Weltenkorpern vermuten miissc, also auch bei 
der Sonne, und das umso mehr, als ja die Sonne als Gasgliihkorper iiber 
haupt nicht bestehen konne, wenn sie nicht von einer solchen »Haut« 
umgeben werdc. Dann heiBt es weiter: 

„Diese Schicht, als atherische Haut, die die Sonne umschlieBt, mull 
notwendigerweise eine kompakte, glatte und durchsichtige Substanz sein. 
Stellen wir uns nun einmal die Wirkung vor, die hervorgerufen wird, 
wenn sich die ungeheure, glatte Oberllache dieser atherischen »Sonnen- 
haut« (durch die rasche Achsendrehung der Sonne) an dem sie ringsum 
bedrangenden Raumather »reibt«! Wiirde sich die Reibung im Bereich 
der atmospharischen Luft abspielen, so miiBte der Reibungswiderstand 
heiBgliihend machen. Reibungen eines atherischen Kraftfeldes, wie es die 
Sonnenhaut ist, im Bereich des Athers selbst, erzeugen jedoch keine ver- 
brennbare »HeiBgluhhitze«, sondern sie bilden ein weiBgliihendes, elekt- 
romagnetisches Kraftfeld, durch dessen Reibungsdruck die glatte Son- 
nenhaut zur intensiv leuchtenden, spiegelnden Flache wird. Die immens 
leuchtende, blendende Helligkeit der Sonne wird aber nocli erhoht und 
verstarkt. Die auBere, glatte und ungeheuer stark spiegelnde Sonnenhaut 
hat namlich die Fahigkeit, Lichtstrahlen anderer Raumsonnen (Fixsterne) 


160 


ilni ..itigen und nach dem Reflexionsgesetz zurtickzuwerfen, somit 
mil r«*H sic das Licht! 

Wo, aus sich dann schlieBlich ergibt, daB die Sonne durchaus be- 

ki.lmbar sein kann. . m cri 

Wir bewundemswurdig ist doch ein astronomisches System, das 

in ii i ii Spiclraum laBt! 

I ist so bewundemswurdig, daB es offenbar sogar schon Astronomen 

Nerven fallt, wenigstens teilt Dr. Walter Muller aus H. m »Neues 

! I vom 15. 4. 49 im AnschluB an die Theorie Gernats mit. 

|, |, babe mit einem alten Freund von mir, der Astronom an der staat- 
|„ |„ „ Slernwarte von H. ist, daniber gesprochen Zu meinem grol ten 

I lachte er mich nicht aus, sondern bekundete, daB tatsachlich 

. tries nicht stimme, was die Schulastronomie lehrt. »Es gibt m der 
V ,ti onomie Dogmen, an denen man nicht riitteln darf, wenn man 
nti lit Gefahr laufen will, daB dann fast alles einsturzt, was man 
lusher als ein festes, unumstoBliches Gebaude betrachtete.« 

Wir ziehen den Hut vor diesem uns unbekannten Astronomen, der zu 
be, Einsicht gelangte. Wir wiirden es noch mehr begruBen, wenn er 
olfentlich vertreten wiirde. 

3. Die Erde 

,chst einige Theorien zur Erdentstehung. Die historische Reihen- 

besagt keineswegs, daB die jungste Theorie die beste tst und erne 

u i srnschaftlich einwandfreie Deutung gibt. 

|„ der Mine des 18. Jahrhunderts behauptete Georges Louis Led 

de Bufion in seiner »H,stoire naturelle<< die Erde set durd , den 

/usammenstoB der Sonne mit einem anderen Weltenkorper entsta ■ 
Pierre Simon, Marquis de Laplace, wies ihm bereits 1776 m seiner 
..Exposition du Systeme du Monde« nach, daB dann die Planetenbahnen 
im streckte Ellipsen darstellen muBten. Laplace stellte in Anlehnung 
Kant seine eigene Theorie auf, nach der sich Sonne und P anetensysten 
,„S einem Nebelgebilde unter Wirkung von Kontraktion Abkuhlung und 
Rotation gebildet haben sollten. Diese Kant-Laplacesche Theorie fand 
, me Zeit lang allgemeine Geltung, wurde zum popularen Gedankeng 

„„d ist heute noch Lehrstoff der Volksschulen. 

In der Mitte des 19. Jahrhunderts stellte sich allmahlich die wissen- 
schafthche Unhaltbarkeit dieser Theorie heraus. Vor allem unterwarf sie 
Maxwell 1859 in seiner Untersuchung zum Saturn einer kntischen 
Nachprufung. Er wies darauf hin, daB nach dem Bilde von Lapiace mie ir 
Gasringe und Planeten hatten entstehen mussen, als unser System < 
s ii hlich aufweist. Er zeigte ferner, daB die Entstehung von Kugelkorpern 


161 



aus Gasringen hochst unwahrscheinlich sei, sondern daB die sich verdi( h 
tenden Gasringe vielmehr in kleine Stiicke zerbrechen miiBten. Vor allcm 
aber ist das Rotationsmoment der Planeten viel zu groB. Es betragt nam 
lich das 49fache vom Rotationsmoment der Sonne, obgleich die M.i , 
aller Planeten insgesamt nur den siebenhundertsten Teil der Sonnenm.r. 
se ausmacht. 

Bereits in unserem Jahrhundert entwickelten Sir James H. Jeans, Tim 
mas C. Chamberlain und Forest R. Multon eine neue Theorie, die untrf 
dem Namen Tidal-Theory = Gezeitentheorie lauft und gelegentlich am li 
als Encounter-Theory bezeichnet wild. Nach ihr ist einmal ein design 
Stern, der grofier als die Sonne war, ziemlich dicht an der Sonne vorbei 
gekommen — in einer Entfernung von einigen Sonnendurchmessern. In 
folge der Schwerkraftwirkung dieses Sterns wurde erstens einmal die Son 
ne zur Rotation veranlaBt — die sie bis dahin offenbar nicht besaB - utnl 
gleichzeitig entstand eine gigantische Flut der feuerfliissigen Sonnenrna 
se. Das Kammstiick dieser Flut wurde von der Sonne weggerissen und 
verwandelte sich verspritzend in die Planeten. Diese kurvten zunachsl in 
reichlich gedehnten Ellipsen, gingen aber allmahlich in ungefahre Kreis 
bahnen iiber, da das gesamte System seinerzeit noch mit einem widerstc 
henden Medium erfullt war, vermutlich mit gasiger oder staubiger Male 
lie. Die Reste davon sollen das heutige Zodiakallicht erzeugen. Diesel 
Materieschleier ist zwar so diinn, daB man den gesamten Gehalt von 
zweihundert Millionen Meilen bei atmospharischem Druck auf eine zen 
timeterdicke Schicht zusammenpressen kann, aber damals bot die Mate 
rie im Raum offenbar erheblich groBeren Widerstand, sodaB die Ellipsen 
bahnen in Kreisbahnen iibergingen. 

Harold Jeffrey berichtigt diese Tidal-Theory dahingehend, daB sich 
der Riesenstern offenbar nicht nur angenahert, sondern die Sonne direki 
gestreift habe. 

An Einwanden fehlt es nicht. Den gewichtigsten bringt Russell mit 
dem Hinweis, daB die Planeten auf Hyperbelbahnen im Weltall flatten 
verschwinden miissen, daB man also dem passierenden Stern die sonder- 
bare Eigenschaft zusprechen miisse, mit wachsender Annaherung an die 
Sonne die Fahigkeit zu verlieren, den Planeten die mathematisch erfor- 
derliche Geschwindigkeit zu erteilen. 

Unter anderem ist zu bedenken, daB die Wahrscheinlichkeit fur eine 
derartige Passage auBerst gering ist, so gering wie — um einen Vergleich 
Hermann Friedmanns zu gebrauchen — die Wahrscheinlichkeit eines 
ZusammenstoBes zwischen zwei Schiffen, die sich auf 1,6 Millionen Kilo- 
metern Entfernung voneinander befinden. Das zwingt zu dem Verdacht, 
daB unser Planetensystem das einzige im gesamten Universum sei. 

Hier hilft nun die Doppelstern-Hypothese von R. A. Lyttleton. Da- 


162 


ii „ |, ist die Sonne ursprimglich ein Doppelstern gewesen. Der passieren- 
,1. Kiesenstern hat die Sonne selbst ungeschorcn gelassen, wohl aber die 
Nr. 2 getroffen und zersprengt. Ein Teil der Sprengstucke wurde 
Planeten, der Rest flog in den Weltenraum hinaus. Diese Hypo- 

findet ihre Stiitze darin, daB rund 25% aller Sterne einen dunklen 

li. ,.|, iier besitzen. Andercrseits spricht diese hohe Zahl auch wieder ge- 

Wcitere Einwande beziehen sich vor allem darauf, daB sich die Bahn- 
U'wegungen der Planeten und der Planetenmonde nicht aus der Theone 
|„ ,, ul s crklaren lassen. Es entspricht nicht dem gegebenen Bilde, wenn 
|>|, Ho entgegengesetzt wie alle anderen Planeten rotiert, der Uranus mit 
m nu n Monden fast winkelrecht zur Bahnebene rotiert und diejupiter- 
„„ nule gegeneinander um den Jupiter kreisen. Lyttletons Deutung, daB 
, |, | pi u to ein eingefangener Neptunmond sei und daB ubcrhaupt die ge- 
i.kieisenden Monde eingefangene Fremdmonde oder Planetoiden sei- 
, „ hilft hier etwas, aber nicht viel. Ubrigens wird in dieser Sicht der Sa- 
, muring zum ehemaligen Mond, der unter dem EinfluB der Schwerkraft 

'* Die Monde sollen im allgemeinen unter Sonnencinwirkung entstan- 
, 1 , „ s( -in, wahrend die Planeten noch langgestreckte Ellipsen um die Son- 
ne beschrieben und dadurch zeitweite der Sonne sehr nahe kamen. Die 
. ieburt unseres irdischen Mondes soil jedoch erst erfolgt sein, als die Fi de 
bereits ziemlich abgekuhlt war und fiber eine Gesteinskruste verfugte. Die 
/.istiindige Theorie schuf Sir George H. Danvin, der Sohn von Charles 
I larwin, mit seiner Resonanztheorie. Wir brachten ihre wesenthchen Stu- 
, ke bereits in zwei Ausziigen aus Gamow und bitten, dort noch einmal 

iiaehzulesen. . 

Die letzte Theorie zur Erdentstehung ergibt sich in Verbindung mil 
dem »Expanding Universe«, dem explodierenden Weltall Hubbles. Da- 
n.u h dchnt sich das Universum mit unvorstellbarer Geschwindigkeit (an 
der Sichtgrenze bereits mit 144 000 000 Stundenkilometern) nach alien 
Seiten aus. Den Mittelpunkt dieses Explosionsherdes bildet unsere Erde. 
Die entsprechenden Berechnungen erzwingen den SchluB, daB vor zwei 
Milliarden Jahren noch die gesamte Masse des Universums auf einen 
Klumpen geballt um den Kern Erde herum saB und daB aus irgendwel- 
, lien Grunden zu jener Zeit eine kosmische Explosion erfolgte, die die 
cinzelnen Stiicke auseinandertrieb. Wie sich von dieser Sicht aus die be- 
kannten Phanomene unseres Sonnensystems, die Planetenbahnen usw. — 
die Sonne muBte unter anderem auch von der Erde abstammen — erkla- 
ren lassen, bleibt offen. Hubble kiimmert sich nicht um die Erde, sondern 
„m die aufiergalaktischen Nebel. Die Hubblesche Theorie hangt natur- 
lich entscheidend von der Deutung der Rotverschiebungen im Spektrum 


163 


ah. Dazu haben wir bereits das Erforderliche gesagt und bitten, 
betreffenden Absatze nachzuschlagen. 

Damit man uns jedoch nicht irgendwelcher Unterschiebungen v, , 

dachtigt, zmerenwtr noch den Physiker Wilhelm Westphal nach 

“ satz »Gelahrdet die neue Naturwissenschaft unser Naturerleben« von 
Hans Hartmann (Das Zeitbuch, Otto MeiBners Verlag, SchloB Bleckede): 

,,Man kann annehmen, daB der Geburtsakt unseres heutigen Weltall, 
aim bestanden hat, daB sich spontan nichts als zwei Elementarteilchen 
etwa zwei Neutronen BiTdeten. Das war der erste »Stern«. Die Thrum 
ergtbt sogar ungefahre zahlenmaBige Anhaltspunkte ftir den Anfang d, ■ 
Grschehens. Zehn Sekunden nach seinem Start war der Radius des Well 
a s etwa so groB wie heute deijenige unserer Sonne. Schon waren etw# 

Tnnt, M ,r t eme geblldet mit einer durchschnitdichen Masse von 
000 Milhonen Kilogramm. Sie waren also winzig klein gegentiber <1,,, 

heutigen Sternen, von denen zum Beispiel die Sonne rund eine Quadrill, 
on mal schwerer ist. Zusammen wogen sie noch nicht einmal soviel wi, 
unser Mond. Immerhin war dieser Zustand schon etwa zehn Sekundrn 
nach dem Start erreicht. Dieser Geburtsakt bezeichnet also den Beginn 
jtdes kosmischen Geschehens und damit auch den Beginn dessen wan 
wir Ze.t nennen. Vorher gab es kein Weltall und keine Zeit! Die bish, , 
ntische Image, was denn vor der hypothetischen Urexplosion vorhandrn 
gewesen und geschehen sei, wird damit gegenstandslos. Oder vielmelu 
sic erfahrt jetzt die schlichte Antwort: „Nichts! Denn ein Vorher hat ,-s 
uberhaupt nicht gegeben.“ 

Wozu Hans Hartmann seufzend bemerkt: 

„Es schwindelt uns.“ 

Uns schwindelt auch. 

Professor Dr. Wilhelm Westphal meint es ernst. Damit er in keinen 
alschen Verdacht gerat, zitieren wir weiter aus seinem Buch »Atom 
energie« (West-Kulturverlag Meisenheim/Glan 1948): 

„Man vermutet nicht mehr und nicht weniger, als daB diese neugebo 
"'Hen Steme sozusa gen aus dem Nichts entstehen! DerLeserweiB nun 
aber wohl bereits genug von der Atomenergie, urn alsbald eine sehr ricli- 
Uge Image zu stellen: Wenn Sterne entstehen, so entsteht Masse, und 
Masse ist nur eine besondere Erscheinungsform der Energie, gemaB der 
Einstemschen Gleichung E = me 2 . Nach dem Energieprinzip kann diese 
Energie doch nicht aus dem Nichts entstehen? Woher stammt diese Ener- 
gie. Die Antwort lautet, daB sie doch aus dem Nichts entstehen kann 
werm man das nur richtig versteht. Kurz gesagt, man muB es dadurch 
erklaren, daB man ein Nichts, eine 0, als die Summe einer positive.! und 
einer cbenso groBen negative!! GroBe auffassen kann, etwa (+3) + (-3) = 0 
So kann ohne VerstoB gegen das Energieprinzip sehr wohl die po- 


164 


Energie E = me 2 der Masse m eines Sternes — die Summe 

it' > Atomenergien seiner Bausteine aus dem Nichts entstehen, 
;leichzeitig ein ebenso groBer Betrag an negativer Energie 

• mulcht. 

I !i '., m hlich ist eine solche Entstehung negativer Energie mit der Ce- 
ll ' iiics neuen Sterns zwangslaufig verbunden. Sobald er entstanden 

|ti inti it ja durch die allgemeine Massenanziehung, die Gravitati- 
iiii. in Wechselwirkung mit alien anderen Weltkorpern und besitzt da- 
tliiu h ihnen gegeniiber eine bestimmte, durch seine Lage in bezug auf sie 
I'l'linglc Energie der Lage, eine potentiellc Energie, und dieser muB 
in hi, wie wir hier nicht auseinandersetzen konnen, sinnvoll einen negati- 
ii ii I let rag zuschreiben. Man kann diesen wenigstens ungefahr abschat- 
I ii und kommt dabei zu dem Ergebnis, daB die positive Summe der 
I in i I’icn E = me 2 aller Weltkorper wahrschcinlich den gleichen Betrag 
l'ii wie die negative Summe ihrer gegenseitigen potentiellen Energien, 

l.ill der Gesamtbetrag des Energieinhalts des Weltalls uberhaupt 
i'li ii h 0 ist. Diese 0, dieses Nichts ist ... aufgespalten in negative Gravi- 
i itioiisenergie und in Atomenergie E = me 2 der im Weltall vorhandenen 
\inmr. Bei der Geburt eines ganz neuen Sterns entsteht immer gleichzei- 
iir mit dem Energieaquivalent me 2 ein gleich groBer negativer Betrag an 
t .i n ilationsenergie." (Hervorhebungen vom Vcrfasser.) 

Wer bei solchen Ausfuhrungen nicht schreit oder das Bedurfnis hat, 
Ii ii nachstbesten Gegenstand gegen die Wand zu werfen, dem ist kaum 
/ii lielfen. Wir bemuhen uns unablassig, hoflich zu sein und das nicht zu 

• ii', iti, was eigentlich gesagt werden miiBtc, aber es fallt wirklich schwer, 
i l.i bei zu bleiben, wenn ein deutscher Physiker, Professor Dr., so etwas im 
I'lhre 1948 publiziert — wenn auch mit Vorbehalten. 

I lie Rechnung, die uns da aufgemacht wird, erinnert lebhaft an den 
liulier erwahnten StraBenbahnwagen, der mathematisch keine Arbeit 
Iristet und wunderbarerweise doch von einer Haltestelle zur anderen vo- 
i inkommt. Mathematisch geht sie auf. Aber berechtigt dieses ma- 
tliematische Kinderspiel und die schematische Befriedigung eines 
s.igenhaften Energieprinzips wirklich zu solchen wahnwitzigen 
Behauptungen? 

Das ist keine Wissenschaft mehr, sondern eine theoretische Verspiclt- 
lull von unwahrscheinlichen Dimensionen — hoflich gesagt. Da ist ein 
Nichts! Ein Nichts, Herr Professor — ohne eine Spur von Materie, von 
Energie, von Atomenergie, von Gravitation — ein absolutes Nichts! Und 
in Stelle dieses Nichts steht plotzlich — nur weil die Rechnung aufgeht — 
mi Stern mit einer Masse von einigen tausend Quadrillionen Tonnen, 
der eine ungeheure Energie reprasentiert (nach Westphal selbst pro Kilo- 




gramm 25 000 Millionen kWh), ganz zu schweigen von den angeblicln n 
Gravitationskraften usw. — einfach aus dem Nichts entstanden. lint 
gott — fur wie idiotisch muI3 doch ein solcher Professor die Mensehni 
halten, um es zu wagen, ihnen so etwas vorzusetzen! Und in welt linn 
AusmaBe miissen die Gehirne Deutschlands tatsachlich versklavt und vri 
klebt sein, daB man so etwas im Namen der Wissenschaft verofFentlii lit n 
darf, ohne dab sich ein Entriistungssturm erhebt? Auch Hypothesen mil 
sen wenigstens cinigermaBen Hand und FuB haben. Sicher steht es jet It ill 
frei, zu behaupten, jMe Welt sei aus Pflaumenkuchen oder irgendetw.n 
entstanden, abcr erstens bitte nicht im Namen der Wissenschaft mul 
zweitens nicht unter Verhaltnissen, die Millionen Menschen zwingen, 
cine solche Behauptung fur Wahrheit zu nehmen. 

Selbstverstandlich wild dieser gleiche Professor, der vor seiner eige- 
nen absoluten Absurditat keinerlei Hemmungen empfindet, energisi li 
gegen die Pioniere der Hohlwelttheorie Front machen und sich nicht tin 
geringsten scheuen, eine Theorie zu verwerfen, die nicht ein Milliardsii I 
solcher Absurditat enthalt. 

Die Sterne entstehen also aus dem Nichts. Wenige Seiten vorhei 
schreibt Westphal trotzdem: 

„Wenn man daran denkt, daB die Sonne taglich Energie im Betrage 
von rund 10 Quadrillionen kWh ausstrahlt, und wenn man dann diese 
Zahl, die von cinem groBen Teil der Sterne noch weit ubertreffen wild, 
mit deren Billionenzahl multipliziert, so kommt man zu einer taglichen 
Energieproduktion im Weltall, die jedes Fassungsvermogen vol 
lends iibersteigt.“ (Hervorhebung vom Verfasser.) 

Fetzten Endes alles aus dem Nichts! 

Es sei uns erlaubt, in diesem Zusammenhang wenigstens fliichtig in 
die Kosmogonie abzuschweifen und kurz zu zeigen, welche Widerspriiche 
sich hier gegenuberstehen. 

Professor Dr. Wilhelm Westphal schreibt in dem genannten Werk: 

„Bis vor gar nicht langer Zeit gab es nur eine einzige denkbare solche 
Energiequelle (fur die kosmischen Strahlungsenergien. Der Verfasser), die 
allgemeine Massenanziehung oder Gravitation. Es steht fest (!), daB jeder 
Fixstern in seiner fruheren Jugend zunachst ein ungeheuer groBer Gasball 
aus fast unvorstcllbar diinnem, gasformigem Stoff ist. Auf diesen Stoll 
wirkt — vergleichbar der irdischen Schwerkraft die nach dem Mittel- 
punkt hin gerichtete Gravitation und sucht den ganzen Stoff dorthin zu- 
sammenzuziehen. Der Stern verdichtet sich also allmahlich. Wenn aber 
ein Gas zusammengedriickt wircl, ohne daB es merklich Warme nach au- 
Ben abgeben kann und das kann der im leeren Weltraum befindliche 
und zunachst noch ziemlich kalte, also kaum strahlende Stern nicht — so 
erwarmt es sich. - So heizt sich der sich zusammenziehende Stern selber 







ml wild warmer und warmer und beginnt immer kraftiger zu strahlen. 
|ii i ,i cs sicher, was sich zunachst bei jedem Stern ereignet hat. 

\u| die Gefahr hin, den Leser durch Unterschatzung seiner Intelli- 

/iU beleidigen, bitten wir zu beachten, daB das eine prazise wissen- 

„ li.ililiche Aussage aus demjahre 1948 ist und daB ihre Giiltigkeit nach- 
,|, ,i, |,lich betont wird. Wir bitten jedoch zugleich zu beachten, daB das 
V\Yvii der Gravitation auch hier nicht bestimmt wird (siehe unsere frtihe- 
i. n I liuweise zur Gravitation) und das Wort durch ein beliebiges anderes 
ri , i/I werden kann, da nun einmal keinerlei Inhalt mit ihm verbunden 
i i SchlieBlich ist absolut nicht einzusehen, wieso das Sternengas bet der 

V , m In htung nicht Warme nach auBen abgeben kann. Wir meinen viel- 
m. In. daB ein Gas in einem leeren Weltraum die geringste Spur von 

W. ume sofort und unbeschriinkt an den umgebenden leeren und sehr 
I . ,li, ii Raum abgeben diirfte. Auf keinen Fall geniigt es, daB Wilhelm 
\V« ,iphal einfach das Gegenteil behauptet, sondern er muB dieses Gegen- 
i, il .nu ll auf Hieb und Stich beweisen. 

Ilmen wir jetzt Dozent Dr. Kurt Himpel, einen Astronomen, zum 
,•1, i, hen Thema aus seinem Buch »Problcme der Entwicklung im Um- 
, i sum« (Curt E. Schwab, Stuttgart, 1948) - iibrigens bei aller koperni- 
I .mischen Fixierung und Befangenheit ein sehr verniinftiges und vorsich- 
ihts Buch, das im Gegensatz zu zahllosen anderen astronomischen Ver- 
iillentlichungen endlich einmal einen Ansatz zu einer Diskussion erlaubt: 

Soweit in der kurzen Zeitspanne astronomischer Beobachtung sich 
, (was wie eine Richtung in der Entwicklung des Kosmos abgezeichnet 
I, ,ii, auBerte sie sich in alien Fallen als eine Zerstreuung von Mate- 
, in, das heiBt als Ausdehnung von Himmelskorpern. — Dagegen haben 
nu keinen zuverlassigen Anhalt dafitr, daB zu irgendeiner Zeit Kon- 
Iraktionen (Zusammenziehungen. Der Verf.) von Himmelskorpern 
oiler gar von Weltsystemen stattgefunden haben.“ 

Die Offentlichkeit hat also die Wahl. Nach Westphal steht fest und 
. 1 , her, daB jeder Stern zunachst durch Kontraktion entstanden ist und 
Kucrgie erhalten hat (woher diese Energie »Gravitation« kam, bleibt of- 
ten, doch schreibt man sie gelegentlich kaltbliitig der Sternenmasse zu, 
dir erst durch sie entstanden ist), wahrend nach Himpel ebenso sicher ist, 
daB niemals Kontraktionen stattgefunden haben. 

Wilhelm Westphal bringt jedenfalls seine Sterne durch Kontraktion 
ms Format und zugleich auf Temperatur. Diese Temperatur braucht er, 
i nil zur Bildung von Atomkernen als Energiequelle der Sterne zu kom- 
mcn. Da diese Theorie zur Zeit eine erhebliche Rolle spielt, wollen wir 
auch noch kurz auf sie eingehen. 

Die Strahlungsenergie im Universum bedarf irgendeiner Quelle. Mit 


166 


167 


dcm Anbruch des Atomzeitalters behauptete man zunachst, in den Si< i 
nen finde eine Zerstrahlung der Materie statt, also einc Umwandlung \ > itl I 
Materic in Energie. Neuerdings bevorzugt man die Meinung, die Kiii'im 
werde durch die Bildung von Atomkernen innerhalb des Stems gevvmi 
nen. Unter der gewissermaBen katalytischen Wirkung des Kohlenstolli 
tops l % C werden im sogenannten Bethe-ProzeB nacheinander vier I’m 
tonen eingefangen, von denen sich zwei zu Neutronen umwandeln, si id. ill 
cin Heliumkern entsteht, der sich dann vom Kohlenstoffisotop lost unit 
seine Bindungsenergie freisetzt. Dieser ProzeB setzt eine hohe Temper. i 
tur voraus, die vorher eben durch die Zusammenziehung des Sterns gen 
schaffen werdenjjfluB. 

Es ist leider unmoglich, auf die Einzelheiten dieser Theorie einzugi 
hen, die ein Musterbeispiel frisch-frohlicher Hemmungslosigkeit und Yu 
antwortungslosigkeit sogenannter Wissenschaftler ist und bedenkc'nln 
Kernkriifte und andere Notwendigkeiten aus dem Nichts zaubert, wo sn 
ihrer bedarf. Wir bescheiden uns damit, auf einige Kleinigkeiten hinzuwi i 
sen, die man offenbar iibersieht. Zunachst braucht man fur den angebli 
chen Bethe-ProzeB, also fur den Kemaufbau, unbedingt den Kohlenstoll 
Wo kommt dieser KohlenstofF plotzlich her? Wir zitieren Himpel: 

„Wird jedoch die Grofienordnung von einer Milliarde Grad ci 
reicht, so ist die Moglichkeit gegeben, leichterc Elemente — etwa bis zum 
KohlenstofF direkt aufzubauen. 11 (Hervorhebung vom Verfasser.) 

Und anschlieBend Westphal: 

„Man kann berechnen, daB dabei die Temperatur im innersten Kern 
aller Sterne, unabhangig von ihrer sehr verschiedenen Masse und GroBe, 
allgemein ungefahr 20 Millionen Grad betragt." 

Frage: Wie ist in den Westphalschen Sternen mit 20 Millionen Grad 
uberhaupt KohlenstofF entstanden, der 1 000 Millionen Grad braucht? 

Noch schlimmer ist folgendes: 

Dieser Kernaufbau liefert Helium und immer wieder nur Helium, im 
besten Falle einige weitere leichte Elemente. Woher kommen alle an 
deren Elemente? Wenn das Bild Westphals und anderer richtig ware, 
gabe es im ganzen Universum kaum viel mehr als Helium. Es laBt sich 
aber nicht bestreiten, daB wir 92 stabile Elemente haben. 

Aber horen wir noch einmal Himpel: 

„Die theoretische Physik kann beweisen, daB der Aufbau von Wasser- 
stoffzu Helium bei Temperaturen und Drucken, wie sie (angeblich. Der 
Verfasser.) im Sterninnern herrschen, vorkommen kann. Dagegen wiirde 
der Aulbau schwerer und schwerster Kerne, insbesondere der des Uran, 
unverhaltnismaBig hohere Temperaturen voraussetzen, die an die Billio- 
nen Grad betragen rniiBten. Solche Temperaturen sind aber im Stemin- 


168 


„ vcillig ausgeschlossen. Somit kann Uran im Sterninnern nicht 
m .. Iiei/.eugt werden, sondern seine jetzige Substanz muB noch aus der 
An der Entstehung des Kosmos kommen. 11 (Hervorhebungen vom 
\ i i l.e.scr.) 

I (.unit treibt Himpel zwar den Teulel mit dem Beelzebub aus, denn 

nun eigentlich erklaren, wie denn im Augenblick der Entste- 

des Kosmos die vielen Elemente entstanden sind, obgleich alle Wel- 

i. nkotper nur aus Wasserstoff, Kohlenstoffisotopen und freien Protonen 
l„ i.mden, oder — falls er den Weltenkorpern bereits einen Elementen- 
l„ und untersteUt - wie denn in diesen durchstrukturierten Gebilden 
nli >t/Iic'h das Kohlenstoffisotop auf den wahnwitzigen Einfall kommt, 

.... In mehr vorhandene freie Protonen innerhalb einer hochstruktunerten 
M i .i einzufangen und in Helium umzusetzen. 

I „issen wir es bei diesen Kostproben bewenden. Fiir alle, die ernsthaft 
i, I. 1 1 einer brauchbaren Deutung zur Entstehung der Erde oder des 
\\. lulls und den damit verbundenen Fragen suchen, muB es eine Qual 
die sich widersprechenden, aber fast in jedem Einzelfall als letzte 

M iihrheit deklarierten Erklarungen zu priifen. 

Im ubrigen steht es jedem frei, sich fur die Erdentstehungstheorie zu 
niixc heiden, die ihn am angenehmsten beriihrt. Irgendwclche wissen- 
haliliche Verbindlichkeit liegt bei keiner dieser Theorien vor. Bisher 
„ mde bei jeder einzelnen nachgewiescn, daB sie unmoglich richtig sein 
l .mn _ von fuhrenden Astronomen, nicht von uns — und es ist zu ver- 
ni, nen, daB weitere Theorien auftauchen und das gleiche Schicksal erfah- 
irn diirften. 

Nichts gegen die Theorie an sich. Es ist gutes Recht der Wissenschaft, 

I heorien aufzustellen, wenn diese tastende Vorgriffe zur wissenschaft li- 
■ lien Wahrheit darstellen. Andererseits ist es jcdoch kein erfrcuhcher Zu- 
.und, wenn die Astronomie nach vierhundert Jahren kopernikanischer 

I I irschungsarbeit immer noch keine brauchbare und haltbare Lesart fiir 
die Entstehung unserer Erde besitzt, obgleich sie doch sonst alles so haar- 
genau zu wissen behauptet, was sich in den fernsten Fernen vollzieht. 

Doch begniigen wir uns damit, daB die Widerspriiche vorhanden 

sind. 

Zum Erdalter horen wir ebenfalls ganz verschiedene Meinungen. 
Den bescheidensten Ansatz finden wir bei Gamow. Er macht darauf auf- 
merksam, daB jahrlich 400 000 000 Tonnen Salz aus den Gesteinen aus- 
gewaschen und in die Erdozeane gespult werden. Da diese Ozeane heute 
insgesamt 40 000 000 000 000 000 Tonnen gelostes Salz enthalten, kann 
die Erde nicht viel alter sein als einige hundert Millionen Jahre. 

Im Gegensatz dazu ergibt sich nach Diedrich Wattenberg »Materie 
und Leben« (Condor-Verlag, Berlin-Frohnau 1948) in Verbindung mit 


169 



der Hypothese Pascual Jordans, dad die Welt aus einer materielosen 
Energie entstanden sei, fur das gesamte Weltall ein Alter von 10 Milliar- 
den Jahren, an dem die Erde freilich nur mit zwei Milliarden beteiligl 
ist, wenn man nicht nach der obenerwahnten Theorie Hubbles Erdaltef 
und Weltalter gleichsetzt. 

Aus Paul Karlson »An den Grenzen unseres Wissens« (Wilhelm Line 
pert, Berlin 1943), entnehmen wir: 

„ . . . und wir kennen heute Gesteinsproben, die mit Sicherheit 5 Mil- 
liarden Jahre alt sind. So alt ist also mindestens auch die Erde, und 

ihre Mutter, die Sonne, soli dementsprechend noch erheblich alter sein! 
Die Astronomen, vorsichtig, wie sie nun einmal sind, gewohnten sich an, 
mit etwa einer Billion Jahren zu rechnen." (Hervorhcbungen vom Ver- 
fasser.) 

Fiir alle Falle: Wenn Karlson die Astronomen als »vorsichtig, wie sir 
nun einmal sind« bezeichnet, so meint er das durchaus ernst und nicht 
etwa ironisch. 

Bruno H. Biirgel schreibt in seinem bereits erwahnten Werkchen: 
„ und seit der Ausscheidung der altesten uns bekannten Gesteinsmas- 
sen aus dem gliihenden FluB der Erdrinde etwa 1500 Jahrmillionen 
vergangen sind.“ 

Aus Bavink entnehmen wir auf Seite 290: 

„Man erhalt fiir dieses schon oben erwahnte »absolute Weltalter« den 
Wert von rund 2 Milliarden (2’ 1 0 9 ) Jahren. Nun ergibt sich eine Zahl 
von wesentlich der gleichen GroBenordnung, ja sogar von ungefahr dem 
gleichen Zahlenbetrag (2- 10 Jahren) auch aus den weiter unten niiher zu 
erlauternden Bestimmungen des absoluten geologischen Alters unserer 
Erde mittels der Untersuchung radioaktiver Gesteine, sowie auch noch aus 
gewissen anderen (sonnenphysikalischen) Uberlegungen fur das Alter der 
Sonne, so daB wir vor dem hochst merkwiirdigen Resultat stehen, daB das 
Alter sowohl der Erde wie der Sonne wie das des ganzen Fixsternsystems, 
ja des ganzen Universums, iibereinstimmend auf drei ganz verschiedenen 
Wegen ungefahr mit dem gleichen Betrag herauskommt, der noch dazu 
lacherlich gering erscheint und den man bis vor kurzem nur liir den einen 
der drei Falle, namlich das Alter der Erde, zuzugestehen geneigt war, wiih- 
rend man es fur selbstverstiindlich hielt, daB die viel groBeren Objekte 
(Sonne, Fixsternsystem, Universum) natiirlich auch ein entsprechend ho- 
heres Alter besitzen miiBten. In der Tat ergibt sich nun auch, wie wir wei- 
ter unten sehen werden, aus anderen, rein astrophysikalischen Uberlegun- 
gen ein viel hoheres .Viter liir einen Fixstern, wie ja auch die Sonne einer 
ist, namlich eine Zahl von der GroBenordnung einer Billion Jahre (1 0 12 ). 

Und auf Seite 304 im AnschluB an das Russell-Diagramm: 


170 


Es wurde schon oben erwahnt, daB die auf Grund dieser Vorste lung 

hneten Entwicklungsdauern sich auf die GroBenordnung von 1-10 

IMIHonen (10 l2 -10 13 ) Jahre belaufen, daB dies aber in einem auffallen- 
, 1 , „ Widerspruch steht mit den etwa tausendmal kleineren Zeitraumen, 

,l„ nian nach anderen Methoden und vor allem auch auf Grund der 
I lubbleschen Ergebnisse fur das Gesamtuniversum erhalt. 

1 1 nd noch einmal Bavink, diesmal auf Seite 20 j. 

etwa 10 41 ... die das Weltalter, gemessen in der Einheit der 

I l. inentarzeit, darstellt.“ 

Wesentlich ist nun jedoch Jordans Hinweis darauf, daB die Zahl R/l 
- etwa 10 41 gar keine Konstante ist, sondern lcdiglich das heutige 
Weltalter ... darstellt. Sie wird in jeder Sekunde um etwa 10 gro- 
II,., “ (Letzte Hervorhebung vom \ erfasser.) 

Nebenbei bemerkt: 10 4 ' ist eine 1 mit 41 Nullen. Die Elementarzeit, 
lu | die Bezug genommen wird, ist 10 23 Sekundcn. Damit ergibt sich ein 
eenwartiges Weltalter von 310 17 Sekunden oder von rund zehn Mtlli- 

mden Jahren. 

Aus Hermann Friedmanns Aufsatz »Was die Astronomie fiber den 
I t sprung des Weltalls lehrt« entnehmen wir: 

Das Leben auf der Erde wird von Franz (wahrscheinltch zu hoch) 
immerhin auf 4,8 bis 30 Milliarden Jahre geschhtzt. Also die untere 
( i.vnze der Existenzzeit des Lebens auf der Erde ware doppelt so groB als 
dn Existenzzeit der Erde!“ 

Bescheiden wir uns mit diesen Zahlen. Das Universum ist also 1-10 
Hillionen oder zehn Milliarden oder zwei Milliarden Jahre alt. Die Erde 

bald zwei Milliarden Jahre alt, bald mehr als funf Milliarden, bald 4,8 
bis 30 Milliarden, bald nur einige hundert Millionen. 

Alle diese Zahlen werden von beriihmten und beruhmtesten Fachleu- 
mit auBerster wissenschaftlicher Sorgfalt gewonnen, und zwar 
nicht selten auf ganz verschiedenen Wegen, die zu ubereinsUmmen- 
,1,-n Resultaten ftihren - nur daB sich eben trotzdem bei den verschiede- 
nen Forschern die angefiihrten Differenzen ergeben. 

Das Erdalter legt man gewohnlich auf Grund geologischer Zeitbc- 
stimmungen sowie vom radioaktiven Zerfall, der Uran-Uhr, her fest. Zu 
den geologischen Zeitbestimmungen bemerkt selbst der sonst so unknti- 

sche Bruno H. Biirgel: . 

Dennoch ist alles auBerst gewagt, und wenn wir gar ermitteln sollen, 
wic ’alt irgendwelche Granitstbcke sind, die ganze Gebirge aufturmen, 
wenn wir liber die altesten, zuerst erstarrten Rindenteile der Erde Zeitan- 
gaben machen sollen, so bauen wir auf unsicherem Grunde. 


171 


Ernst Barthel sagt auf Seite 45 seines bereits genannten Werkc licm 
scharfer: 

„SchlieBlich beachtet die Geologie zu wenig, daB gleichzeitig aul <1, i 
Erde die verschiedensten Formationen und Epochen sich bilden am I 
wirklich sind: an der einen Stelle herrscht Alluvium, an anderen Eis/i n, 
an anderen biidet sich Muschelkalk, an anderen beginnt Kohle“ .him 
Pflanzen zu werden, und so weiter. Es gibt gar keine geologische »Enl 
geschichte«, weil die einzelnen Stellen der Erdoberflache ihre verschir 
dene Geschichte haben und weil gleichzeitig Diluvium und Trias, Gai 
bon und Buntsandstein sich auf den Teilen der Erdoberflache bilden." 

Zur Altersbestimmung durch die Uranuhr entnehmen wir zunaclisl 
aus Weizsiicker — wobei wir nebenbei noch eine weitere Zeitangabe n 
halten: ^ 

„Uberraschenderweise hat sich fur die chemischen Atome, die Sterne 
und die Spiralnebel nach vollig verschiedenen Methoden (!) dasselbe Alin 
von etwa drei Milliarden Jahren ergeben. Die Altersbestimmung del 
chemischen Atome geht von den radioaktiven Elementen Uran und Tho 
rium aus.“ 

Weizsacker ist sich gliicklicherweise bewufit: 

„Mit dem Fortschritt unserer Kenntnisse sind wir aber in mehreren 
Richtungen an einen Punkt gekommen, an dem die Permanenz der Nairn 
gesetze fraglich oder sogar aus der Erfahrung widcrlegbar geworden ist.“ 

Aus seiner Darstellung ist freilich nicht zu ersehen, ob er die Inperma 
nenz des radioaktiven Zerfalls fur moglich halt wie etwa Eberhard Bucli 
wald, der auf Seite 1 26 bereits prazisiert: 

„Sind auch die Mittelwertsgesetze wandelbar? Dann miiBten sich Er- 
scheinungen zeigen wie die, daB die Halbwertszeit eines radioaktiven 
Stoffes sich im Laufe der Jahrhunderte langsam anderte.“ 

DaB man iiberhaupt zum Problem des radioaktiven Zerfalls grund- 
satzlich anderer Mcinung sein kann, zeigt W. Waite auf Seite 140 ff. sei- 
nes bereits genannten Werks. Er schreibt: 

„Aber der Grund dafiir (fur die Radioaktivitat. Der Verfasser) ist nicht 
ein von Anfang an vorhandener ungeheurer Vorrat an Energie im festen 
Radium, dessen Festigkeit auf einem Energiemangel beruht, sondern die 
dauernde Zufuhr von Energie, die von den Heliumelektronen des Welt- 
alls geleistet wird.“ 

AnschlieBend entnehmen wir aus der Zeitschrift »Orion« 3/10 vom 
15. 10. 1948 einen mit Kr. gezeichneten Aufsatz: 

„F1. E. Fluntley von der Universitat Johannesburg, Siidafrika, setzte 
photographische Spezialplatten, die zur Aufnahme von Atomkemspaltun- 
gen dienen, der Einwirkung kosmischer Strahlen in etwa dreitausend Me- 
tern Flohe aus. Uber das Ergebnis dieses Experiments berichtet er in 


172 


«' iiuie« vom 6. Marz 1948. Er fand, daB in einem Kubikzentimeter 
,,, , IM „te im Durchschnitt etwa 15 000 durch kosmische Strahlen erzeug- 
„ K- rnspaltungen erfolgen. Der groBte Tetl der auf der Platte erzeugten 

war von Alpha-Teilchen hervorgerufen worden. Huntley schatzt 

„ „ 1, semen Berechnungen, daB pro Kubikzentimeter jahrlich mmdestens 
111 100 000) Heliumatome erzeugt werden. Der Glasteil der photogra- 

hen Platte, in dem die Kernspaltungen hauptsiichlich stattfmden, 
l„ i mil auBer den Spurenelementen aus 72 Prozent Si0 2 , 14 Prozent 
, 9 Prozent CaO und 3 Prozent MgO. Diese Verbindungen sind 

(l I, auch die Hauptbestandteile der meisten Minerale. Hieraus schloB 
1 1 ui 1 1 ley, daB das in den Gesteinen und in der Atmosphare gegenwartige 
11,1mm nicht ausschlieBlich durch radioaktive Strahlung entstanden ist, 
1,0 also die Altersbestimmung von Gesteinen und Meteonten, die 
.Inn h Messung des in ihr eingeschlossenen Heliums durchgefuhrt wird, 
zu fulschen Ergebnissen fuhrt, wenn der EinfluB der kosmischen Strah- 

auf die Entstehung von Helium nicht beriicksichtigt wird. Daher 

,1m lien die bisher durchgefuhrten Altersbestimmungen von Gestei- 
besonders aber von Meteoriten, zu hohe Werte ergeben ha- 

1,, u " (Hervorhebungen vom Verfasser.) 

NVomit denn praktisch alle Zeitmessungen mit Hilfe der Uranuhr den 
Wert verlieren, den man ihnen heute unterstcllt. 

AbschlieBend nun noch einige Klcinigkeiten zum Erdinnern. 

Nach landlaufiger AufTassung, die wir den schulmaBigen astronomi- 
„ I, ru Darstellungen verdanken, ist die Erde ein feuerfliissiger Ball, der 
„, |, an der Oberfliiche abgekiihlt hat. Ihre Kerntemperatur betragt bei 
I lurchrechnung mit der geothermischen Fiefenstufe rund zweihundert- 

luusend Grad. . 

Im Gegensatz dazu setzt Gamow die geothermische Tiefenstufe im In- 

i„. m der Erde auf 3 Grad pro Kilometer herab und kommt zu dem Erge - 
ms. daB im Innern der Erde nur einige tausend Grad Hitze herrschen. 

Grundsatzlich ist man heute iiberhaupt von der Feuerfliissigkeit des 
I .i dinnern abgekommen. Allerdings macht man sich dabei wohl offenbar 
unzulangliche technische Vorstellungen. Nach Gamow umfaBt der Erd- 
krrn etwa 0,6 des gesamten Rauminhalts der Erde. Er besteht aus Etscn 
und Nickel. Das Zentralstiick mit ungefahr ‘/s des Erdinhalts soli nur aus 
, einem Eisen bestehen. Er steht unter einem Druck von einigen Millio- 
nen Atmospharen (Druck in 50 km Tiefe bereits 20 000 Atmospharen). 

I rotzdem befindet sich dieser Kern im fliissigen Zustand, und zwar mi 
/.ustand echter Fliissigkeit. Der Beweis dafiir wird darin gesehen, daB die 
l’ransversalwellen von Erdbeben nicht durch ihn hindurchgehen. 

Wenn man nun aber schon einen Erdkern von 0,6 des gesamten 
Rauminhaltes hat, der einige tausend Grad Hitze besitzt und flussig ist 


173 



welchen Sinn hat es dann eigentlich, so zu tun, als sei das Innere der Id 
nicht feuerfliissig? Fliissiges Eisen von beispielsweise drcitausend Gi.nl 
Hitze ist fur unsere technischen Begriffe eine feuerfliissige Masse. 

Nebenbei bemerkt: Das iibliche Raumgewicht von Eisen ist 1111 
Hochstfalle 7,7. Dieser Eisenkern soil aber ein spezifisches Gewicht von 
10 — 12 besitzen. Vermutlich erklart sich das aus den hohen Druckcn, tin 
aber wiederum in Widerspruch dazu stehen, daB der Kernmasse echti r 
Fliissigkeitszustand zugeschrieben ward. Die aus dem Erdinnern her.ni 
dringende Warme ist 30 millionenmal kleiner als die auftreffende Son 
nenwarme. Diese Warme verdanken wir jedoch nicht etwa dem heiflen 
Inneren, sondern der Radioaktivitat des Gesteinsmantels. Eine Tonne 
Granit enthalt zwar nur neuu Gramm Uran und zwanzig Gramm Thoi i 
um, eine Tonne Basalt garTtur 3,5 Gramm Uran und 7,7 Gramm Thoi i 
um; aber selbst das Wenige geniigt, um mehr Warme zu erzeugen, til-, 
iiberhaupt beobachtet wird. 

Im iibrigen wird einer der gewichtigsten Einwande gegen das feuerlliis 
sige Erdinnere mit der Hypothese eines Eisen-Nickel-Kems ganzlich unwi 
derlegbar. Das Magnetfeld der Erde diirfte namlich nicht existieren. 

Magnetismus erlischt bekanntlich beim Curie-Punkt, bei rund 900 
Grad. Im geschmolzenen Eisen gibt es niemals Magnetismus. Die Erde 
diirfte also praktisch iiberhaupt keine magnetisehen Wirkungen zeigeu. 
Andererseits kann man nicht umhin, solche festzustellen — im einfachs 
ten Falle an der KompaBnadel. 

Elsasser versucht sich damit zu helfen, daB er die Erde nicht fur einen 
permanenten, sondern fur einen elektrischen Magneten halt. Er vermutel 
thermoelektrische Strome zwischen dem Erdinnern und der Erdkruste. 
Leider laBt sich jedoch nachweisen, daB diese Strome zu langsam sind, 
um die Beobachtung zu erklaren. 

Kcin Wunder, daB Gamow in trockener Verzweiilung schreibt: „Thus 
we must confess that we still do not know why the magnetic needle- 
points north, and seamen should be glad that the compass still does its 
job in spite of all theoretical considerations showing that it really should 
not.“ Auf deutsch: 

„So miissen wir bekennen, daB wir noch nicht wissen, warum die 
KompaBnadel nordwarts zeigt, und die Seeleute sollten froh sein, daB 
der KompaB noch seine Pflicht tut, obgleich er sie nach alien theoreti- 
schen Uberlegungen in Wirklichkeit nicht tun diirfte. “ 

Damit wollen wir uns begniigen. Wer an weiteren Widerspriichen der 
Astronomie interessiert ist, wird bei einiger Aufmerksamkeit genug Mate- 
rial finden, um ein ganzes Buch zu fallen. 





174 


Im Namen der Wissenschaft! 




I* T berblicken wir noch einmal die bisherigen Aussagen: 

U Wir begannen mit einem gefahlsmaBigen Zweifel. Die Rolle des 
\M Ins im Nichts, die totale Entwertung des Individuums und aller men- 
„ hcnuimlichen Werte, die das kopernikanische Weltbild fur jeden einzel- 
nnl von uns bringt, schien sich mit unserem SelbstbewuBtsein, unserer 
I ii nklahigkeit, unserem Erkenntnisvermogen und unseren kulturellen 
, „ staltungcn nicht zu vereinbaren. Um ein im heutigen Smne der Wis- 
cnsi haft gultiges Urteil zu gewinnen, begannen wir mit einer kntischen 
. i itersuchung jener Fundamente, auf denen die zahlreichen Einzelaussa- 
ucn der Astronomie ruhen. 

W ir iiberpruften zunachst die Mittel und Methoden der astronomi- 
, Ik-ii Forschung. Dabei ergab sich, daB das Auge ein unzulanghches und 
jn crheblichem MaBe irrefiihrendes Forschungsmittel ist sowie daB die 
\stronomie die Tauschungstendenzen dieses Forschungsmittels weder 
msreichend erkannte noch beriicksichtigtc - was wir vor allem am Htm- 
melsgewolbe und Horizont im Einzellhlle belegten. Wir sahen ferner, daB 
„ Fernrohren nicht im entferntesten jene Qualitaten zugesprochen 
werden diirfen, die man ihnen landlaufig zuspricht, vor allem, daB sie 
nicht die wahre Gestalt der Sterne, sondern nur deren Bcugungsscheiben 
/eigen Wir stellten weiter fest, daB auch die kunstlichen Augen keine zu- 
vcrlassigen Forschungsmittel sind, sondern ihre Ergebnisse die Deutung 
widerspiegeln, wobei uns besonders Spektrum und Dopplereffekt beschaf- 
timen. SchlieBlich erkannten wir die Mathematik als burokratisches Hi s- 
n lit tel und zeigten, wie die kopernikanischen Grundgesetze abscits der 
Wirklichkeit als gedankliche OrdnungsmaBnahmen entstanden sind. 

/VnschlieBend widmeten wir uns unter der Voraussetzung, daB das 
Universum nach dem kopernikanischen Bilde existiere, jenen for- 
schungserschwerungen, die sich aus dem System heraus ergeben mussen. 
Wir fanden, daB im Ernstfalle die Luft, die Extinktion, die Refraktion, die 


175 


Sternbewegungen, die Entfernungen, die Aberration, die Uchtzciivff 
schiebung und die Storfaktoren eine wissenschaftliche Erforschung dicn i 
kopemikanischen Universums absolut unmoglich machen wiirden. 

Weiter uberpriiften wir einige physikalische Voraussetzungen, aul tin 
sich die Astronomie stiitzt und heute noch stiitzen muB, weil sie sic li m 
einer historischen Zwangsjacke befmdet. Wir stellten fest, dafi die These,, 
vom Licht, vom Ather, von der primaren Warme, von den bestandlialic n 
Gaskugeln, der Tragheit und der Gravitation nach dem heutigen Stand 
der Wissenschaft nicht mehr zu halten sind. 

SchlieBlich griffen wir zur Abrundung des Bildes noch einige Wic lc i 
spruche heraus und belegten, wie verschieden selbst innerhalb der Asim 
nomie die Meinungen zum kosmischen Raum, zur Sonne, zur Enisle 
hung der Erde, zum Alter der EAie und zum Erdinneren sind. 

Insgesamt ergibt sich ein Eindruck, der sich nur schwer prazisieri n 
laBt. Einige wenige Grundbehauptungen, die mit vollig unzulanglic In n 
Mitteln und Methoden gewonnen wurden, stiitzen dogmatisch ein Erin 
system, das sich unablassig selbst aufhebt. Es wimmelt geradezu von l In 
moglichkeiten und Widerspriichen. Obgleich eine einzige moderne wis 
senschaftliche Erkenntnis — beispielsweise jene, daB sich das Licht nicht 
gradlinig ausbreitet — das gesamte Lehrsystem umwerfen wiirde und \ u- 
le solcher Erkenntnisse ihm widersprechen, werden die dogmatischm 
Pfeiler starr gehalten, als ob es eben jene Erkenntnisse nicht gabe. Die 
kopemikanischen Grundthesen gelten weiter, obgleich sie selbst von drn 
Astronomen im jeweiligen besondcren Fall immer wieder verneint wn 
den. 

Eine merkwiirdige Situation. Es liegt uns fern, sie auf eine besonderr 
Bosheit oder irgendwelche geringe Qualifizierung des lebenden Astrono 
men zuriickzufiihren. Uns scheint vielmehr, daB der lebende Astronom 
seine voile Aufmerksamkeit Problemen zuwendet, die in Raum und Zril 
bercits zu weit drauBen liegen, um die Kernfragen noch zu problematisir 
ren. Er widmet sich auBergalaktischen Nebeln, Cepheiden, Stemsubstan 
zen, Kugelsternen und anderen Objekten, nicht aber der Erde. Jene ko 
pernikanischen Uberlegungen, ob die Erde rotiere und um die Sonne 
kreise, befinden sich ganzlich auBerhalb seines Interessenkreises. Er halt 
diese Grundfragen fur ausreichend beantwortet. Er selbst hat sie nicht 
einmal uberpriift, denn vor ihm stehen Generationen von Astronomen, 
deren Urteil er vertrauensvoll in Schule und Universitat iibernehmen 
konnte. Es kame ihm vermutlich geradezu absurd vor, wenn er sich noch 
einmal an die gleiche Arbeit machen sollte. Die kopemikanischen Thesen 
existieren fur ihn a priori. Gerade das erlaubt ihm, gelegentlich Feststel- 
lungen zu treffen, die diesen Thesen strikt widersprechen. Die ihm da- 
durch erwachsende Aufgabe liegt nicht darin, die in Mitleidenschaft ge- 


176 


L„, urn kopemikanischen Grundgesetze aufihre Bestandhaftigkeit nach- 
sondern einen Weg zu fmden, auf dem sie sich mit semen Fest- 

li-lluiigrn vereinbaren lassen. 

In. spcziellen Einzelfall gelingt es denn auch meistens, einen Aus- 
L , , not falls einen mathematischen - zu fmden, uber den hinweg die 
t ,•, nsatze leidlich angeglichen werden konnen. Danut ist die Ange e- 
nhrit fur den jeweils allein interessierenden Einzelfall erledigt. Der 
| M nrllcnde Astronom beachtet nicht, daB neben seinen besonderen Fall 
1 1, 1 1 rude ahnlicher treten, und die totale Uberschau uber die Fulle c er 
in in algischen Punkte ist ihm offenbar iiberhaupt versagt. 

Ensrre eigene Untersuchung zielt aber nun gerade auf eine solche 
I l„ ,M-hau - wenigstens soweit es sich um die grundsatzlichen Probleme 

Die astronomischen Spezialfragen von der Libration des Mon- 

,1, |„s zur Geschwindigkeit eines Spiralnebels interessieren uns wemg, da 

„ irgendeiner Weise von jedem System aus beantwortet werden kon- 

Wir halten es fur toricht, in der Moglichkcit solcher Antworten einen 

llawris Fur das kopernikanische System zu sehen. Wenn man die Evcktion 
,|, Mondes oder die Verfinsterung der Jupitermonde in Ubereinstim- 
mit dem Lehrsystem zu deuten vermag, so beweist das mchts iur 
,1,1 .ehrsystem, solange die entsprechende Deutung auch innerhalb cincs I , 

iiildcrcn Systems gelingt. Darauf mochten wir unsere Astronomen nach- 
ilmrklich aufmerksam machen, denn sie scheinen dazu zu neigen, etwai- 
,., /.wcifel an Kopernikus mit dem Hinweis abzuwehren, daB sich ihrc 
pr/.icllen Feststellungen mit dem Gesamtbild decken. 

Die Unstimmigkeiten, die unsere Uberschau aufzeigt, beziehen sich 
„i, lit auf spezielle Belanglosigkeiten und auf mehrdeutige Phanomene, 
miclrrn auf die Fundamente und die Hauptfragen des kopernikamschen 
Wrltbildes. Sie sind so zahlreich und so gewichtig, daB jeder Versoh- 
uungsversuch aussichtslos zu sein scheint. Und sie lassen selbst beim bes- 
„„ Willen nur ein Urteil zu - namlich, daB dieses kopernikanische Welt- 
bild falsch sein muB, von Grund auf falsch in seinen Fundamenten und 
liagenden Pfeilern, damit aber zugleich auch in der gesamten Ful e sunu 
\ussagen Die festgestellten Fehler lassen sich nicht durch erne Korrektur 
mid eine Reform beseitigen, sondern hebeln die ganze Iheone aus und 
w-iweisen sie in die historische Rumpelkammer. Der Behind crzwingt 
\ iclleicht sogar eine noch scharfere Formulierung. Wenn wir unter Wis- 
senschaft eine geordnete Fulle von Erkenntnissen verstehen, die wir geisti- 
,r,. n Bemuhungen verdanken und real existierende Tatbestande und 
Wahrheiten zum Ausdruck bringen, so kann dieses kopernikanische Welt- 
bild von den heutigen Einsichten her nicht mehr zur Wissenschaft ge- 
rechnet werden. GewiB ist die aktuelle Tatigkeit des modernen Astrono- 
men noch ein Stuck Wissenschaft, sofern man sich aul den klassischen 


177 



Begriff beschrankt und das Wesen der Wissenschaft in der mathemati ■ li 
quantitativen Erfassung irgendwelcher vorhandener oder eingebildeii i 
Qualitaten sieht. Die Auszahlung eines Planquadrats, die Berechminn 
eines stadstischen Mittelwerts oder die Konstrukdon von Bahnen am 
Lichtpunkten auf der Photoplatte zahlen von der mechanist iscM 
materialistischen Grundhaltung her durchaus als Wissenschaft. Setzt man 
jedoch als oberstes Kritcrium die Wahrheit, d. h. die Deckung mil drill 
wirklich Vorhandenen, so fallt es schwer, die Tatigkeit des Astrononu n 
als wissenschafdich zu bezeichnen. Sie wird zu einer abseidgen, wirklii li 
keitsfremden Verspieltheit, vielleicht mit glanzenden mathematisc In n 
Leistungen und bizarren Arabesken der Phantasie, keinesfalls aber mil 
echten Denkleistungen. j 

Die Nachsicht, die uns dem lebenden Astronomen gegeniiber crlaubi 
ist, bleibt dem kopernikanischen Weltbild als ubgeschlossenem theorrli 
schen Bau gegenuber versagt. Das, was hier unter dem Zeichen des Ko 
pernikus vorliegt, ist koine Wissenschaft. Selbst fur cine Glaubensschall, 
fur ein religioses Bekenntnis ist dieses dogmatische System mit seine m 
wirrkdpligen Durcheinander von Wundern, Widerspruchen und ofl'enba 
ren Unmoglichkeiten reichlich plump und reichlich ungeschickt Es slelli 
Anspruche an die blinde Glaubensfahigkeit, die die Grenzen des Zuliis a 
gen weit uberschreiten. Und es hieBe die Wissenschaft belcidigen, wollleu 
wir dicsen Wust von historischen Irrtumern nach Durchfuhrung unserei 
Untersuchung noch weiterhin als Wissenschaft bezeichnen. Dieses Welt 
bild entspricht keinesfalls der kosmischen Wirklichkeit und der absoluteu 
Wahrheit. Und nebenbei laBt es geistige Bemiihungen in geradezu ei 
schreckendem AusmaBe vermissen. 

Man wird vielleicht linden, daB wir unhoflich sind. Jeder von uns isi 
sein bisheriges Leben lang Kopernikaner gewesen. Wir sind in der Ehr- 
furcht vor der Astronomie aufgezogen worden und haben uns daran g e- 
wohnt, astronomische Aussagen als zweifelsfreie Wahrheiten zu iiberneh 
men. Wenn jetzt behauptet wird, das kopernikanische Weltbild sei letzten 
Endes nichts als ein Sammelsurium von unwissenschaftlichen Dogmen 
und reichlich groben Irrtumern, so stellt sich automadsch das Behar- 
rungsvermogen der ubcrkominenen Urteile zur Wehr, zugleich das 
menschlich verstandliche Unbehagen, einen gewissen Bestandteil des ver- 
trauten geistigen Fundus und des liebgewordenen Bildungsgutes zu verlie- 
ren. Die wenigsten von uns sind geistige Revolutionare, clic standig bereil 
sind, Ballast abzuwerfen, um Neues zu gewinnen. Wir neigen vielmehi 
dazu, im Bedarfsfalle von dem zu zehren, was wir einst in der Schulc 
lernten, und uns die Anstrengungen zu ersparcn, die die Erwerbung eines 
neuen Geistesgutes erforderlich macht. Deshalb konnte dieser Angriff auf 
das kopernikanische Weltbild leicht als Ruhestdrung empfunden werden. 



178 


I »„ Klein gartner der Wissenschaft, vor allem jene zahUosen Lehrpro- 
(I Doktoren und Studienriite werden uns die Unhoflichkeit noc 

, , ankreiden. Sie haben jahrzehntelang kopernikamsch gelehrt un 

, | M iebcn Jetzt mtissen sie befurchten, daB ihnen jeder ihrer Studenten 

| Schuler einen Vorwurf daraus macht. Sie werden sich wohl schon 

,1, |,,||, mit alien Mitteln dagegen wehren, die Berechtigung unseres r- 

i/uerkennen. Sie werden sich natiirlich keinesfalls dazu ver citen 

, , „ cine sachliche Auseinandersetzung zu beginnen, sondern sich nut 

l inen Redewendungen begnugen, hinter die sie das Gewicht ihrer 

H,, lichen Autoritat stellen. Solche Redewendungen sind reichlich und 
|„||,K vorhanden. Fur Deutschland geniigt es bereits, darauf hinzuweisen, 

,| ,|| un Neupert oder ein Lang keinen Professorentitel besitzt. Andernorts 
„ ,.1,1 gewohnlich die Behauptung aus, daB die Astronomie selbstver- 
„ imllicl, all diese Schwierigkeiten ihres Arbeitsgebietes schon angst cr- 

im d berucksichtigt habe und daB es den Wert des kopernikanischen 

NVdibildes geradezu eindeutig beweise, wenn trotzdem die gesamte ge- 

l, line Welt an ihm festhalte. , 

SchlieBlich wird uns der Wissenschaftler selbst kopfschuttelnd tadeln 

daB es wissenschaftlicher Brauch sei, auch der abseitigsten 

1 1 .curie cine Existenzberechtigung zuzugestehen, daB es unublich sei, 

, Fheorie in solchem AusmaBe und so scharf zu verdammen. 

Dazu bitten wir zu bedenken: 

I oleranz ist eine schone menschliche Eigenschaft. Wir bcgruBen sie 
,„ii Freuden, wo immer sie auftritt, und wurden uns besonders glucklic 
, hatzen, wenn sie auch uns zugute kame. Leider haben wir jedoch fest- 
tdlen mussen, daB sich unsere Akademiker in dieser Hinsicht zum Op « 

, mci frommen Selbsttauschung machen. Das, womit sie sich schmucken, 

, ,, koine schone menschliche Toleranz, sondern erne kollcgialc Rucksicht- 
n.ihme innerhalb eines geschlossenen Kreises von Standesgenossen. Die 
1,'cmde wissenschaftliche Theorie wird nicht geschont oder nur mit be- 
hutsamen Worten angegriffen, weil eine wissenschaftliche Toleranz dazu 
driingt, sondern weil der Akademiker gleicher Gradmerung hmter i . 
.icht. Das wird augenfallig, sobald eine wissenschaftliche Theone von 
unem AuBenseiter kommt. Dann ist namlich von jener sagenhaften Tole- 
i.mz nichts mehr festzustellen. Die Theorie des AuBenseiters wird durch 
i( „s nicht mit Achtung hingenommen und mit ruhiger Sachlichkeit an 
ih re Bestandhaftigkeit gepruft, sondern der AuBenseiter wird sehr schneU 
/um Scharlatan erklart und seine Darstellung verworfen, bevor man sie 
uberhaupt recht kennt. Das behaupten wir nicht blindlings sondern at, 

, b und bestimmter historischer (siehe etwa das Urteil tiber Daguerre, das 
wir zitierten) und gegenwartiger Erfahrungen. Die wissenschaftliche a 
lung dem AuBenseiter gegenuber ist sogar eine ausgesprochene Intole- 


179 



ranz, die sonst ubliche menschliche Verhaltungsvveisen annulliert tin.l 
weder vor grobsten Mitteln noch vor Existenzschadigungen zunii l» 
schreckt. 

Und wir bitten weiter zu bedenken: 

So angenehm eine kollegiale Riicksichtnahme innerhalb eines Fa< I, 
kreises sein mag, so darf doch nicht iibersehen werden, daB sie zu schwr 
ren Schadigungen fiihren kann, die das betreffende Sachgebiet und dm 
uber hinaus die Offentlichkeit treffen. Es ist zweifellos nett, wenn ein At /i 
nachsichtig uber die falsche Diagnose seines Kollegen hinweggeht, ub. i 
dem Kranken, der an ihr stirbt, ware die harte Korrektur und die ru< k 
sichtslose Feststellung der VVahrheit zweifellos lieber. In der Astronomii 
hat eben diese Bereitwilligkeit die AufTassung des Kollegen anzuerken 
nen, zu dem gegenwartigen sfbsurden Zustand gefiihrt - daB namlit h 
ganze Senen von Theorien vorliegen, die sich einander mehr oder wem 
ger widersprechen und daB zugleich niemals an eine ernsthafte Uberpru 
fung der Ausgangsstellung gedacht wird. Es ist ja klar: Wenn eine Theon. 
Spielraum fur die abseitigsten und gegensiitzlichsten Deutungen killl, 
dann entsteht kein AnlaB, die Theorie selbst anzugreifen. Wenn das k<> 
pernikanische Weltbild erlaubt, die Erde bald als Sonnenspritzercl.n , 
oder bald als Kern eines Explosionsherdes entstanden zu sehen, ihr eben 
so ein Alter von einigen hunderttausend wie von einigen Milliarden Jiili 
ren zuzuschreiben, die Sonne bald als Gasball, bald als Feuerkugel und 
liald als kuhles, bewohnbares Gestirn zu betrachten usw., dann sieht sieli 
der Astronom eben niemals genotigt, seine Fundamente zu uberpruferr 
Wir meinen > es w are wahrhaftig besser, weniger rucksichtsvoll zu sein 
und eine Aussage scharf und deutlich als unvereinbar mit den kopemika 
mschen Thesen zu kennzeichnen, wenn sie mit ihnen unvereinbar ist. 
Solche Rucksichtslosigkeit wtirde bald dazu fiihren, daB die Astronomic 
lhren Grundlagen erhohte Aufmerksamkeit zuwendet und damit erkennt, 
daB sie sich wohl in einem historischen Zirkel, nicht aber innerhalb dei 
modernen Wissenschaft bewegt. 

Aufierdem darf die Offentlichkeit, die sich in der Lage des Patienten 
befindet, wohl erwarten, daB nicht die Kollegialitat, sondern die Wahr 
heit zur Richtschnur der astronomischen Aussage wird. Sie tragt prak- 
tisch den Schaden. Es ist namlich auch fur die breite Masse der Lebenden 
durchaus nicht belanglos, welche Darstellung vom Universum die Astro- 
nomic gibt. Wenn iiberhaupt eine Wechselbeziehung zwischen Mensch 
und Kosmos existiert, dann ist es von allergroBter praktischer Bedeutung, 
wenn diese Beziehungen und zuvor der Kosmos richtig erfaBt und be- 
schrieben werden. Man kann beispielsweise keine Sonnenenergie in elekt- 
nsche Energie umwandeln, solange die Sonne angeblich nur Licht und 
Warme zur Erde sendet, und - eigentlich - keinen Radioapparat erfin- 


180 


ili .. iil.mge die elektromagnetischen Wellen gradlinig in den Raum sto- 
Iti ii Dabei spielen die technischen Moglichkeiten wahrscheinlich noch 
In I irscheidenste Rolle. Die Masse unscrer wissenschaftlichen Erkennt- 

weitgehend vom astronomischen Weltbild abhangig. Das besagt 

iIh i nichts anderes, als daB die Masse unserer heutigen wissenschaftli- 
. In u 1 .rkcnntnisse im Grundsatzlichen falsch sein mufi, weil sich diese 
I 1 1 1 unlnisse auf ein falsches Weltbild bezogen, und daB ein ncues, der 
I sehen Wirklichkeit entsprechcndes Weltbild zu andersartigen wis- 

i ii .1 liaftlichen Ergebnissen fiihren muB. Der Umsturz des astronomi- 
. lirii Weltbildes zeitigt zwangslaufig eine Revolution der Wissenschaften. 

Wenn wir heute die Pionierstcllungen der verschiedensten Wissen- 
•i li.ilicn abschreiten und aufmerksam herumhorchen, so ergibt sich in 
ji dei Wissenschaft das gleiche Bild: Die forschenden Geister sind sich der 

I ii/uliinglichkeit des Bishcrigen vollkommen bewuBt so stark bewufit, 
■ I ill sie das Uberkommene fiir untragbar erklaren und schon vom Grund- 

ii lichen her einfach fallen lassen mochten. Sie spiiren weiterhin ganz 
drill licit, daB auBerhalb ihrer iiberkommenen Blickrichtung und auficr- 

I I ill> des geschlossenen Kreises etwas Neues und ganz Andersartiges exis- 
iii 1 1 , etwas Hohcres und Totaleres, an dem alles Vorhandene zum histo- 
ii ' Ii liedingten Ausschnitt wird. Sie vermogen dieses Neue jedoch nicht 

a erfassen und verstromen deswegen ilire suchenden Kralte einstweilen 
in pliilosophischen Spekulationen oder Mystizismen aller Art. 

W ir meinen nun, daB wir die Wurzel des allgemcinen wissenschaftli- 
i hen Ubels in der Unrichtigkeit des astronomischen Weltbildes entdeckt 
li.iben und daB sich mit einem neuen, der Wirklichkeit entsprechenden 
Weltbild jene Ausgangsstellung fur die gesamte Wissenschaft schaffen 
l.iDt, nach der ihre Pioniere gegenwartig so eindrucksvoll suchen. Wir 
uni iiberzeugt, daB die Befrciung vom kopernikanischen Weltbild und 
i In Neufundierung auf ein richtigeres Weltbild eine neue Epoche der 
Wissenschaft und mit ihr eine neue Epoche unserer Kultur einleiten wird. 

Aus dieser Uberzeugung heraus sind wir bereit, den Vorwurf der wis- 
,i usehaftlichen Unhoflichkeit oder uberspitzter Kritik zu tragen und er- 
kliiren rund heraus: 

Das kopernikanische Weltbild ist falsch. 


181 



Die andere Moglichkeit 


\ 

D as Universum existiert als YVirklichkeit nur einmal. Seine Energirn 
und Stoffe, seine Gesetze und Wirkungen sind unabhangig vom 
Menschen vorhanden. Es gibt keine altromische oder neudeutsche, keinr 
buddhisdsche oder lutherische, keine kapitalistische oder sozialisdschr 
Spczialausgabe, sondern eben nur eine einzige Rcalitat. Man kann si< li 
natiirlich von ihr ganz verschiedene Bilder machen, je nachdem, wievicl 
man von der Wirklichkeit zu iibersehen geneigt ist oder welche Phanome 
ne und Wirkungen einem besonders interessant erscheinen. Dem Nicht 
wissenschaftler stehen die buntesten Moglichkeiten zur Verfugung. 

Die Astronomie besitzt nicht den Spielraum, den sich der religiose 
oder weltanschauliche Sekderer zugesteht. Sie ist als Wissenschaft gebun- 
den, die Wirklichkeit zu erfassen und alle auftretenden Erscheinungen zu 
erklaren. Ihr Weltbild soil den realen Befund beschreiben. Deshalb sind 
nicht beliebig viele astronomische Weltbilder moglich. Offenbar kann 
uberhaupt nur ein einziges Weltbild richtig sein, namlich eben jenes, 
das sich mit der vorhandenen Wirklichkeit deckt. 

Wir behaupteten nun, das kopernikanische Weltbild sei falsch, und 
die kosmische Wirklichkeit entspriiche nicht der Beschreibung, die von 
der heutigen Astronomie gegeben wird. Es liegt auf der Hand, zu fragen, 
wie denn das Universum sonst beschaffen sein soli, also die Frage nach 
dem richtigeren Weltbild zu stellen. 

Astronomische Weltbilder kann man nicht einfach erfinden. Am Uni- 
versum gibt es uberhaupt nichts zu erfinden, sondern allenfalls zu erfas- 
sen. Und urn solche Erfassung haben sich in diesen letzten vier Jahrhun- 
derten Tausende von geschultcn Astronomen bemiiht. Sollte man nicht 
meinen, daB neben dem kopernikanischen Weltbild kein besseres und 
richtigeres moglich sein konne? 

Andererseits konnen wir fiber die Ergebnisse unserer vorangegange- 
nen Untersuchung nicht hinweg. Das, was die Astronomie dieser Jahr- 


182 


I, ,lc bietet, ist im wissenschaftlichen Sinne zweifellos nicht das richti- 

.„ „|l, in der Wirklichkeit entsprechende Weltbild. 

' \ imuoinen sind keine Dummkopfe. Wenn das kopermkamsche 
W|,|,ild falsch ist, so muB ein wurzelhafter Fehler vorhegen ein grund- 
,„J 1( her Fehler, der soweit zurtick in der Ausgangsstellung liegt, daB er 
Ml( |„ mclir geahnt wird. Und nebenbei muB er so einfach sein daB er 

,,| wird, wie man etwa den Wald vor lauter Baumen nicht mehr 

|,l Die Suche nach diesem Grundfehler muB sich auf etwas ganz 
elites, ganz Einfaltiges beziehen, und die Entdeckung durien wir 
„„ |„ von verwickelten wissenschaftlichen Kombinationen erwarten, son- 
,1, ,„ von einer jener iiberraschenden Erkenntnisse, die uns ebenso pnmi- 
| t,v wie genial erscheinen. 

I s gilt, das astronomische Ei des Kolumbus zu tin en. 

Kcliren wir zu Kopernikus zurtick. 

Kopemikus behauptete, die Erde sei eine Kugel. Unausgesprochen 
11, c er sich dabei eine Vollkugel vor, auf deren Oberflache wir leben. 
Das ist die Startstellung des kopernikanischen Weltbildes Water zu- 
k geht es nicht. Kann nun hier der gesuchte Fehler l.egen. Erfolgte an 
dicscr S telle durch Kopernikus ein falscher Antntt? 

Stellen wir das Ei auf die Spitze. n , ,, 

Wie nun, wenn die Erde zwar eine Kugel ist, aber kerne Vollkugel. 
\Vic nim , wenn wir nicht auf der AuBenwand der Kugel stehen, sondern 

iilifder Innenwand? . , 

/weifellos ein sonderbarer Einfall. Aber er ist doch nicht ganz. so ab- 
,„ig, wie man zunachst meinen mochte. Da existieren namlich bemer- 
kenswerte Zusammenhange, denen sich nachzugehen lo ant 

Horen wir zunachst einmal Dr. Bohrmann, seinerzeit Dozent an der 
Slernwarte Heidelberg, den niemand verdachtigen kann, kein uberzeug- 
„ , Kopernikaner zu sein. Dr. Bohrmann ist jedoch offenbar uber dot 
beginnenden Auseinandersetzungen zum astronomischen Weltbild recht 
„,h hdenklich geworden und erwagt als erster Astronom seit Jahrhun 
ten in einem Aufsatz, den die »Umschau« 23/1937 brachtc: 



183 


„Am besten laBt sich die gewiinschte gedankliche Abbildung dc \u 
Benraumes einer Kugel ins Innere — so also, daB der scheinbarc All 
blick beide Male derselbe ist - durchfuhren mit Hilfe der rein mailii 
matischen Transformadon durch reziproke Radien. Jedem auBruii 
Punkt P wird nach bestimmtem Gesetz ein innerer Punkt P' zugeordm I, 
dcr umso naher dem Mittelpunkt liegt, je writer auBen P liegt. Dahii 
muB stets das Produkt MP ■ MP' konstant sein, und zwar gleich dem 
Quadrat des Kugelradius. Es laBt sich dann zeigen, daB jede Gerade in 
einen Kreis iibergeht, also PA in Kreis P'A (A geht als Punkt auf der Kn 
geloberflache in sich selbst iiber, ebenso jede Gerade durch den Kreismii 
telpunkt, wie etwa PM). Die Pfeile in jeder Figur sollen andeuten, daB 
man sich PA oder PB als Lichtstrahlen von P aus vorstellen kann, dir im 
Inncrn in die entsprechenden Kreik- iibergehen. Diese Abbildung ist In 
ner winkeltreu; d.h. schneiden sich zwei Gerade unter bestimmtem Win 
kel, so schneiden sich die zugeordneten Kreise unter dem gleichen Win 
kel. Das ist wichtig, weil nur dadurch Ubereinstimmung mit den tatsiieh 
lich beobachteten Richtungen der Lichtstrahlen zustande kommt. Man 
muB namlich hierbei noch beachten, daB dem Beobachter die Kriim 
mung des Lichtstrahls nicht zum BcwuBtsein kommt: er hat viclmehr den 
Eindruck, die Lichtquelle sei in der Richtung zu suchen, aus der ihn dei 
Lichtstrahl beim Eintritt in die Augenpupille trifft. Beim genauen Durch 
denken erkcnnt man, daB diese gedanklich ins Innere transformier 
te Welt von der Innenflache der Kugel aus denselben Anblick bie 
tet wie die wirkliche Welt von der AuBenflache.“ (Hervorhebung 
vom Verfasser.) 



184 


Veranschaulichung e,ga»ze„ wir durch cine Zeichuuug die u„ s 
|. r of Dr W. Muller, Miinchen, liebenswurdigemeise zur Ve 
.,! L Sie zeigl - ohne fur oder gegen erne Theone S.el ung 
!“ ni-hmen - auf Grand einer genauen Durchrechnung che Sp«ge ung 

iraiadon) eines Suahleubii.chel. an emem “ n 

die gesetzmaBigen Beziehungen, insbesonders den unter gleiche 

U mk eln erfolgenden Ubergang aus den Geraden auBerhalb der Kuge in 
,|l, « a krummten innerhalb der Kugel recht deuthch. 

! i'' ^Beobachter bei A auf der AuBenseite der Kugelflache steh. 

einen geraden Lichtstrahl von P her empfangt - oder ob er b 

Innenseite steht und einen gekriimmten Lichtstrahl von P 

. mnfuigt — er kann es nicht unterscheiden! 

Vr L beide Male den gleichen Anblick. (Da da. Auge nur da End- 
k eines Lichtstrahls aufnimmt und dieses in die gradlmige Verlange 
, „i, K verlegt, kann es die Krummung des Lichtstrahls nicht wahmehmen. 
Wn bitten dazu unser Kapitel vom Auge nachzulesen.) 

Wcnn' 'derBeobachter jetzt die Winkel miBt, so erhalt er nach auBen 

ic nach innen die gleichen Winkel. 
jeder von uns ist ein solcher Beobachter. Unsere Ful e stehen auf dc 
I ,, I, . unsere Augen fangen Lichtstrahlen, die aus dem Umversum kom- 
Wir konnen sehen und wir kbnnen die Winkel “ die die 
, „ htstrahlen mit der Erdoberflache bilden. Aber weder Anblick noch 
Winkel verraten uns, ob wir auf der AuBenflache oder auf der Innen 
i he einer Kugelwand stehen! 

Wc^M^T ™dWinkel in bcideu Fallen die gleichen sind, dann 

sich optisch und rechnensch eine vbllfge ^era— nng der 

\ erhaltnisse ergeben. Was immer wir sehen oder berechnen 
biiltnisse stimmen hier wie dort uberein. Wir konnen hier wie doit nut 
der gleichen Prazision beispielsweise einen Planetenstan voraus erec 
"re Situation ist die gleiche, als ob wir vor den 
wahnten Vexierspiegeln standen. Ob uns der Spiegel dick oder 
zeigt — die Verhaltnisse gehen in beiden gleichmaBig au 

Deshalb ist es unmoglich, mit optischen oder mathematischen Mi - 

tcln festzustellen, ob wir auf der AuBenschale oder auf 

einer Kugel leben, ob die Welt drauBen liegt und bis in erne Unendlich 

keit reicht, oder ob sie im meBbaren Bezirk der umschheBenden Erde 

ihre Grenzen findet. 

Machen wir uns das vollig klar: 


185 



Real existiert nur eine Welt. Sie erzeugt einen optischen Gesamteiii 
druck und bietet eine WinkelgroBe als Ausgangswert fur alle Berechnun 
gen. 

Weil nun optischer Eindruck und WinkelgroBe unter bestimmten Be 
dingungen fiir zwei Seiten einer Kugelschale gelten, kann dieses reale 
Universum entweder auBen oder innen liegen. 

Unterstellen wir, daB wir auf der AuBenflache der Kugcl stehen und 
mit gradlinigen Lichtstrahlen nach auBen blicken, so erhalten wir das 
kopernikanische Weltbild. 

Unterstellen wir, daB wir auf der Innenflache der Kugel stehen und 
gekriimmte Lichtstrahlen auffangen, so erhalten wir das Weltbild X, 
das zwar den gleichen Anblick und die gleichen rechnerischen Verhaltnis 
se wie das kopernikanische Weltbild bietet, aber sich im iibrigen auf ein 

in der Wirklichkeit weitgehet^d anderes Universum bezieht. 

Das ist der Angelpunkt der Welten! 

Und wenn wir gleich einen Schritt weitergehen, so ergibt sich: 

Das gesuchte Weltbild, das sich in Deckung mit der kosmischen 
Wirklichkeit befmdet und den tatsachlich vorhandenen Befund angibt, ist 

das Weltbild X! 

Die Zumutungen, die damit an uns gestellt werden, sind sicher sehr 
groB. Die Erde als Hohlkugel, gekriimmte Lichtstrahlen, Menschen im 
Innern der Erde lebend - das sind Vorstellungen im Gefolge dieses Well 
bildes X, die uns nicht eingehen wollen. Versuchen wir jedoch zunachst, 
uns noch nicht iiber sie aufzuregen. Wir miissen zuvor wenigstens unter- 
suchen, ob die Folgerung zwangsliiufig ist. 

Zunachst haben wir zu erwagen, ob die Astronomic 1 tatsachlich vor 
einem Entweder-Oder steht, ob sie also wirklich nur zwischen dem Welt- 
bild des Kopernikus und dem Weltbild X zu wahlen hat. Wir erinnern 
uns, daB es ja noch andere Weltbilder gibt. Die Auswahl ist zwar nichl 
groB, aber immerhin kennen wir ein ptolemaisches und ein tychonisches 
Weltbild, in unserer jungsten Vergangenheit vielleicht noch die Welteis- 
lehre und die Harmonische Astronomie Barthels. 

Das ptolemaische Weltbild ist das einzige astronomische Weltbild vor 
Kopernikus. Alles andere, was uns sonst aus den verschiedensten GroB- 
kulturen verflossenerjahrtausende zum Problem des Universums uberlie- 
fert wird, ist entweder nur in Bruchstiicken auf uns iiberkommen oder 
begnugt sich mit Allgemeinvorstellungen. Interessant ist jedoch, daB diese 
unbestimmten und unzulanglichen Uberlieferungen ausnahmslos dem 
Weltbild X entsprechen. Das gilt ebenso fiir biblische Vorstellungen wie 
etwa fiir die chinesische Vorstellung von der Welt als Ei. 


186 


Das ptolemaische Weltbild nun ist leicht als Weltbild ernes lokalen 
A,„ , hunts zu bestimmen. Es umfaBt das optische Stchtfeld - eine flache 
Sl hi ilie Erdoberflache und das scheinbare Himmelsgewolbe, das sich 
, diese stiilpt. Alle kosmischen Phanomene werden so hmgenommen, 

„ sic tatsachlich mit den Augen zu sehen sind. Die Erde uiht, der Him I 

ini I mit all seinen Planeten und Sternen bewegt sich von Ost nach West 
| Welt besteht nur aus dem sichtbaren irdischen Kleinstausschmtt. V 

dazu unsere fruhere Betrachtung zum Himmelsgewolbe nachzule- 
, „ und gleichzeitig zu ersehen, wie winzig dieser Ausschmtt ist. Seine 
Klcnheit wird verstandlich machen, daB ein solches Weltbild ebensogut 
ml der AuBen- wie auf der Innenflache einer Kugel entstehen kann. Hie 
u„- dort ist das Stiick Erdscheibe praktisch eben, hier wie dorr muB das 
nptische Himmelsgewolbe die gleichen Erscheinungen zeigen. Das ptole- 
ns, he Weltbild ist also keinesfalls eine dritte Moglichkeit, sondern eine 
inunitivere, kindlichere Lesart innerhalb der beiden grundsatzhehen 
Moglichkeiten. Wenn man das ptolemaische Weltbild gedanklich u . c, 

, b-lint und vor allem die flache Erdscheibe zur GroBtkugel werden la . 

,, crha.lt man das Weltbild des mathematischen Sektierers, wie es Ernst 
II uthel in seiner Harmonischen Astronomic aufstellt. So wie sich etwa 

mathematischen Spekulationen eines Einstein am kopernikamschen 
Weltbild uberschlagen, so ttberschlagen sich ahnliche Spekulationen bet 
II u thel am ptolemaisclien Weltbild. Die Weltscheibe wird an den mathe- 
matischen Spiegel herangeschoben und im luftleeren Spiegclraum kuns t- 
|„ I, verlangert. Irgendetwas grundsatzlich Neues spnngt dabe. nicht her- 
,us, sondern allenfalls jene mathematische Abseitigkeit, die fur die 

tltelschen Darstellungen leider charakteristisch ist. 

Die Welteislehre beansprucht selbst nicht, eine grundsatzlich neue 
I msung darzustellen. Sie ist eine Reform, aber keine Revolution Sie se zt 
das kopernikanische Weltbild in seinen wesenthchen Zugcn als rich ig 
v , mans und korrigiert nur bestimmte Auffassungen nach ihrem Bilde 

Das Tychonische Weltbild schlieBlich bewegt sich ebenfalls innerhalb 
der beiden Moglichkeiten. Es umfaBt nur den Ausschnitt, namlich das 
seinerzeit bekannte Planetensystem, und setzt im Gegensatz zum koperm 
k mischen Weltbild die Erde als ruhend an. Insofern entspncht es dem 
Weltbild X. Andererseits unterstellt es jedoch gradlimge Lichtausbreitung 
und verlegt das Universum nach auBen. Insofern entspncht es also dem 
kopemikanischen Bilde. Diese Vereinigung gegensatzheher und einander 
widersprechender Elemente war wohl die Hauptursache, warum es me 

uber Tycho Brahe hinausgedieh. . 

Tatsachlich cxistier, also keine dritte Moglichkett neben den betden 
genannten. Wir wissen ja mcht allauviel von der gesamten Kulturge- 
schichte der Menschheit, aber in dem, was wir wissen, ist auch nicht die 




187 


Andeutung eines astronomischen Weltbilds zu finden, das eine echte drit 
te Moglichkeit darstellen konnte. 

Nun — vielleicht beweist das nicht, dab es nicht irgendwann einmal 
eine solche geben konnte? Das zielt letzten Endes auf die Frage, ob ein 
bestimmtes Element des astronomischen Weltbildes unabdingbar ist - 
ob namlich die Erde Kugelgestalt besitzt, entweder so, daC die Erdober- 
flache die Aufienhaut einer Vollkugel ist oder so, daB sie die Innenwand 
einer Hohlkugel ist. 

Wenn die Erde in dem einen oder anderen Sinne als Kugel betrachtel 
werden mull, so liifit sich auch in Zukunft keine dritte Moglichkeit den- 
ken. Dann gibt es nur die Wahl zwischen zwei Moglichkeiten — zvvischen 
eben jenen zwei Moglichkeiten, die die Kugel bietet. 

Ernst Barthel wird uns zwar daraufhin sagen, daB er ja eben die dritte 
Moglichkeit an der Kugel gezeigt habe — namlich die Erde als GroBtku 
gel und als Totalebene zugleich - aber wir miissen ihm schon daraul 
antworten, daB wir seinen BeWeisfuhrungen nicht zu folgen vermogen. Es 
gibt heute bereits eine Reihe von recht handgreiflichen Beweisen dafur, 
daB das Universum auch real in Kugelgestalt existiert und daB er mit sei- 
nen mathematischen Uberdehnungen irrt. 

Die erste entscheidende Grundfrage ist also, ob die Erde tatsachlich 
entweder im Sinne einer Hohlkugel oder im Sinne einer Vollkugel Kugel- 
gestalt besitzt. Diese Frage kann vom heutigen Stand der Erkenntnis aus 
eindeutig mitja beantwortet werden. Wir wollen jetzt darauf nicht eingc- 
hen, sondern uns mit dem volkstiimlichen Hinweis begnugen, daB wir um 
die Erde herumreisen konnen — was bekanntlich ebensogut auf der Au- 
Benflache einer Vollkugel wie auf der Innenwand einer Hohlkugel mog- 
lich ist. 

Setzen wir aber die Kugelgestalt voraus, so gibt es eben nur diese bei- 
den Moglichkeiten — entweder Vollkugel mit auBenliegendem Univer- 
sum oder Hohlkugel mit innenliegendem Universum, entweder koperni- 
kanisches Weltbild oder Weltbild X. Das kopernikanische Weltbild haben 
wir hinreichend auf seine Bestandhaftigkeit untersucht und als falsch be- 
funden. Daraus ergibt sich zwangslaufig: 

Das richtige Weltbild muB das Weltbild X sein. 

Gegen dieses AusschlicBungsverfahren laBt sich zwar wenig setzen, 
aber wir wollen uns selbstverstandlich nicht mit ihm bescheiden. Es sollte 
uns nur dazu dienen, erst einmal im Uberblick die Situation zu klaren. 
Wir konnen es nunmehr getrost wieder vergessen. 

Wir haben die Wahl zwischen zwei Weltbildern. Mit optischen oder 
mathematischen Mitteln konnen wir nicht entscheiden, welches von bei- 
den das richtige ist. Es gibt jedoch einen sehr einfachen Weg, um den 
Streitfall zu klaren. 


188 


U „ miissen den Wolbungssinn der Erdoberflache — 

WdbUch die Erdoberflache k.nv.n » C ™W.”<UU 

,, der AuBenhaut einer Kugel und das top ^ ^ 

...all richtig sein, selbst wenn es uns nil ■ . h 

W® ^ die “"eS" eine Hob,- 

nrUXeindeuriggefalle- wa „ ungss ,„„ der Erdoberflache 

Bemerkenswert ist, daB man ^ und B andmaB, unab- 

v" klich messen kann, a so no F , ndnicken oder mathematischen 

| lim gig von irgendwelchen optischen Emdiucken 

Kuiiststucken. astrono mischen Forschung ware also 

l),e pnmarste Aufg. der Erdobe rflache zu messen. 

nveifellos, erst emmal den Wolbung ^ solche Mes- 

Tatsache, daB die kopernikamsche „ ie fahrlSs . 

tSSSKTSS- und an weleber Flirche sie rbre Winkel 

M ’ lcgte - . , w Uh ; ld x fu r richtig halten wollen, miissen wir also 

Wenn wir das Weltbil IX f ^ E ^ obcrflachc kon kav wolbt. Wir 

•>'<«' * llen Dmgen P rufen '. Messung nachweisen oder wenigs- 

miissen das durch cine emwan r lche konkave Wolbung zur 

u .„s andere Beweise erbnngen, die eine soic 

Wahrscheinlichkeit machen. , . , au f den Verlauf der 

Die zweite entscheidende Grun rage Bdde die Lichtstrah- 

1 ichtstrahlen. Wahrend nach c e m °P^ r vVeltbild X gekrummt sein. 

— * 

oder we.gs.ens - die 

Koriravwolbung ur beide nachxuweisen, so is. 

-r-r— ~ — — 

bleiben. 


189 


1st die Erdoberflache 
konkav gewolbt? 




W ir hatten bercits friiher ausfuhrlich gezeigt, dab fur die angebliche 
konvexe Wolbung der Erdoberflache kein Beweis vorliegt. Die 
•ingebotenen Beweise sind optischer Natur und damit ohne Beweiskraft 
oder kommen aus dem kopernikanischen System und beweisen damit erst 
m i lit iiichts. Der Horizont ist keine echtc Erdwolbung, sondern ein opti- 
.1 lies Phanomen. Die Erde ist deshalb, weil sie scheinbar vom Universum 
nmgeben wird, noch lange keine Vollkugel. Und die Erde ist auch keine 
Vollkugel, weil sie — angeblich — ein Planet ist, der durch den Raum 
llicgt und wie anderc Planeten um die Sonne kreist, denn diese Begrtin- 
dungen beruhen auf reinen Annahmen, die sich aus dem kopernikani- 
< hen Gesamtbild ergeben. 

Wir wollen nun untersuchen, was fur eine Konkavwolbung der Erd- 
oberflache spricht. 

Nach dem Vorangegangenen durfte es keinen Zweifel mehr daran 
geben, daB mit der Feststellung, ob sich die Erdoberflache konvex oder 
konkav wolbt, die eindeutige und totale Entscheidung iiber die Gultigkeit 
der Weltbilder gefallt wird. Es durfte ferner klar sein, dab diese Feststel- 
lung am klarsten und uberzeugendsten durch eine direkte Messung zum 
Wolbungssinn der Erdoberflache getroffen wird. Wir fragen uns deshalb 
vor allem, ob etwa solche Direktmessungen vorliegen. 

1 . Direktmessungen 

Die Vermessung dcr Erdoberflache ist nichts Ncues. Sie wird seit langer 
Zeit durch umfangreiche Stabe von Gelehrten und Landmessern im Rah- 
men der Landvermessungen (Herstcllung von Karten usw.) und Grad- 
inessungen durchgefuhrt. Der Umfang und die Genauigkeit solcher Mes- 
sungen miibten eigentlich zu Ergebnissen fiihren, aus denen sich bereits 
Schlusse liber die Erdgestalt ziehen lassen. Es ist namlich ein Unter- 

191 


190 





Erklarung der Zeichnung: 

A, B, C = Lotlinien, die bei konkaver Erdform nach oben zusammenlaufen, bei konvc- 
xer Erdform dagegen nach oben auseinanderstreben. Die von A nach B verlaufendr 
Hochebene ist „konkav“ kiirzer als konvex. Die in ungefahrer Meereshohe zwischen B 
und C verlaufende Tiefebene ist in beiden Systemen praktisch gleich lang und kann 
somit als Vergleichsobjekt bei den Messungen dienen. 

schied, ob man solche Vermessungen auf der AuBenhaut oder auf der 
Innenwand einer Kugel durchfuhrt. 

Betrachten wir nachstehende 1 Zeichnung., die wir Johannes Lang: 
»Exakte Messungen der Erdform« (Schirmer & Mahlau, Frankfurt a. 
Main) entnehmen. 

Die Landvermessungen miiBten also in den verschiedenen Erdformen 
zu verschiedenen Resultaten kommen. Anders gesagt: Wenn die Erdober- 
fliiche konkav gewolbt ist, aber irrtiimlich als konvex betrachtet und als 
solche vermessen wird, so muB das zu Ergebnissen fiihrcn, die falsch sind, 
bzw. sich nicht vereinigen lassen. Wenn also die kopernikanischen Ergeb- 
nisse der Landvermessungen befriedigen, so spricht das fur eine tatsach- 
lich vorhandenc Konvexwolbung. Zeigen sie Unstimmigkeiten, so diirfen 
wir vermuten, daB keine Konvexwolbung, sondern eine Konkavwolbung 
vorliegt. 

Horen wir dariiber der Einfachheit halber Johannes Lang in seiner 
eben genannten Broschiire: 


Anmerkung der Herausgeber: Die Zeichnung befindet sich aus satztechnischen 
Griinden oberhalb des Textes. 

192 


.,Als man sich seinerzeit auf ein international giiltiges LangenmaB 
i migte, beschloB man, die neue MaBeinhcit (Meter) auf die ErdgroBe 
i lbst zu griinden. Der zehnmillionste Teil eines Erdquadranten sollte 
grnau gleich einem Meter sein. Zu diesem Zweck maB man die Erde und 
I mi auf 40 000 Kilometer Erdumfang. Spatere Messungen konnten aber 
dieses Resultat nicht bestatigen, da jede Messung wieder andere Werte 
ei gab. SchlieBlich »einigten« sich die Gelehrten dahin, daB die Erde 
weder cine Kugel noch ein Spharoid sei, sondern eben ein »Geoid«, das 
gewissermaBen iiberall ein andere Kriimmung seiner Oberflache aufwei- 
■en wurde. Sie »einigten« sich dann auf Zahlenwerte, die iiberhaupt 
nicht gemessen wurden, sondern lediglich Zwischcnwerte — das Ergeb- 
n is der »Einigung« der Gelehrten — darstellten. So wird z. B. der Meridi- 
.nuimfang in »Schlomilchs logarithmischen und trigonometrischen Ta- 
I < ■ 1 1 1 « (Braunschweig 1922) mit 3423 Metern mehr als 40 000 Kilometer 
■ mgegeben. 

Woher riihrt nun der Unterschied der Messungsresultate? Woher das 
1 lurcheinander der vielen verschiedenen Gradmessungsergebnisse? An 
ill t MeBtechnik kann es nicht liegen. Denn diese ist so raffinicrt ausgebil- 
tlri. daB der mittlere Genauigkeitsfchler nach Angabe von Suckow (Die 
I .mdmessung, Leipzig 1919) schon friiher nur + Vi bis + V 2 Sekunde be- 
ll ug. Heute wird man wahrscheinlich noch genauer messen. 

Der wahre Grand liegt nicht in der mangelnden Genauigkeit der 
Messung selbst, sondern in der volligen AuBerachtlassung wissenschaftli- 
i her Grundsatze durch die Herren Professoren. Man hat eben nicht 

I lilechthin gemessen und die Ergebnisse angeschrieben, sondern hat 
Zalilen hinzugefiigt, die keinerlei reale Grundlagen besaBen. Die Her- 

II 1 1 Professoren haben in verschiedenen Hohen liber dem Meeresspiegel 
gemessen und die jeweiligen Rcsultate auf die Hohe des Meeresspiegels 
projiziert. Das muBten sie angeblich tun, »weil der Umfang der Erd- 
oberflache in einer Hohe von z. B. 1000 Metern liber dem Meeresspiegel 
crheblich groBer ist als in der Hohe des Meeresspicgels« (Suckow S. 70). 
Nun laufen aber die von den Geraden am Himmel projizierten Lotlinien 
m der Hohlwelt oben zusammen, im kopernikanischen System dagegen 
iinten. Lebcn wir in der Hohlwelt, so muB jede Projektion nach koperni- 
k.mischer Art ein falsches Resultat ergeben. Je nach der Anzahl der vor- 
'i nommenen Projektionen bei der Gradmessung und der verschiedenen 
I (ohe, aus der projiziert wurde, miissen deshalb die verschiedenen Resul- 
lale miteinander difierieren. Die Herren Professoren stehen dann vor 
dem Resultat ihrer Messungen und wissen nicht ein noch aus. In ihrent 
I iifehlbarkeitsdiinkel suchen sie den Fehler natfirlich nicht in ihrer 
Uci hnungsmethode, sondern suchen die Schuld bei unserer Mutter Erde, 
die nach ihren »Messungen« auch auf idealer Meereshohe nicht rund, 

193 


sondern schief und buckelig sein muBte. Beispielsweise schreibt Suckow 
(S. 7): »Es wurde auch spater nachgewicsen, daB die Meridiane nichi 
gleich lang sind.« Der »Nachweis« besteht natiirlich nur in den eigenen 
Messungen mit der falschen Projektion, womit der ZirkelschluB wieder 
einmal an die Stelle des Beweises gesetzt wird. 

Da wird nun die Erde mit aller erdenklichen Genauigkeit vermessen. 
Zwolfmal wird jeder Winkel festgestellt. Die Basis miBt man z. B. so ge- 
nau, daB der mittlere Fehler unter + 1 mm auf 1 km bleibt. Bei der preuBi- 
sc hen Landestriangulation ist die Lage der Eckpunkte auf den Zentimeter 
genau. Alle diese Genauigkeit ist vom wissenschaftlichen Standpunkt aus 
vertane Arbeit. Denn die Voraussetzungslosigkeit der Messungen blieb 
mcht gewahrt. Die Professoren brachten ihren Wunschtraum von der 
konvexen Erdform als Voraussetzung in die Rechnung hinein und nah- 
men lhr damit jeden wissenschaftlichen Wert. Sie haben zwar die Erde 
gemessen. Ihr MeBresultat besteht aber aus zwei Komponenten. Einmal 
aus dem wirklichen Ableseresultat, gewonnen mit dem MeBinstru 
ment und weiterhin aus der Annahme unten zusammenlaufender 
Lotlinien, gewonnen nicht auf Grund von Messungen, sondern aus 
einem phantastischen Glauben. Die Herren Professoren lehnen es ja ah, 
zu messen, ob die Lotlinien oben oder unten zusammenlaufen. Ich bin 
somit in der Lage, festzustellen, daB die Messungen der ErdgroBe seitens 
dei kopernikanischen Wissenschaft vollig unwissenschaftlich sind und 
deshalb der Beweiskraft entbehren. 

Die praktische Brauchbarkeit der Landestriangulationen hat damit 
aber nichts zu tun, weil 1. die Hohenunterschiede in Deutschland ver- 
haltnismaBig gering sind, 2. zu praktischen Zwecken die Projektion ja 
wieder zuriickverfolgt und 3. entstehende Fehler mittels der Ausgleichs- 
rechnung so verteilt werden, daB die einzelnen MeBstrecken sich anein- 
anderfugen. 

Die Fehler in der bisherigen Methode der Gradmessung zeigen uns 
aber erne Moghchkeit des Beweises der konkaven Erdform. Man braucht 
nur die Messungsresultate unverandert zu lassen und auf die Lotlinien- 
projektion zu verzichten. MiBt man dann einen Grad Erdoberflache etwa 
in der norddeutschen Tiefebene und einen weiteren auf der 5000 Meter 
nohen Hochebene Tibets, so muB in der Hohlwelt der Grad in der Tief- 
ebene und im kopernikanischen System der Grad in der Hochebene lan- 
ger sein. Im kopernikanischen System muB der Erdradius einer 5000 
Meter iiber dem Meeresspiegel liegenden Hochebene 5 Kilometer Linger 
und in der Hohlwelt 5 Kilometer kiirzer sein als der zum Meeresspiegel 
fuhrende Erdradius. Dies ergibt eine DifTerenz von 10 Kilometern, der 
erne Langendifferenz der Meridiangrade von rund 175 Metern ent- 
spricht. 


Nun behaupten ja die Herren Professoren der Geodasie selbst, die 
ludpunkte einer Triangulation auf den Zentimeter genau festlegen zu 
knnnen. Ich habe keine Ursache, diese bewunderungswiirdige techni- 
sche Leistung anzuzweifeln. Um so einfacher muBte es doch sein, eine 
DilFerenz von ganzen 175 Metern zu messen. Alle dazu notwendigen 
lustrumente und Einrichtungen sind bereits von friiheren Gradmessun- 
■i ii vorhanden. Man braucht nur mit der Arbeit zu beginnen. Man 
wird dies nicht tun, denn jeder Fachmann wird, nachdem er obige Aus- 
liihrungen gelesen hat, sofort erkennen, warum die bisherigen Gradmes- 
uiigen so unterschiedliche Resultate ergaben und sich dariiber klar sein, 
i l.iB diese DifFerenzen an sich schon ein Hinweis auf die konkave 
Erdform sind.“ (Letzte Hervorhebung vom Verfasser.) 

Soweit Johannes Lang. Er entwickelt librigens in der gleichen Bro- 
■ hii re verschiedene Verfahren, um den Wolbungssinn der Erdoberflache 
w issenschafdich einwandfrei zu messen. 

Neben den bezeichnenden Ergebnissen der Landvermessung steht 
nun eine Direktmessung, die sich unmittelbar die Aufgabe stellte, den 
Wolbungssinn der Erdoberflache zu ermitteln. Sie wurde also im vollen 
BewuBtsein des Problems und seiner wissenschaftlichen Tragweite durch- 
gefuhrt und stellt damit alles andere als ein zufalliges Ergebnis dar. Die 
primarste Aufgabe jeder Astronomie ist tatsachlich bereits vor einigen 
|.ihrzehnten gelost worden und damit die Entscheidung iiber die Welt- 
hilder bereits zu jener Zcit gefallen. 

Jene Direktmessung ist nahezu unbekannt geblieben und hat sich auf 
die wissenschaftlichen Entwicklungen, vor allem in der Astronomie, nicht 
iiisgewirkt. Das will freilich nicht viel bcsagen, vor allem nichts gegen 
den wissenschaftlichen Wert der Messung. Notfalls diirfen wir daran erin- 
nern, daB auch die Lchren des Kopernikus rund zweihundert Jahrc beno- 
ngt haben, bevor sie allgemein bekannt geworden waren. 

Professor U. G. Morrow flihrte jene Direktmessung durch. Seine Me- 
thoden und Ergebnisse sind in seinetn Buch »Cellular Cosmo- 
gony« (Guiding Star Pub. House, Estero, Lee Co, Florida/USA) publiziert 
worden. Er hat mit aller wiinschenswerten wissenschaftlichen Sorgfalt 
und Griindlichkeit unter pedantischer Ausschaltung aller Fehlerquellen 
mit wiederholten Versuchsreihen, Gegenproben, Protokollen sowie 
sehriftlichen Bestatigungen von Assistenten und Zeugen gearbeitet. Die 
McBstrecke besaB eine Lange von acht Kilometern. Das Verfahren be- 
stand darin, daB an der Kiiste Floridas iiber dem Meer eine waagrechte 
Linie verlegt wurde, die Morrow mit Hilfe eines sog. »Rectiliniators« 
\ erlegte. Er paBte praktisch genormte Rechtecke aneinander, und zwar 
mit Hilfe von geeichten Glaskeilen. Wir entnehmen seinem Buch nach- 


194 


195 



stehende 1 Zeichnung, die einen Uberblick iiber die gesamte Versuchsan- 
ordnung im Schema gibt. 

Morrows Ergebnis: 

Aui die Lange der MeBstrecke niiherte sich die Erdoberflache dcr 
MeBstrecke um funf Meter, obwohl sie sich kopernikanisch ura fii.,1 
Meter von ihr hiitte entfernen niiissen. 

Das besagt absolut eindeutig: 

Die Erdoberflache wolbt sich konkav aufwarts! 

Es ware nicht nur biUig^sondem auch dumm, die Ergebnisse Mor 
rows mit kieinen Zweifeln herabzumindern. Wer wissenschaftlich 
denkt, wird schon deshalb darauf verzichten, weil die tatsachlich gemes 
sene Differenz so groB ist, daB sie von der Vermutung etwa ubersehener 
kleiner Fehlerquellen nicht mehr getrollen werden kann. Man muBte 
Professor Morrow schon geradezu eine verbrecherische Irreftihrung dcr 
Offentlichkeit unterstellen, und gegen eine derartige Unterstcllung schiii 
zen ihn die Angaben seines Verfahrens. 

Oder nein - sie schiitzen ihn doch nicht. Ein rechter Kopernikaner 
hndet immer noch Moglichkeiten, mit einem kraftigen Bluff die Offent- 
hchkeit uber den Wert einer solchen Messung hinwegzuheben. Das Re 
zept ist uralt, aber stets gleich wirksam: Man nehme einige unuberpriifba- 
rc Behauptungen, einige gelehrte Fachausdrucke und moglichst einen 
akademischen Titel, lasse sich durch keine Bedenken hemmen, verdrehc 
etwas die Tatsachen und serviere der Offentlichkeit beispielsweise folgen- 
des (leider konnen wir keine Literaturangabe machen, da wir die entspre- 
chenden Mitteilungen nur durch einen privaten Brief erhielten): 

Ein G. Kull erklart die Ergebnisse Morrows auf folgende Weise: 

„ Wasser ist verglichen mit fester Erde »diakrollisch« (mit »Kroll« 
bezeichnet Kull die Schwerkraft bzw. den Schwereather. »Diakrollisch« 
wurde also bedeuten: durchlassig fur Schwerkraft, weniger der Schwer- 
kraft unterworfen); so erklart es sich, daB die Schwere-Kraftlinien in den 
Kustenstrichen sich zusammendrangen (iibernormale Schwere) und in 
den Kustenge wassern diinner stehen (unternormale Schwere); im freien 

' Anmerkung der Herausgeber: Die Zeichnung befmdet sich aus satztechnischen 
rrunden oberhalb des Textes. Die drucktechnische Qualitat der (offenbar aus Mor- 
rows Buch entnommenen) Zeichnung war schon in der Buchvorlage 1949 sehr 


Men ist die Schwere normal. Wo die Schwere iibernormal ist (im seich- 
'■ n Kiistengebiet), da zieht sich das Wasser zuriick; wo sie unternormal ist 
in den tieferen Kustengewassern), da drangt das Wasser hin, da gibt es 
\\ .isser-Anhohe«. Morrow hat an einer Stelle iibernormaler Schwere, 
mi Srichtwasser (defer Wasserstand) begonnen, seine »Horizontale« auf- 
/iibauen. In das Meer hinausfahrend, kam er mehr und mehr in das Ge- 
I lid unternormaler Schwere, wo »Wasseranhohe« besteht, und in die 
"W asseranhohe« stieB er mit seiner Horizontalen hinein. Ware er weiter 
mill weiter gefahren, so ware er schon bald aus dieser Wasseranhohe he- 
i .imgekommen, und seine Horizontale hatte sich dann von der Wasser- 
■ ibciflache so entfernt, wie das von Anfang an erwartet werden muBte. “ 

I )cr Leser stelle sich nun einmal die Wirkung auf ihn selbst und auf 
indcrc vor, wenn etwa im AnschluB an die Veroffentlichung dieses Bu- 
i lies solche Darstellungen — moglichst unter einem beeindruckenden 
akademischen Titel — veroffentlicht werden. Er ist dann einfach erschla- 
gen und zweifelt an den Ergebnissen Morrows, weil er einerseits die Prob- 
li me nicht vollig durchschaut und andernteils soviel Bluff nicht fur mog- 
li< li halt. Wenn wir aber unverbliimt unsere Meinung zu solchen Scher- 
ei i sagen wtirden, hieBe es sofort, wir seien unwissenschaftlich und de- 
magogisch. Der Kopernikaner kann sich den groBten Unfug und die er- 
liannlichste Niedcrtracht erlauben und wird dafiir noch als Wissenschaft- 
ler gepriesen, aber wehe uns, wenn wir auch nur in der leisen Andeutung 
etwas von dem sagen, was gesagt werden muBte. 

Begnugen wir uns also, zu der »Erklarung« Kulls festzustellen: 

Erstens verzeichnen wir mit Vergniigen, daB aus der Schwerkraft 
ein »Kroll« geworden ist. Zweitens stellen wir mil einiger LJbcrraschung 
lest, daB da plotzlich ein »Schwereather« existiert, obgleich bisher die 
Schwerkraft als Wirkung der Erdmasse gait. Drittens vermissen wir jegli- 
i lies Material fur die Behauptung, daB sich die Schwerekraftlinien wie 
• ingegeben zusammendrangen bzw. verdiinnen. Nach der Darstellung 
miiBten Gegenstande an der Kuste und in den Kustengewassern rnerkli- 
i lie Gewichtsdifferenzen aufweisen. Viertens miiBte — da die Messungen 
Morrows eine Differenz von 10 Metern zwischen Soil und Haben aufwei- 
•.<■11 - das Wasser in acht Kilometern Entfernung von der Kuste zehn 

Meter hoher stehen als an der Kuste. Das ist eine beachtliche Differenz, 
die unweigerlich zur Hochwasserkatastrophe fiihren miiBte, falls der 
»Kroll« einmal nicht ganz prazis der Kiistenlinie gehorcht. Selbstver- 
siiindlich miiBten alle FluBmiindungen, an denen ja die iibernormale 
S< hwere dann nicht auftreten kann, die zehn Meter hohe Flutwelle ein- 
slromen lassen, so daB dann in acht Kilometern Entfernung von der Ki is- 
le zwischen der »Wasseranhohe« ein Tal von immerhin zehn Metern 
I iefe sichtbar werden wurde. Fiinftens aber und vor alien Dingen: Mor- 


196 


197 


row hat seinen Rectiliniator nicht an der Kiiste angefangen und ihn win 
kelrecht zum Land auf das offene Meer hinaus gebaut, sondern ist selbsi 
verstandlich parallel zur Kiiste geblieben, also im gleichen »Kroll«, womii 
denn alle die »gescheiten« Folgerungen Kulls ins Wasser fallen. Und air. 
seinem Buch ist auch klar zu ersehen, daB er an der Kiiste geblieben ist. 
Vermutlich betrachtet es Kull als seine wissenschafdiche Freiheit, iibei 
diese Tatsache kaltbliitig hinwegzugehen. 

Wir bitten, die kleine Abschweifung zu entschuldigen. Es geht nieln 
um die Erklarung Kulls — so wichtig ist sie im Grunde nicht — , sondern 
darum, daB der Leser dieses Buches in der Folgezeit einem ganzen 'From 
melfeuer von »wissenschaftlichen« Erklarungen und »Widerlegungen« 
ausgesetzt sein wird, fur die dieser Fall Kull typisch sein diirfte. Wir kon 
ncn den Leser nicht dagegen schiitzen, aber wir bitten ihn, miBtrauiseli 
zu sein und sein Urteil wenigstens solange zuriickzustellen, bis er im cin 
zelnen Falle unsere StellungnaKtpe kennengelernt hat. 

Doch nun zuriick zu den Ergebnissen Morrows. 

Fiinf Meter Annaherung, wo fiinf Meter Abweichung auftreten soil 
ten! Das gibt zwischen Soli und Haben eine Differenz von zehn Metern! 
Die GroBe dieser Differenz eriibrigt jede Auseinandersetzung. Unsere 
Wissenschaft ist gewohnt, mit Zentimetern, Millimetern und Bruchteilen 
von Millimetern zu arbeiten. Und Professor U. G. Morrow ist Wissen 
schaftler. Es ware albern, ihn zu verdachtigen, er konne eine derartige 
Vermessung nicht ebenfalls auf den Zentimeter genau durchfiihren. Aber 
wessen man ihn auch immer verdachtigen moge diese zehn Meter 
Unterschicd zwischen Soil und Flaben lassen sich einfach nicht beseiti- 
gen. 

Erganzend bringen wir eine iiberschlagige Berechnung, die uns lie- 
bcnswurdigerweise Flerr Prof. Dr. W. Muller zur Verfiigung stellt: 

„Wenn man etwa die nebenstehende Anordnung zugrunde legt, also 
annimmt, daB das eine Ende des horizontalen Rectiliniators von der Lan- 
ge L die Wasseroberflache beriihrt und das andere Ende in vertikaler 
Richtung um die Strecke x defer liegt als die Oberflache, so wtirde sich 
bei einem Radius R der Erde die einfach abzuleitende Beziehung erge- 
ben: 

L 2 — x 2 = 2 x R 

Da x 2 gegen L 2 sehr klein ist, kann man mit groBer Annaherung setzen: 

L 2 = 2 x R; x = L 2 / 2 R 

Wenn man hier L = 8 km und fur R den Wert 6370 km einsetzt, so wtirde 
sich fur die Strecke x der Wert 

x = 32 00 % 370 = ca. 5,02 m 


198 


L 


ngeben, der tiberraschend mit dem bei Ihnen angegebenen gemessenen 
Wert 5 m iibereinstimmt. Wenn meine Annahmen also nchtig sind, so 
W a re das eine glanzende Bestiitigung Ihrer Grundthese, da etn Zufall 
/icinlieh ausgeschlossen erscheint. 1 

Die von uns geforderte Direktmessung zum Wolbungssinn der Erd- 
oberilache liegt also vor. Sie zeigt vollig klar und zweifelsfrei, daB sich die 

I .rdoberflache konkav aufwarts wolbt. 

Der Streit zwischen den Weltbildern ist damit praktisch bereits ent- 
diieden, soweit er nicht bereits durch den Nachweis der Unrichtigkcit 
des kopernikanischen Weltbildes entschieden war. 

Das Universum mull dem Weltbild X entsprechen. 

Immerhin — priifen wir weiteres Material zum Thema. 

2. Lotmessungen 

Km Lot hangt bekanntlich senkrecht zur Erdoberflache. Wenn die Erde 
cine kopernikanische Vollkugel ist, so miissen die Lotverlangerungen sich 
n.,ch unten zu einander immer mehr nahern und schlieBlich im Mittel- 
punkt der Erde zusammentreffen. Ist die Erde dagegen eine Hohlkugel, 
so miissen sich die Lotverlangerungen nach unten zu voneinander ent- 
fernen, wahrend sich die Verlangerungen nach oben zu einander anna- 
hern, um schlieBlich im Mittelpunkt der Hohlkugel zusammcnzutreffen. 

Wtirde man also durch einwandfreie Messungen feststellen, daB sich 
Lote nach unten zu einander nahern oder voneinander entfernen, so 
konnte man auch auf diese Weise den Streit zwischen den Weltbildern 
eindeutig entscheiden. 

In der Tamarack-Mine bei Calumet (USA) gibt es zwei Schachte von 
j( . 1300 Metern Tiefe. Sie werden auf der Sohle durch einen Stollen von 
m nd tausend Metern Lange miteinander verbunden. Ingemeure der Mi- 
ne stellten nun zufallig fest, daB Lote, die in die Schachte gehangt wur- 
dcn, sich nicht vorschriftsmiiBig einander naherten, sondern voneinan- 


199 



der entfernten. Das Phanomcn erschicn ihnen bemerkenswert genug, 
um sich damit zu beschaftig&n. Sie kamen jedoch nicht zu Rande und 
zogen schlieBlich Professor McNair vom »Michigan College of Mines« zu 
Rate. Professor McNair verb ill sich in das Problem und versuchte, ihm in 
jahrelanger Arbeit beizukommen. Er fuhrte alle moglichen Versuchsrei 
hen durch, variierte immer wieder seine Materialien und Methoden, 
rechnete selbst mit den abseitigsten Einflussen und Fehlerquellen und 
kam doch immer wieder zu dem gleichen verbliiffenden Ergebnis, dalJ 
sich die Lote eben bei zunehmender Tiefe voneinander entfernten. 

Professor McNair zog daraus keine Schliisse auf die Erdgestalt 
wohl einfach deshalb nicht, weil er als eingefleischter Kopernikaner fiber 
haupt nicht aul die Vermutung kam, es konne ein astronomischer Felder 
vorliegen. Er gab sich eines Tages geschlagen und liefl das Problem unge- 
lost. 

Fiir uns ist die Ursache des wachsenden Lotabstandes vollig klar. Die 
Erdc ist eben keine Vollkugel nach dem kopernikanischen Bilde, son 
dem eine Hohlkugel nach dem Weltbild X. Und die Untersuchungen 
Professor McNairs beweisen eindeutig, daB die kosmische Wirklichkeit 
diesern Weltbild X entspricht, daB sich also die Erdoberflache konkav 
aufwarts wolbt, die Erde eine Hohlkugel ist und daB sich das gesamle 
Universum innerhalb dieser Hohlkugel befmden mufl. 

3. Inklinationsnadeln 

Wir bringen nunmehr einen Beweis fur die konkave Erdgestalt, der viel- 
leicht dem Laien etwas schwer durchschaubar erscheint, dafiir jedoch 
dem wissenschaftlich, besonders dem physikalisch Geschulten, eindeutigc 
GewiBheit gibt. 


Nach ungeteilten Auffassungen der Physik werden Elementarmagne- 
i. n durch umlaufende elektrische Elementarstrome begriindet. Wir kon- 
i let i uns zur Veranschaulichung den Elementarmagneten im Bilde einer 
winzigen Kugel vorstellen, um deren Aquator ein Elektronenstrom kreist. 
Die Pole des Elementarmagneten ergeben sich aus der Ampere’schen 
Sehwimmerregel. 

Denkt man sich mit dem umlaufenden Elektronenstrom in gleicher 
Kichtung schwimmend und zwar so, daB das Gesicht dem Mittelpunkt 
i les Magneten zugewendet ist, so befindet sich der Nordpol des Magneten 
linker Hand, der Siidpol rechter Hand. 

Nun zunachst eine Einschaltung: 

Die Erde gilt kopernikanisch ebenfalls als Magnet. Sie besteht gewis- 
.crmaBen aus zahllosen winzigen Elementarmagneten, die alle in gleicher 
Kichtung von Elementarstromen umflossen werden. Selbstverstandlich 
wild auch die groBe magnetische Kugel Erde von einem solchen Elektro- 
nenstrom umflossen. Er laflt sich mit einfachsten Mitteln nachweisen, 
i k it falls an einem Eisenstab, den man unter dem Breitenwinkel in die 
Erde steckt. Dieser Elektronenstrom flieBt von Ost nach West um die 
I ,rde herum, also von Europa auf Amerika zu. (Er flieBt damit gegen die 
mgebliche Rotation der Erde. Wir kommen in anderem Zusammenhang 
i inch darauf zuriick) 

Schwimmt man in diesern Elektronenstrom von Europa nach Ameri- 
k.i mit dem Gesicht erdwarts in der Annahme, daB sich der Mittelpunkt 
in der kopernikanischen Vollerde befinde, so entsteht gemiiB der Schwim- 
incrregel Amperes ein auffallendes Paradoxon. Der magnetische Nord- 
I ) ( >1 muB sich dann namlich am geographischen Siidpol befmden, der 
magnetische Siidpol am geographischen Nordpol. 

Dieses Paradoxon wird von der kopernikanischen Astronomic — wohl 
odcr libel — bejaht. Sie verlegt den magnetischen Nordpol in sudpolare 
Itezirke, den magnetischen Siidpol in die Niihe des geographischen Nord- 
pols. 

Schwimmt man jedoch im gleichen Elektronenstrom von Europa 
nach Amerika mit dem Gesicht himmelwarts in der Annahme, daB sich 
der Mittelpunkt im Zentrum einer Hohlkugel Erde befinde, so entsteht 
flic einzig mdgliche physikalische Ordnung. Der magnetische Nordpol 
befindet sich dann im Norden, der magnetische Siidpol im Siiden. 

Die Vordersatze, namlich die physikalische Gesetzlichkeit wie die 
Kxistenz des Elektronenstroms, sind unbestritten und ausreichend geklart. 
Wenn kopernikanisch ein naturwidriges Paradoxon entsteht, wiihrend im 
Weltbild X die zu erwartende Beziehung auftritt, so ist das ein Beweis 
dafiir, daB die Wirklichkeit unseres Universums dem Weltbild X ent- 
spricht. 


200 


201 


Doch das mehr nebenbei. 

Eine Magnetnadel kann man sich als aus zahllosen Elementarmagne- 
ten bestehend denken, deren Elementarstrome gleichsinnig kreisen. 
Bringt man eine solche Nadel in einen groBen Elektronenstrom hinein, so 
werden die Elementarstrome dem starkeren Strom entsprechend gleich- 
gerichtet, kreisen in der gleichen Richtung und stellen entsprechend die 
Nadel nordsiidlich zum Hauptstrom ein. Da der Elektronenstrom der 
Erde von Ost nach West flieflt, kreisen auch die Elementarstrome in der 
KompaBnadel von Ost nach West und die Nadelspitzen zeigen demge- 
maB nach Nord und Slid. Und wenn man sie aus dieser Richtung bringt, 
so stellen sie sich unverziiglich wieder nordsiidlich ein. 

Die Magnetnadel muB also imrner streng nordsiidlich ausgerichtet 
sein! 

Das ist ein physikalisches Gesetz vom Rang eines Naturgesetzes. 
Eine besondere Art von Magnetnadeln bezeichnen wir als Inklinationsna- 
deln. Wahrend die'^gewohnliche KompaBnadel nur Spielraum nach 
rechts und links besitzt, kann sich die Inklinationsnadel nach oben und 
unten bewegen, also Neigungen anzeigen. Selbstverstandlich miissen 
auch Inklinationsnadeln stets streng nordsiidlich ausgerichtet sein. 

Kopernikanisch gesehen, spricht man nicht von einem Elektronen- 
strom, der aus bestimmten Griinden dem Kopernikaner nicht geheuer ist, 
sondern von der Wirkung des irdischen Magnetfeldes. Dr. Lauterjung 
vom Physikalischen Institut Koln erklarte sogar noch imjahre 1948 in 
seinem bereits fruiter erwahnten Gutachten, die Entstehung eines magne- 
tischen Feldes an einem unter dem Breitenwinkel stehenden Eisenstab sei 
nicht die Wirkung eines umlaufenden Elektronenstroms, sondern des 
Magnetfeldes der Erde. Er weiB natiirlich genau, daB zu einem Magneten 
ein umlaufender Elektronenstrom gehort, aber er scheut sich, diesen 
Elektronenstrom fiber die Erdoberflache hinwegkreisen zu sehen, weil er 
die vernichtenden Auswirkungen fur das kopernikanische System ahnt. 
Doch dariiber spater. 

Aus der gleichen Scheu heraus vermeidet es der Kopernikaner ini 
allgemeinen, von einer Gleichrichtung der Nadel zu sprechen. Er greift 
lieber auf die mystische »Anziehung« zuriick, verzichtet also auf die nahe- 
liegende Deckung mit den bekannten physikalischen Gesetzmafligkeiten, 
und behauptet, die Magnetnadel weise deshalb nach Norden, weil sie 
vom magnetischen Pol angezogen werde. Das gilt ihm natiirlich auch 
fur den idealen Fall der Inklinationsnadel. Er ist der Meinung, daB sie 
genau auf die magnetischen Pole zeige. 

Wandert man nun mit einer Inklinationsnadel um die Erde herum, so 
kann man beobachten, wie die Nadel die verschiedensten Winkel mit 
der Erdoberflache bildet. Das ergibt kopernikanisch folgendes Bild: 

202 



Zweierlei diirfte auflallen: I 

Erstens wird die Erde gewissermaBen zum Igel, von dem die Nadeln 
wir gestraubte Stacheln nach alien Seiten abstrahlen. Keine der Nadeln 
is) nordsiidlich ausgerichtet! Die Nadeln zeigen zwar mit dem einen 
I nde zum Nordpol oder mit dem anderen zum Siidpol, aber das freie 
I nde weist jeweils irgendwohin in den Raum hinaus. Das ist ein tota- 
|cr Widerspruch zum unabdingbaren physikalischen Gesetz. 

Zweitens wird die einzige Ausnahme auflallen. Die Nadeln am Aqua- 
i, ,, s ind namlich tatsachlich nordsiidlich ausgerichtet. Der Kopernikaner 
, ddart dazu, sie befanden sich im Gleichgewicht zwischen den Polen. 

( ;„l, aber wenn die Begrundung richtig ware, dann miiBte die Inkhnati- 
onsnadel eine Kleinigkeit nordlich vom Aquator doch wohl wieder zum 
Pol zeigen. Sie tut das aber keineswegs, sondern entspricht weder der 
einen noch der anderen Anforderung. Sie ist weder nordsiidlich ausge- 
i ichtet noch weist sie zum Pol! 

]etzt wollen wir ein interessantes Experiment durchfuhren. Wir iiber- 
iichmen die Winkel, die die Inklinationsnadel mit der Erdoberflache bil- 
det — diese Winkel werden tatsachlich gemessen und tragen sie 




203 


noch einmal an den gleichen Punkten an, diesmal aber nicht nach an 

innen> W " SCtZen alS ° * k ° nkaVe ^wolbung gc 
afl Weltbild X voraus. Das Ergebnis zeigt die nachstehende 1 Zeicl, 
nung. ^ 

Da ZU braucht man wohl nicht mehr viel zu sagen. Der Stacheligel is, 
verschwunden. Samtliche Nadeln stehen plbtzlich ansnahmslos streng 
nordsudlich ausgenchtet. Damit ist das Naturgesetz erfullt. 

Die kopernikanische Anordnung der Inklinationsnadeln ist zweifellos 
naturwidrig. Wenn stch derartige Unmoglichkeiten ergeben, so werden 
die Neigungswinkel der Inklinationsnadeln eben auf der falschen Sei.e 
der Kugelwand angetragen. Die Deckung mit dem unabdingbaren physi | 
ischen Gesetz wird erst erreicht, wenn die Neigungswinkel nut der 
konkaven Innenwand der Hohlkugel gebildet werden. 

Der SchluB ist zwingend und eindeutig: 

Die Erdoberflache ist konkav gewdlbt. Sie umschlieBt eine Hohlku j 
T S u amtC UnivCrSUm befinden m „B. Die kosmischr 

d“bUd”xe2,’ ^ »"*"■ - 

4. Hohenstrahlen 

ZU frrn Ung “ tnehmen Wir zunachst Satze aus Bavink: 
b. 190/93: „Unter Hohenstrahlung versteht man eine ... eigentiimli- 

ehe, aus dem Weltraum kommende durchdringende Strahlung . Es 

Rl ■ “I, ,’" H ° benstrahlun g e * nen Anteil, der erst durch eine 1 ,50 m dick,' 

stellb rr W iff* wird ' Dem wurde die fast unvor- 

stellbar gennge Welienlange von etwa ein billionstel Millimeter entspre- 

• h' h , „° C 1 ^ CS hCUte ZlemIich aus S <, rnacht, daB die Hohenstrahlung 
jedenfalls prunar wohl aus Korpuskeln besteht, die mit ganz enormen 
Energien aus dem Weltraum die Erde treffen. Das geht insbesondere aus 
demsog. BrettenefFekt der Strahlung hervor, d. h. aus der sichergestell- 

Bm t hV ’ dlC ImenSitat dCT Strahlen V ° n der geograpWschen 

erklan.f ’; lnSt r, aS T ^ ^ Ablenkun § ™ Magnetfeld der Erde zu 
erklaren ist. - Uber den Ursprung der Strahlung tappt die Wissenschaft 

zur Zeit ,mmer noch im Dunkeln. ... _ Die schnellsten in der Hdhen- 

strah ung nachwetsbaren Elektronen und Positronen besitzen so unge- 

30^000 k S W ft eite , n (CS fChlen dn Paar Zentimeter - den 
300 000 km pro Sekunde der Lichtgeschwindigkeit), daB sie praktisch 

sc ion ebensog ut wie die Lichtquanten unablenkbar durch magnetische 

' An^rJeung der Herausgeber: Die Zeichnung befindet sich aus satztechnischen 
Drunden auf der vongen Seite unten. c eii 


204 


I ■ l< 1 ,t sind. Nur mit den allerstarksten Elektromagneten hat man ihre 

II dinen in der Wilsonkammer ein wenig kriimmen und dadurch ihr e/m 
mi. sen konnen. Andererseits haben die in der gleichen Strahlung enthal- 
m urn (sei es nun schon aus dem Weltraum kommenden oder erst sekun- 
<l.u rrzeugten) Gamma-Strahlen so gewaltige Frequenzen, daB das Pro- 

■ I'll i In- bei ihnen der Energie eines Elektrons entspricht, das viele Milli- 
tirtlen Volt durchlaufen hat.“ 

Wir vermerken nur am Rande, daB diese Energie von vielen Milliar- 
li ii Volt, die sich praktisch als unablenkbar durch magnetische Felder 

• iui-ist, sich freundlicherweise vom Magnetfeld der Erde ablenken laBt — 
m i. 1 1 Meinung des Kopernikaners Ba\ ink. Wichtiger ist fur uns das, was 
II. n mk uns unterschlagt — offenbar, weil es ihm unwichtig erscheint — , 
'l.ill namlich die Hohenstrahlen unablassig auf der Erdoberflache ein- 
in lieu und daB sie alle annahernd winkelrecht auftreffen. 

I )ic neuesten Forschungen bestatigen vor allem den auBerordentli- 

■ In n Umfang der Strahlung (jeder Mensch wird taglich von rund hundert 
Mill ionen Teilchen der Strahlung getroffen bzw. durchschlagen) wie die 
■ii ligkeit in Intensitat und Zusammensetzung. Wesentliche Veranderun- 

konnten bisher nicht festgestellt werden. Der »Breiteneffekt« besagt 

mu. daB die Strahlung vom Pol bis etwa zu 50 Grad Breite konstant 
lilcibt, dann aber bis zum Aquator um zehn bis funfzchn Prozent ab- 
uimmt. 

Man hat in der kosmischen Strahlung eine Fiille von Teilchen — 
I .lektronen, Positronen, Photonen, Mesonen, Neutrettos und Neutri- 
n. . entdeckt. Es gilt heute als sicher, daB alle diese Teilchen nichts als 
/( Halls-, bzw. Zertriimmerungsprodukte sind, hinter denen eine kos- 
mische Primarstrahlung steht, und zwar vermutlich Protonen. 

Nach wie vor ist die Herkunft dieser kosmischen Strahlung noch vol- 
liu ungeklart. Vor allem ist es unmbglich, eine brauchbare Deutung fur 
Hu Konstanz und das gleichmaBige Auftreffen der Strahlung zu fmden. 
I in das Phanomen zu erklaren, miiBte man geradezu annehmen, daB die 
fide in einiger Entfernung gleichmaBig von einer strahlenden Ku- 
nelschale umgeben wird, von der die Hohenstrahlen kommen. 

Die Losung ergibt sich, wenn wir das Bild umwerfen: 

Im Weltbild X haben wir cine Kugelschale mit der Erdoberflache. 
Srizen wir jetzt in das Zentrum des Universums nach dem Weltbild X 
rine strahlende Kugel — nebenbei bemerkt wird die Setzung aus vielen 

• mderen Griinden erzwungen - so ergibt sich eine einfache Losung. 

Die Hohenstrahlen werden von der Mittelkugel aus nach alien Seiten 
I’cstrahlt und konnen iiberall auf der Erdoberflache der Beobachtung 
rntsprechend auftreffen. Insbesondere ist es nicht erforderlich, ein zusatz- 


205 



liches kosmisches Gebilde zu erfmden, das nicht im Weltbild bereits cut- 
halten ist. 

Die HohenstrahleiTsind eine Tatsache. Im kopernikanischen Weltbild 
konnen sie nicht erklart werden, wahrend ihre Begriindung vom Weltbild 
X aus keine Schwierigkeiten bereitet. Das spricht durchaus fiir eine Kon 
kavwolbung der Erdoberflache und fur das Weltbild X. 

5. Infrarotaufnahmen 

Wir stchen zu der Meinung, dab optische Beweisrnittel im Streit del 
Weltbilder nicht zulassig sind und weder fur noch gegen ein Weltbild 
eingesetzt werden diirfen, weil sie weitgehend tauschen. Wenn wir trol/ 
dem die Infrarotaufnahmen zugunsten des Weltbilds X heranziehcn, so 
geschieht das, weil sie ein Phanomen zeigen, das auch bcim bcsten Willcn 
nicht optisch abgeleitet werden kann. 

Wir verfiigen iiber Infrarotaufnahmen von erheblicher Reichweite. 
Wenn nun eine solche Aulnahme rechnerisch nach dem kopernikani- 
schen Bilde rund 250 Kilometer Land zeigen diirfte, tatsachlich aber 500 
Kilometer Land zeigt, also bereits einige hundert Kilometer Land, die 
hinter der kopernikanischen Konvexkriimmung der Erdoberflache 
liegen miibten, so lafit sich das auf keine andere Weise erklaren als da 
durch, dab diese Landstrecken eben nicht durch eine konvexe Erdwol 
bung abgedeckt werden. Die einzige Moglichkeit zur Lrklarung liegt da 
rin, die Erdoberflache als konkav gewolbt zu betrachten. Jene Landge 
biete liegen also real im Sichtbereich. Ihre photographische Erfassung ist 
allein ein Problem der Qualitat von Aufnahmeapparatur und Aufnahmc 
material. Im idealen Falle wiirde es also durchaus moglich sein, durch 
den Raum der Hohlkugel hindurch von einem Kontinent zum anderen 
zu photographieren. 


Der ideale Fall ist nicht gegeben. Die praktischen Leistungen der In- 
Irarotaufnahmen sind jedoch bereits bcdeutend genug, um bildhaft zu 
zeigen, dab die Erdoberflache nicht konvex gekriimmt ist, sondern kon- 
kav, und damit, dab die kosmische Wirklichkeit nicht dem kopernikani- 
•' hen Bilde, sondern dem Weltbild X entspricht. 

6. Richtstrahler 

Bei Richtstrahl-Sendungen werden von einem Sender gerichtete Funk- 
wellen nach einem entfernten Gebiet geschickt, beispielsweise von Berlin 
nach Kapstadt. Diese Funkwellen werden in einem bestimmten Winkel 
\<m der Erdoberflache schrag nach oben abgestrahlt. Daraus ergeben 
•aril je nach dem astronomischen Weltbild, das man zugrunde legt, zwei 
vc i schiedene Moglichkeiten: 

Um im kopernikanischen Bilde das Eintreffen der Funkwellen am Ziel 
vrrstandlich zu machen, mub man die Hypothese einer Heaviside- 
Schicht zu Hilfe nehmcn — und selbst dann bleibt die Erklarung unzu- 
l.mglich. Wir haben schon friiher gezeigt, wie unhaltbar die ganze Hypo- 
(liese ist und bitten, den betreffenden Abschnitt noch einmal nachzulesen. 

Im Falle des Weltbildes X benotigen wir keine zusatzliche Hypothese 
odrr irgendwelche fragwiirdigcn Konstruktionen. Die Funkwellen gehen 
(|iier durch den Innenraum der Hohlkugel hindurch zum Ziel. 

(Die Verbindungslinien wurden zur Vereinfachung gradlinig gezeich- 
nct, als wurden sich die Funkwellen vollig gradlinig ausbreiten. Tatsach- 
lii h diirfte das nicht der Fall sein. Es ist jedoch nicht erforderlich, dab wir 
uusjetzt damit belasten.) 

Richtsendungen sind heute eine technische Selbstverstandlichkeit. Die 
mil hterne Tatsache, dab die Funkwellen am Bestimmungsort aufgenom- 
mcn werden konnen, spricht entschieden fur eine konkave Wolbung der 
I i doberflache. 



206 


207 


7. Rundfunk 

Wir zeigten bereits in einem anderen Zusammenhang, daB die bekann 
ten Phiinomene des Rundfunks vom kopernikanischen Weltbild au.s 
unverstandlich bleiben bzw. im Widerspruch mit ihm stehen. Im Gc 
gensatz dazu fiigen sie sich ohne weiteres in das Weltbild X ein, ja, wer 
den von ihm aus erst verstandlich. Die Ausbreitung der Funkwellen 
erfolgt im Innenraum der Hohlkugel, ohne daB es einer zusatzlichcn 
Beeinflussung durch die Erdkriimmung oder durch eine Heaviside 
Schicht bedarf. 

Hier sei eine grundsatzliche Bemerkung erlaubt: Wir arbeiten heutc 
mit Mitteln wie Funkwellen, Radarwellen oder Infrarotstrahlen, die 
noch vor wenigen Jahrzehnten unbekannt waren. Unsere Wissenschali 
ist noch in hochstem MaBe auf die iiberlieferten optischen Mittel mid 
die an sie gekniipften mathematischen Spekulationen gebunden. Sie 
neigt einstweilen noch zu eiTler Unterbewertung dieser modernen Mittel 
Wir haben nun im Laufe unserer Untersuchung nachweisen miissen, wie 
fragwiirdig jene iiberkommenen Mittel und Methoden der Wissenschali 
sind und uns folgerichtig entschlieBen miissen, sie wegen ihrer geringen 
Beweiskraft nicht in Anspruch zu nehmen (mit Ausnahme jener Grenz 
uberschreitung bei den Infrarotaufnahmen, die aber eben nicht melu 
optischen Ursprungs ist). Unsere bisherigen und zukiinftigen Beweise I'm 
die Richtigkeit des Weltbilds X sind also weder optisch noch mathema 
tisch. 

Wenn wir nun beispielsweise Funkwellen eine gewisse Beweiskrali 
unterstellen, so bleibt zu fragen, ob wir damit nicht zu kiihn sind. Es licgt 
natiirlich nahe, sich solche Wellenztige gewissermaBen zu riesigen Stahl 
nadeln zu materialisieren, die — gradlinig oder gekriimmt — durch den 
Innenraum der Hohlkugel hindurchstoBen, doch wir wissen nicht mil 
Sicherheit, ob sich eine solche Veranschaulichung wissenschaftlich ree l 1 1 
fertigen laBt. Andererseits sind jedoch die Phanomene so grab und so 
drastisch, daB wir vermutlich die ferneren Qualitaten unberiicksichtigi 
lassen diirfen. Die Aussendung von Funkwellen und der Empfang in den 
zahllosen Apparaten in alien Teilen der Welt ist technischer Alltag. Was 
immer auch wissenschaftlich noch ungekliirt oder unbewiesen sciu 
mag — hier sind greifbar Start und Ziel, die miteinander verbunden 
werden miissen. Und diese Verbindung ist im kopernikanischen Bilde 
nur moglich, wenn fadenscheinige Zusatzhypothesen in Anspruch und 
nebenbei verschiedene sonst giiltige physikalische GesetzmaBigkeiten 
umgeworfen werden, wahrend sie sich nach dem Weltbild X ganz natiir 
lich und vollig befriedigend ergibt. Darauf scheint es uns aber anzukom 
men. 


Die bekannten Rundfunkphanomene entsprechen nur dem Weltbild 
\ und werden nur verstandlich, wenn man die Erdoberflache als konkav 
I’ewolbt betrachtet. Sie sprechen also Fur eine Konkavwolbung der 
Erdoberflache. 


8. Erdschein auf Mond 

/,nm AbschluB noch einen astronomischen Beweis, den wir als Beispiel 
Im andere Beweismoglichkeiten dieser Art anfuhren wollen (z. B. sind die 
i m/.eiten, deren kopernikanische Widerspriiche wir bereits aufwiesen, nur 
von der Voraussetzung einer Konkavwolbung der Erdoberflache ver- 
liindlich.) 

Bei Viertelsmond sieht man neben der Mondsichel gelegentlich den 
i-.mzen Mond. Die gesamte Mondflache leuchtet in schwachem Licht. 

I >ic Astronomie spricht vom »Erdschein« und erklart, daB der Mond 
i lurch das von der Erde zuriickgeworfene Sonnenlicht erhellt werde. Sie 
hrobachtet an diesem Erdschein sogar die blauen Tonungen von Meeren 
und die griinen von Waldern! 

Der Erdschein auf dem Mond ist zweifellos eine Tatsache. 

Aber — er ware vollig unmoglich, wenn das Universum dem koperni- 
I mischen Bilde entsprache, vor allem, wenn der Mond wirklich 384 000 
kilometer entfernt stande und die Erdoberflache konvex gewolbt ware. 

I i wiirde alien physikalischen Erfahrungen widersprechen. 

Auf der Erdoberflache treffen im Aquatorgebiet nach kopernikani- 
i her Angabe 135 000 Kerzenstarken Sonnenlicht auf. Streng genommen 
■ill diese Angabe noch fur den Bereich auBerhalb der Lufthiille, aber 
unterstellen wir getrost, daB diese 135 000 Kerzen wirklich die Erdober- 
II. k he erreichen. Der Hauptanteil dieses Lichts wild von der Erdoberfla- 
i lie verschluckt, denn die Erde ist nun einmal alles andere als ein Spiegel. 
Nur ein sehr geringer Prozentsatz (0,6%) wird reflekticrt. Zuriickgeworfen 
werden also von jenen 135 000 Kerzenstarken nur rund 1000 Kerzenstar- 
ken. 

Die Erdoberflache ist nach kopernikanischer Auffassung konvex ge- 
ublbt. Ein konvexer Spiegel verstreut das Licht, sodaB sich ein Energie- 
verlust ergibt, der im Quadrat der Entfernung wachst. Nehmen wir jetzt 
luoBziigig an, daB der Verlust nur 1 Kerzenstarke pro hundert Kilometer 
Entfernung betragt — in Wirklichkeit ist der Energieverlust natiirlich 
i.msendfach hoher — so ergibt sich bis zum Mond ein Energieverlust von 
3840 mal 3840 = 14 745 600 Kerzenstarken. Tatsachlich zur Verfugung 
siclien aber im giinstigen Falle unter AuBerachtlassung aller sonstigen 
mindernden Einfliisse nur 1000 Kerzenstarken. 


208 


209 


Das von der Erdoberflache reflektierte Sonnenlicht konnte also nir 
mals den Mond erreichen. 

Nun ist der Mond wiederum alles andere als ein idealer Spiegel. Nacli 
eigenen Angaben der Astro nomie reflektiert der Mond nur den 4661 Mill 
Teil des Sonnenlichts, das auf ihn auftrifTt. Aullerdem ist er eine Kugcl, 
die riickstrahlend das Licht verstreut, sodaB seine Energie ebenfalls ini 
Quadrat der Entfernung abnimmt. Beides trifft natiirlich auch das angeb 
lich von der Erde aus eintreffende Licht. Gesetzt den Fall, auf dem Mond 
wiirde wirklich ein Schimmerchen von Erdschein eintreffen, so wiirdi 
davon nur ein geringster Bruchtcil reflektiert und dann im Quadrat d< i 
Entfernung vermindert werden, und zwar abermals iiber eine Entfernung 
von 384 000 Kilometern hinweg. 

Wenn also wirklich eine Spur von Erdschein auf den Mond kame, so 
konnte er doch niemals zur Erde zuriickgelangen. Die kopemikanisdie 
Erklarung ist also unhaltbar. Andererseits bleibt der Erdschein auf deni 
Mond Tatsache. Es laBt sich nicht leugnen, dafl wir diesen schwacheii 
Schimmer wirklich sehen, und es spricht so gut wie alles dafur, dall es 
sich tatsachlich um Licht handelt, das zunachst von der Erde zum Mond 
geworfen wird. 

Die Tatsache besagt zweierlei: 

Erstens kann der Mond unmoglich 384 000 Kilometer von dcr En I 
oberflache entfernt stehen. Sein Abstand muB sogar recht gering sein und 
den Abstanden entsprechen, die sich aus dem YVeltbild X ergeben. Naeli 
diesem befindet sich ja das gesamte Universum innerhalb der Hohlkugcl, 
die von der Erdoberflache gebildet wird, sodaB wir fur den Abstand des 
Mondes nur einige tausend Kilometer einsetzen diirfen. 



210 


/.weitens muB die Erdoberflache konkav gewolbt sein. Sie wirkt dann 
ii.imlirh wie ein riesiger Hohlspiegel, der das Licht nicht verstreut, son- 
'll in sammelt und dicht gebiindelt auf den Mond wirft. Wir beobachten 
,l„ gleiche Wirkung an jedem Schcinwerfer oder sonsdgem Reflektor. 

Nur unter diesen beiden Voraussetzungen liiBt sich der Erdschein auf 
! Icni Mond physikalisch verstehen und vertreten. Dieser Erdschein ist 
.1, halb ein Beweis daftir, daB die Erdoberflache konkav gewolbt ist und 
,IhB das Universum nicht im Bilde des Kopernikus, sondern nach dem 
\\ eltbild X existiert. 

* 


211 


Ruht die Erde? 


1 . Physik kontra Astronomie 

D ie kopernikanische-Astronomie behauptet, die Erde drehe sich him 
ihre Achse und kreise gleichzeitig um die Sonne. Wir wiesen berrn 
wiederholt daraui' bin, dab diese Ausgangsbehauptung niemals diicki 
iibcrpruft oder bewiesen wurde, wenigstens nicht von der Astronomic 
Dagegen haben verschiedene Physiker versucht, die Bewegung der Erde 
unmittelbar mit physikalischen Mitteln nachzuweisen. 

Alle Versuche dieser Art sind griindlich gescheitert. Ihre Er 
gebnisse waren ausnahmslos negativ, zeigten also, daB sich die 
Erde nicht bewegt. 

Doch horen wir um der Glaubhaftigkeit willen lieber den schon oil 
zitierten Bavink, den niemand verdachtigen wird, fur ein YVeltbild X cin 
zutreten. Er schreibt auf Seite 102 zum Michelsonschen Versuch: 

„Der Versuch wird praktisch so ausgefuhrt, daB man einen Lichtstralil 
in zwei Teile spaltet, die gleichzeitig zwei zueinander senkrechte, genati 
gleiche Wege hin und zuruck zu durchlaufen haben und diese beiden 
Strahlen nach der Riickkehr zur Interferenz bringt. Stellt man den gan- 
zen Apparat zunachst so, daB die eine dieser beiden Richtungen in die 
Erdbewegung fallt, und dreht ihn dann um 90 Grad, so muB das Interfc 
renzbild sich verschieben. Der Versuch ist zuerst von den amerikanischcn 
Forschern Michelson und Morley (1887) mit einer so feinen Anordnung 
angestellt worden, daB dieselbe noch einen zehnmal geringeren Effekt als 
den aus der Erdgeschwindigkeit theoretisch berechneten hatte angeben 
miissen, das Resultat war aber vollig negativ. — Vielfache Wiederho 
lung des Experiments mit den raffiniertesten Mitteln modernster Priazisi 
onstechnik hat stets das gleiche negative Ergebnis gehabt.“ 

Das heiBt: 

Es war keine Spur von Erdbewegung festzustellen. 


212 


I loch horen wir Bavink gleich weiter zum Fizeau’schen Versuch. 

I 'izeau untersuchte die Geschwindigkcit des Lichts in einer selbst be- 
, glen Fliissigkeit. Entgegen seiner Erwartung land er weder, dafi die 
I 1 .! urgungsgeschwindigkeit der Fliissigkeit sich einfach zu der des Lichts 
bn gleicher Richtung) addierte, noch daB sie auf die Lichtfortpflanzung 
,■ n keinen EinfluB hatte. ... Wenn wir also das Fizeausche Ergebnis auf 
On Atmosphare der Erde anwenden, so ergibt sich, daB die Bewegung 
,1, i I .uf t durch den Ather des Weltraums diesen nicht in nennenswertem 
i o.idc mitnehmen kann oder, was dasselbe ist, daB wir bei dem Michel- 
on Versuch von einer Mitfuhrung des Athers absehen konnen. Dann 
ill h i miiBte er eben ein positives Resultat ergeben.“ 

Was der Michelson-Versuch eben nicht tut! 

Und gleich weiter zu Lorentz: 

In dieser Verlegenheit schien eine geniale Idee des hollandischen 
Hiysikers H. A. Lorentz zunachst einen rettenden Ausweg zu bieten. Lo- 
zeigte, daB man den negativen Ausfall nicht nur des Michelson- 
\ . rsuchs, sondern zugleich auch aller anderen diesbezuglichen clektro- 
m.ignetischen wie optischen Versuche mit einem Schlage erkliiren kann, 
wenn man die Annahme macht, daB die Bewegung der Materie gegen 
, |, ii »Ather« alle in der Bewegungsrichtung liegenden Langen im Ver- 
hhltnis Wurzel aus 1 -B 2 verkiirze ... Wenn diese Versuche also iiberhaupt 
clwas beweisen, so beweisen sie hochstens dies, daB die fragliche Lorentz- 
kontraktion der Erde nicht existiert.“ 

Protz aller recht ernsthaften Versuche konnte also bisher keine Erd- 
bewegung nachgewiesen werden. Es ist bezeichnend fur die auBeror- 
dcntlich starke kopernikanische Bindung unserer Wissenschaften wie fur 
,|„ kritiklose Gliiubigkeit, mit der die kopernikanischen Ausgangsthesen 
I priori gesetzt werden, daB jene und andere Wissenschaftler aus diesen 
I rgebnissen nicht die naheliegende Folgerung zogen, daB vielleicht auch 
i< .il keine Erdbewegung existiere. Das kopernikanische Dogma hielt sie 
i.irk genug im Bann, um einen derartigen revolutionaren SchluB zu ver- 
meiden. Man zog es lieber vor, das Problem ofTen zu lassen — oder be- 
,( hied sich damit, in der Relativitatstheorie eine mogliche Losung des 
Widerspruchs zu entdecken. 

2. Rotation gegen Elektronenstrom 

Wir erinnern an den Elektronenstrom, der von Ost nach West fiber die 
Erdoberflache kreist und seine kopernikanische Begriindung in der An- 
il. dime findet, die Erde sei ein Magnet. 

Der Elektronenstrom kreist von Ost nach West. Die Erde selbst aber 
soil von West nach Ost rotieren! Das ist eine physikalische Unmoglich- 


213 


N 



keit! Die Rotation eines Magneten einschlieBlich aller seiner Elemental 
magneten gegen seinen eigenen Elektronenstrom ist ein VViderspruch in 
sich, ein Unding schlechthin. Und selbst wenn sie zauberhafterweise ein 
mal existieren so llte, so wiirde der Elektronenstrom die entgegengesetztc 
Rotation wirksam und sehr schnell abbremsen. 

Der von Ost nach West kreisende Elektronenstrom ist eine Tatsache. 

Die Folgerung ist zwangslaufig: 

Die Erde rotiert nicht! 

3. Der KreiselkompaB 

Ein KreiselkompaB zeigt schon geringe Veranderungen der Schiffsbewe- 
gung an. Das soil ihm nach kopernikanischcr Deutung moglich sein, weil 
er kraft einer durch die Kreiselwirkung verursachten Tragheit dazu neige, 
seine Stellung im Raum beizubehalten. Dabei soli die Richtwirkung da- 
durch verursacht werden, daB sich die Horizontalebene des Beobach- 
tungsortes um ihre Nordsiidlinie im Weltenraum drehe. 

Zunachst lafit sich leicht nachweisen, daB kopernikanisch von einer 
einfachen Drehung um die Nordsiidlinie nicht die Rede sein kann, son- 
dern daB eine verwickelte Schraubenlinie beschrieben wird. Dariiber hin- 
aus ist es unmoglich, zu glauben, daB der KreiselkompaB die geringen 
Veranderungen der Schiffsbewegung anzeigen soli, nicht aber die zehn- 
tausendfach groBeren, wechselnden Geschwindigkeiten der Revolution 
und des Sonnenflugs, zumal er sich taglich einmal mit und einmal gegen 
den Erdflug bewegt. 

Tatsache ist, daB der KreiselkompaB nur die Schiffsbewegung an- 
zeigt. Sachlich liegt nicht eine Spur von Berechtigung vor, irgendwelche 
Erdbewegungen zu unterstellen, von denen der KreiselkompaB nichts 
vermerkt. Wenn er nur Schiffsbewegungen anzeigt, so ist doch der natiir- 
liche SchluB wohl der, daB eben nur Schiffsbewegungen existieren. 


( labe es auBer den Schiffsbewegungen not h Bewegungen der Erde, 
•.ii miiBte der KreiselkompaB diese anzeigen. Wenn er es nicht tut, so 
Im \.igt das nichts anderes, als daB sich die Erde nicht bewegt, sondem 
ruht. 


4. Die Zentrifugalkraft 

l ine rotierende Kugel muB Fliehkraft aufweiscn. Sie steht (iir jeden 
1'iinkt der Oberfliiche im direkten Verhaltnis zu seiner Umdrehungsge- 
v hwindigkeit. An den Polen, die als Endpunkte der Drehachse ruhen, ist 
iln Fliehkraft gleich Null. Je weiter man zum Aquator wandcrt, umso- 
mehr nimmt sie mit der wachsenden Bahngeschwindigkeit zu und er- 
iricht am Aquator den Hochstwert, der bei der Erde einer tangentialen 
Abschleuderungskraft von rund 1600 Stundenkilometern Bahngeschwin- 
digkeit entspricht. 

(Zentrifugalkraft Z = m ■ v 2 / r , wobei m die Masse des auf der Rreis- 
bahn bewegten Korpers, v seine Bahngeschwindigkeit und r der Halb- 
mt'sscr des Kreises ist. Bei gleichblcibender Masse und gleichbleibender 
Winkelgeschwindigkeit wachsen Bahngeschwindigkeit und Zentrifu- 
ilkraft mit dem Radius.) Der Gegenspieler der Fliehkraft ist die Schwer- 
in raft, die Anziehungskraft. Sie ist bis auf eine geringe Differenz von 
I "289 am Pol wie am Aquator der Erde gleich stark. Es stehen sich also 
gegenuber: 

am Pol die Schwcrkraft und keine Fliehkraft, 

am Aquator eine um 1/289 kleinere Schwerkraft und cine sehr Star- 
ke Fliehkraft. 

Stellen wir uns jetzt ein Auto am Nordpol vor. Der Wagcn fahrt vollig 
normal. Rollen wir jetzt mit ihm siidwarts, so geraten wir zunehmend in 
die abschleudernde Wirkung der Fliehkraft hinein. Der Wagen miiBte 
nach alien physikalischen Erfahrungen und Gesetzen leichter werden, 
den Boden unter den Reifen verlieren und schlieBlich in die Luft flie- 
gen. Am Aquator wird er unter dem Antrieb der starken Fliehkraft zum 
Raketenauto. Die Schwerkraft der Erde kann ihn keinesfalls halten, 
dcnn sie ist ja nicht groBer als am Pol. 

Wir wissen natiirlich, daB weder unser Auto noch sonstiges Meu- 
blement unserer Erde am Aquator in den Raum geschleudert werden. 
I )ic Erde bcsitzt eben keine Zentrifugalkraft. 

Das besagt aber klipp und klar: 

Die Erde rotiert nicht! 


214 


215 


5. Luft und Wasser 

Uber den Atlantik stoBen von Nordost nach Siidwest gleichmaBige Win- 
de, die sog. Passatwinde. Nach kopernikanischer Auffassung sollen sic 
ihre Zugrichtung dadurch erhalten, daB sich die siidlich gelegenen Ge- 
genden unter einer ursprunglich genau nordsiidlich gerichteten Luftstro- 
mung wegdrehen. Die Winde entstehen beispielsweise an einem Punkt, 
der zweihundert Stundenkilometer Bahngeschwindigkeit besitzt. Sie sto- 
Ben nach Siiden. Ihr Zielpunkt rotiert aber mit 1 600 Stundenkilometern, 
kommt also viel schneller voran. Die Winde bleiben ihm gegeniiber zu- 
riick, sodaB aus der Siidrichtung eine Siidwestrichtung wird. 

Soweit die kopernikanische Erklarung, die auch fur andere GroBstro- 
mungen der Luft und des Meeres gegeben wird. Leider erkliirt sie nichts. 
Wenn namlich unsere angenommene Geschwindigkeitsdifferenz zu eine) 
derartigen Beharrung ftihren wurde, so muBten die gleichen Luftmassen 
erst recht gegeniiber der Revolutionsgeschwindigkeit beharren. Diese 
ist rund 60mal groBer als die Rotationsgeschwindigkeit. Dabei liegen die 
Verhaltnisse auch noch so, daB sich die Luftmassen (und Wassermassen) 
infolge der Rotation Tag fur Tag einmal mit und einmal gegen die Re 
volutionsgeschwindigkeit bewegen muBten. Lage auch nur die geringstc 
Spur einer Beharrung vor, so miiBtc im Augenblick die gesamte Lufthiille 
der Erde und dazu die gesamte Wasserhiille von der Erde herunterge- 
fetzt werden und im Raum zuriickbleiben. 

Die Passatwinde lassen sich also nicht aus einer Rotation der Erde 
erkliiren. Sie belegen vielmehr, daB es eine solche Rotation uberhaupt 
nicht gibt und daB Luft- wie Wassermassen der Erde weder von einer 
Rotation noch von einer Revolution beeinfluBt werden. 

6. Schwermaterie gegen Rotation 

Die Rotation soil der Erde von Anfang an eigentiimlich gewesen sein. Die 
Erde hat also bereits rotiert, als sie noch eine glutfliissige, unverkrustetc 
Kugel im Urzustand war. Nach Darwin dem Jiingeren, den wir fruiter 
nach Gamow zitierten, soil die Rotation einst sogar sechsmal so schnell 
wie heute gewesen sein. 

Nun ist es eine physikalische Tatsache, daB bei einem rotierenden 
Korper infolge der Zentrifugalkraft, die mit der schwereren Masse wachst 
(siehe unsere Formel), die schweren Massen nach auBen geschleudert 
werden. Die Schwerbestandteile der Erdkugel muBten also auBen lie- 
gen, die Erde an ihrer Oberflache am dichtesten sein. Im Widerspruch 
dazu miBt man dem Erdmantel nur ein speziftsches Gewicht von 2,2 zu, 
dem Erdkern dagegen ein solches von 8,8, ja sogar von 10—12. 


Wir wollen weder diese kopernikanischen Zahlen noch die kopernika- 
msche Schau vertreten. Wir miissen jedoch feststellen: Wenn die Erde 

i inst eine feuerfliissige Kugel war, wenn sie die heutige Dichteverteilung 
/eigen wurde, so konnte sie niemals rotiert haben. Und selbstverstand- 
lirh auch heute nicht rotieren. 

7. Die Erde zerreiBt nicht 

I >.is Innere unserer Erde wird kopernikanisch noch heute als feuerfliissig 
.iiigesehen. Man spricht zwar von einem Eisen-Nickel-Kern, doch wird 
diesem durchaus der Zustand echter Fliissigkeit zugeschrieben, worauf 
uii in anderem Zusammenhang bereits hinwiesen. Dieser fliissige Kern, 
der nach neuesten Schatzungen mindestens 60% vom Rauminhalt der 
Erdkugel in Anspruch nimmt, wird von offenbar halbweich gedachten 
M assen iiberlagert und durch eine verhaltnismaBig diinne Gesteinskrus- 

ii /usammengehalten. Der Erdmantel besteht also nicht etwa aus hoch- 
wertigstem, nahtlosem Stahl, sondern aus sehr unregelmaBigen, briichi- 
■•'ll Gesteinsdecken, die stellenweise sogar soweit gerissen und durchlo- 
■ licrt sein sollen, daB feuerfliissige Massen aus der Tiefe heraufquellen 
konnen. 

Die leicht beweglichen fliissigen Massen unter dem Erdmantel stehen 
nun fortgesetzt unter der Wirkung der Fliehkraft und der Gezeiten. Die 
durch die Rotation bedingte Fliehkraft wirkt sich dahingehend aus, daB 
die feuerfliissige Masse von vielcn hundert Millionen Kubikkilometern 
mil unvorstellbarcr Wucht bestrebt sein muB, im Aquatorgiirtel durchzu- 
luechen. Daneben miissen die durch den Mond verursachten Gezeiten 
in der fliissigen Masse die gleichen Erscheinungen hervorrufen wie am 
Meer. Das Erdinnere muB also mit Ebbe und Flut unablassig gegen den 
umschlieBenden Steinmantel anbranden. Nach alien wissenschaftlichen 
und technischen Erfahrungen erscheint es ausgeschlossen, daB die Erd- 
kruste dieser doppelten Beanspruchung lange standhalten konnte. Sie 
miiBte schon langst zerrissen sein. 

Streng genommen hatte sie iiberhaupt nicht entstehen diirfen. Es 
isl nicht vorstellbar, wie sich auf einer rotierenden — vielleicht sogar 
ri lismal schneller als heute rotierenden — Erdkugel im feuerfliissigen 
/.ustand jemals eine geschlossene Kruste hritte bilden konnen, denn jeder 
Ansatz dazu hatte unter der Wirkung von Gezeiten und Fliehkraft sofort 
wieder vernichtet werden miissen. 

Wir haben feste Erde unter unseren FiiBen. Diese Tatsache besagt 
nichts anderes, als daB — wenn man schon eine Erdkugel unterstellt — 
cine Rotation nie existiert haben kann und auch heute nicht existiert. 


216 


217 


8. Die Erde verbrennt nicht 


Wir wiesen bereits fruher in einem anderen Zusammenhang darauf hin 
daB die Erde verbrennen muBte, wenn sie um die Sonne kreisen und sich 
dieser dabei m unserem nordlichen Winter um fiinf Millionen Kilome- 
ter annahern muBte. Die Erde verbrennt natiirlich nicht, weil ebcn iiber- 
haupt keine Revolution vorliegt. 

Dazu eine Parallele: 

Die Helligkeit der Sonne wird senkrecht iiber dem Aquator mit 
13.1 000 Kerzenstarken angegeben, in unserer Breite mit 80 000 Kerzcn- 
starken. In beiden Fallen ist die Messung oberhalb der Lufthiille ge- 
dacht, sodaB deren absorbierende Wirkung nicht berucksichtigt werden 
mub. Es bleibt also als einzige Ursache fiir diese Abschwiichung der Hel- 
ligkeit die groBere Entfernung, die das Licht bis zu einem Beobachter in 
unserer Breite zurucklegen muB. Schatzen wir die Entfernungsdifferenz 
auf 2:i00 Kilometer, so kommen wir auf folgenden Ansatz: Auf 2500 km 
cine Hettrgkeitszunahme von 80 000 auf 135 000, also um 55 000 Ker- 
zenstarken. Da sich die Erde in unserem nordlichen Winter der Sonne 
um runcl 5 000 000 Kilometer annahert, muBte zu dieser Zeit die Son- 

nenhclligkeit um 2500 mal 55 000 = 137 500 000 Kerzenstarken zuneh- 
men. 

Davon ist nichts festzustellen. 

Die Erde kreist eben nicht um die Sonne, sondern ruht. 

& 


218 


Kriimmt sich das Licht? 


1 . Experimentell nachgewiesene Lichtkriimmungen 

A ls zweite Hauptbedingung fur das Weltbild X nannten wir die 
Kriimmung des Lichts. Kopernikanisch diirfen solche Lichtkriim- 
mungen nicht existieren, es wird viclmehr unterstellt, daB sich das Licht 
uber beliebige Entfernungen hinweg absolut gradlinig fortpflanzt. Dieser 
I nterstellung widersprechen jedoch die modernen Untersuchungsergeb- 
nisse der Physik. Wir zitierten bereits fruher einmal E. Buchwald mit der 
klaren Aussage, daB die Gradlinigkeit des Lichts nicht existiert. Buch- 
wald belcgt das mit einem einfachen physikalischen Versuch, der die Bcu- 
gungslinien des Lichts deutlich macht. Ahnliche Versuche gibt es eine 
gauze Menge. Es ist heute schon durchaus physikalischer Alltag, daB 
I ,icht abgebeugt werden kann. Abgesehen davon beugt man Rontgen- 
strahlen, lenkt Elektronenstrome, Protonenstrome oder Deuteronenstro- 
me im Magnetfeld ab und vermag sogar die auBerordentlich starkcn Ho- 
lienstrahlen im magnetischen Feld abzulenken — woriiber wir bereits 
Bavink zitierten. Die fiir die Atomzcrtriimmerung so wichtig gewordenen 
Beschleuniger wie Cyclotron und Synchroton stcllen im wesentlichen 
nichts anderes als starke Magnetfelder dar, in denen Alphateilchen oder 
andere fortgesetzt zu gekriimmten Umlaufbahncn gezwungen werden. 

DaB man auch von ganzlich anderen Ausgangsstellungen zum glei- 
i hen Ergebnis kommen kann, zeigt ein Experiment, das in der »Allge- 
meinen Photochemie« (Berlin 1936) dargestellt ist und von Johannes 
Lang in »Die Hohlwelttheorie« angefiihrt wird. Das Experiment wurde 
von Prof. Plotnikow von der Universitat Zagreb durchgefiihrt und brach- 
le den eindeutigen Nachweis, daB sich Lichtstrahlen analog den Kraft- 
linien eines Magneten kriimmen. Es bleibt sich gleich, ob man das 
Licht als Welle oder als Korpuskel betrachtet. Hier wie dort ergibt das 
geeignete Experiment stets Kriimmungen, vor allem im Magnetfeld. 


219 


Die Frage ist natiirlich, ob die Ergebnisse dieser physikalischen Versu- 
che auf das kosmische Licht iibertragen werden diirfen. Dagcgen stemnil 
sich zwar die kopernikanische Astronomie, aber andererseits beruft sic 
sich auch schnell einmal auf Lichtkriimmungen, wenn sie sonst keinc 
andere Erklarung bei der Hand hat. Dazu einige Beispiele: 


2. Astronomische Lichtkriimmungen 


Zunachst verweisen wir noch einmal auf die friiher angefiihrte Aussagc 
Bavinks zu den Hohenstrahlen. Fur den sog. »Breiteneffekt« sieht Bavink 
die einzig mogliche Erklarung darin, daB die Hohenstrahlen im Magnet- 
feld der Erde abgelenkt werden. Diese Deutung ist besonders beacht- 
lich, weil es sich bei den Hohenstrahlen um auBerordentlich starke Ener- 
gien handelt. 

Wohlgemerkt bitte: Wir treten nicht etwa fur die Deutung Bavinks 
ein. Es kommt uns nur darauf an, zu zeigen, daB man gelegentlich solche 
Kriimmu^cn fur moglich halt. Das gilt auch fur den folgenden Fall. 

Bei den Nordlichtern wird von der kopernikanischen Astronomie 
selbst erklart, die von der Sonne kommenden Elektronenstrome (aus 
nahmsweise nicht Licht und Warme, sondern Elektronenstrome) wiirden 
vom Magnetfeld der Erde auf die Pole zu gekriimmt. 

Beachtlicher ist, dafi neben solchen Deutungen direkte Nachweise 
kosmischer Lichtkriimmungen seitens der Astronomie vorliegen. Nach 
der Einstein’schen Reladvitatstheorie miiBte der Lichtstrahl den Einwir- 
kungen der Schwerkraft unterworfen sein und infolgedessen ein am Son- 
nenrand voriibergehender Lichtstrahl eine merkliche Ablenkung erfah 
ren. Diese Ablenkung in Sonnennahe kann nur bei einer totalen Sonnen- 
finsternis ermittelt werden. Um sie und damit die Richtigkeit der 
Einsteinschen Behauptung nachzupriifen, fuhr 1919 eine englische Expe- 
dition nach den Inseln Principe und Sobral, 1922 cine amerikanischc 
Expedition nach Australien und 1929 eine deutsche Expedition unter 
Prof. Freundlich, dem Leiter des Einstein-Instituts, nach Tangenkon auf 
Nordsumatra. Alle drei Expeditionen bestatigten ubereinstimmend 
das Vorhandensein einer Lichtablenkung. Allerdings entsprach sic 
nicht der Einsteinschen Theorie, sondern erwies sich merklich groBer als 
die Annahme. Nach Einstein sollte die Lichtablenkung 1,75 Bogensekun- 
den betragen, doch tatsachlich betrug sie 2,2 Bogensekunden. Die Ursa- 
chen der Differenz liegen natiirlich darin, daB das Universum eben nichl 
dem Einsteinschen Bilde entspricht. Wichtig ist jedoch, daB bei dieser 
Gelegenheit iiberhaupt von drei astronomischen Expeditionen das 
Vorhandensein einer Lichtkriimmung festgestellt wurde. 




Nebenbei bemerkt: Welcher Aufwand, welche betrachtlichen Mittel 
Im die Klarung eines solchen immerhin abseitigen Problems — und 
/uglcich keinen Pfennig Ftir die Klarung entscheidender Grundfragen. 
Mil cinem Bruchteil der Mittel, die fur diese drei Expeditionen benotigt 
w arden, hatte man den Wolbungssinn der Erdoberflache experimentell 
, mwandfrei bestimmen konnen. 

3. Kraftlinien eines Magneten 

Streut man auf ein Blatt Papier Eisenfeilspane und halt dann einen Mag- 
nctcn darunter, so ordnen sich die Eisenfeilspane gesetzmaflig in Krum- 
mungslinien an, so daB sich umstehendes Bild ergibt. Hiermit geschieht 
, (was AuBerordentliches. Die magnetische Kraft tritt ganz sinnfallig und 
plastisch in Erscheinung. Die groBe Unbekannte enthiillt sich und 
gibt Gelegenheit, ihre Wirkungsbahnen zu studieren. So verschleiert 



Aus: Johannes Lang „Die Hohlwelttheorie". 

1 )icse Kraftlinien erhalt man, wenn man iiber einen starken Magneten ein Blatt Papier 
hringt und dieses mit feinen Eisenfeilspanen bestreut. Die magnetische Kraft ordnet 
diese dann entsprechend den Kraftlinien des Magneten. 


220 


221 


und getarnt die primaren und sekundaren kosmischen Energien sonsi 
auch bleiben — hier demaskieren sie sich. 

Nun zeigen bekanntlich alle elektromagnetischen Krafte \vie Magnc 
tismus, Funkwellen, Elektrizitat und Licht nach zahllosen experimentell 
und praktisch erharteten Feststellungen fiihrender Wissenschafdcr und 
Techniker weitgehende Ubereinstimmungen in Wesen und Verbal 
tungsweisen. Das berechtigt uns zu der Vermutung, dad solche Uberein- 
stimmungen auch im Verlauf der Kraftlinien, also auch in den Aus 
breitungsgesetzen vorliegen und dad sich das Licht in ahnlichen Kriini 
mungslinien fortpflanzt wie die magnetische Energie. 

4. Temperaturunterschiede 

Wir wiescn schon friiher darauf hin, dad die kopernikanische Astronomic 
zur Entstehung der Jahreszeiten und Klimazonen keine auch nur leidlieh 
haltbare und verniinftige Erklarung zu geben vermag. Die Ursachen del 
bekanntgp Unterschiede zwischen Morgenkuhle und Mittagsglut, zwi- 
schen Winterkalte und Sommerhitze, zwischen Polarfrost und Tropengliu 
werden nicht begrundet. 

Im Gegensatz dazu entsteht aus der Annahme einer Lichtkriimmung 
heraus cine sehr einfache und cinleuchtende Erklarung, die mit unserem 
sonstigen physikalischen Wissen in Ubereinstimmung steht. 

Bedenken wir folgendes: 

Wenn unter sonst gleichen Umstiinden eine Energie schwacher aul 
trilft und geringere Wirkungen zeigt, so gibt es daflir nach unseren physi 
kalischen und technischen Erfahrungen nur eine einzige Ursache - 
namlich dad die Energie einen langeren Weg zuriicklegen mudte und 
dadurch an Kraft verlor. Das entspricht dem Grundgesetz, dad jede 
Energie im Quadrat der Entfemung schwacher wird. 

In Ubereinstimmung damit konnen die Temperaturunterschiede 
(auch die Hclligkeitsunterschiede) auf der Erdoberflache eine sinnvolle 
und natiirliche Begrundung finden, wenn man annimmt, dad die Son 
nenenergie am Morgen einen langeren Weg als am Mittag, im Winter 
einen langeren Weg als im Sommer und bis zum Pol einen langeren Weg 
als bis zum Aquator zuruckzulegen hat. Dieser Fall tritt aber nur ein, 
wenn sich das Licht entsprechend den Kraftlinien eines Magneten in 
verschieden weiten Kurven kriimmt. 

Betrachten wir unsere Zeichnung. Sie zeigt die konkav gewolbte Erd- 
wand als Umfassung des kosmischen Raums. Die kleine Kugel stellt die 
Sonne in Aquatorstellung dar. Von ihr gehen die Strahlen der Lichtener- 
gie analog den Kraftlinien eines Magneten gekriimmt zur Erdoberflache. 


222 



pit Emfemungen si„d - verglichm mi. den kopernikan**. m Entfer- 
rpn _ S ehr gering. Die Sonne steht ungefahr viertausend Kilomc 
ITE Erdoberflache entfernt. Der direkte Strahl der 
u ilft ist der kiirzeste, infolgedessen der energiereichste und wirks . 

Nach den Polen zu krtimmen sich die Strahlen unmet stark^Die w 
elide Krummung ergibt in Verbindung mU der dff 

m ,ng erhebliche Veriinderungen in der Wegknge der Energy 
We- zum Pol durfte wenigstens doppclt so lang sein a s c ; 
\„uator - und damit erhebliche Veriinderungen dcr EncTgicwirku g^ 
Damit finden die Temperaturunterschiede auf der Krd ° b ^ 

1 n,s, ehung im einzelnen wir spater noch nachweisen, be fne d g 

Begrundung. Umgekehrt ist uns erlaubt, zu vermuten dafl Id Be^ 
dung so bemerkenswerter Erscheinungen wie dteser 
, hiede einige Berechtigung gewahrt, die Krummung des Lichts 

'''''wirerganzen diese Teiluntersuchung dutch eine Zeitungsmeldung 
Die Abendzeitung, Miinchen, 28.7.49), die zur Abrundung unserer ge 

samten Kritik der bisherigen Auffassungen vom Licht diene " 

.,. iKt Me wenig die Astronomie und die Physik bisher vom Licht weiB, 
welche Moglichkeiten noch im Licht liegen und welche neuartigen kosm 
. ( hen Gegebenheiten hinter diesen stehen miissen. (Am Rande durfen 

fmsleise vermerken, daB die Entdeckung Prof. *£££% 
v „ fihren bis in die technischen Emzelheiten hinem von Freder 
Holt Lem Roman »Sonnenmotor Nr. 1« vorausgenommen wurde 
Neuauflage^ Bielmannen-Veriag, Miinchen] - wieder ein emdrucksvob 
les Beispiel dafur, in welchem AusmaBe die Phantasie au. der genau 

kcnntms des jeweiligen Forschungsstandes heraus wissenschaftlic 
nierarbeit zu leisten vermag.) 



223 


Hier die Zeitungsmeldung, fur die George Maranz verantwortlicli 
zeichnet: 

Licht zwanzigmal starker als Schwerkraft? 

Graphitstaub rotiert mit hundert Umdrehungen in der Sekunde. 

Aufsehenerregende Entdeckung 
eines osterreichischen Wissenschaftlers. 

Eine neue ungcheure Kraft des Lichts, die mit den zur Zeit bestehenden 
Theorien ganzlich unerklarbar ist, wurde gerade durch den bekannten 
Direktor des physikalischen Instituts der Wiener Universitat, Prof. Felix 
Ehrenhaft, entdeckt, dem es gelang, nicht nur das Bestehen dieser Kraft 
durch mit freiem Auge sichtbare Experimente nachzuweisen, sondern 
auch den Beweis zu erbringen, daB die Kraft zwanzigmal groBer als die 
Schwerkraft ist. 

Ein gewohnlicher Glaskolben und etwas Graphitstaub waren die ein- 
zigen Instrumente fur dieses sensationelle Experiment, das von Prof. Eh- 
renhaft zusammen mit seinem Schiller Dr. Ernst Reeger ausgefuhrt wur- 
de und dessen Folgen flir die Wissenschaft und Technik noch gar nichl 
vorauszusehen sind. Das Experiment nahm folgenden Verlauf: 

Der fast luftleere Kolben, in dem sich Graphitstaub befand, wurde 
stark durchgeschiittelt, so daB der Graphitstaub im Innern des Kolbens 
eine Wolke bildete. Dann begannen naturlich die einzelnen Graphitteil- 
chen, dem Gesetz der Schwerkraft folgend, zu Boden zu fallen. 

Gleichzeitig wurde durch den Kolben ein durch eine Lupe konzent- 
rierter Sonnenstrahl hindurchgeschickt, und im selben Augenblick ereig- 
nete sich vor den Augen der beiden Wissenschaftler ein vorlaufig uner- 
klarbares Wunder: Mit ungeheurer Geschwindigkeit, die hundert und 
mehr Umdrehungen in der Sekunde betrug, begannen einzelne Graphit- 
teilchen senkrecht zum Sonnenstrahl zu rotieren. Gleichzeitig beschrie- 
ben sie innerhalb ihrer Rotationskreise eine Spiralbewegung und rotier- 
ten auch um die cigene Achse. Diese dreifache Bewegung konnte mit 
freiem Auge beobachtet werden. 

Die Berechnungen, die Prof. Ehrenhaft und Dr. Reeger machten, 
ergaben, daB die Zentrifugalkraft, die bei der Rotation auftritt, zwanzig- 
mal groBer ist als die Schwerkraft. 

Diese Zahl allein geniigt, um deutlich vor Augen zu fiihren, wie unge- 
heuer diese dem Licht innewohnende Kraft ist. Und tatsachlich, was wur- 
de Newton sagen, wenn sein beriihmter Apfel, dessen Fall bereits geniig- 
te, um ihn auf die Idee der Schwerkraft zu bringen, statt zu Boden zu 
fallen, vor seinen Augen mit ungeheurer Geschwindigkeit in der Luft zu 
rotieren beginnen wiirde und nur noch als ein Ring zu sehen ware? 

Prof. Ehrenhaft begniigt sich vorlaufig mit der Beschreibung des Ex- 


224 


liniments und weigert sich, irgendwelche voreiligen Schliisse daraus zu 
'ichon. „Ich glaube", erklarte er, „daB wir einem ganzlich neuen Phano- 
iiicn gegeniiberstehen, das uns unerklarbare Eigenschaften des Lichts vor 
die Augen fiihrt. Es gibt im Licht noch vollstandig unbekannte Krafte, die 
vmi nur erforschen miissen. Und die praktischen Verwendungsmoglich- 
l.i iu-n dieser Krafte? Ich kann darauf nur mit den Worten Faradays ant- 
uorten, die er einer Dame, als sie ihn nach den Folgen der von ihm ent- 
dn kten Induktion befragte, zur Antwort gab: »Madame«, sagte er, »was 
u issen wir liber die Eigenschaften eines neugeborener» Kindes?« Dr. 
Ui vger und ich haben der Wissenschaft eine neue Kraftquelle gezeigt. Es 
i I nun die Sache der Techniker, Mittel zu finden, diese Kraft auszuniit- 
/.(•n!“ 

Die Beschreibung dieses Experiments durch Prof. Ehrenhaft wurde 
soeben in den Mitteilungen der franzosischen Akademie der Wissenschaft 
| iiililiziert und hat in der wissenschaftlichen Welt ungeheures Aufsehen 
liervorgerufen. Berufene Physiker vertreten die Ansicht, daB eine groBe 
\nzahl der bestehenden physikalischen Theorien dem Experiment zum 
( Ipler fallen werden, da die Tatsachen mit den Theorien nun im krassen 
Widerspruch stehen. Auch groBe Teile der Theorien, die von Prof. Ein- 
sicin aufgestellt wurden, werden voraussichtlich durch dieses neue wissen- 
M haftliche Experiment erheblich modifiziert werden miissen. 

Fassen wir nun zusammen: 

Wir flatten erkannt, daB wir vor der Wahl zwisc.hen dem kopernikani- 
i hen Weltbild und dem Weltbild X stehen. Wir hatten weiter festgestellt, 
daB wir uns nicht fur das kopernikanische Weltbild entscheiden konnen, 
i l.i sich dieses bereits als vollig unhaltbar erwiesen hat, daB aber anderer- 
srits das Weltbild X ganz ungewohnliche Anforderungen an uns stellt. Es 
' niangt namlich, daB wir die Erdoberflache als konkav gewolbt betrach- 
ten, daB wir der Erde keine Bewegung unterstellen diirfen und daB die 
I .ichtstrahlen gekriimmt verlaufen miissen. Daraufhin hatten wir vor- 
i< htshalber unternommen, zunachst einmal unabhiingig von der Richt- 
u irkung einer Theorie zu untersuchen, ob wir fur diese eigenartigen Vor- 
dn satze Riickendeckung in unserem sonstigen, besonders physikalischen 
\\ issen finden. Als Ergebnis dieser Untersuchung glauben wir jetzt aussa- 
i'cn zu diirfen, daB wir tatsachlich mit Sicherheit oder wenigstens mit 
schr hoher Wahrscheinlichkeit damit rechnen miissen, daB sich die Erd- 
■ il icrflache in Wirklichkeit konkav wolbt, daB die Erde ruht und daB sich 
das Licht kriimmt. Damit haben wir eine Position gewonnen, die wissen- 
M'haftlich gesehen turmhoch iiber jener der kopernikanischen Astronomie 
sicht. Wahrend die Astronomie fur die Grundbehauptungen ihres Welt- 
liildes auch nicht die Spur eines ernst zu nehmenden Beweises zu erbrin- 
gen vermag, stehen fur die entgegengesetzten Grundbehauptungen des 


225 


Weltbildes X eindeutige Messungsergebnisse, einwandfreic Beweise und 
hohe Wahrscheinlichkeiten. 

Es bleibt uns nun noch, das Weltbild X in seinen wesentlichen Ziigen 
zu skizzieren. Die bisher gezeigten Einzelstiicke der konkaven Erdwol 
bung, der Hohlkugel, der ruhenden Erde und der Lichtkrummung diirf 
ten noch nicht ausreichen, um eine deutliche Vorstellung zu gewinnen. 
Wir schlieBen deshalb unsere Untersuchung mit einer Darstcllung des 
neuen Weltbildes X ab. Allerdings miissen wir uns eben damit begniigen, 
die wichtigsten Umrisse aufzuweisen. 

Das Weltbild X ist die Hohlwelltheorie. 

Die Schopfer der neuen astronomischen Theorie, die sich mit einer an 
Sicherheit grenzenden Wahrscheinlichkeit mit der Wirklichkeit des Uni 
versums decken diirfte, sind Neupert und Lang, ihre Hauptwerke »Geo 
kosmos« und »Die Hohlwelttheorie«. Wir empfehlen dringend, Langs 
Werk »Dic Hohlwelttheorie« zu lesen, da wir uns im Rahmen dieser Un 
tersuchung nicht in der Lage sehen, seinem umfangreichen Material und 
seiner umfassenden Darstcllung gerecht zu werden. 

Die Hohlwelttheorie ist selbstverstandlich einstweilen nur eine Rah 
mentheorie. Sie arbeitet zwar nicht im entferntesten mit den Verzogerun 
gen der kopernikanischen Theorie und faBt heute schon entwicklungsge- 
schichtlich etwa die ersten beiden Jahrhunderte des kopernikanischen 
Weltbildes zwischen Kopernikus und Newton zusammen, aber anderer- 
seits kann sie natiirlich heute noch nicht all die zahlreichen astronomi 
schen Spezialfragen beantworten, die die kopernikanische Theorie noch 
nicht einmal nach vierhundert Jahren Forschungsarbeit sic her beantwor- 
ten kann. Es wird notig sein, daB sich ganze Generationen von Astrono 
men und Astrophysikern an die Arbeit begeben, um die vielen Einzelhei- 
ten herauszuarbeiten, die heute nur angedeutet werden konnen. Wir wis 
sen zwar, daB sich die Lichtenergie kriimmt, aber wir kennen noch nicht 
die genauen GesetzmaBigkeiten dieser Kriimmungen. Wir wissen zwar, 
daB die Sterne keine selbstandigen Weltenkorper sind, aber wir konnen 
noch nicht mit Sicherheit sagen, ob es sich um strahlende Einlagerungen 
in der Oberflache der Himmelskugel oder um Durchbriiche einer Ober- 
flachenverschlackung oder um etwas anderes handelt. Wir konnen heute 
schon die kosmischen Energien und ihr Zusammenwirken ungefahr qua- 
litativ erfassen, aber noch nicht quantitativ mit Sicherheit bestimmen. 
Wir diirfen vermuten, daB die Planeten Hohlkugeln sind, aber der wis- 
senschaftliche Beweis dafiir steht noch aus. So gibt es Tausende von Ein- 
zelproblemen innerhalb des groBen Rahmens, die zwar den Rahmen 
nicht gefahrden, aber in jedem Einzelfalle gelost werden miissen. 

Diese Notwendigkeit weiterer Forschung iiber Jahrzehnte oder gar 
Jahrhunderte hinaus mindert in keiner Weise die Leistung der Pioniere. 


I he Hohlwelttheorie ist schon etwas Ungeheurcs, was uns geboten wird. 
Wir haben gute Griinde, zu vermuten, daB man sie m Zukunft als die 
bedeutendste geistige Leistung unseres Epochenumbruchs werten wird, 
,1,-nn sie schenkt nicht nur der Astronomie eine wohlfundierte neue Aus- 
uangsstellung, sondern gibt auch zugleich alien iibrigen Wissenschaften 
I, cue Ansatzpunkte, von denen aus die weiterfiihrende Forschung das 
( iesicht dieser Wissenschaften entscheidend andern wild. 

Doch machen wir uns nun mit den wesentlichen Ziigen dei Hohl- 

welttheorie vertraut. 

* 


226 


227 


In der Mitte des Universums rotiert eine Himmelskugel, deren Ober- 


Die Hohlwelttheorie 



Die Erdoberflache wolbt sich allseitig konkav zur Innenschale einer 
Hohlkugel, die das gesamte Universum umschlieBt. 


II. iche den Anblick des gestirnten Himmels vermittelt. 

Sonne, Mond und Planeten sind kugelige Korper, die zwischen Him- 
melskugel und Erdoberflache kreisen. 

I )ie Lichtstrahlen bzw. die das Licht sekundar erzeugenden Energien 
wrlaufen analog den Kraftlinien eines Magneten gekriimmt. Die auf der 
I rdoberflache auftretenden Energien sind Sekundarformen kosmischer 
I nergien. Die Lichtenergie IlieBt im Kreislauf von der Himmelskugel 
liber die Sonne zur Erde und von dieser zur Himmelskugel zuriick. 

Einige Vorfragen, 

die crfahrungsgemaB zuerst gestellt werden, sollen ihre Beantwortung 
linden, bevor wir die Hohlwelttheorie im einzelnen darstellen. 

1. Wie groG ist das Universum? 

I )ie Hohlwelttheorie bchauptet, daB sich das gesamte Weltall mit Son- 
ne, Mond, Planeten und alien Sternen innerhalb der Erde befinde. 
I'mtzdem ist die Erde nicht groBer als im kopernikanischen Weltbild. Sie 
bexitzt also einen Durchmesser von rand 12 750 Kilometern. Der einzige 
I nterschied liegt darin, daB es sich bci der Hohlwelttheorie um einen 
liehten Durchmesser handelt. 

Das Universum scheint uns damit unwahrscheinlich klein zu sein. Wir 
miissen jedoch vor alien Dingen bedenken, daB unsere Zahlenwertung 
(lurch die Inflationsangaben der Astronomic verdorben wordcn ist. Wir 
liaben uns daran gewohnt, in Lichtjahren zu denken, ohne uns dabci re- 
ale Entfernungen vorzustellen. Bei einiger Selbstbcobachtung werden wir 
linden, daB zwar hundert Meter, vielleicht auch noch tausend Meter fur 
nns ein festumrissener Entfernungsbegriff sind, daB wir uns aber eine 
Strecke von einer Million oder von einer Billion Kilometern iiberhaupt 
nicht vorzustellen vermogen. Wir reden einfach eine Zahl hin und fiihlen 
uns kaum davon beriihrt, ob einige Nullen mehr oder weniger dazu geho- 
rcn. Die astronomischen Zahlen besitzen tatsachlich fur uns keine reale 
Bedeutung. 

Zweitens haben wir zu bedenken, daB eine Kugel von rand 12 750 
Kilometern Durchmesser einen Rauminhalt von 1 000 000 000 000, also 
son rund tausend Milliarden Kubikkilometern besitzt. Das ist ein 
rccht ansehnlicher realer Raum. In einen einzigen solchen Kubikkilome- 
ter kann man bequem die gesamte lebende Menschheit hineinpacken. 
Unsere atembare Luft nimmt vom Radius des kosmischen Raums nur 
rund 5 Kilometer weg, und unsere Flugzeuge kommen nicht viel iiber 




229 


228 


10 Kilometer hinaus. Wir sind also noch weit davon entfernt, an den 
Himmel zu stoBen. 

Die GroBen von Himmelskugel und Planeten sind vorlaufig noch un- 
bekannt. Man kann sie nicht berechnen, solange die Krummungsgesetze 
der Lichtenergie noch nicht genau eiforscht sind. Grundsatzlich laBt sicli 
nur sagen, daB sie sich den GroBenverhaltnissen des Universums anpas 
sen und damit innner noch recht beachtliche reale GroBen erreichen. 

2. Leben wir in der Erde? 

In der Tat, wir leben nach der Hohlwelttheorie in der Erde, namlich aul 
der Innenschale einer geschlossenen Hohlkugel. Diese Vorstellung isi 
fremdartig und wird zunachst Kopfschiitteln erregen, besonders dann. 
wenn man die eigene Winzigkeit im Vergleich zur GroBe des Universums 
nicht beriicksichtigt. Sie ist jedoch immerhin noch erheblich weniger be 
klemmend als die entgegengesetzte kopernikanische Vorstellung, daB wir 
mit den Beinen an der Oberflache einer Vollkugel kleben, die mit hun 
derttausend Stundenkilometern durch cinen endlosen Raurn gewirbeli 
wird — gegen todliche Kiilte und rasenden Bewegungssturm durch nichts 
als durch cinen diinnen Hauch Atmosphare geschiitzt. Man kann sogar 
linden, daB die Hohlwelttheorie gcrade in diesem Punkte Beruhigung 
nd Erlosung bringt. Es hat viel fur sich, unter den FiiBen ruhende Erde 
zu wissen und sich schiitzend umschlossen zu sehen. Die Vorstellung ver 
mittelt das Empfindcn der Geborgenheit und zugleich wohl auch el 
was von der Erkenntnis, daB wir Menschen innerhalb der geschlossenen 
Welt auf Gedeih und Verderb aufeinander angewiesen sind. 

3. Was ist aulien? 

Diese Frage stoBt ins Unbekannte, vielleicht sogar in religiose Bezirke. 
Die Tiefe der Erdmasse und ihre AuBengestalt sind nicht bekannt. Man 
konnte annehmen, daB die Erde eine Kugelschale von bestimmter Starke 
ist, doch steht auch jede andere Annahme frei. Man kann vermuten, dall 
die Erde Bestandteil einer groBeren Welt ist oder daB sie sich an andere 
gleichartige Welten anlagert oder daB iiberhaupt nur dieses eine Univer 
sum existiert oder was einem nun am besten gefallt. Auskunft vermag 
einstweilen nur der Glauben zu geben, da es der Forschung noch nicht 
gelungen ist, durch die Erdrinde hindurchzustoBen und sich drauBen urn- 
zusehen. Wir verzichten mit Recht auf die Beschiiftigung mit diesem Fra- 
genkomplex, weil es nicht in unserer Absicht liegt, religiose Thesen zu 
lehren. Fur uns Lebende ist zunachst einmal wichtig, das zu erforschen, 
was erforscht werden kann. Wir wollen erst einmal die Welt griindlich 
und genau kennenlernen, die von der Erde umschlossen wird und die wir 

230 


u irklich kennenlernen konnen. Wir wollen erst einmal alles fiber sie wis 
Men, was iiberhaupt dem Wissen zuganglich ist. Damit diirften die Leben- 
tli'ii und einigc nachfolgende Generationen ausreichend beschaftigt sein. 
I'iner spateren Generation mag es dann, wenn die Welt in der Erde keinc 
K.,tscl und Unbekannten mehr bietet, vielleicht beschieden sein, nach 
.in Ben zu stoBen. 

In dieser Beschcidung sehe man nicht das Eingestandnis einer Unzu- 
l.mglichkeit, der das kopernikanische Weltbild nicht unterliegt. Auch im 
I 'niversum des Kopernikus beginnt hinter dem letzten Sterncnnebcl ckis 
I nbekannte und damit der Glauben. 

Abgesehen davon scheint es nicht ausgeschlossen zu sein, daB die Erde 
sit htbar und greifbar die menschliche Denkgrenze charakterisiert, also 
nicht allein den kosntischen Raum beschrankt, sondern auch die geisti- 
g«-n Moglichkeiten des Menschen. Das wiirde dann besagen, daB kein 
M.-nsch iiber die Erde hinaus zu denken vermag. Damit wiirde jenseits 
dci Et-de fur uns das Nichts liegen, und dieses Nichts wiirde keinc Aussage 
uber eine irgendwie gcartcte Wirklichkeit enthalten, sondern cinfach ein 
sprachliches Symbol fur das Ende des Denkens darstcllen. Auch unser 
( iehirn besitzt vermutlich keine unbegrenzten Moglichkeiten. So wic 
1 1 user Augc Lichtstrahlen fiber 8000 AE oder unser Ohr SchallweUen fiber 
'.>0 000 Schwingungen nicht mehr aufzunehmen vermogen, so konnte un- 
ser ( lehim aus seiner Konstruktion herans unfahig sein. sich irgcndwclchc 
Realitat jenseits der Erdwand vorzustellen und zu iiberdenken. 

Es hat nichts Gegenteiliges zu besagen, daB wir uns scheinbar das ko- 
pn nikanische Universum vorstellen konnen. Dieser kopernikanische Erd- 
|,all, den wir sehen, ist in Wahrheit immer nur ein Globus von drciBig 
oder vierzig Zentimetern Durchmesser, und die zugedachten Wcltraum- 
cutfernungen reichen nur bis zum nachsten Dorf. Wir bedenken das Uni- 
versum im Brotchenformat und bcschrankcn unseren Denkbercich unter 
\uwendung eines riesigen MaBstabes auf Entfernungen, die nur winzigste 
Bruchteile der realen Entfernungen ausmachen. Wenn wir glauben, daB 
wir die kopernikanische Welt als Wirklichkeit zur Vorstellung bringen 
konnen, so machen wir uns zum Opfer eines frommen Selbstbetrugs. 

Aber lassen wir das erne wie das andere offen. Entscheidend ist, daB 
wir unsere Aufgabe nicht im Herumriitseln am Ungrcifbaren und Un- 
wiigbaren sehen, sondern in der wissenschaftlichen Erforschung dessen, 
was wirklich erforschbar ist. 

Lichtwege in der Erdwelt 

I )ic realen Wege des Lichts bzw. der das Licht erzeugenden Energie sind 
K riimm ungslinien, die analog den Krafthnien eines Magneten verlaufen. 

231 





0 D 


Das schematische Bild einiger von einer einzigen Lichtquelle ausgehen- 
den Strahlen vermittelt am ehesten eine klare Vorstellung. 

Der grofie Kreis stellt die Erdoberflache dar, der kleine Mittelkreis die 
Himmelskugel. Von ihrer Oberflache strahlt ein Stern Licht aus. Strahl 1 
erreicht die Erde iiberhaupt nicht. Strahl 2 erreicht sie bei A, die noch 
weniger gekriimmten Strahlen 3 und 4 bei B und C. Strahl 5 trifft gerad- 
linig und senkrecht aus dem Zenith auf D. Strahl 6, 7, 8 und 9 zeigen 
wieder zunehmende Kriimmung. Nun rotiert die Himmelskugel von Ost 
nach West (Bei diesen schematischen Zeichnungen, die im allgemeinen 
einen Aquatorschnitt durch die Erdwelt darstellen, liegt Osten (RuBland) 
links, Westen (Amerika) rechts. Die Himmelsrichtungen kehren sich 
also gegeniiber der gewohnten kopernikanischen Globusdarstellung uni! 
Wenn das Umdenken Miihe bereitet, legt man sich am besten im Geisl 
mit dem Riicken auf den Erdboden, und zwar so, daB der Kopf nach 
Norden weist. Osten muB dann stets linkerhand, Westen rechterhand 
liegen. Das ergibt bei der zeichnerischen Darstellung fiir beide Weltbilder 
entgegengesetzte Richtungen. Der senkrechte Strahl 5 wandert mit der 
Rotation der Himmelskugel von D nach E weiter und dann weiter nacli 
F. Trifft er F (2. Zeichnung), so empfangen A und B iiberhaupt keinen 
Lichtstrahl mehr, daflir werden aber jetzt H und J von den Strahlen 7 
und 8 erreicht. Das heiBt: Der Stern ist jetzt fur A und B untergegangen, 
fur H und J aufgegangen. Da die Himmelskugel fur eine voile Umdrc 
hung einen l ag, also 24 Stunden benotigt, wandert das Licht eines 
Sterns in 24 Stunden einmal fiber die Erdoberflache hin. 

Diese realen Lichtwege ergeben nun ein weitgehend anderes Schein- 
bild, namlich das Bild eines flachen Himmelsgewolbes, an dem die Ster- 
ne im Osten aufsteigen und im Westen versinken. 

Wie ist das moglich? 

Die wichtigste Voraussetzung dieser optischen Tauschung ist uns be 
reits bekannt. Das Auge nimmt nur das Endstiick eines Lichtstrahls aid 


232 



und verlegt die Lichtquelle in die gradlinige Verlangerung dieses End- 
sl iicks. 

Nehtnen wir an, daB bei Punkt B unserer Zeichnung ein Beobachter 
stellt. Er blickt zum Himmel und sieht dort die Sterne 1 — 7. 

Das Licht des Sterns 4 erreicht den Beobachter auf geradem Wege, so 
il.iB er den Stern in seiner wahren Richtung genau fiber sich im Zenith 
ei blickt. Das Licht der Sterne 3 und 5 wird dagegen etwas gekriimmt. 

I )as Auge des Beobachters verlangert die Endstiicke gradlinig und sieht 
dcshalb die beiden Sterne nicht an ihren wahren Orten, sondern bei 3' 
und 5' des scheinbaren Himmelsgewolbes. Das Licht der Sterne 2 und 6 
erlahrt noch starkere Kriimmung, die Einfallswinkel werden entspre- 
i Lend kleiner, und das Auge glaubt die Sterne bei 2' und 6' zu sehen. Das 
l.icht der Sterne 1 und 7, das am starksten gekriimmt wird, erreicht den 
Beobachter fast unter 0 Grad Einfallswinkel. Das Auge verlegt ihre 
scheinbaren Orte entsprechend nach 1' und 7', also an den Horizont. Das 
Licht der Sterne 8—12 erreicht den Beobachter iiberhaupt nicht. Die 
Sierne liegen deshalb fur ihn scheinbar unter dem Horizont. 

So entsteht die optische Tauschung des gestirnten Himmels! 

Da die Himmelskugel von Ost nach West rotiert, gelangt Stern 1 
nacheinander zu den Orten 2, 3, 4, 5, 6 und 7. Fiir das Auge wandert er 
scheinbar von 1' fiber 2', 3', 4', 5', 6' zu 7', geht also scheinbar im Os- 
Ion auf, kreist iiber die Erde hinweg und geht im Westen unter. 

Auf die gleiche Weise erklart sich der scheinbare Auf- und Untergang 
■ iller Sterne wie der Planeten einschlieBlich Sonne und Mond. 

Verfolgen wir den Vorgang noch einmal an der Sonne, um voile Klar- 
heit zu gewinnen: 


233 


B 


Die Sonne steht bei 1 genau ostlich der Himmelskugel. Ihr Licht er- 
reicht den Beobachter bei B in starkster Kriimmung mit fast 0 Grad Ein- 
fallswinkel. Das Auge des Beobachters verlegt die Sonne entsprechend 
nach 1' an den ostlichen Horizont. Er sieht die Sonne dort aufgehen. Die 
Sonne umkreist die Himmelskugel in 24 Stunden von Ost nach West. Sic 
steht nach einigen Stunden bei 2. Ihr Licht erreicht den Beobachter mit 
geringerer Kriimmung, so daB er sie bei 2' zu sehen meint. Wenn die 
Sonne mittags genau im Zenith steht, sieht sie der Beobachter auch ge- 
nau uber sich. Dann sinkt sie fur ihn wieder fiber 4' zum westlichen Hori- 
zont bei 5' entsprechend der wieder zunehmenden Kriimmung. 

Tag und Nacht 

Die vorangegangene Darstellung erklart zugleich, wie die verschiedenen 
Tageszeiten fur den Beobachter entstehen. Machen wir uns den Vorgang 
noch einmal an der Gesamtstrahlung der Sonne deutlich: 


G 



C 


234 


Die Sonne bestrahlt jetzt die eine Halfte der Erdoberflache. Die Beob- 
.n liter bei A-E sehen sie, und zwar geht sie fur A eben im Westen unter, 
Im B steht sie auf halber Hohe im Westen, fur C im Zenith, fur D in hal- 
bcr Osthohe, und fur E steigt sie eben im Osten fiber den Horizont. F, G 
und H erhalten keine Sonnenstrahlen, haben also Nacht. Wandert jetzt 
die Sonne nach Westen, so verschiebt sich die gesamte Strahlung auf der 
I rde, so daB fur A und B Nacht wird, fur F und G aber zunehmend Tag. 
In 24 Stunden vollendet die Sonne eine Umkreisung, sodaB in der glei- 
i hen Zeit jeder Punkt der Erdoberflache die verschiedenen Phasen der 
llesonnung erlebt. 

Die verschiedenen Langen von Tag und Nacht erklaren sich aus der 
Sonnenstrahlung zu den verschiedenen Jahreszei ten. Versuchen wir, zu 
vcrstehen, wie es zu diesen kommt. 

Die Jahreszeiten 

Ergen wir zu den verschiedenen Jahreszeiten senkrechte Schnitte durch 
die Erdwelt, so erhalten wir folgende schemadsche Zeichnungen: 

Die Sonne krcist am 21. Miirz genau in der Aquatorebene. Ihre 
Slrahlen reichen vom Nordpol bis zum Siidpol. Nun riickt die Sonne mit 
jeder taglichen Umkreisung ein Stuck nach Norden. Sie beschrcibt also 
l ine enge Spirale. Am 21. Juni zieht sie ihren hochsten Kreis, den nord- 
Ih hen Wendekreis. An diesem Tage trifft ihr senkrechter Strahl nicht 
inehr den Aquator, sondern den Wendekreis des Krebses, der auf 23,5 
Grad nordlicher Breite liegt. Die gesamte Sonnenstrahlung ist entspre- 
i I lend nach Norden verlagert. Der Nordpolarkreis steht ununterbrochen 
M Stunden taglich) unter Besonnung, wahrend am Sfidpol immer Nacht 
herrscht. Vom 22. Juni ab sinkt die Sonne mit jedem Tageskreis wieder in 
rnger Spirale nach Siiden, erreicht am 23. September den gleichen Aqua- 
lorstand wie am 21. Marz und riickt nun dariiber hinaus, bis sie am 22. 



N N 




235 



Dezember ihren tiefsten Kreis zieht und mit ihrem senkrechten Stralil 
den Wendckreis des Steinbocks auf 23,5 Grad siidlicher Breite bestreicht. I 
Nachdem sich so die Verhaltnisse vom 21. Juni umgekehrt haben, be- | 
ginnt die Sonne wieder kreisend zum Aquator aufzusteigen. 

Die verschicdcnen Langen von Tag und Nacht zu den verschiedencii 
Jahreszeiten vverden klar, vvenn man sich beispielsweise bei der angegebe- 
nen Breite von 50 Grad die Erdwelt waagrecht durchschneidet und die 
schraffierte Nachthalfte beachtet. Am 21. Marz erhalten wir gleiche Alt' 
teile von Licht und Nichtlicht. Tag und Nacht sind also gleich lang. Am 
21. Juni fallt in die gleiche Schnittlinie Gel Sonne und vvenig Nacht. Wii 
haben lange Tage und kurze Nachte. 

Die verschicdcnen Temperaturen zu den verschicdcnen Jahreszeiten 
und Tageszeiten ergeben sich daraus, daB die Warme erzeugende Ener- j 
gic im Quadrat der Entfernung abnimmt. Der senkrecht auftreffende 
Strahl ist stets der kiirzeste, besitzt also die starkste Energie und erzeugt 
die hochste Temperatur. Je starker sich der Strahl kriimmt, um so langer 
wird er, damit aber um so schwacher seine Energie und seine warmeer- 
zeugende Kraft. Der Energiestrahl, der am 21. Marz den Aquator trifft, 
erzeugt dank seiner Kurze hohe Warme, wahrend im gleichen Zeitpunkt 
der stark gekrummte Strahl, der den Sudpol erreicht, infolge seiner Lange 
bereits stark geschwacht ist und nur geringe Warme erzeugen kann. 

Die Lange des Strahls verrat sich uns sinnfallig durch den Winkel, in 
dem er auftrifft. Bei gleicher Sonnenhohe entstehen stets gleiche 
Temperaturen. Ob beispielsweise die Sonne im Sommer oder im Win- ] 
ter, am Vormittag oder am Nachmittag 30 Grad liber dem Horizoni 
steht, ist belanglos. Bei 30 Grad Sonnenhohe besitzt der Sonnenstrahl an 
jedem Ort, zu jeder Tageszeit die gleiche Energie und vermag die glei- ! 
che Warme zu erzeugen, weil er die gleiche Lange hat. 


Himmelsmechanik der Erdwelt 

I >h Erde selbst ruht. 

1 )ie Himmelskugel rotiert in 24 Stunden einmal um ihre nordsiidlich 
tiusgerichtete Achse. 

Die Sterne sind keine selbstandigen Kdrper, sondern entweder Au- 
!’"-nposten einer kornigen Struktur der Himmelskugel oder strahlende 
I mlagerungen in der Oberflachc der Himmelskugel oder Durchbruche 
in der Verschlackung der Oberflache. Auf jeden Fall rotieren sie in ihrer 
Masse mit der Himmelskugel zusammen. Die Planeten einschlieBlich 

und Mond sind selbstandige Korper (vermutlich Hohlkugeln), 

On in Spiralen um die Himmelskugel kreisen. Ihre Reihenfolge von der 
I idoberflache aus gerechnet ist: 

Mond, Sonne, Merkur, Venus, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Nep- 
lun und Pluto. 

Samtliche Planeten kreisen ausnahmslos von Ost nach West um die 
I limmelskugel. 

Das ist die Grundtatsache, die man sich fest einpragen muB. 

Je weiter ein Planet von der Himmelskugel entfernt kreist, um so lan- 
cer ist sein Weg und um so mehr Zeit braucht er im allgemeinen fur 
. me Umkreisung. Der Mond hat also den langsten Weg und benotigt die 
mriste Zeit, wahrend Pluto seinen kleinen Kreis in der kiirzesten Zeit be- 
i hreiben kann. 

Kopernikanisch wird nun die Zeitdauer des Umlaufs infolge des ko- 
p< i nikanischen Grundirrtums nicht von der ruhenden Erde aus (wie 
■ , nahe liegen wiirde) gemessen, sondern im Vergleich zur rotierenden 
I limmelskugel. Unsere Astronomen sagen also nicht: Der Mond 
In aucht rund 25 Stunden, um einmal tiber die Erdoberflachc hinwegzu- 
k i risen, sondern sie sagen, der Mond bleibt im Vergleich zu den Sternen 
laglich um 13,5 Grad zuriick! Er steht deshalb erst nach einem Monat 
winder vor dem gleichen Stern. Daraus schlieBt die kopernikanische Ast- 
ninomie, die fur solche Berechnungen die Sterne als feststehende Licht- 
punkte einsetzt, daB der Mond in einem Monat um die Erde herum- 
uandert. Sie glaubt also an eine echte monatliche Umkreisung. 

In der Erdwelt jedoch rotiert die Himmelskugel mitsamt den Ster- 
ni-ii in 24 Stunden einmal um ihre Achse. Der Mond kreist um die glei- 
i he Achse, nur etwas langsamer. Er bleibt also gegeniiber einem be- 
limmten Stern zuriick, und zwar mit jeder Umkreisung um 13,5 Grad, 
o daB es einen Monat dauert, bevor sich seine Stellung wieder mit der 
des Sterns deckt. In der Erdwelt existiert also kein monatlicher Um- 
la uf des Mondes. Er erfolgt nur scheinbar. Echt ist eine tagliche Kreis- 



bewegung des Mondes, die nur etwas liinger dauert als die Rotation dn 
Himmelskugel. 

Machen wir uns das vollig klar: 

Nehmen wir an, daB der Stern S und der Mond am Ersten eines Mo 
nats genau in der Ost-West-Achse liegen. Der Stern braucht 24 Stundcn, 
um diesen Punkt wieder zu erreichen. Der Mond braucht annahernd cine 
Stunde langer. Er steht also nach 24 Stunden nicht ebenfalls schon wil- 
der auf der Ost-West-Achse, sondern erst bei M'. — Am 7. des Mounts 
erreicht der Stern nach sieben Umdrehungen wieder genau den Achscn 
punkt. Dem Mond fehlt aber an seinern siebenten Kreis noch ein Viei 
telkreis. Eine Woche spater fehlt ihm vom vierzehnten Kreis noch die 
Halfte, wahrend der Stern schon sein Ziel erreicht hat, wieder eine Wo 
che spater vom 21. Kreis Dreiviertel. Nach vier Wochen fehlt ihm ein 
ganzer Kreis. Er steht wieder genau wie der Stern auf der Ost-West 
Achse, aber der Stern hat 28 Kreise hinter sich, der Mond dagegen nm 
siebenundzwanzig. 

Das ist die gleiche Erscheinung wie bei zwei Laufern, die man gleich 
zeitig auf einer Rennbahn starten lalit. Sie laufen beide ihre Runden. Dei 
Langsamere bleibt mit jeder Runde ein Stuck mehr zuruck. SchlieBlich 
konnen beide gleichzeitig durchs Ziel gehen, nur hat eben der Langsame- 
re eine Runde weniger zuriickgelegt. Falsch ware es, zu behaupten, del 
langsamere Laufer sei gegen die Startrichtung gelaufen und sei insgesamt 
nur eine Runde gelaufen. 

Genau so falsch ist es, zu sagen, der Mond kreise von West nach Osi 
in 28 Tagen einmal um die Erde herum. 

Der scheinbare Jahresumlauf der Erde um die Sonne erklart sich an! 
die gleiche Weise. Selbstverstiindlich kreist die Erde nicht um die Sonne. 
Die Sonne kreist vielmehr um die Himmelskugel. Sie bleibt mit ihren 
Kreisen taglich um rund 1 Grad gegeniiber einem Vergleichsstern zuruck 
und deckt diesen deshalb erst wieder nach 365 Tagen. Sie hat in dieser 
Zeit 365 Kreise beschrieben, die Himmelskugel mit dem Vergleichsstern 
jedoch 366 . 

Wie Mond und Sonne kreisen auch alle anderen Planeten um die ro- 
tierende Himmelskugel. Je genauer sich ihre Umlaufzeit der 24- 


r ‘ it unden- Rotation anpaBt, umso langer dauert es, bis sie wieder ihren 
\ i rgleichsstern erreichen. Wenn sich ein Planet fast so schnell wie die 
I limmelskugel bewegt und taglich nur 1/10 Grad zuriickbleibt, so 
hi.iucht er eben zehn Jahre, bevor er wieder gleichzeitig mit dem Ver- 
I’Ji'ichsstern durchs Ziel geht. Ein anderer, der der Rotation der Him- 
1 1 1 < Iskugel noch besser folgt, weil er ihr naher steht, und taglich nur 1/100 
ill. id zuriickbleibt, wird erst in hundert Jahren wieder mit dem Ver- 
i lrichsstern zusammenstehen — oder kopernikanisch gesehen — hundert 
|uhre fur einen Umlauf brauchen. In Wirklichkeit hat er dann jcdoch 
mi lit einen Umlauf vollendet, sondern 365 mal 100 = 36 500 Kreise um 
die Himmelskugel beschrieben, die in der gleichen Zeit 36 501 Umdrc- 
liungen vollzogen hat. 

Die rechnerisch reinen Bewegungen der Planeten werden durch Ab- 
li nkungen variiert. Wenn sich die Planeten auf ihren spiraligen Kreisbah- 
ni-ii nahekommen, beeinflussen sie sich gegenseitig, wobei die starkste 
Itceinflussung von der Sonne ausgehen diirfte. Die Verhaltnisse in der 
In I welt machen solche Beeinflussungen leicht begreifbar, wahrend sie in 
-In kopernikanischen Welt nicht zu begriinden sind. In dieser betragt der 
\l island der Planeten voneinander Millionen und Hunderte von Millio- 
urn Kilometer, die Geschwindigkeit Zehntausende oder Hunderttausen- 
ilr von Stundcnkilometern. In der Erdwelt dagegen beschrankt sich der 
\l island auf Hunderte von Kilomctern und die Geschwindigkeit eben- 
lalls. Das ist ein entscheidender Unterschied. Die Ablenkung eines Kor- 
I ins aus seiner Bahn ist bei 100 000 Kilometern pro Stunde Flugge- 
i liwindigkeit iiber 100 000 000 Kilometer Raum hinweg nach irdischen 
HcgrilTen nicht denkbar, wohl aber die Ablenkung eines Korpers von bei- 
pii-lsweise 300 Stundenkilometern Fluggeschwindigkeit fiber einige hun- 
i In I Kilometer Raum hinweg, der mit Elektronen angefiillt ist. 

Die Ablenkungen, die durchaus gesetzmaBig erfolgen, bestehen nun 
1 1. 1 rin, daB ein Planet die Geschwindigkeit eines anderen hemmt oder be- 
i lileunigt und ihn gleichzeitig voriibergehend etwas aus seiner Bahn 
driickt. Da die Planeten mit Ausnahme des Mondes fast genau so schnell 
wie die Himmelskugel kreisen, ergeben schon geringste Einwirkungen 
und Geschwindigkeitsveranderungen eine auffallende Abweichung ge- 
lu-nuber den Vergleichssternen. Der Mars bcispielsweise benotigt fur eine 
I mkreisung nicht genau 24 Stunden, sondern rund zwei Minuten lan- 
gur. Setzt man den Radius seiner Umlaufbahn unverbindlich mit 2000 
kin an, dann betragt seine Umkreisungsgeschwindigkeit rund 500 km/Std. 
Wird der Mars nun infolge einer Beeinflussung durch die Sonne nur um 
einen einzigen Kilometer pro Stunde schneller (statt 500 also 501), 
.<> braucht er fur eine Umkreisung nicht zwei Minuten mehr, sondern 
drei Minuten weniger als die Himmelskugel. Er iiberholt also einen 


238 


239 


Vergleichsstern deutlich und wechselt damit kopernikanisch gesehcu 
scheinbar seine Bewegungsrichtung, obgleich selbst fur unsere irdischcn 
Begriffe die reale Veranderung und entsprechend die wirkende Kraft 
sehr gering ist. 

Die kopernikanische Astronomie muB diese kleinen Schwankungen 
mit einem ganzen Komplex von Annahmen und Deutungen erklaren, 
weil sie die Planeten und Sterne in eine Unendlichkeit hinausprojiziert 
und den Himmel ruhen laBt. Kopemikus stellte nur um dieser winzi 
gen Schwankungen willen seine Grundthese auf, daB sich die Erde uni 
die Sonne bewege. Er verdrehte einen ganzen Kosmos wegen eines 
Problems, das selbst fur unsere irdisch-technischen Begriffe eine Belang 
losigkeit darstellt. 

Mondphasen und Finsternisse 

Die nachfolgende Zeichnung stcllt einen waagrechten Schnitt durch die 
Erdwelt dar. Man muB sich vergegenwartigen, daB die Erde in Wirklich 
keit einen Kugelraum umschlieBt, daB also die Strahlung nach alien Sri 
ten erfolgt. Das gelingt am leichtesten, wenn man die Zeichnung in Ge- 
danken um ihre senkrechte Achse rotieren laBt. 

Die Zeichnung zeigt den Mond in seinen verschiedenen Phasen. Trilli 
ihn das Licht von hinten, so ist die der Erde zugewandte Seite dunkel und 
wir haben Neumond. Trifft ihn das Licht von der Seite, so erhalten wir 
Halbmond. Bei Vollmond wird der Mond fast allseitig von den Lichtflu- 
ten getroffen, die zur Himmelskugel zuriickkehren. 

Der Mond sendet nun das empfangene Licht in den bereits friiher 
dargestellten Lichtkurven zur E,rdoberflache, sodaB dort alle Phasen ein 
schlieBlich der Sicheln vvahrgenommen werden. 



240 




Der Sonne genau gegeniiber belindet sich ein lichtloser, trichterformi 
, i Nachtkanal, der von den Lichtkurven nicht mehr erreicht wird. Er ist, 
,|a die Lichtkurven allseitig gleichmafiig gekrummt sind, im Schnitt kreis- 
i mid. Geht der Mond durch ihn hindurch, so haben wir eine totale 
Mondfinsternis. Schneidet er den Nachtkanal nur mehr oder weniger an, 
,o gibt es eine teilweise Mondfinsternis. Auf dem Mond zeichnet sich 
d.mn ein Stuck dunkle (lichtlose) Kreisscheibe ab, die kopernikanisch als 
Si hatten der Erde gedeutct wird. 

Gewohnlich wandert der Mond etwas am Nachtkanal vorbei, weil er 
im ht in einer Ebene mit der Sonne kreist, sodaB es nicht zu einer Mond- 
Imsternis kommt, sondern beim Vollmond bleibt. Aus dem gleichen 
( ir unde erleben wir auch nur selten eine Sonnenfinsternis. Wenn der 
Neumond stets genau in der Blickrichtung vor der Sonne vorbeigehen 
u urde, hatten wir mit jedem Neumond eine Sonnenfinsternis. Er passiert 
die Sonne jedoch meistens soweit nordlich oder siidlich, daB er sie nicht 
verdeckt. 

Damit wollen wir uns begniigen. Fur alle weiteren Einzelheiten zur 
I lohlwelttheorie verweisen wir noch einmal auf das bereits erwahnte 
iMundlegende Werkjohannes Langs: „Die Hohlwelttheorie“. 

0 


241 




i Ifni dcr Forschung den Weg zur kosmischen Wirklichkeit freimachen. 


Revolution des Geistes 


U nsere Untersuchung ist damit abgeschlossen. 

Zwei Weltbilder stehen sich gegeniiber. 

Das heliozentrische Weltbild des Kopernikus erbrachte trotz mehr 
hundertjahriger, bewundernswiirdiger Kleinarbeit fleiBiger Astronomen 
keinen einzigen zwingenden Beweis fur seine Richtigkeit. Es beruht aul 
einem System von Glaubenssatzen, die mit unseren heutigen wissen- 
schaftlichen und technischen Erfalirungen in Widerspruch stehen, grup- 
piert um die Grundidee, daB die Erde eine rotierende Kugel sei und sieli 
um die Sonne bewege. Der aus ihnen resultierenden Dogmatik werden 
alle Ergebnisse der Forschung durch Auswahl oder Umdeutung unterge- 
ordnet. Optische I auschungcn bleiben ohne Beriicksichtigung oder ge- 
deihen — wie Horizont und Himmelsgewolbe — zu kosmischen VVirklic h 
keiten. Den Fernrohren werden durch sich gegenseitig aufhebende Geset- 
ze Moglichkeiten unterstellt, die sie nicht besitzen, wahrend technischen 
Mitteln wie Photographic und Spektrum, deren Eigengesetzlichkeiten 
noch weitgehend unbekannt sind, unberechtigt Beweiskraft unterschoben 
wird. Man projiziert ein kiinsdiches Bezugssystem aus mathematischen 
Berechnungen und Gesetzen in die Realitat hinein und uberdeckt sie mit 
ihm, soweit sie nicht mit dem Surrogat iibereinstimmt. Kosmische Er- 
scheinungen wie Lichtzeitverschiebung und Storfaktoren, die nach der 
Theorie existieren, aber zugleich die Forschung unmdglich machen miiB- 
ten, bleiben auBer Ansatz. Thesen wie jene vom gradlinigen Licht, von 
der Tragheit oder von der Gravitation, die nicht aus wissenschaftlichen 
Bezirken stammen, gelten als wissenschaftliche Fundamente. Trotz allem 
ergibt sich immer noch ein Lehrsystem voller Widerspriiche und Unmog- 
lichkeiten, die der Offentlichkeit verschwiegen werden miissen. 

Die Flohlwelttheorie begriindet eine ganz neue Weltvorstellung, ob- 
gleich sie mit dem kopernikanischen Weltbild im Sinne einer Gegenpolig- 
keit gesetzmaBig verbunden ist. Sie will kein neues Dogma aufstellen, son- 


Dcshalb unterwirft sie sich selbst der kritischen Priifung. Die Hohlwelt- 
ilicorie ist einstweilen in groBen Teilen nichts anderes als eine Zusam- 
inciischau von wissenschaftlichen und technischen Befunden der Gegen- 
u .u l, mit denen wesentliche Ziige der kosmischen Wirklichkeit markiert 
werden. Sie entspringt also nicht der Intuition, sondern der Synthcse. Ih- 
re Ausgangsstellungen liegen nicht bei religiosen Setzungen, sondern bei 
Messungen, Inklinationsnadeln, FIbhenstrahlen, Rundfunk, Infrarotauf- 
n.ihmen, Elektronenstromen, KreiselkompaB, Zentrifugalkraften, Magne- 
ii sinus, Elektrizitat, Schwerkraft, Gezeiten, Licht, Warme und anderen 
trehnisch faBbaren Wirklichkeiten. Insgesamt ergibt die Hohlwclttheorie 
m lion heute ein erstaunlich klares, widerspruchsfreies System, das alle 
I ii i ibachteten Erscheinungen zu deuten vermag und zugleich mit den 
Minstigen wissenschaftlichen Erfahrungen der Gegenwart in Ubereinstim- 
mung steht. 

Unsere Untersuchung war davon ausgegangen, daB wir kosmisch ge- 
• hen in jenen kritischen Jahrzehntcn voller Unruhe und Spannung le- 
hen, in denen der Friihlingspunkt der Sonne in ein neues Tierkreiszei- 
i hen iibergeht — ein Phanomen, das sich in beiden Weltbildern vollzicht. 
Wir batten festgestellt, daB wir zwischen den Epochen leben, und zwar 
nicht allein zwischen astronomischen Epochen, sondern zwischen zwei 
Kullurcpochen. Die Hohlwelttheorie, in der sich alle kosmischen Krafte 
und Konstellationen auf begrenztem Raum innerhalb eines geschlossenen 
I hiiversums auswirken, laBt ohne weiteres begreifen, daB sich kosmische 
Vrriinderungen in erhebliehem AusmaBe auf der Erdoberflachc auswir- 
keu und iiber den Menschen hinweg neue Kultursituationen schaffen. 
I )ic Hohlwelttheorie tritt deshalb auch nicht etwa zufallig gerade jetzt 
nil, sondern ist die primare kulturelle Leistung der neuen kosmi- 
schen Periode und der aufsteigenden Kulturepoche. Nichts kann 
die Tatsache, daB wir zwischen den Epochen leben, starker belegen als 
der Durchbruch dieses neuen astronomischen Wcltbilds, und nichts 
konnte den Beginn der aufsteigenden Kulturepoche starker betonen als 
die Hohlwelttheorie. 

Selbstverstandlich wird sich die Eigenart der kommenden Kulturepo- 
chc nicht darauf bese bran ken, iiber cin neues astronomisches Weltbild zu 
verfiigen. Die nachstcn Jahrtausende diirften ein giinzlich anderes Ge- 
sicht der Kultur auspragen als jenes, das wir kennen. Mit der Hohlwelt- 
theorie beginnt eine Revolution der Wissenschaften, zugleich eine Re- 
volution des Geistes und eine tiefgreifende Umwalzung der Gesamtkul- 
tur. 

Die Hohlwelttheorie gibt die Ansatzpunkte, die heutige, dem Chaos 
/utreibende Atomisierung zu iiberwinden und makrokosmische Zusam- 




242 


243 


menhiinge zu gewinnen. Sie ermoglicht endlich, objektive kosmische Vor- 
gange auf den Menschen und die menschliche Kultur zu beziehen und 
beide in die Ganzheit unseres Universums einzubetten. In der Hohlwelt- 
theorie ist der Mensch nicht mehr die verlorene Mikrobe in einem un- 
endlichen Nichts, sondern ein wesentlichcr Bestandteil des Universums, 
der unmittelbar aus den kosmischen Gewalten heraus lebt und sie kultur- 
schopfend widerspiegelt. Damit erreichen wir eine neue Ausgangsstellung 
mit der Aussicht auf eine ganz neue Ordnung. Hier liegt wohl die allge- 
meinste und groBte Bedeutung der Hohlwelttheorie. Die Wiedereinfu- 
gung des Menschen in den wirkenden Kosmos und die Wiedereinsetzung 
des Menschen in seine Rechte als kosmisch bedeutsames Individuum und 
als Krone der Schopfung gehoren zum Gewaltigstcn, was uns verheiBen 
werden kann. 

Es liegt an uns, diese VerheiBung zu realisieren. 

Die Wissenschaft leistet in alien Disziplinen schon recht beachtliche 
Hilfestellung. Die Hohlwelttheorie ist schon kein einsamer, verlorener 
Vorlaufer mehr. Auf alien Gebieten stoBen revolutionare Ideen vor, fur 
die die Hohlwelttheorie sehr bald zum Kristallisationskern werden diirfte. 
Die Ffille der neuen Gedanken, Ergebnisse und Gestaltungen ist schon 
heute geradezu verbluffend. 

Es sei erlaubt, davon einiges anzudeuten. 

Da ist beispielsweise die Substanzlehrc Rudolf Hauschkas, die vollig 
unabhiingig von der Hohlwelttheorie gewonnen wurde, obgleich sie leicht 
den gegenteiligen Eindruck erwecken konnte. Sie sieht die Stoffe und 
Substanzen nicht als Totes, sondern als Aggregatzustande von Energien, 
als verwickelte und hochempfindsame, fast bis zur Individualitat eigenwil- 
lige Strukturen, die unter kosmischen Gewalten entstanden sind und diese 
widerspiegeln. Hier wird aus experimentcll gewonnenem, streng wissen- 
schaftlichem Material eine neue Ausgangsstellung fur die Chentie und die 
Biologie geschaffen. Hinter einer schlichten Feststellung wie dieser, daB 
nicht der Boden die Pflanze, sondern die Pflanze den Boden schafft, wet- 
terleuchtet eine wissenschaftliche Revolution, die von der theoretischen 
Chentie bis zur praktischen Agrarwirtschaft greift. 

In der Physik vollzieht sich bereits seit Jahrzehnten ein Umbruch, der 
zu einer Zertriimmerung des friiheren physikalischen Weltbildes geflihri 
hat und dessen Ergebnisse sich schon heute nicht mehr mit dem koperni- 
kanischen Weltbild vereinbaren lassen. Er wurde von der Atomphysik 
eingeleitet und hat noch lange nicht sein Ende erreicht. Die Umwalzung 
schreitet fort, die Bewegungen sind noch im vollen Gange, die revolutio- 
nierenden Krafte treiben weiter. Das ganze Energieproblem wird aufge- 
rollt, selbst von so grundsatzlich neuen Sichten aus wie etwa bei Waite. 
Viele Kopfe sind am Werk, Spezialisten, deren Ergebnisse zu Mosaik- 

244 


teinchen einer neuen Physik werden. Selbst eine Atombombe ist kein 
I '.nde, sondern nur ein zufalliges Nebenprodukt. Und hundertmal wichti- 
ger vielleicht als alle Einzelfeststellungen ist die Erkenntnis, daB im In- 
nern des Atoms die Denk- und Anschauungsmoglichkeiten des Menschen 
Hire Grenzen ftnden, denn damit entdeekt die Physik die Grenzen der 
menschlichen Dimension und zugleich den Anfang des UnfaBbaren und 
die Existenz Gottes. Das allein bedeutet schon einen ungeheuren Abstand 
gegeniiber einer Epoche, die das UnfaBbare allein dem glaubigen Gefiihl 
/.uwies und sich einen Stolz daraus machte, es von der Wissenschaft her 
zu leugnen. 

Die Atomphysik hebelt nur von einer Seite. Die groBeren Wandlun- 
grn stehen noch aus. Sie ergeben sich vor allem aus der Einsicht, daB un- 
i re bisherige Physik fast ausschlieBlich eine irdische Physik war, deren 
I eststellungen nur fur den begrenzten Forschungsraum unmittelbar an 
der Erdoberflache gelten — aus der Einsicht, daB die physikalischen Er- 
seheinungen unseres Eebensraumes nur sekundare Erscheinungen sind, 
Sonderfalle kosmischer Vorgange und iibergeordneter Gesetzlichkei- 
len — aus der Einsicht, daB die Physik vor allem eine Kosmophysik sein 
muB, wenn sie zu absolut giiltigen Aussagen und ewigen Wahrheiten 
kommen will. Und die kosmophysikalischen Gesetzlichkeiten werden sich 
/.weifellos erheblich von den irdisch-physikalischen unterscheiden. So gel- 
len beispielsweise die Gesetze von der Erhaltung der Energie und der Er- 
haltung der Materie zwar mit beliebiger Annaherung im Kleinstaus- 
sehnitt des irdischen Bereichs, nicht aber im Kosmos. Kosmophysikalisch 
uiinmt die Energie ab, wahrend die Materie zunimmt. Weiter laBt sich 
/. B. die kinetische Warmetheorie kosmophysikalisch so wenig vertreten 
wie die Lichttheorie, die Elektrizitatslehre so wenig wie das Gesetz von 
der Erhaltung der mechanischen Energie, die Gravitationslehre so wenig 
wie das Tragheitsgesetz. 

Die starksten Wandlungen ergeben sich naturgemaB dort, wo die Phy- 
ik das astronomische Weltbild uberschneidet. Die Astrophysik kommt von 
der Hohlwelttheorie aus zu wesenllich anderen Ergebnissen und Deutun- 
i',eii, Die Entstehung der Elemente und Substanzen, die man bisher mehr 
i H ler weniger dem Zufall anvertrauen muBte, kann in der Hohlwelttheorie 
resetzmaBig abgeleitet und begriindet werden. Gleichzeitig ergeben sich 
neue Losungen fur die Entstehung der Planeten, fur die Geschichte unse- 
ier Erde, sowie fur die Entstehung des Lebens und der Arten. 

Da ist ferner die Technik. Dynamo und Elcktrizitat, Flugzeug, Funk, 
I i rnsehen und Film, erst recht cin kommender Atommotor oder Sonnen- 
inotor gehoren der versinkenden Epoche bereits nicht mehr an, sondern 
ineifen in das dritte Jahrtausend hinitber. Die Technik macht aufdring- 
lich sichtbar, daB sich gegenwartig zwei Epochen iiberschneiden. Die ei- 

245 


ne klammert sich noch an ihre Staaten und Grenzen, an Nationality en 
und lokale Zustandigkeiten, und mauert die Menschen in kleine Bezirkc 
ein, sodaB ihnen die unmittelbare Nachbarschaft, ganz zu schweigen von 
der weiten Welt, verschlossen bleibt. Die andere Epoche ermoglicht rs 
dem Menschen bereits tiber Funk und FLabel, uber Fernsehen und Flug 
zeug sich mit der ganzen Welt in Verbindung zu setzen und groBziigig 
die Lander zu uberqueren. Und was die Technik heute bietet, ist aucli 
nur ein Anfang. Wer vermochte es zu glauben, daB sie plotzlich stillsteheii 
wird? Wer vermochte zu glauben, daB sie ihr Ende findet, auch wenn 
Kohle und Ol nicht mehr in plumpen Maschinenungeheuern verstinken 
und verknattern? Die groBere Zukunft der Technik liegt noch vor ihr. 
Und die Chancen stehen eine Million zu eins, daB nicht die lokalpatrioti 
sche Vergangenheit die Technik nach ihrem Bilde, sondem umgekehri 
die Technik die Verhaltnisse des Verkehrs, der Wirtschaft und der Politik 
nach ihrem Bilde formen wird. 

Da sind neue philosophische Gedankengange, die sich um die Ansal/< 
einer zukiinftigen Philosophic bemiihen. Es ist belanglos, ob man sir 
schon bei Steiner oder erst bei Jung entdeckt. Die entscheidende Revolu 
tion der Philosophic vollzieht sich damit, daB sie den Unendlichkeitsbr 
griff verliert und Raum, Zeit und Kausalitat im Endlichen neu fundiercn 
muB, daB sie von der umschlossenen Erdwelt auszugehen hat, die Denk- 
grenzen beachtet und nicht mehr sinnlos am UnfaBbaren herumratselt. 

Sie verliert damit manches System, das aus der Gedankenspielerei im 

Nichts entstand, aber sie kann dafiir eine der Wirklichkeit adaquatr 
Schau und universale Bedeutung gewinnen. 

Oder greifen wir ein Stuck Biologic heraus. Mit der Ablosung des ko 
pernikanischen Weltbilds wird praktisch auch die Entwicklungstheoric 
erledigt. Sie hielt sich bisher nur noch, weil es keine andere Losung zu 
geben schien. Sobald man jedoch an den Anfang der Erde nicht mehi 
eine sich abkuhlendc Feuerkugel mit einem ersten Lebenskeim zu setzen 
braucht, entfallt jeder Grund, die groteskcn Widerspruche dieser Theoric 
zu tragen. Die Lebewesen der Erde haben sich nicht aus einem Urkeim 
heraus entwickelt und die Differenzierung der Arten erfolgte keineswegs 
unter dem Zwang eines Kampfes urns Dasein. Darwin irrte und der gau- 
ze Darwinismus ist falsch. Falsch ist auch die Abstammungslehre. Dei 
Mensch stammt nicht vom Affen ab. Die Lebensform der Natur ist nicht 
der Kampf, sondern die friedliche Gemeinschaft und gegenseitige Abhan 
gigkeit. Und die Lebensform des Menschen ist nicht der Krieg. Es gibt 
keine naturwissenschaftliche Rechtfertigung fur den Krieg, fur einen 
menschlichen Kampf urns Dasein, fur einen Klassenkampf oder fur ein 
Recht des Starkeren. Flier bricht ein ganzes Gebaudc von Ideologien zu- 
sammen, denen die Menschheit viel Leid verdankt. 





246 


Rechnen wir weiter mit einer neuen Psychology fur dre wir bereits 
vrrheiGungsvolle Ansatze fmden. Der Mensch besitzt m der Hohlwelt- 
ihcorie eine ganz andere Bedeutung als im kopernikamschen Umversum. 
Konnte nicht diese neue Epoche aus einer grundsatzlich anderen Wer- 
t„ng des Menschen heraus uber die gegenwartigen tienschen Ordnungen 
liinauswachsen zu menschlichen Ordnungen und den Menschen ein 
mcnschenwurdiges Dasein schaffen? Und was die Psychologie betnfit - 
, , das nicht eine ganz neue Psychologie, die den Menschen m dynami- 
, her Wechselbeziehung mit dem Kosmos sieht, die die menschlichen 
Denkgrenzen berucksichtigt, die Geist und Seele, Verstand und Gefuhl 
m ,s dem kosmischen Gesamtkomplex ableitet? Welcher Unterschied al- 
ley ob man den Geist als GehirnschweiB oder als Empfangsschwingung 
tics UnfaBbaren wertet? 

Da ist die Religion. Die religiose Haltung der Menschen braucht zu- 
kunftig nicht mehr unter der Verkrampfung zu leiden, die eine Epoche 
erzwang von der Geist und Wissenschaft als Gegenspieler des Glaubens 
gcsehen wurden. Heute noch verneinen unzahlige Millionen Gott, well 
„■ meinen, auf die Wissenschaft schworen zu rnussen. Die kommende 
Wissenschaft wird Gott von sich aus bejahen und seme Existenz mit wis- 
xrnschaftlichen Mitteln beweisen. Und die Erkenntms, daB Geist und 
Seele keine Gegensatze, sondern die Wirkformen des gleichen UnfaBba- 
ren sind, wird die Menschen abseits von aller verlogenen auBeren From- 
migkeit wahrhaft religios machen aus dem BewuBtsein heraus, daB wirk- 
lieh alle Wege von Gott kommen und zu Gott fuhren. 

* 

Doch genug. Lassen wir es bei diesen Andeutungen bewendcn. Sie zeigen 
bereits ausreichend, daB wir uns nicht nur astronomisch und rechnensch 
im Ubergang zu einer neuen kosmischen Penode befinden, sondern daB 
diesem Ubergang auch tatsachlich erhebliche Veranderungen im Bereich 
unserer menschlichen Kultur entsprechen, die als Auftakt einer neuen 

Kulturepoche gewertet werden diirfen. 

Die Frage ist nun, ob es geniigt, wohlwollend von den Umwalzungen 
Kenntnis zu nehmen, die sich in den verschiedenen Bezirken unserer 
Kultur vollziehen wollen. Wir meinen, es genugt nicht - schon deshalb 
nicht, weil unser europaischer Kulturkreis vom hartesten auBeren Schlag 
des Epochenumbruchs so schwer getroffen wurde, daB er sich in der Ge- 
fahr befmdet, am Rande neuer, machtiger Kulturkreise zu ve.dammern. 
Es genugt ferner nicht, weil die Dauer der Krisenzeit vom Tempo der 
Wandlungen abhangt und wir Jahre oder gar Jahrzehnte gefahrheher 
Spannungen dadurch einsparen konnen, daB wir die R evolutl ° n 
(‘eistes scharf vorantreiben. Und es genugt schlieBlich deshalb nicht, weil 


247 


die Pioniere der kommenden Epoche im schweren Kampf gegen Ge- 
wohnheit und Denktragheit, gegen dogmatische Wissenschaft und offeiil 
liche Gewalten stehen und zusatzlich alle Erschwerungen unserer Zeit bis 
zum nackten Hunger zu erleiden haben. Ihre Ideen werden zweifellos am 
Leben bleiben und sich durchsetzen, aber fur uns ist es ein entscheiden- 
der Unterschied, ob sie jetzt und in Europa zur Resonanz kommen und 
damit unseren Kulturkreis zum Kraftzentrum der neuen Epoche machen, 
oder ob sie nach Jahrzehnten irgendwo anders nach einigem Verschollen- 
sein zum Durchbruch kommen. Wir werden uns entweder dieser revolu- 
tionaren Ideen bemachtigen und mit ihrer Kraft die gegenwiirtige Kata 
strophe iiberwinden — oder unsere verspieBerten Nachfahren werden in 
die Feme staunen und schiichtern darauf hinweisen, daB sie »eigentlich« 
gewisse Prioritatsrechte zu beanspruchen hatten. 

Deshalb scheint uns notig zu sein, daB die Revolution des Geistes einc 
Ergiinzung durch die Revolutionierung der Geister findet. Die gewaltigste 
Idee kann auf Jahrzehnte hinaus wieder versinken, wenn sie nur von ei- 
nem Mann getragen wird. Es ist erforderlich, daB Hunderttausende und 
Millionen von Menschen die Anfange der aufsteigcnden Kulturepoche zu 
ihrer eigensten Angelegenheit machen und anfeuernd Anteil nehmen, 
daB die Wissenschaftler aller Sparten ihre dogmatischen Hochburgen 
verlassen und sich der neuen Moglichkeiten bemachtigen, aber auch, daB 
die gesamte kulturtragende Intelligenz Europas ein nachdruckliches Echo 
gibt. 

_ Wir sind uns bewuBt, daB sich das leichter hinschreiben als realisieren 
laBt. Abgesehen von alien anderen Wissensbestanden gilt allein schon das 
kopernikanische Weltbild heute noch als unbestrittenes Bildungsgut, das 
hundertmillionenfach im BewuBtsein der abendlandischen Volker ver- 
wurzelt und mit alien Machten verschwiigert ist. Es wird in den Schulen 
gelehrt und von den Kirchen gebilligt, voin Staat anerkannt und von sei- 
nen Organen unterstiitzt, besitzt in Presse, Rundfunk und Buch mei- 
nungsformende Instrumente grofiter Wirkungsweite und genieBt die Wei- 
hen des Ewiggiiltigen, so daB bereits jeder Zweifel an ihm als Frevel, ja als 
revolutionare — und politische — Demonstration gegen die tragenden 
Gewalten erscheint. Wie zu alien Zeiten ist es auch heute ein ungeheures 
Unterfangen, gegen eine offiziell sanktionierte Lehrmeinung und gegen 
die triige Masse der gewohnten Vorstellungen ein Veto einzulegen und 
die Unrichtigkeit dessen zu behaupten, was alien selbstverstandlich wahr 
zu sein scheint. Das Beharrungsvermogen einer Schulwissenschaft ist au- 
Berordentlich groB, und dem Neuen, das in leidenschaftlicher Kampfstel- 
lung antritt und Gehor fordert, wird kaum erspart bleiben, verhohnt und 
verfemt zu werden. Das helle Licht der Gegenwart macht das Infame 
durchaus nicht unmoglich — was wir Lebenden in bezug auf die Politik 


, hr schnell begreifen, wiihrend wir es in bezug auf die Wissenschaft nicht 
| lir moglich halten — denn die unsachliche Niedertracht ist nicht ein 
( lharakteristikum des Mittelalters, sondern zu alien Zeiten das bilhgste 
Mittel jeder Gewalt, die sich im unrechten Besitz bedroht fuhlt. Trotz- 
,1cm muB der Einspruch erfolgen, da in der Forschung weder Alter noch 
Allgcmeinhcit den Irrtum heiligen und nie das Bestehende, sondern stets 
nur das Zukiinftige verpflichtet. Der schimpfliche Rest wird zur Frage der 
I icrsonlichen Kaltbliitigkeit. 

So crhoffen wir uns trotz allem, daB die Revolution des Geistes tonen- 
,1,. Resonanz in jenen suchenden und nachdenkhchen Menschen findet, 
die ungeachtet aller Katastrophen unserer Zeit wach und kulturfiihig ge- 
nug geblieben sind, urn von ihr aus die Anfange einer neuen Kulturepo- 
i he zu gestalten. Die Revolution des Geistes ist da und vollzieht sich be- 
reits. Unsere Aufgabe ist es, sie weiterzutragen und zu einer umfassenden 
Revolutionierung der Geister auswirken zu lassen. 

Um dieser Aufgabe willen wurde dieses Buch geschrieben. 

Es bleibt uns nur noch, dem Leser fur seine Aufmerksamkeit zu dan- 
ken. Wir haben ihm nichts vorenthalten, was fur die Urteilsbildung wc- 
sentlich ist. Moge er sein Urteil sprechen. Wie immer es auch ausfallen 
mag _ wir bitten ihn, so oder so sachlich in die Auseinandersetzung zum 
istronomischen Weltbild einzugreifen und im Rahmen seiner Moglich- 
keiten ftir oder wider offentlich Stellung zu nehmen. Wir vermuten auf 
Grund des dargestellten Materials, daB die Hohlwelttheone der kosmi- 
s, hen Wirklichkeit entspricht, aber wir sind fur jeden gegenteihgen Nach- 
weis dankbar, denn schlieBlich geht es nicht um Kopernikus oder die 
I lohlwelttheorie, sondern um die wissenschaftliche Wahrheit. 

if 


248 


249 


Literaturverzeichnis 


George Gamow: Biography ofThe Earth, Armed Service Edition 1941 

S 19 ^ ^ D ° PPdbiId ** Fachverlag Schtele * 

J Ldp a ™i 947 E " tStehUng dCS LebCnS aUl der Erde ’ Volk L "' d Wissen, Berlin/ 

E^“ h V 7 g & hweig 1938 

1945, S. Hirzel, Leipzig ““ NatUrwissenschaft en, 8 . AulL, 

Johannes Lang: Die Hohlwelttheorie, Schimter & Mahlau, Frankfurt 1 938 
> annes -ang: Exaktc Messungen der Erdform, Schirmer & Mahlau 1 941 
Jamesjeans: Sterne, Welten und Atome, Stuttgart/Berlin 1934 

b£ H r Ch tn Ub r Z,ehre ’ Vitt0d ° Frankfurt 1946 

rpno H. Burgel: Der Mensch und die Sterne, Aufhau-Verlag Berlin 1946 

Ernst Barthel: Die Erde als Grundkdtper der Welt, Ebertin, Erfun^o 

obert Hensehng: Umstrittenes Weltbild, Phtlipp Reclam, Leipzig 1939 

' FloridEsA " C ° Sm0g0ny ’ **** Star House'. Estero, Lee Co 
August Piccard: Aufl 6 000 Meter, Zurich 1939 

Be* !“r 0 '™‘“ ge Leipzig und 

yy 7u! lmann: Handbuch der physikalischen Optik, Leipzig 1927 

Bc, T; ohnau 1948 i 

a r-uorgie, Otto Hillmann, Leipzig 1926 
c A. Muller: Knuk der Hohlwetaheorie, Schin*, * Mahlau, Frankfurt , 940 
■■ , von VVeizsacker: Zum Wehbild der Pl, ysik , S, Hirzel, Leipzig 1 945 


250 


Ernst Zimmer: Umsturz im Weltbild der Physik, Knorr & Hirth, Miinchen 1942 

l.ru li Schneider: Das naturwissenschaftliche Weltbild, Btichergilde Gutenberg 
1945 

K. Neupert: Geokosmos, GropengieBer, Zurich 1940 

P E. Amico-Roxas: El Falso Concepto del Universe, 1933, Editorial Arpe Calle 
E. Zeballos 1 89, Rosario, Argentina 

Wilhelm Westphal: Atomenergie, Westkulturverlag, Meisenheim 1948 

Kurt Himpel: Probleme der Entwicklung des Universums, Curt E Schwab Stutt- 
gart 1948. 

Aufsatze nach Angaben im Text. 

0 


251